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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Kreta 2009 - KK



Kreta-Klaus
30.August.2009, 14:20
Hallo, ich fange mal an, auch wenn dieser erste Teil noch wenig Kreta beinhaltet:

Freitag, 14. August
Dieser Freitag beginnt wie jeder andere Freitag seit nunmehr vier Jahren: Der Wecker klingelt um halb sieben. Ich habe also kein Problem damit, wach zu werden. Und doch ist es ein besonderer Freitag, es soll endlich wieder nach Kreta gehen!
Nehme ich nach der üblichen Morgentoilette noch einen Tee? Natürlich. Vorher eile ich wieder nach oben in mein Arbeitszimmer und will mir zur Sicherheit noch einen Reserveflugschein meiner Online-Buchung ausdrucken. Der Drucker streikt. Dann schaue ich noch schnell in meine Mails, hätte ich besser nicht gemacht. Denn ich stoße auf eine SOS-Mail, die eine dringende Änderung im Online-Guide erbittet. Das geht jetzt aber echt nicht, denn ich muss in zehn Minuten das Haus verlassen. Mein Sohn, der mich zum Flughafen fahren wird, scharrt schon ungeduldig mit den Hufen, denn er muss hinterher dringend zu seinem Praktikum beim Sozialamt der Stadt Köln. Also wird der Aufbruch dann doch hektisch, der Tee wird im Stehen hinunter gestürzt, das liebevoll bereitete Marmeladenbrot bleibt unangetastet. Ab auf die Piste …
Auf der Fahrt zum Flughafen stelle ich nach und nach fest, dass ich alles primär Wichtige wie Flugschein oder Papiere bei mir habe, dafür aber ein paar "überlebenswichtige" Kleinigkeiten wie Feuerzeuge oder Kleingeld in der anderen Jeans gelassen habe. Na ja, das etwas größere Geld ist am Mann, es wird sich alles also richten lassen.
Wir sind viel zu früh am Flughafen, der Check-In verläuft flott und problemlos, und auch beim Sicherheitscheck findet man weder Waffen noch Sprengstoffe bei mir. Da war ich aber doch zu voreilig, denn drinnen gibt es nicht nur keine Raucherinsel, vor allen Dingen gibt es auch nirgendwo ein Feuerzeug zu erwerben. "Das dürfen wir hier nicht mehr verkaufen!" Also ist Abstinenz angesagt, aber es gibt Schlimmeres.
Um die Zeit bis zum Abflug totzuschlagen, kaufe ich mir zwei Zeitschriften und setze mich in den Warteraum. Unweit von mir sitzt ein jüngeres (typisch) englisches Paar mit einem hyperaktiven Kind. Die ständigen gut gemeinten Versuche des Vaters, dieses etwas zur Ruhe zu bringen, nerven auf Dauer weit mehr als das Kind selbst.
Der Aufruf des Fluges erfolgt pünktlich. Natürlich verhallt – obwohl zweisprachig vorgebracht – die Durchsage: "Wir bitten zuerst die Fluggäste der Reihen 16-32 einzuchecken" völlig ungehört, sodass es zur üblichen Stauung am Gate kommt. Dabei sollte doch jedem klar sein, dass es nicht darauf ankommt, wer zuerst einsteigt, denn eher auf Kreta kommt der an, der zuerst aussteigt … wenn auch nur unwesentlich früher.
Dann sind auch wir anderen offiziell dran. Auf dem Weg am Cockpit vorbei ist zu erkennen, dass wir einen weiblichen Co-Piloten haben werden. Hinter mir sagt jemand: "Oh weiah, dann, dann fliegen wir wohl eine halbe Stunde länger, die traut sich ja nicht zu überholen!" Das bringt ihm einen Rippenstoß seiner Freundin ein.
Die nächste Überraschung folgt beim Betreten des Flugzeugs selbst: Zwei männliche Stewards … tempora mutantur.
Ich hatte mir extra rechtzeitig den Sitz 4A reserviert, denn für den Anflug auf Kreta sitzt man wie bekannt am besten links vor den Tragflächen. Dass ich dann auch als einer der Ersten etwas zu essen bekommen würde, erweist sich aber als Trugschluss, weil die Jungs hinten anfingen. Den gereichten "kalten Snack" betrachtete ich zuerst mit etwas Misstrauen, denn es handelte sich um ein längliches Laugenbrötchen mit irgend etwas darauf. Da ich befürchtete, dieses trocken aussehende Ding nur mit reichlich Flüssigkeit herunter zu bekommen, orderte ich gleich drei Becher mit Apfelschorle, die ich auch ohne Widerspruch bekam. Und der Snack erwies sich dann als unerwartet saftig und lecker, denn er war mit reichlich Schinken, Käse und Tomaten belegt.
Meine Sitznachbarn, ein "mittelaltes" Paar waren freundlich, wenn auch nur mäßig gesprächig. Zumindest erfuhr ich, dass sie schon mehrfach auf Rhodos gewesen waren, diesmal aber zum ersten Mal auf Kreta sein würden und zwar in Chersonissos. Ich war höflich genug, mir jeden Kommentar zu verkneifen.
Der Rest des Fluges verlief eher ereignislos, außer dass ich auf der Bordtoilette mein Handy verlor, es aber wieder bekam.
Auch die Landung und Gepäckabfertigung gelangen ohne Probleme, sodass ich schnell meinen alten Freund "Knubbel-Jorgos" von Citycar in die Arme nehmen konnte.
Ein paar Minuten mussten wir noch auf ein anderes Paar warten, das ebenfalls bei ihm reserviert hatte, dann ging es ab zum Parkplatz. Während Jorgos die anderen abwickelte, säuberte sein lustiger Gehilfe Toni aus Belgien schon mal die Scheiben meines knallblauen Clio, der mich die nächsten zwei Wochen über Kreta tragen würde.
Dann wurde auch fix mein Vertrag gemacht, wobei wir uns nach all den Jahren einiges zu erzählen hatten. Als das Geschäftliche erledigt war, grinste er mich an. "Jetzt haben wir uns schon so lange nicht mehr gesehen, du fährst jetzt nicht einfach los. Jetzt gehen wir erst einmal zusammen was essen!" – "Jorgo, ich habe eben gefrühstückt. Aber meinetwegen, nur ein bisschen und nicht so weit weg!"
Es wurde nicht weit weg, sodass die Konversation ständig durch startende Flugzeuge behindert wurde. Das Essen war viel zu reichlich, sodass Jorgos (!)
es an einen Straßenhund verfütterte. Danach durfte ich dann endlich gen Osten starten, nicht ohne von Jorgos darauf hingewiesen worden zu sein: "80 Kilometer, es gibt Radar!" Das höre ich seit 20 Jahren, Jorgo!

Demnächst mehr …
Gruß Klaus

Henry
30.August.2009, 16:11
Nun, lieber Klaus, das fängt ja gut an. :jo:

Bin neugierig, wie es weitergeht.

Henry

Sternenkind
30.August.2009, 19:16
:freu:Bin schon seeehr neugierig wie es weitergeht :spin:Der Toni vom Jorgos hat uns erwartet, spricht sehr gut deutsch:jo:

Kreta-Klaus
30.August.2009, 19:30
Na ja, er spricht ein sehr lustiges Deutsch und ist überhaupt ein lustiger Vogel.
Am letzten Tag durfte ich miterleben, wie er unverdrossen damit kämpfte, alles Gepäck einer deutschen Familie im Auto unterzubringen. Es war ein hasrter Kampf, aber er hat ihn letztendlich doch gewonnen.
Gruß Klaus

Dorli
30.August.2009, 19:43
Zumindest erfuhr ich, dass sie schon mehrfach auf Rhodos gewesen waren, diesmal aber zum ersten Mal auf Kreta sein würden und zwar in Chersonissos. Ich war höflich genug, mir jeden Kommentar zu verkneifen.

:sd33::sd33::sd33:

Sehr unterhaltend, da merkt man einfach den Bücherschreiber...
Freue mich auf mehr, vor allem auf die Geschichten aus Kalamaki :freu:

Dorli

Kreta-Klaus
30.August.2009, 19:57
1. Tag, Teil 2:
Der Clio schnurrt gemütlich vor sich hin, ein wirklich angenehmes Auto. Über die Fahrt bis Férma gibt es nicht viel zu berichten, fast schon Routine, alles sieht aus wie früher. Als ich auf dem kleinen Parkplatz des Oleander Garden den Motor abstelle, kommt Mia schon herbei geflitzt. Ich bin ca. 2 Stunden später dran als erwartet, daran ist Jorgos schuld. Miro erscheint dann auch – leicht verschlafen - und trägt mein Gepäck ins Zimmer (was für ein Service), danach schaue ich mir mit den beiden den Rest der Anlage an und bin beeindruckt.
Dann geht es auf ein Begrüßungsbier auf die untere Gemeinschaftsterrasse. Andere Bewohner gesellen sich hinzu, wir machen uns ohne Umschweife miteinander bekannt. Dies sollte sich in den nächsten Tagen wiederholen. Die Stimmung im Oleander Garden ist ungezwungen und familiär, sehr nett und angenehm, wozu natürlich in großem Maße die Gastgeber Mia und Miro beitragen.
Es ist dunkel geworden. Ich will noch das Nötigste auspacken und eine Kleinigkeit essen, also verabschiede ich mich. Ich steige die Treppe hoch, werde aber von Mia abgelenkt, die mir entgegen kommt und übersehe die letzte Halbstufe. Hätte sie nicht geistesgegenwärtig zugegriffen, hätte ich mich mit allem Komfort auf die Schnauze gelegt. Es ging gerade noch mal gut, danke Mia.
In der Küche zerlege ich als erstes einen Teller (war wohl nicht mein Tag), und dann klappte es mit dem Einschlafen nicht so ganz.
Zuerst kamen meine französischen Nachbarn, mit denen ich mir die Küche teile, geräuschvoll nach Hause (was soll's), dann rufen Frau und Sohn um Mitternacht an, um mir zum Geburtstag zu gratulieren. Immerhin ist es der 60, also verzeihe ich ihnen. Und irgendwann schlafe ich dann doch ein …

Demnächst mehr
Gruß Klaus

Frank
31.August.2009, 07:29
Hallo Klaus,
das wird sicher wieder ein toller Bericht. Ich freue mich schon drauf.
Kann ich davon ausgehen, den irgendwann im Journal zu finden?
Gruß,
Frank

Kreta-Klaus
31.August.2009, 09:35
Hallo Frank,
natürlich kommt der Bericht letztendlich auch ins Kreta-Journal ... ich bin übrigens gespannt, was Du sagen wirst, wenn ich ein Bild meines Autos reinstelle ... es ist blau!
Gruß Klaus

Frank
31.August.2009, 09:39
...ich bin übrigens gespannt, was Du sagen wirst, wenn ich ein Bild meines Autos reinstelle ... es ist blau!
Gruß KlausDas habe ich ja schon mit Entsetzen gelesen :sd33::laugh:
Frank

Kreta-Klaus
31.August.2009, 13:54
Hallo,
hier geht es weiter:

Samstag, 15. August
Zuerst einmal schlafe ich ein wenig aus. Dann lerne ich in der Küche meine Nachbarn kennen. Sie gehören zu den wenigen Franzosen, die freiwillig Englisch sprechen :blink: und so steht einer netten Konversation nichts im Wege. Ich bekomme sogar einen großen Kaffee ab (ich hatte selbst noch keinen gekauft). Danach gehen sie zum Strand und ich widme mich meinem ersten griechischen Frühstück mit Tomaten, Oliven, Graviera, Salami und Brot.
Da ich für den heutigen Abend ein paar Gäste eingeladen habe, hatte ich Mia vorher gebeten, für den "besonderen Anlass" etwas Sekt zu besorgen. Miro hatte das auch getan, allerdings hatte er nur eine (!) Flasche "irgendeines komischen spanischen Sekts" bekommen. Also, Freixenet fand ich noch nie komisch. Aber eine Flasche für 6 Personen? Das erschien mir dann doch ein wenig knapp kalkuliert. Also fuhr ich nach dem Frühstück nach Ierápetra, um noch ein wenig mehr zu besorgen. Aber da hatte ich die Rechnung ohne den Feiertag gemacht (ja, mein Geburtstag ist ein großer Feiertag auf Kreta): Alle Supermärkte hatten geschlossen, sogar der Discounter mit den vier Buchstaben …
Ansonsten war in Ierápetra Gott und die Welt unterwegs. Ich wollte kurz bei Rainer von Protos vorbeischauen, aber auch er hatte geschlossen. Einen kurzen Besuch machte ich bei der Gelegenheit in der Cretan Villa. Manolis freute sich, war aber ziemlich im Stress, da gleich mehrere Gäste gleichzeitig an- bzw. abreisten. Also hielt ich ihn nicht allzu lange von der Arbeit ab und fuhr stattdessen nach Férma zurück, um in den dortigen Supermärkten mein Glück zu versuchen. Diese hatten trotz Feiertag geöffnet, leicht wurde es aber dennoch nicht. Meine intensive Suche im Weinregal führte zu keinem Ergebnis, also fragte ich die Frau an der Kasse (dort saß eigentlich mindestens eine komplette Familie), ob sie denn "Sampanja" hätten. Ja, der müsse da hinten beim Wein stehen … Ich wandte wohl überzeugend ein, dort hätte ich erfolglos gesucht, denn sie verwies mich an ihren Mann, der auch "irgendwo da hinten" sei.
Ich fand ihn auch, er befand sich gerade in einer intensiven Diskussion mit einem Kunden, der Plastikschälchen für Oliven o.ä. kaufen wollte und sich mit sich selbst nicht über die Menge einigen konnte. So begann es mit fünf Stück, dann wurden sechs daraus etc. Zum Schluss waren es dann zwölf. Leider setzten die Beiden dann ihr Gespräch ausschweifend fort, indem der Kaufmann seinem Kunden ca. zehn Mal den Weg zu einer bestimmten Taverne beschrieb, wobei er immer wieder fragte, ob der andere verstanden hätte … ich kann den Weg jetzt theoretisch auch beschreiben.
Irgendwann wurde es dem Kunden dann wohl doch zu viel, er ergriff die Flucht und ich die Gelegenheit, nach "Sampanja" zu fragen. Ja, so was hätte man da. Er suchte ebenfalls eine ganze Weile, dann wurde im untersten Regal fündig. Hier sei der edle Tropfen und er sei auch noch sehr billig. In der Tat, drei Euro fünfzig war ein gutes Angebot … der Freixenet hatte mehr als acht Euro gekostet. Doch leider trübte sich meine Freude schnell, denn auf dem Etikett befand sich unübersehbar der Aufdruck "Sine alcool" … Dass sein Sekt alkoholfrei sei, wollte der gute Mann zuerst absolut nicht einsehen. Irgendwann ließ er sich überzeugen und schlug vor, es zu machen wie die Griechen: "Wir lassen den Sektkorken nur knallen und trinken dann Whisky …"
Die Methode finde ich nicht so toll, also probiere ich es im anderen Supermarkt von Férma. Und siehe da, hier bekam ich sogar Sekt mit Alkohol.
Ich brauchte dann noch Zigaretten und wollte eigentlich eine ganze Stange Marlboro Menthol kaufen. Eine Stange hatte der gute Mann nicht und kramte stattdessen alle Päckchen aus dem Regal heraus, insgesamt acht … davon waren aber die Hälfte Menthol Light.
Es dauerte mindestens ebenso lange wie die Klärung der Alkoholfreiheit im anderen Supermarkt, bis er endlich einsah und zugab, dass sich die beiden Sorten unterschieden.
Aus irgendeiner dunklen Ahnung heraus kaufte ich noch etwas Cola …
Kurz nach sieben Uhr beehrten mich dann Mia und Miro auf meiner kleinen Terrasse. Da ich Nikoletta vor dem Urlaub nicht noch einmal kontaktiert hatte, hoffte ich, dass sie und ihre Eltern den Termin nicht vergessen hatten. Dummerweise hatte ich auch ihre Handynummer nicht gespeichert, war aber sicher, sie noch in meinen privaten Mitteilungen im Kreta-Forum zu finden. Miro fragte, ob ich einen Laptop dabei hätte, ich hätte auf der Terrasse Bluetooth-Empfang. Als ich verneinte, nahm er den "kürzesten Weg" zu seiner Wohnung, d.h. er sprang über den Blumenkasten auf den Nachbarbalkon und von diesem über verschiedene Dächer weiter nach unten. Allein das war schon recht beeindruckend, noch erstaunter war ich aber, als er mit seinem Laptop auf dem gleichen Weg (!) zurückkam.
Leider war der Aufwand umsonst, denn ich fand die Telefonnummer nicht … aber wir warteten auch nicht umsonst, denn kurz vor neun Uhr kamen dann Nikoletta, Iris und Friedhelm (irfrie) sowie ihr "Fahrer" Spyros, der ein dankbarer Abnehmer für die Cola war.
Es wurde ein sehr netter Abend, gegen halb zwölf zog es dann Mia und Miro wieder zur Arbeit (ich habe die beiden fast nie untätig gesehen) und auch die anderen brachen auf, weil sie "noch einen anderen Termin" hatten. Was dieser andere Termin war, wurde mir erst am nächsten Tag klar: Friedhelm hat einen Tag später Geburtstag als ich. Das war also auch der Grund, warum sie erst am Montag zu unserem ersten gemeinsamen Ausflug Zeit hatten.
Da der Sekt ohnehin alle war, ging ich dann kurz nach ein Uhr ebenfalls in die Falle.

Demnächst geht es weiter ...
Gruß Klaus

Morgaine
31.August.2009, 14:25
ach einfach klasse....ich kanns auch kaum erwarten, dass es weiter geht :freu::freu::freu:

Daniel Habicht
31.August.2009, 14:55
auch ich bin bespannt wie es weitergeht!:freu:
gruß daniel

Kreta-Klaus
31.August.2009, 16:23
Und der nächste Tag (ganz geht in diesem Tempo aber nicht weiter ... ich will ja erst noch ein paar Fotos als Rätsel verwursten):

Sonntag, 16. August
In der Nacht kamen irgendwann meine neuen Nachbarn an, ein jüngeres Pärchen aus Berlin. Wir lernten uns am Morgen schnell kennen, denn da sie noch keine Lebensmittel eingekauft hatten, lud ich sie zum Frühstück ein.
Später gingen sie einkaufen und brachten auch gleich was für mich mit. Wie ich schon erwähnte, im Oleander Garden herrschte eine sehr positive Atmosphäre.
Am späten Vormittag machte ich mich dann auf meine erste kleine Rundtour, beginnend in Koutsounári. Von hier aus gibt nach Norden ins Gebirge nach Ágios Ioánnis und dann am Hang entlang nach Schinokápsala. Weiter ging es dann nach Orinó.
Die Landschaft wurde immer wilder und die Nadelbäume, die sich an die Felsenhänge krallten, spärlicher. Nach so vielen Jahren war ich eigentlich ziemlich sicher, dass ich schon alle wirklich beeindruckenden Landschaften gesehen hatte, aber als ich hier entlang fuhr, fühlte ich mich aufgrund der majestätischen Berge ziemlich winzig.
Orinó war in der Vergangenheit wie manche andere sehr stark von der Landflucht betroffen, ist aber heute wieder recht lebendig, viele Häuser sind renoviert. An diesem Sonntag waren aber wohl auch ziemlich viele Besucher im Dorf, denn Autos parkten dicht an dicht in der schmalen Dorfstraße, ich musste mehrfach zurücksetzen, weil jemand entgegenkam (manchmal setzte aber auch der zurück).
Man kann durch das Dorf hindurch auf einer gut befahrbaren Schotterstraße weiter nach Thrípti fahren, das stand heute aber nicht auf meinem Plan. Stattdessen drehte ich kurz hinter dem Dorfausgang um und kämpfte mich wieder durch die enge Straße zurück. Statt aber nun den gesamten Weg zurück zu fahren, wählte ich knappen Kilometer vom Dorf entfernt die Straße nach Stavrochóri, die zuerst asphaltiert über einen Bergrücken und auf der anderen Seite mit ziemlich gut befahrbarem Schotter in zahllosen Kurven wieder ins Tal führt. Etwa 4,5 Kilometer dieser Strecke sind wie gesagt nicht asphaltiert. Unterwegs hatte ich eine Schafherde als Gegenverkehr. Brav wartete ich und ließ die Tiere vorbei. Hinter ihnen kam der schwarz gekleidete Hirte, der mir zurief, ich sollte doch ruhig weiterfahren. Aber ich hatte es doch nicht eilig.
Beim Friedhof von Stavrochóri, der wie alle Friedhöfe weit außerhalb des Dorfes liegt, fing dann der Asphalt wieder an. Für dieses Dorf gilt übrigens Ähnliches wie für Orinó, es herrscht wieder neues Leben, vor allen Dingen an dem kleinen gemütlichen schattigen Dorfplatz mit mehreren Kafenía – also durfte es eine kleine Pause mit einem Frappé métrio sein.
Von da aus ging es dann auf breiter Asphaltstraße in relativ harmlosen Kurven hinunter nach Koutsourás und dann über die Küstenstraße zurück nach Férma. Alles in allem waren es ca. 65 Kilometer, für die ich mit Kaffee- und Fotopausen etwa drei Stunden gebraucht hatte.
Als ich wieder in "meiner" Küche ankam, wollten die Franzosen gerade abreisen. Die Frau sagte zu mir, es sei ihr schrecklich peinlich, aber jemand habe am Morgen ihr Geschirr gespült. Das war ich gewesen, aber wo war das Problem? Die paar Teller und Tassen waren schnell abgehakt.
Als sie dann abgefahren waren, schaute ich im Gemeinschaftsraum am hauseigenen Internetanschluss mal kurz in meine Mails und ins Kreta-Forum hinein, im Hintergrund lief eine dieser endlosen Soaps mit den eingebauten Lachern, an der sich ein paar Kinder ergötzten.
Miro war wie stets geschäftig unterwegs, neben der vielen Arbeit am Haus gibt er nach Absprache ja auch noch Tauchunterricht.
Ein Mädchen, dass mit seinen Eltern und Miro gerade vom Tauchen kam, wollte stolz in ihrem neuen Tauch-T-Shirt fotografiert werden, leider scheiterte das am leeren Akku von Miros Fotoapparat und wurde auf den nächsten Tag verschoben.
Zum Abendessen – ich hatte keine Lust, noch mal rauszugehen - aß ich eine gut gewürzte Portion Gígantes, zusammen mit einem Tellerchen Oliven, Schafskäse und rohen Zwiebeln. Ich liebe das …
Nach einer oder zwei Flaschen Bier überkam mich eine wohlige Bettschwere, zudem wollte ich am nächsten Morgen recht früh aufstehen, denn ich war mit Nikoletta, Iris und Friedhelm zum ersten größeren Ausflug verabredet und hatte versprochen, sie um Punkt 8 Uhr in Ierápetra abzuholen. Der Tag sollte genutzt werden … und er wurde recht heftig genutzt.

Demnächst mehr ...
Gruß Klaus

anette_sfakia
31.August.2009, 16:26
Von Nikotetta habe ich schon ein wenig vom Ausflug erzählt bekommen, jetzt bin ich ja gespannt auf deine Version.
Liebe Grüße,
Anette

Sternenkind
31.August.2009, 16:56
Zum Abendessen – ich hatte keine Lust, noch mal rauszugehen - aß ich eine gut gewürzte Portion Gígantes, zusammen mit einem Tellerchen Oliven, Schafskäse und rohen Zwiebeln. Ich liebe das …

:prost1:Ja also da hätten wir sofort mitgegessen---schmatz:laugh::laugh:
Freue mich schon auf die Fortsetzung und auf die Fotos:nuts:

Karsten
31.August.2009, 16:58
Na jetzt machst Du es aber spannend...freu mich auf die Fortsetzung:freu:

W.W.7640
31.August.2009, 17:31
Hallo Klaus,
in einer Woche bin ich auf "unserer" Insel, zum Einstimmen brauche ich jeden Tag eine Fortsetzung Deiner tollen Reiseerlebnisse! :e040_1: :blink:

Tanny
31.August.2009, 17:48
Hallo Klaus!

Ja auch ich warte gespannt auf deinen Reisebericht von Freitag dem 21.8!

Grüße

Tanja:smiley5:

Dafi
31.August.2009, 17:49
hi Klaus
kannst du mir sagen welchen Weg du von orino nach Stavrochóri, genommen hast?
Wir sind nämlich dort hängen geblieben (Siehe bild in meinem Bericht)
weil wir auf dem losen schotter(an der Stelle mit den 2 catapillars ) nicht weiterkamen. Oder haben die dort inzwischen weitergearbeitet?

Es kann aber auch gut sein, das wir eine falsche Abzweigung genommen haben. Wir sind die umgekehrte Richtung gefahren.( Von St- nach O)

Schön das dir der oleandergarten auch so gut gefallen hat. Aber das TURMZIMMER kriegen wir immer. :blink:

gruß dafi

Kreta-Klaus
31.August.2009, 18:56
Hallo Dafi,
von Orinó nach Stavrochóri gibt es nur eine Straße. Wie beschrieben nimmt man an der Straßengabelung etwa 1 Kilometer "vor" Orinó nicht den rechten Abzweig Richtung Schinokápsala hinunter, sondern die linke Möglichkeit, die sogar nach Stavrochóri ausgeschildert ist. Zuerst geht es noch auf Asphalt aufwärts über einen Bergrücken und dann auf Schotter in schier endlosen Kurven nach unten. Runter war es mit dem zivilen Clio überhaupt kein Problem.
Am nächsten bin ich die Strecke aber mit dem gleichen Auto - besetzt mit vier Erwachsenen - umgekehrt (also rauf) gefahren, da musste ich manchmal ganz schön auf den Pinsel drücken und feste kurbeln, sonst wäre ich in manchen der doch teils steilen Kurven vielleicht hängen geblieben. Es lief aber insgesamt problemlos und die Mitfahrer lobten das Auto ebenso wie mich, auch wenn sie ein wenig durchgeschüttelt wurden (siehe der nächste Bericht: "Der mit dem Clio tanzt").
Gruß Klaus

PS.: Eure Erlebnisse waren ja echt ziemlich abenteuerlich. Liegt das jetzt an Dir oder an Deinem Mann? :blink::laugh:

Kretagegge
31.August.2009, 18:59
Hallo Klaus,
die gleiche Tour bin ich vor zwei Jahren auch gefahren. Also die ist landschaftlich großartig, habe es auch so empfunden.
Warten auf mehr.

Gruß Gegge

Dafi
31.August.2009, 19:12
hi Klaus
sag mal bist du denn hier 33923orbei gekommen??????????
Wir sind dort zurückgefahren ,weil der klein seicento schon anfing zu "schwimmen"
Und wenn wie weit wäre es noch bis orino gewesen?
und für die Abenteuer sind wohl er und ich zuständig, da er für meine Zustände verantwortlich ist.:blink:

Gruß dafi

Kreta-Klaus
31.August.2009, 19:53
Hallo Dafi,
also an diesen Sandhaufen kann ich mich jetzt nicht erinnern ... :blink:
Gruß Klaus

Tom
31.August.2009, 20:03
Danke, Klaus!
Das war offentsichtlich eine gelungene Tour,
wir geniessen mit!

Gruß, Angelika & Tom

Kreta-Klaus
31.August.2009, 20:07
Hallo Tom,
das war doch erst die allererste kleine Tour, es kommt noch viel besser ... :jo: nämlich schon am nächsten Tag. Ich setzte hier bewusst noch keine Fotos rein ... aber die kommen noch!
Gruß Klaus

mia
31.August.2009, 20:53
Lieber Klaus :smile:
danke, dass du dich im Oleandergarden wohl gefühlt hast und durch deine Anwesenheit zu der "positiven Atmosphäre" bei uns beigetragen hast.
Jeder Einzelne hier erzeugt die Gesamtheit des Wohlfühlfaktors (reden ist einfacher als schreiben :smilie_verl_070:).
Ich freue mich, dass ich deine Berichte hier lesen kann, denn wir hatten ja leider kaum Zeit für längere Gespräche ...
Das nächste Mal musst du im Mai oder Oktober kommen, da könnten wir ja vielleicht sogar zusammen einen Ausflug machen :biggthump

Wir warten gerade auf die Ankunft von Bea und Stefan :huepf:. Müssen jede Minute eintreffen.

Bettina
31.August.2009, 21:15
Wir warten gerade auf die Ankunft von Bea und Stefan :huepf:. Müssen jede Minute eintreffen.

...na dann grüße sie ganz lieb....

@ Klaus....:biggthump ...weiter ....

Kreta-Klaus
31.August.2009, 21:51
Jetzt kommt doch noch der nächste Tag, er war lang und deshalb ist es der Bericht auch:

Montag, 17. August
Wir waren alle pünktlich: Ich fuhr um 7:58 Uhr an der Straße vor und sah sie schon aus dem Haus kommen.
Nun zeigte sich, dass es sich schon gelohnt hatte, nicht die allerkleinste Wagenklasse zu nehmen, wir kamen trotz zweier umfangreicher Fototaschen alle vier gut unter. Ich hatte am Vorabend schon einmal sondiert, wo sie im Osten denn schon gewesen waren und wo nicht – sie wohnen immer im gleichen Haus etwas außerhalb von Ierápetra und hatten natürlich dort schon viele Kontakte.

Danach plante ich die Route ein klein wenig um, so wurde sie ein bisschen kürzer und für alle interessanter. Spyros hatte mir übrigens versichert, dass einige Straßen, bei denen ich mir nicht 100%ig sicher war, inzwischen bestens asphaltiert seien, was sich natürlich bestätigte.
Schon nach wenigen Kilometern meinte Friedhelm, der aufgrund seiner Körpergröße vorne neben mir saß, es sei wesentlich angenehmer, mit mir zu fahren als mit Spyros, der zwar sehr gut, aber auch immer sehr schnell unterwegs sei – Geschwindigkeitsbegrenzungen waren ihm völlig gleichgültig. Ich erwiderte grinsend, ich wäre in der Regel auch kein Kind von Traurigkeit, aber ein Clio sei nun mal kein Audi A4 und wir hätten es ja nicht besonders eilig. Tatsächlich fahre ich auf Kreta auch gerne zügig, aber immer der Straße und dem Verkehr angepasst. Und außerdem war ja heute vor allem der Weg das Ziel.

Hinter Makrýgialos bog ich rechts ab Richtung Kloster Kapsás und Goúdouras. Auch diese Straße ist längst bestens asphaltiert, ich kenne sie noch als Schotterpiste … Das Kloster haben wir alle schon besichtigt (auch mehrfach), also ließen wir es links liegen. In Goúdouras zeigte ich den dreien den niedlichen kleinen Fischerhafen: Mangels einer natürlichen Bucht hat man einfach einen Kanal ca. zwanzig bis dreißig Meter ins Land hinein gegraben, den die Straße auf einer Brücke überquert und der sich dann zu einem kleinen Becken erweitert. Natürlich taugt dieser "Hafen" nur für kleine Boote – schon wegen der recht niedrigen Brücke.

In Goúdouras endet die Küstenstraße und wir bogen in die Berge ab Richtung Zíros. Diese Strecke bin ich wohl das letzte Mal vor knapp 20 Jahren gefahren (allerdings von oben nach unten). Damals ähnelte sie eher einem Flussbett als einem Weg oder gar einer Straße, heute aber ist auch sie zwar kurvenreich, aber bestens asphaltiert. Vor allen Dingen stehen auch viele neue Hinweisschilder an den meisten Straßen – es gab wohl frisches EU-Geld – so auch hier … bis auf eine entscheidende Stelle, an der ich mich dann auch prompt verfuhr.

Plötzlich ging es dann nämlich wieder bergab, obwohl wir noch gar nicht oben in Zíros angekommen waren und dann kamen wir an dem hässlichen Kraftwerk vorbei, dessen Schlote wir schon von weitem gesehen hatten, und wieder zum Meer. Also hätte ich weiter oben doch an der unbeschilderten Abzweigung links abbiegen sollen … nun, der Umweg kostete nur ein paar ganz wenige Kilometer.
Nun ging es also weiter bergauf und dann hatten wir die Hochebener erreicht. Wenige Kilometer vor uns lag an einem Berghang Zíros, dass wir uns kurz aus der Nähe anschauten, aber nicht sonderlich interessant fanden, also ging es ein Stück wieder zurück, um dann hinunter nach Xerókambos zu fahren. Dabei kamen wir an einem Militärgelände vorbei, vor dem eine ausrangierte Propellermaschine "geparkt" war. Friedhelm fotografierte sie heimlich, was einen entgegen kommenden älteren Bauern zu dem Hinweis nötigte, hier sei Fotografieren verboten. Na, wer hätte das gedacht? Also taten wir so, als verstünden wir kein Englisch und verabschiedeten uns freundlich lächelnd. Da uns keine Militärstreife mit Blaulicht folgte, hat der alte Mann uns wohl nicht verpetzt und ins Internet wird dieses aufregende militärische Geheimnis sicherlich auch nicht eingestellt.

Nun lockten bald wieder die Serpentinen bis hinunter zum Meer – mehrere Fotostopps waren trotz recht heftigen Windes obligatorisch.

Xerókambos hat sich inzwischen streudorfmäßig auch in die westliche Nachbarbucht ausgedehnt, es gibt eine ganze Reihe neuer Häuser. Wir fotografierten alle das gleiche Motiv, einen Felsen im Meer mit einem Baum im Vordergrund und es war schon interessant, dass alle Bildkompositionen unterschiedlich waren.

Im "Hauptort" zeigte ich meinen Begleitern den Strand, sie waren gebührend angetan. Dann stand uns der Sinn nach einer ersten Rast, zum Mittagessen war es noch zu früh, aber wir nahmen einen Frappé in der Taverne "Creta Sun" an der "Hauptstraße" zu uns. Das ganze Lokal ist mit Grün und Blumen überwachsen und verfügt auf der anderen Straßenseite über eine plastikverkleidete, aber nach vorne offene Terrasse, wo wir zwar als einzige Gäste, aber sehr gemütlich saßen. Der Wirt wirkte nur kurz enttäuscht, dass wir nichts essen wollten, dann erlag er dem Charme unserer blonden Damenbegleitung. Und selbst mit den sanitären Anlagen waren die Damen sehr zufrieden.

Danach hatte die Straße uns wieder. Wie schon erwartet, ist die Strecke Richtung Zákros inzwischen asphaltiert und geradezu komfortabel ausgebaut. Dann passte ich einen Moment nicht auf – wir unterhielten uns ja die ganze Zeit ziemlich angeregt – und bog an einem T-Stück (links nach Sitía, rechts nach (Káto) Zákros) versehentlich rechts ab. Erst auf den Serpentinen hinunter merkte ich wirklich, dass wir eigentlich gar nicht nach Káto (!) Zákros wollten. Aber aufgrund dieses Versehens konnten wir unten zumindest feststellen, dass sich nicht viel geändert hat. Es gibt lediglich ein paar neue Tavernenterrassen auf der Strandseite der Straße und … das große Schiffswrack, das seit Jahren in der Bucht lag, ist weg (wohin auch immer). Wir hatten immer noch keinen Hunger, also drehten wir um und fuhren wieder nach oben, durch Áno Zákros hindurch bis zum nächsten Dorf Adravásti.

Ich erzählte den anderen, warum die Erde hier nicht mehr rot, sondern fast violett war, das ist laut einheimischer Erklärung auf ein bestimmtes Mineral im Boden zurückzuführen, welches sie "Jolifa" nennen. Ich habe noch keine Übersetzung gefunden, vielleicht weiß da jemand mehr.

Hinter Adravásti bog ich links ab und wir fuhren wieder zur Chandrás-Hochebene hinauf. Diese Ebene ist bekannt für ihren Weinbau und die Windräder, die man auf den Bergen ringsum sieht.
Kaum fahren wir nach Karýdi hinein, müssen wir einen unfreiwilligen Stopp einlegen. Vor uns steht ein großer Tieflader, der einen fast ebenso großen Raupenbagger trägt. Da ist absolut kein Vorbeikommen … auch zum Umdrehen ist es zu spät, denn hinter uns steht bereits ein mittelgroßer LKW und ein paar andere Wagen.
Einer der Arbeiter kommt zum Auto und bedeutet uns, man sei "very sorry", aber der Bagger müsse jetzt erst einmal abgeladen werden. Wir entschließen uns abzuwarten, ich setze den Wagen in eine Seitengasse und wir gehen ein wenig spazieren und schießen ein paar Fotos. Dann fährt der Tieflader ab, der Bagger blockiert aber nach wie vor die Straße. Dann baggert er aus unerklärlichen Gründen ein wenig an der Böschung herum, um sich dann irgendwann im Schritttempo ein wenig weiter nach oben und an den dort vorhandenen breiteren Straßenrand zu begeben. Und nun wurde es spannend, denn ein kleines Stück weiter oben treffen sich drei Straßen und die, auf der wir weiterfahren wollten, war natürlich genauso verstopft wie die unsrige. Ich musste dann noch auf einem Feldweg drehen, was Friedhelm durchaus etwas misstrauisch kommentierte, aber dann doch erleichtert feststellte, dass ich überhaupt kein Problem damit hatte. Man muss halt nur ahnen, wann hinter dem hohem Gras ein Abhang anfängt …
Inzwischen löste sich das Chaos an Autos an der Kreuzung auch allmählich auf und wir ließen Karýdi ein wenig erleichtert hinter uns.

Nun ging es fast flotten Gasfußes über Sítanos und Katélionas Richtung Chandrás. Hier bekamen wir das einzige kurze Stück Schotter unter die Reifen, das uns aber immerhin an Voíla vorbeiführte. Waren wir eigentlich zu faul? Keiner hatte Lust, den Hügel hochzusteigen. Nein, allmählich kam der "kleine Hunger". Also weiter nach Chandrás, was wir jetzt praktisch sofort erreichten.

Am ersten kleinen Dorfplatz gab es nur ein Kafenío und ein offensichtliches "Fastfoudádiko" (Gýros, Souvlákia, Patátes etc.) mit ein paar armseligen bunten Sonnenschirmen, das auf den ersten Blick nicht sehr anziehend wirkte, also beschlossen wir, uns lieber erst einmal nach etwas anderem umzusehen … und fanden auf die Schnelle nichts. Also kehrten wir zum Plätzchen zurück und machten es uns unter einem der Sonnenschirme so gemütlich wie es ging.
Wir diskutierten eine Weile, was wir denn essen wollten … ich gab zu bedenken, dass der Gýros hier wohl kaum lecker sein würde, da er nicht "lief", vergaß aber irgendwie meine eigenen Bedenken wieder und bestellte doch Gyros für alle bei dem jungen Kellner, der mich aufgrund seiner weit abstehenden Ohren und der sonstigen Physiognomie an einen ebenso wenig attraktiven Fußballer von Bayern München erinnerte (aus datenschutzrechtlichen Gründen verschweige ich hier den Namen).
Und dann hatten wir Glück: Er kam zurück an den Tisch und vermeldete, es gäbe kein Gýros! Glück? Und ob, denn als wir uns dann für Souvlákia entschieden, kam die Rückfrage aller Fragen: "Ke pósa thélete?" (Wie viele wollen Sie haben?) Hurra, sie hatten (natürlich) die kleinen leckeren, nicht die großen Spieße, wie man sie in Tavernen bekommt.
Wir entschieden uns für zehn Spießchen, einen großen Bauernsalat und zwei Portionen Tsatzíki und waren anschließend sehr zufrieden bis begeistert: Die kleinen Spieße hatten ganz genau den richtigen Fettanteil, um nicht trocken zu schmecken, alle Salatzutaten von den Tomaten, Gurken und Féta bis hin zu diesen typisch kretischen Mini-Oliven (nein ich meine nicht die verschrumpelten, sondern diese winzigen salzigen) waren von allerster Güte. Und das Tsatzíki war definitiv hausgemacht und zu meiner Freude zum Schluss noch einmal mit einem kräftigen Spritzer Olivenöl übergossen worden … ein einfaches Essen, aber Wonne pur. Es ging nicht nur mir so, ich glaube die anderen empfanden es zumindest ähnlich. Auch die Rechnung war für die ganze Herrlichkeit incl. eines Liter Weines und eines Mythos für den Fahrer durchaus freundlich angemessen. Die Wirtin, die die Rechnung selbst präsentierte, fragte noch woher wir kämen und quittierte die Antwort "ap' ti Germanía" mit einem mehrfach breit lächelnd vorgetragenen "Dankesseeen"!

Irgendwann schaute ich auf die Uhr und stellte fest, dass wir alles in allem viel früher dran waren, als ich erwartet hatte.
Also legte ich noch ein Schmankerl drauf. Zuerst ging es die Straße von Chandrás aus ein paar Kilometer nach Nordwesten und dann auf der großzügig ausgebauten Strecke von Sitía aus wieder gen Süden bis Koutsourás. Und nun fuhr ich die Strecke des gestrigen Tages noch mal anders herum, wie bereits erwähnt.

Dabei fielen mir zwei Dinge auf:
1. Die Schotterstraße von Stavrochóri nach Orinó ist anders herum wesentlich bequemer zu befahren. Hinauf muss selbst ein Clio gewissen Rallye-Fahrweisen ab können: Es war ein ständiger Eiertanz zwischen "Gas geben, um nicht hängen zu bleiben" und "um die dicksten Steine und tiefsten Löcher herumzufahren". Na ja, wir kamen heil oben an und niemand beschwerte sich, im Gegenteil. Das Auto und ich ernteten Schulterklopfen …
2. Die grandiosen Felsen unterhalb von Orinó wirken wesentlich imposanter, wenn man von unten kommt.
Also Ergebnis: Man befahre diese Strecke am besten lieber anders herum!
Als wir dann wieder nach etwa 220 Kilometern und inclusive aller Pausen fast neun Stunden später in Ierápetra einlaufen, kredenzt man mir noch ein gekühltes Bier (von diesem ungenannt bleibenden Discounter), dann aber verabschiede ich mich (eigentlich sollte es für dieses Jahr endgültig sein, aber es würde sich doch anders ergeben). Ich hasse lange Dankeselogen und Verabschiedungen, aber das erwähnte ich bereits.

Viel unternehme ich an diesem Abend nicht mehr, denn die Fahrt hat mich eigentlich überhaupt nicht ermüdet, solange wir unterwegs waren, jetzt aber merke ich doch allmählich, dass ich seit zwei Tagen sechzig Jahre alt bin.
Also noch schnell ein paar Rühreier mit … mmmh … Tomaten, Zwiebeln und Speck, Pfeffer, Salz, Orégano ... ein Mythos zum Einschlafen … und ab ins Bett!

Bald geht es weiter,
aber am nächsten Tag pflegte ich eher der Ruhe ...
Wie ich also jemanden enttäuschte, mit der ich eigentlich verabredet war, und die schon "drei Frauen" für mich "organisiert" hatte (mein Gott!), das lest Ihr demnächst.
Gruß Klaus

Kreta-Klaus
31.August.2009, 21:56
Bettina,
nicht hetzen. Du scheinst wohl abwarten zu wollen, was ich über meinen Besuch bei Euch schreibe, bevor Du es tust. Das dauert aber noch eine Weile ... ich bin doch erst beim vierten Tag! :laugh::laugh::laugh: Erst am kommenden Samstag werde ich Chóra Sfakíon erreichen ... jetzt war eben gerade mal Montag!
Gruß Klaus

Bettina
31.August.2009, 21:59
Bettina,
nicht hetzen. Du scheinst wohl abwarten zu wollen, was ich über meinen Besuch bei Euch schreibe, bevor Du es tust. Das dauert aber noch eine Weile ... ich bin doch erst beim vierten Tag! :laugh::laugh::laugh: Erst am kommenden Samstag werde ich Chóra Sfakíon erreichen ... jetzt war eben gerade mal Montag!
Gruß Klaus

Klausi...du unterschätzt mich.....ich lese sogar über Gebiete außerhalb der Sfakia sehr gerne :grin: ...komm ja selber kaum hin :smilie_verl_070:

Kreta-Klaus
31.August.2009, 22:06
Hallo Betti,
ich unterschätze Dich kein bisschen, ich kenne Dich ja inzwischen ein kleines bisschen persönlich - und auch Kostas und die Buben-Bande. Na, warte es ab, das kommt später noch. :blink:
Gruß Klaus

MichaelB
31.August.2009, 22:22
Moin,

ich liebe diese lebendigen Urlaubsberichte :biggthump

Weiter so :smiley5:

Gruß
Michael

Kreta-Klaus
31.August.2009, 22:31
Michael,
Ihr kommt auch noch vor. Deine Frau heißt Steffi, aber die Namen Eurer netten Zwillingsmädels sind mir leider entfallen. Oh, das war ein netter Abend und ich habe noch eine Weile darüber gelacht, dass ... nein, das kommt ja später erst!
Nichts zu früh verraten ... :laugh: Ein Tag immer schön nach dem anderen.
Gruß Klaus

MichaelB
31.August.2009, 22:51
Moin,

na da werden sich Sophia und Jannina aber freuen wenn sie in Deinem Bericht auch vorkommen :biggthump

Das war wirklich ein netter Abend und vor allem hat es mich gefreut, dass wir uns kurz vor Deiner Abreise nochmal gesehen haben :smiley5:
Wir sind dann weiter nach Mires, diesmal fand der Markt auch statt :blink: danach ging es nach Vathi, im Hinterkopf immewr den Hinweis, dass man das Auto auch mal tanzen lassen muss - "der mit dem Fiesta tanzt" ist bis runter ans Wasser und heil wieder zurück gekommen :jo:

Gruß
Michael

Kreta-Klaus
1.September.2009, 12:23
Bravo ...
Gruß Klaus

Kreta-Klaus
1.September.2009, 12:53
Hallo,
hier der nächste Tag ...

Dienstag, 18. August
Ich schlief recht lange, meine Berliner Nachbarn ebenfalls. Also lag nahe, dass wir einen ausführlichen Brunch zu uns nehmen könnten.
Ich bereitete für uns drei noch einmal Eier mit allerhand drin (kann ich immer essen), diesmal noch zuzüglich Kartoffeln und etwas Knofi. Dazu gab es frisches Brot, Féta mit Öl und Orégano, zweierlei Oliven, einen Tomatensalat mit Zwiebeln. Und Kaffee … und ein erstes Bier, es ist doch ein Brunch!
Ich hatte eigentlich vorgehabt, am Nachmittag nach Ágios Nikólaos zu fahren und Kallia zu besuchen, die jetzt in einem großen Hotel arbeitet. Sie hatte mir aber "angedroht", am Dienstag fände ein kretischer Abend (für Touristen) bei ihr im Hotel statt und das ließ mich allmählich Böses ahnen. Erstens sind solche Veranstaltungen sowieso nicht mein Ding und zweitens findet Kallia abends ungern ein Ende und ich hätte eigentlich viel lieber gemütlich ein bisschen mit ihr zusammengesessen und gequatscht. Und dann jetzt schon wieder ins Auto steigen.
Ich rief sie kurzerhand: "Kallia, ich hoffe, du bist jetzt nicht sauer, aber ich habe für heute Abend umdisponiert. " Nun, sie war nicht böse, aber ein ganz kleines bisschen enttäuscht hörte sie sich schon an: "Jetzt habe ich extra drei Frauen für dich organisiert, eine Deutsche, eine Engländerin und eine Griechin!" – "Kallia, was soll ich denn mit drei Frauen? Ich bin jéros, nicht jerós! (alt, nicht stark)." – "Ach Quatsch, das würdest du schon schaffen." Woher habe ich bloß diesen Ruf? Und wenn, Schnee von gestern!
Stattdessen mache ich mir einen ruhigen Nachmittag, liege auf meiner Hängematte faul im Schatten und lese, dann lasse ich mich von den randalierenden Zikaden in ein Nickerchen wiegen. Am Spätnachmittag gehe ich noch meinen "Internetpflichten" nach und fahre dann runter zum Strand, um im "Avra" noch etwas zu essen. Diese Taverne liegt nicht nur sehr schön direkt am Strand, das Essen ist auch sehr gut und preislich absolut angemessen. Ich wandere natürlich mit dem Wirt in die Küche und schaue in seine Töpfe. Hmmmh, Schweinefleisch mit Zucchini oder Stifádo. Ich kann mich nicht entscheiden und nehme von jedem eine halbe Portion. Der Wirt kann nachvollziehen, dass ich nicht zwei volle Portionen schaffe, er braucht mich ja nur anzuschauen … Wie immer lehne ich den hinterher gereichten Rakí aus gesundheitlichen Gründen dankend ab (es reicht schon, das Wort "Pankreatítida" zu erwähnen, das sieht jeder ein und keiner ist beleidigt – ich habe damit zwar schon seit 15 Jahren keine Last mehr, aber sicher ist sicher). Die ebenfalls servierten kernlosen Trauben lasse ich mir aber schmecken, trinke mein zweites Mythos aus und lasse dann den Abend wieder bei meinem Buch und einem dritten Bier auf der Terrasse ausklingen.

Bis demnächst
Gruß Klaus

Bettina
1.September.2009, 13:00
...die ein und andere Geschichte kenne ich noch als wir im Three Brothers saßen....:spin:...macht Spaß das nu nochmal zu lesen....:spin:

Morgaine
1.September.2009, 13:18
oh man STIFADO......schon alleine beim lesen dieses wortes läuft mir sowas von das wasser im mund zusammen ......:smiley10:

mino
1.September.2009, 14:44
....Der Wirt kann nachvollziehen, dass ich nicht zwei volle Portionen schaffe, er braucht mich ja nur anzuschauen …

Was ich mal fragen möchte...wieviel hast du zugenommen im Urlaub?:spin:
Bis jetzt nur Auto fahren und essen und schlafen...:laugh:
Aber sonst sehr kurzweilig!:jo:

peppi
1.September.2009, 15:13
servus!!

klasse klaus!!!

nur eine frage "zwischendrin": was ist "Pankreatítida" ???

danke und lg - der peppi.

Bettina
1.September.2009, 15:18
servus!!

klasse klaus!!!

nur eine frage "zwischendrin": was ist "Pankreatítida" ???

danke und lg - der peppi.

Hi Peppi...

ich nich Klaus...aber es ist eine Bauchspeicheldrüsenentzündung

Kreta-Klaus
1.September.2009, 16:09
Michael,
Du hast das Trinken vergessen ... ich nehme leider nicht zu! Ich esse gerne, aber nicht viel ...

Peppi,
auf Deutsch heißt das Pankreatitis ... und der Pankreas ist die Bauchspeicheldrüse. Das hatte ich mal vor 15 Jahren und bin dem Tod nur recht knapp von Schippe gesprungen - ich habe zum Glück null Probleme damit, Wein und Schnaps kommt mir nicht mehr in den Leib!
Gruß Klaus

peppi
1.September.2009, 17:40
@kreta-klaus:
na dann weiß ich bescheid - vielen danke für die schnelle info!

eigentlich aber doch schade, auf wein & raki verzichten zu müssen - wenn man kreta doch soooo liebt wie du...
aber der gesundheit wegen ist dies natürlich zu entschuldigen!!!

viel spaß dir noch auf der insel für die letzten tage (oder... ---bis freitag??) wünscht von herzen

der peppi :smiley5: :smiley5: :smiley5:

Sternenkind
1.September.2009, 18:40
:smiley8:Das ist eine Bauchspeicheldrüsenentzündung glaube ich :nuts:
Ach ist ja schon beantwortet !!!

Kreta-Klaus
1.September.2009, 20:26
Peppi,
ich bin doch leider schon wieder seit Montag "am Arbeiten". Bin letzten Freitag nachts um drei Uhr wieder zu Hause gewesen.
Ich hatte ja nur zwei Wochen ...

Und die "nekrotisierende" Pankreatitis ist zwar keine angenehme Sache, aber wenn ich mir anschaue, wie es manchen anderen geht, bin ich kerngesund. Aber eben ohne die auf Kreta üblichen "farmaka" - Kreta kann man auch ohne Raki und Wein mögen, man muss nur damit umgehen können. Und Du wirst es nicht glauben, es geht gut, obwohl ich es am Anfang auch für unwahrscheinlich hielt.
Gruß Klaus

Stefan & Bea
1.September.2009, 21:13
hi Klaus
sag mal bist du denn hier 33923orbei gekommen??????????
Wir sind dort zurückgefahren ,weil der klein seicento schon anfing zu "schwimmen"
Und wenn wie weit wäre es noch bis orino gewesen?
und für die Abenteuer sind wohl er und ich zuständig, da er für meine Zustände verantwortlich ist.:blink:

Gruß dafi

Hallo,
nun Dafi genau diesen Haufen kenne ich auch.... seit heute:laugh::laugh: heute Standen dort auch noch 3 Bagger rum.
Ich habe dann auch abgedreht und bin zurück.... kann jedoch nicht ausschließen, das ich einmal falsch abgebogen bin.... dafür waren wir aber noch an der schönen Kapelle die auf halber Strecke liegt.

lg
Stefan

Kreta-Klaus
1.September.2009, 21:20
Hallo Stefan,
ich fürchte, dann seid auch Ihr falsch abgebogen. Menno, ich habe es doch genau beschrieben.
Gruß Klaus

Dafi
1.September.2009, 23:09
Stefan & Bea

Sorry , aber :blink::laugh::jo::smilie_verl_070:

wir waren also richtig mit falsch. Habt Ihr BILDER?????

wünsche euch noch schöne fahrten, und tolle Tage.
liebe grüße Dafi
grüß mia und Miro Bandit und susi

peppi
2.September.2009, 00:18
@stefan & bea

euch einen guten und lieben aufenthalt auf der insel - werden euch ja persönlich kennenlernen dürfen am 15.09. anl. forum-treffen in ano asites... !!! freuen uns schon auf euch und natürlich auf alle teilnehmenden forum´s-menschen...!!!

nur:
eröffnet, sollte es von euch gewollt sein, einen neuen reisebericht... !!!
so zumindest meine bescheidene meinung... ... .

noch -3- tage zum arbeitgeber, dann noch a bisserl warten und am 09.09. heißt´s dann nur: "...und i fliag, fliag, fliag, ..."

lg - der peppi - bis zum 15. ....

Bettina
2.September.2009, 11:05
[
nur:
eröffnet, sollte es von euch gewollt sein, einen neuen reisebericht... !!!
so zumindest meine bescheidene meinung... ... .

noch -3- tage zum arbeitgeber, dann noch a bisserl warten und am 09.09. heißt´s dann nur: "...und i fliag, fliag, fliag, ..."

lg - der peppi - bis zum 15. ....

...Peppi....also es ist doch nu echt nichts bei, wenn Stefan kurz erwähnt, daß er an einer von Klaus erwähnter Stelle gerade war...was hat das denn mit Reisebericht zu tun.....

seltsam dein Beitrag....:sd33:

:blink::blink:

MichaelB
2.September.2009, 12:36
Moin,

ich denke mal Peppi möchte den Bericht nicht zerspammt lesen :blink:

Gruß
Michael

Muecke
2.September.2009, 12:40
Einen zweiten Reisebericht sehe ich auch nicht. Rückfragen etc. sind doch möglich.
Aber das soll natürlich niemanden hindern, einen weiteren Reisebericht zu schreiben, ne? Hier gibt's Leser!! :nuts:
Wenn Klaus' Bericht irgendwann im Journal steht, kann man ihn auch ohne Zwischenkommentare lesen.
Aber mir ist es recht, wie es jetzt ist. :spin:

Vielen Dank, Klaus, daß Du uns an allem so teilhaben lässt. Ich lese es sehr gern.

Die Gegend kenne ich ein bisschen. Nach Agios Ioannis und Stavrochori fahren wir meist mind. 1x hinauf, stellen das Auto ab, gehen auf Motivsuche, geniessen den Ausblick zum Meer, ein Kaffee in der Taverne, meist gibts vom Wirt ein Extra dazu. Von Agios Joannis aus kann man etwas höher wandern und hat dann einen herrlichen Blick auf beide Küsten gleichzeitig (so als Tipp für Bea&Stefan). Vielleicht hast Du das auch gemacht, Klaus?

Von Ágios Ioánnis nach Schinokápsala bzw. auch von Orino nach Stavrochori bin ich allerdings noch nicht gefahren, weil auf der Karte "Schotter" eingezeichnet ist. Mich würde jetzt natürlich interessieren, wo man sich da so verfahren kann, daß man zu den 3 Baggern kommt. Orino lassen wir dann wohl lieber aus.

Klaus, danke schon mal für die Fortsetzungen des Berichts.
Könnt' von mir aus übrigens direkt weitergehen .... :smilie_verl_070: :blink: :smiley1:

peppi
2.September.2009, 13:10
moment!!! so war das nicht gemeint!!!

mich stört´s nicht, wenn zwischenkommentare geschrieben werden - im gegenteil; so kann man sich u.U. vielleicht mehr darunter vorstellen...

war keine kritik an stefan&bea - nur hoffe ich auf einen extra-reisebericht von den beiden.

sorry, wenn das missverstanden wurde !!!

@bettina:
net gleich immer zammscheissen - ich bin doch a guter... !!!

lg - der peppi.

Bettina
2.September.2009, 14:03
@bettina:
net gleich immer zammscheissen - ich bin doch a guter... !!!

lg - der peppi.

ich scheisse ja auch überhaupt keinen zusammen.....mußt dich halt genauer ausdrücken :sd33:

kkurek
2.September.2009, 16:05
Lieber Klaus,

auch im Namen von meinem Bruder wollte ich mich für den tollen 19.08.2009 bedanken an dem du uns einfach mal eingepackt hast um uns die Insel zu zeigen! Es war wirklich toll das Landesinnere zu sehen und das Sightseeing war wirklich eindrucksvoll, wir haben noch tagelang davon gesprochen!
Ich hoffe du hattest einen tollen restlichen Urlaub, aber danach klingt das ganze:)

Kretagegge
2.September.2009, 17:12
ich scheisse ja auch überhaupt keinen zusammen.....mußt dich halt genauer ausdrücken :sd33:


Wo bleibt denn da die süddeutsche Verständigung. :sd33:

Gruß Gegge

Stefan & Bea
2.September.2009, 20:34
Hallo Stefan,
ich fürchte, dann seid auch Ihr falsch abgebogen. Menno, ich habe es doch genau beschrieben.
Gruß Klaus

Hallo Klaus,
ich habe nur geschrieben, dass ich diesen Haufen Steine kenne :blink: .... ich bin nicht nach deiner Beschreibung gefahren, ich war mehr oder weniger durch Zufall da und wollte von A nach B...... Deine Beschreibung kannte ich nicht!!! Daher war dies auch keine Wertung.....sondern ganz im Gegenteil .... ich freue mich über jeden Bericht den ich lesen darf!!!

Ach,klar werde ich auch selbst was schreiben ....kommt Zeit kommt Bericht...

Bis dann
lg
stefan

Kreta-Klaus
2.September.2009, 20:36
Halle all,
nun bleibts doch friedlich. Wie Mücke schon schrieb, wer keine Zwischenkommentare mag, kann das Ganze ja auch demnächst im Kreta-Journal lesen. Natürlich sollte man nicht allzu weit abschweifen ... das Oberthema lautet hier ja "Reisebericht".

Mücke,
wenn man auf die Schilder schaut und halbwegs einen Orientierungssinn hat, kann man sich eigentlich nicht verfahren (sorry an die, die sich doch verfahren haben).
Die Strecke von Orinó nach Stavrochóri ist zumindest in dieser Richtung völlig easy. Beide Orte findest Du inzwischen im Online-Guide. Deshalb kann ich ja auch nicht jeden Tag hier weiterschreiben, ich habe ja auch noch "was Ernsthaftes" zu tun.

Katharina,
nettes Foto (außer von mir) ... Ihr (und unsere kleine Tour) kommen noch dran! Nur Geduld ... :blink:
Gruß Klaus

Danny
3.September.2009, 03:38
Hallo Kreta-Klaus,

ich fand deinen Bericht auch total toll! Besonders deine Hilfe für die Mitbewohner. Du hast abgewaschen am Morgen und Eier gebraten in der Früh!
Wo gibt es sowas? Nie hat das jemand bei uns gemacht (wir hingegen einmal, aber es gab kein Dankeschön!). Und du hast dich so aufgeopfert! Dafür ein Dankeschön auch von mir (ich bin jetzt allein).
Ein bisschen bist du auch fast ein Vertreter für die leider zurückgegangene kretische Gastfreundschaft. Danke auch dafür!
Ich (naja, vielleicht auch wir) würde mich freuen, wenn du noch weitere ähnliche tolle Urlaubserlebnisse hier berichten würdest!

Danny

Kreta-Klaus
3.September.2009, 19:05
Hallo, es geht weiter ...

Mittwoch, 19. August
Irgendwie habe ich zu lange gelesen, denn irgendwie komme ich heute Morgen nicht in die Pötte. Aber irgendwann nerven mich die vielen Fliegen, die immer dann in Massen auftreten, wenn es draußen stärker weht (und das tut es in diesen Tagen praktisch an der gesamten Südküste). Ob die Fliegen in meinem Zimmer Schutz vor dem Wind suchen?
Also rappele ich mich auf. Nach einer ausgiebigen Dusche nehme ich mir vor, diesen Tag nicht auch noch zum Ruhetag werden zu lassen, sonst roste ich noch ein … denn erst morgen werde ich mein Quartier verlassen und nach Westen aufbrechen. Ich habe mein Kommen in Kalamáki bei Judith und Thanassis bereits angekündigt, um sicher zu sein, nicht erst ein Zimmer suchen zu müssen.

Was könnte ich denn also heute unternehmen? Fast spontan fällt mir ein, dass ich jetzt schon wieder Lust auf kleine Souvlákia hätte. Die gibt es überall, aber die vorgestern waren so was von lecker.
"Willst du extra deswegen noch mal nach Chandrás fahren … das sind doch etwa 40 Kilometer?" Das flüstert mir die Faulheit zu, die auf meiner linken Schulter sitzt. "Hör nicht hin, du weißt doch, dass sie dort so klasse schmecken, und was sind schon 40 Kilometer!" Der Appetit sitzt auf meiner rechten Schulter und hält dagegen! Und behält die Oberhand.
Da ich keine Lust habe, ganz alleine zu fahren, rufe ich Nikoleta an: "Habt Ihr schon was vor heute?" Und schlage den kleinen Trip zum Souvláki-Essen vor.
"Ich glaube, heute liegt noch nichts an, ich frage mal meine Eltern und rufe gleich zurück."
Das tut sie auch wenige Minuten später und fragt, ob ich auch mit einer Alternative einverstanden sein könnte. Und wie es mit ein Uhr wäre … Wir verabredeten uns also um ein Uhr bei ihnen und würden dann einfach mal diskutieren, was wir genau unternehmen wollen.

Also frühstücke ich nur einen Kaffee, etwas Käse und Oliven mit Brot, einen Liter Kakao für die Kalorien und eine Zigarette und lese noch ein bisschen.
Pünktlich um ein Uhr schlage ich dann bei den dreien auf. Und sie haben einen netten Vorschlag: Ein Lokal in Kalamáfka, wo sie im Jahr zuvor mehrfach waren und das sie in bester Erinnerung hatten. Ich erwähnte ja bereits, dass Nikoleta und ihre Eltern schon seit Jahren in Ierápetra urlauben und durch diverse einheimische Bekannte schon ziemlich in der Ecke rumgekommen sind.
Kalamáfka, warum eigentlich nicht, es ist schon eine ganze Weile her, dass ich dort war. Seinerzeit war ich zwar von Norden gekommen (aus Istró), aber ich würde sicher auch die Abzweigung in oder bei Ierápetra wiederfinden. Da war doch diese auffällige Kirche, die mit ihren mehreren Kuppeln fast wie eine Moschee aussah … aber ob das noch in Ierápetra oder schon in Gra Lygiá oder Stómio war, wusste ich nicht mehr ganz genau. Ich war natürlich zu überheblich, die Karte gar nicht erst rauszukramen, und die anderen "kannten" die Strecke nur bei Nacht.

Prompt passierte es: Ins Gespräch vertieft, bog ich in Ierápetra eine Kreuzung zu früh ab und landete statt auf der Hauptstraße nach Westen versehentlich auf einer Straße, die irgendwo zwischen den Gewächshäusern hindurchführte. Irgendwann wurde uns die Richtung suspekt und ich drehte wieder um. Nikoleta wollte den Fahrer eines Lieferwagens am Straßenrand nach dem Weg fragen, aber das hatte ich irgendwie nicht ausreichend realisiert, sodass ich weiterfuhr. Sie mopperte ein bisschen, aber nur ein bisschen.
Dann trafen wir endlich auf die Hauptstraße und bogen nach Westen ein. Und fuhren und fuhren … langer Rede kurzer Sinn, irgendetwas stimmte nicht. Nikoleta erinnerte mehrfach freundlich daran, dass sie hatte fragen wollen. Und irgendwann drehte ich wiederum um, denn wir waren inzwischen fast in Mýrtos und das war definitiv viel zu weit. "Jetzt frage ich aber nicht mehr!" kam es triumphierend vom Rücksitz. Ja, ja, wer den Schaden hat, spottet jeder Beschreibung.

Das Ende vom Lied: Die allererste Straße, auf der wir durch mein Versehen gelandet waren, war doch die richtige gewesen. Die markante Kirche aber gab es nicht mehr. Dort stand zwar immer noch oder besser wieder eine, eine neue, die ganz anders aussah. Und das Hinweisschild nach Kalamáfka war so verwittert, dass ich es einfach übersehen hatte. Das Murmeltier grüßte freundlich, als wir die Strecke zum zweiten Mal fuhren. Nikoleta sagte nichts, aber ich spürte ihren spöttischen Blick förmlich im Rücken.
Knapp eine Viertelstunde später erreichten wir dann Kalamáfka. Die drei erkannten das Lokal auch wieder und fragten sich, ob man sie denn wiedererkennen würde. Das tat man! Noch während wir über die Straße gingen, kam der Wirt Nikos aus einem Nachbarhaus … großes Hallo! Es war mir aber klar, dass meine Begleiter erkannt werden würden, denn Nikoleta hatte bereits erzählt, dass sie im letzten Jahr mit ihm getanzt hatte … wer kann so etwas vergessen?

Das Lokal wirkt auf den ersten Blick nicht sehr ansehnlich, aber die herzliche Begrüßung wog alles auf. Als dann noch die Plastikplane des talseitigen Fensters extra für uns hochgerollt wurde, war das Glück beinahe perfekt. Wir bestellten erst einmal Wein für anderen und ein Bier für mich (Minuspunkt: Es gab kein Mýthos). Aber was soll's … wir bestellten noch reichlich zu essen. Ja, wieder Souvlákia, Bauernsalat, Patátes und noch zwei Portionen Artischocken, die es gerade frisch gab.
Zu den Getränken brachte der Wirt noch einen großen Teller mit Graviéra, Fleischwurst, Tomaten und Oliven … vielleicht hätten wir weniger zu Essen bestellen sollen? Egal, wir machten uns über den Teller her … Mit unserer Bestellung servierte der Wirt dann noch zwei Portionen Zicklein (aus eigener Schlachtung) mit Mangold, absolut zart und köstlich. Dann zeigte er uns durch das Fenster die Mutter unseres Bratens, die sicherlich keine Ahnung hatten, dass wir es gerade aßen.
Nur die Souvlákia enttäuschten ein klein wenig, denn das Fleisch war so mager, dass sie etwas trocken schmeckten. Wir tunkten sie dann einfach in das Öl des Bauernsalats.

Ein Gast, der bei unserer Ankunft am Nachbartisch im Sitzen geschlafen hatte, war nun wieder erwacht (wahrscheinlich auch, weil der Fernseher ziemlich laut lief) und entdeckte durch Zufall, dass sich auf dem Boden der gerade an unserem Tisch geleerten Weinflasche ein wenig Weinstein abgesetzt hatte und machte den Wirt Nikos darauf aufmerksam. Prompt gab es eine zweite Flasche aufs Haus (die war ohne Weinstein). Der Wein war übrigens sehr lecker, ich habe ein ganz klein wenig an Nikoletas Glas nippen dürfen.
Ich trank "notgedrungen" ein zweites Amstel, die Grundlage war ja reichhaltig gewesen …
"Erwartungsgemäß" wollte Nikos nach dem Essen wieder mit Nikoleta tanzen, aber diese vertröstete ihn auf einen späteren Abend, an dem die drei noch einmal wieder kommen wollten.

Alles in allem verbrachten wir einige Stunden in Kalamáfka und fuhren dann satt und etwas müde wieder vorbei am hellgrün in der Nachmittagssonne schimmernden Stausee zurück. Diesmal verfuhr ich mich natürlich nicht. Und so brauchte Nikoleta auch niemanden zu fragen … aber ich glaube, sie hätte es sowieso nicht getan. Dabei spricht sie doch schon so gut Griechisch.
Dieses Mal verabschiedete ich mich schnell von ihnen, denn wie schon des Öfteren erwähnt, ich hasse lange Abschiede. Und in diesem Jahr würde ich sie wohl nicht mehr sehen. Denn morgen früh rief wieder die Straße!


Bis demnächst
Gruß Klaus

Kreta-Klaus
3.September.2009, 21:42
Und weil ich gerade mal drin bin, hier ist der nächste Tag:

Donnerstag, 20. August
Heute stand ich etwas früher auf und packte nach der Morgentoilette meine Siebensachen zusammen. Da Mia wusste, dass ich heute Vormittag abreisen würde, kam sie kurz nach zehn Uhr zu mir aufs Zimmer, um mich zu verabschieden und natürlich auch abzurechnen. Letzteres ging recht schnell über die Bühne, dann kam auch Miro und wir saßen noch ein Weilchen plaudernd auf der Terrasse. Zwischendurch packte Miro schnell meinen recht gewichtigen Koffer wieder ins Auto, der Service des Hauses ist wirklich exzellent. Dann aber brach ich auf. Getreu meinem Motto "keine langen Abschiede" fiel dieser ebenfalls recht kurz aus. Man sieht sich sicher noch mal im Leben. Denn eines weiß ich genau: Im Oleander Garden war ich nicht zum letzten Mal, da ich mich dort bei Mia und Miro und auch mit ihren anderen Gästen sehr wohl gefühlt habe!

Und dann hatte die Straße mich wieder … ich fuhr durch Ierápetra und schaute noch ein letztes Mal nach, ob Rainer im Büro war – wieder Fehlanzeige. So konnte ich in diesem leider nicht "Hallo" sagen.
Diesmal bog ich richtig ab, ich fuhr (wieder, aber dieses Mal absichtlich) die Küstenstraße entlang durch Gra Lygiá, Stómio, Néa Anatolí, Ammoudáres und Néa Mýrtos bis Mýrtos, wo die Straße die Küste verlässt. Eifrig schnurrte der Clio den Berg hinauf. Gleichzeitig aber beobachtete ich die Tankanzeige, vielleicht sollte ich frühzeitig tanken …
Gesagt getan, an der nächsten Tankstelle hielt ich an. Dort bediente mich eine extrem mürrische Frau. All meine natürliche Freundlichkeit prallte vollkommen an ihr ab.Vielleicht hätte ich doch eine Tankstelle weiter fahren sollen, vor allen Dingen, als ich später bemerkte, dass dort der Sprit um 4 Cent billiger war. Vielleicht war die Frau ja gar nicht mürrisch gewesen, sondern hatte so nur ihr "schlechtes Gewissen" verborgen?
Das nächste Stück dieser Strecke mag ich sehr. Immer wieder bietet sich ein reizvoller Blick aufs Meer und von den Bränden, die hier vor vielen Jahren wüteten, ist rein gar nichts mehr zu sehen, die Nadelbäume haben sich restlos erholt.

In Áno Vianos leistete ich mir eine Zigarettenpause mit einem Frappé, dann ging es wieder bergab nach Mártha. Ich hatte mir fest vorgenommen, dieses Mal die Abzweigung in die Messará nicht zu verpassen, aber beinahe (!) wäre es doch wieder passiert. Die ist aber auch so unauffällig und "kommt so plötzlich". Gut gegangen.
Nun verläuft die Straße bis Pýrgos mit weitaus weniger Kurven und ich konnte den Pferdchen ordentlich Zucker geben. Plötzlich eine "Fata Morgana": eine Abzweigung Richtung Iráklion, die mit extra gekennzeichneten Abbiegespuren, Verkehrsinseln und mächtigen Straßenlaternen ausgesprochen mitteleuropäisch und großzügig aussieht … aber nach hundert Metern ist der Spuk schon wieder vorbei!
In Pýrgos kann man sich nicht mehr wie früher verfahren, denn es gibt eine ebenso neue wie großzügige Umgehungsstraße. Und dann … ein echter Kreisverkehr! Da hat es wohl mal wieder Gelder von der EU gegeben … Aber auch hier endet der Luxus schnell wieder und die weitere Straße sieht aus wie immer.

Während ich dann durch Agii Déka und an Górtys vorbei fahre, überlege ich, womit ich jetzt die nächsten Stunden totschlagen soll, denn zwischen 14 und 17 Uhr sind Judith und Thanassis nicht anzutreffen. Doch die Entscheidung fällt schnell: Ich werde einfach die paar Kilometer bis Agía Galíni weiter fahren und Heidi und ihren Söhnen guten Tag sagen. Ich werde dieses Jahr ja nicht länger dort Station machen, aber mal reinschauen will ich doch.

Am Kiosk in Agía Galíni erstehe ich eine Stange meiner Lieblingszigaretten und bin etwas entsetzt: 2005 kostete diese 25 Euro, jetzt 33 Euro. Viel größer war das Entsetzen jedoch, als ich nach der Rückkehr in Deutschland feststellte, dass während meines kurzen Aufenthalts auf Kreta auch hier die Zigaretten teurer geworden waren … und das mal eben um 50 Cent/Packung. Und ich hatte nur vier Päckchen mitgenommen … Schande über meine Dummheit!

Dann fuhr ich zu Heidi. Da ich keiner Form angemeldet war, waren die Überraschung und das Hallo groß. Doch erst ca. eine Stunde später fand Heidi Zeit, sich kurz zu mir zu setzen, denn das Lokal war voll und sie konnte trotz zweier Hilfskräfte die Küche nicht verlassen. Auch draußen wirbelten die beiden Söhne und drei weitere Personen … alle waren gut drauf und bestens gelaunt – das war hier auch schon mal anders gewesen.
Das große Bier vom Fass im eisgekühlten Glas mundete perfekt, denn nach der Fahrt hatte ich eine ziemlich trockene Kehle. Nach zwei weiteren kleineren Bieren und kleiner Plauderei mit Heidi fuhr ich dann langsam Richtung Kalamáki – es ging auf halb fünf zu – und so hatte ich Zeit, noch eine kleine Stippvisite in Kókkinos Pýrgos zu machen – auch Stella und Vangelio freuten sich.

Als ich dann kurz nach fünf Uhr das Büro von Kalamáki Rent Motors betrat, war Thanassis anwesend. Sofort ließ er mir von einer seiner Mitarbeiterinnen einen Frappé zubereiten und wir setzten uns nach draußen. Dort hat man jetzt einen extra breiten Bürgersteig gebaut, sodass genug Platz zum Sitzen da ist. Da wir uns lange nicht gesehen hatten unterhielten wir uns angeregt. Als ich zufällig auf Pýrgos zu sprechen kam, weil er wissen wollte, wo ich herkam, fragte er sogleich: "Hast du den Kreisverkehr gesehen? Ja, sind wir denn jetzt in Europa?" Wir haben sehr gelacht …
Irgendwann musste er aber wieder ein bisschen arbeiten und kündigte mich telefonisch im "Finikas" an. Im Finikas? Ich wollte doch nur ein einfaches (!) Zimmer … aber ich würde mich jetzt einfach überraschen lassen.

Als ich die paar Treppenstufen zum Haus hochstieg, saß Judith mit einigen anderen im Schatten auf der Terrasse.
"Das ist Herr Eckhardt", stellte sie mich vor.
"Judith, lass den Quatsch, ich heiße doch Klaus!"
Den einzigen Mann am Tisch erkannte ich sofort, denn er sieht genau so aus wie sein Avatarbild im Kreta-Forum: MichaelB. Eigentlich war einer der Hauptgründe, dass ich überhaupt in Kalamáki zwei Tage bleiben wollte, dass wir miteinander eine "Kaltschale" trinken wollten … den anderen Grund würde ich erst am nächsten Tag treffen. Die anderen Damen am Tisch waren Steffi, Michaels Frau, Carola, eine Physiotherapeutin, die zum Beispiel in den Wellness-Räumen im Finikas Massagen, Lymphdrainagen u.ä. anbietet und ein weiterer Gast, deren Namen ich nicht erfuhr. Alles sprach Deutsch …
Dann wurde Judith dringend telefonisch ins Büro beordert, Carola hatte einen Termin. Da ich mich auch etwas frisch machen wollte, verabredeten sich die "Michaels" (inzwischen hatte ich auch ihre Zwillinge Sophia und Jannina kennen gelernt) und ich für 19 Uhr am gleichen Ort.

Pünktlich waren wir alle zur Stelle. Da die Familie in der Mehrzahl (und schon ein paar Tage da) war, durften sie das Lokal aussuchen. Ich hatte ja mit dem "Sactouris" in Sívas geliebäugelt (weil man da gemütlich direkt bis vor die Terrasse fahren kann – ich faule Socke), aber die anderen waren für das "Delfinia" an der Strandpromenade. Michael und ich gingen voraus, weil die Damen noch irgendetwas zu erledigen hatten. Unterwegs erzählte ich ihm mehr scherzhaft die Sache mit dem "Sactouris", worauf er grinsend erwiderte: "Wenn du nachher nicht mehr laufen willst, komme ich dich mit dem Auto abholen!" – "Nööö Michael, das ginge ja nun wirklich zu weit! So schlecht zu Fuß bin ich ja auch wieder nicht!" Aber hätten sie den unbedingt das vorletzte Lokal an der Promenade wählen müssen?

Die meisten Lokale waren gut bis sehr gut besetzt. Auch am Nachmittag war mir schon in Agía Galíni aufgefallen, dass dort nicht gerade wenig Leute waren. Und ich bekam auch in den nächsten Tagen mehrfach bestätigt, dass der Anfang des Sommers zwar sehr schleppend verlaufen sei, der Tourismus ab Mitte Juli doch kräftig angezogen hatte. Auch Thanassis hatte das schon erwähnt.
Es war gar nicht so leicht, einen freien Tisch für fünf Personen zu finden, aber es gab noch zwei freie kleine, die der Kellner bereitwillig zusammenschob.
Dann kamen auch die Damen, die uns zuerst übersahen … die Taverne war sehr voll und wir saßen ein klein wenig abseits. Aber dann klappte die Familienzusammenführung. Michael und ich bekamen unsere "Kaltschale", Steffi und die Kinder sowieso blieben alkoholfrei.
Die Speisekarte erfreute mein Auge, denn es gab nicht nur das Übliche, sondern auch einige andere Dinge, die ich gerne mag, so z. B. Oktopussalat, Fasoláda oder Fakés (Linsensuppe). Die Kinder bekamen Tsatzíki und die gewünschten Patátes mit (!) Ketchup. Uns allen schmeckte es sehr gut und da meine Tischgenossen überaus nett und unterhaltsam waren, verlief der Abend zu aller Zufriedenheit.

Zwischendurch verschwanden die Zwillinge an den Strand. Als sie nach einer Weile zurück kamen, schaute eines der beiden Mädchen sehr ärgerlich. Ich weiß es jetzt nicht mehr genau, aber ich glaube, es war Sophia. Auf die Nachfrage nach dem Grund verriet die andere etwas verschämt: sie hätten am Strand Bockspringen gespielt. Dabei habe sie nicht aufgepasst und ihrer Schwester versehentlich in den H…… getreten. Ob wir wollten oder nicht, wir mussten grinsen und da hellte sich auch Sophias Gesicht wieder auf.

Da es in der vergangenen Nacht bei den anderen sehr spät geworden war und ich am nächsten Morgen früh raus wollte (es stand mal wieder eine Rundtour an) ließen wir den Abend nicht zu alt werden, sondern wanderten wieder nach Hause, ich ins "Panorama", wo ich wie ursprünglich gewünscht untergebracht war, und die anderen nebenan ins schickere "Finikas".

Bis denne
Klaus

Funny
3.September.2009, 22:03
Schön zu lesen, Klaus.
und irgendwie fahre ich beim Lesen die Strecken mit und frühstücke mit und wenn Souvlaki nicht so richtig lecker ist, leide ich mit :blink:
Freue mich auf Deine Stories.... obwohl.... bald bin ich ja selber wieder auf der Insel :freu:

LG
Funny

Dicksaiter
4.September.2009, 00:47
Klaus, die Linsensuppe habe ich mir im Juli eines Mittags im "Delfinia" auch als "Zwischenmahlzeit" reingezogen, lecker!
Ansonsten feiner Bericht! http://www.backside-band.de/gifs/thumbsup.gif

Grüßchen, Frank

Henry
4.September.2009, 08:49
Hallo Klaus,

trefflich geschildert - Land sowie Leute -, ein großer Teil davon auch in meiner Urlaubsgegend um Kousés. Es ist bestens nachzuempfinden. :jo:

Henry

Kreta-Klaus
4.September.2009, 09:22
Und der nächste Tag ...

Freitag, 21. August
Mein Handywecker schrillte früh, denn ich war für 9 Uhr mit Katharina (kkurek im Kreta-Forum) und zwei anderen in Matala verabredet, die mich auf meiner heutigen Tour begleiten wollten (by the way, Katharina, es war also der 21. August, nicht der 19.).
Nach der Morgentoilette stieg ich also ins Auto und ließ es den Berg herunter rollen. Dabei schaute ich auf die Uhr und erschrak: Ich war eine Stunde zu früh aufgestanden und musste die jetzt irgendwie totschlagen.
Also fuhr ich eine Weile etwas ziellos in der Gegend herum, bewunderte den Sonnenaufgang und diverse Ausblicke und fuhr dann nach Mátala, wo ich im Supermarkt meinen allfälligen Kakao erstand, der mir wie in den vergangenen Tagen als erstes Frühstück dienen sollte.
Und als der Kakao alle war, war nun auch der Zeitpunkt unseres Treffens gekommen. Katharina und ein junger Bursche, den ich für ihren Freund hielt, standen schon auf dem Parkplatz vor dem "Matala Bay", Tanja (Tanny im Forum), die ebenfalls mitfahren wollte, war noch nicht zu sehen. Katharina stellte mir ihren jüngeren Bruder Martin vor (also doch nicht ihr Freund) und dann kam auch Tanny schon angeflitzt, sodass wir ganz unkretisch pünktlich aufbrechen konnten.

Sicherheitshalber fragte ich gleich mal nach, wo sie denn auf Kreta schon gewesen seien, und erfuhr … eigentlich nirgendwo außer an den umliegenden Stränden. Na, dann würde ich ihnen wenigstens nichts zeigen, was sie schon kannten. Ich hatte eine ganz abwechslungsreiche Route im Auge. Dann fragte ich allerdings noch, ob jemand im Auto zur Reisekrankheit neige … und das bekam ich leider bejaht. Dann musste ich halt etwas langsamer fahren.

Zuerst fuhren wir in Richtung Agía Galíni, bogen dann aber auf der Höhe rechts ab auf die alte Straße durch das Amári-Becken Richtung Réthymnon. Schon nach wenigen 100 Metern tauchte rechts der Straße das kleine Kirchlein mit dem blauen Dach auf, welches den Titel meines zweiten Jak-Krimis ziert. Die anderen wollten es natürlich fotografieren …
Wieder nur ein kleines Stück weiter gabelt sich die Strecke. Rechts führt die alte Hauptstraße weiter, links eine Nebenstrecke über Ágios Ioánnis (davon gibt es eine ganze Reihe auf Kreta), Agía Paraskeví, Áno Méros und Gerakári bis Agía Fotiní, wo sie wieder auf die andere Straße trifft. Wir nahmen die linke Möglichkeit.
Da ich ein wenig vorgewarnt war, nahm ich die zahlreichen und engen Serpentinen, in denen sich die Straße den Hang des Kédros-Massivs hinaufschlängelt, nicht mit dem gewohnten Schwung, sondern wesentlich ziviler. Und so ließ auch Katharinas Nervosität, die sich vorher dazu bekannt hatte, eine übervorsichtige Fahrerin und eine manchmal ängstliche Beifahrerin zu sein, etwas nach. Hinter Áno Méros senkte sich die Straße wieder ein Stück hinab. Da mir das irgendwie nicht recht in Erinnerung war, fürchtete ich bereits, irgendwo falsch abgebogen zu sein … doch dann waren wir plötzlich doch an unserem allerersten Etappenziel Gerakári. Hier bog ich links ab, um über den Berg wieder hinunter nach Spíli zu fahren. Ich wusste die schlimmsten Serpentinen erst einmal hinter uns, was mich ziemlich beschwingte. Offenbar zu sehr, denn plötzlich kam Martins Stimme von hinten: "Müssen wir noch weit fahren, mir ist ein bisschen schlecht?" Er war tatsächlich weiß wie ein Leintuch, sodass ich schnellstmöglich anhielt und ihn an die frische Luft entließ. Nach einiger Zeit kehrte seine Farbe, wenn auch noch etwas spärlich zurück. Er verlangte nach einer Toilette.
"In Spíli kriegst du eine. Es gibt dort eine öffentliche Toilette, die ist zwar etwas dreckig, aber …" Also stiegen wir wieder ein – Martin setzte sich jetzt auf den Beifahrersitz und schaute unbewegt nur nach vorne durch die Windschutzscheibe, während ich den Wagen so sanft zu Tal rollen ließ, als hätten wir einen Karton rohe Eier auf dem Dach liegen. Alle paar Meter wiesen wir Martin darauf hin, er solle sich sofort melden, wenn ihm wieder schlecht würde.

Aber wir erreichten Spíli ohne weitere Zwischenfälle, ich parkte ganz hinten auf dem großen Parkplatz, denn dort um die Ecke gab nach meiner Erinnerung die öffentliche Toilette … sie gab es nicht mehr, sondern war dem neuen Gebäude des Dimarchío gewichen (was dem Ort sicherlich nicht zum Nachteil gereichte).
Also setzten wir uns in das Café in der Kurve, von wo aus man immer sehr schön beobachten kann, was passiert, wenn sich genau in dieser Kurve zwei Busse begegnen …
Während Martin sich sofort auf die Toilette verzog, setzten wir anderen drei uns in die bequemen Korbstühle und bestellten Frappédes. Diese kamen in überschaubarer Zeit und mit ihnen auch Martin zurück, dem es sichtlich besser ging. Also verordneten wir ihm etwas zu essen und er ließ sich zu einem Toast mit Schinken und Käse überreden. Dazu trank er Wasser, das mit dem Frappé serviert worden war. Jetzt war seine Farbe gänzlich wieder da, also gingen wir hinüber zum Löwenbrunnen, denn den sollten die drei schließlich aus der Nähe sehen, wenn wir schon mal da waren. Am Brunnenplatz angekommen, stutzte ich und die anderen, denen ich vorher schon von den neunzehn wasserspeienden Löwenköpfen erzählt hatte, ebenfalls. Es hat sich Familiennachwuchs eingestellt, der Brunnen wurde um die Hausecke verlängert und hat nun stolze 25 Löwen … die neuen sind aber perfekt angepasst.

Dann ging es weiter. Wir ermahnten Martin, der weiterhin vorne sitzen durfte, auf jeden Fall Bescheid zu sagen, wenn … und ich versprach, auf der nun folgenden Strecke supersanft zu fahren. Ist zwar eigentlich ein bisschen gegen meine Natur, aber wat mutt dat mutt, wie der Kölner sagt.

Bis kurz hinter Arméni blieben wir auf der neuen Straße Richtung Réthymnon und ich fuhr extrem weit rechts, weil ich kein Verkehrshindernis darstellen wollte. Dann bog ich Richtung Kástellos ab und fuhr von dort aus über Áno Valsamónero und Ágios Andréas zur alten Straße von Réthymnon nach Georgioúpolis, der wir dann weiter nach Westen folgten, um dann am Ortseingang von Episkopí links nach Argyroúpolis abzubiegen. Martin ging es eigenem Bekunden nach einwandfrei und bedankte sich mehrfach, dass ich so rücksichtsvoll fuhr. Irgendwann war er von unserer ständigen Fragerei aber so genervt, dass er selbst von Zeit zu Zeit "Wasserstandsmeldungen" über sein einwandfreies Befinden abgab.

Bei den Wasserfällen von Argyroúpolis war die Hölle los … es war kaum ein Parkplatz zu finden. Das Lokal oberhalb der Straße war voll, aber eine der Damen meinte, diese monströsen Lammteile, die über dem Grill hingen, würden ihren Appetit nur bedingt beflügeln. Das untere Lokal war hingegen gähnend leer, was eigentlich nicht nur an der Lage liegen konnte. Zudem stellten wir alle fest, dass wir noch keinen richtigen Hunger hatten, obwohl es eigentlich Mittagszeit war, also besichtigten wir nur die kleinen Wasserfälle und kehrten dann zum Auto zurück.
Während wir noch um den Wagen herumstanden, fiel mein Blick auf einen graubärtigen Herren auf der anderen Straßenseite auf, der mich unverwandt anstarrte. Dann zeigte er plötzlich mit dem ausgestreckten Arm auf mich und eilte über die Straße … jemand aus dem Kreta-Forum, der mich anhand meines Avatarbildes erkannt hatte?
Als er mich erreichte, zeigte er wieder auf mich und sagte: "Klaus Eckhardt!"
"Das kommt hin", erwiderte ich freundlich. "Aber woher …?"
"Letzter Herbst in Wien. Die griechisch-deutsche Autorenlesung … ich war dabei!"
Das kam hin, denn dort war ich auch dabei … auf der Bühne. Er wohnte in Réthymnon und der Zufall hatte uns nun hier in Argyroúpolis zusammengeführt. Er versorgte mich auf die Schnelle noch mit einer wichtiger Konzerttermine in den nächsten Tagen (die ich alle aufgrund anderer Pläne nicht würde wahrnehmen können), dann verabschiedeten wir uns freundlich voneinander (nicht ohne dass er mich neidisch gemacht hatte: er war seit Ende Juli auf Kreta und würde bis Anfang Oktober bleiben – Rentner müsste man sein).

Wir stiegen wieder ins Auto , fuhren ins Dorf hoch und dann weiter über meine "Geheimstrecke" (die natürlich nicht im geringsten geheim ist, da man sie im Online-Guide schon länger nachlesen kann) wieder in den Süden Richtung Plakiás. An der einzigen "haarigen" Stelle, an der man sich früher leicht verfahren konnte, weil die richtige Ausschilderung fehlte (die Straßengabelung vor Vilandrédo und Velonádo hat sich inzwischen jemand erbarmt und ein winziges Schildchen "Plakiás" unten zusätzlich an den Pfosten gehängt.
So erreichten wir ohne Probleme über Kalí Sikiá wieder mal ein Dorf namens Ágios Ioánnis (das dritte während meines diesjährigen Aufenthalts), bogen aber vor dem Dorf rechts ab und fuhren durch die Kotsífou-Schlucht wieder dem Meer entgegen. Bei der ersten Möglichkeit bogen wir dann wieder links ab und erreichten nach einigen weiteren Kilometern und Kurven das Dorf Mýrthios oberhalb von Plakiás. Da es Martin immer noch gut ging, beschlossen wir, jetzt endlich etwas zu essen.
Es gibt ja in Mýrthios bekannterweise mehrere sehr gute Tavernen, aber da ich gleich vor dem "Panorama" einen Parkplatz fand, beehrten wir eben dieses Etablissement.
Beim Gang zur Terrasse – wir fanden dort einen Platz in der ersten Reihe – warf ich einen längeren Blick in die Kühlvitrine mit den Vorspeisen, das sah verdammt gut aus.
Tanja und ich bestellten uns jeder ein Mythos, Katharina eine Cola light (igitt, zum Essen) und Martin entschied sich für ein Mineralwasser. Allerdings hatte der Schlingel eine recht subtile Methode, von allen Tellern etc. zu probieren ("ich weiß gar nicht, wie das schmeckt" – schon wurde es ihm angeboten – es schien ihm wirklich wieder gut zu gehen).
Die Mädels aßen beide Papoutsákia (überbackene Auberginen), Martin ein zitroniertes Huhn … und ich konnte den Vorspeisen, die ich eben in Augenschein genommen hatte, nicht widerstehen.
Ganz Patriarch und Pascha – nein, in Wirklichkeit wie ein etwas müder Fahrer – bat ich Katharina, mir doch einen Vorspeisenteller zusammen zu stellen. Für ein kleinen Augenblick schien sie überrascht, aber dann tat sie mir den Gefallen … und sie machte es perfekt. Sie lud den Teller so voll, dass ich ihn nicht einmal ganz aufessen konnte. Und alles war vom feinsten. Am besten ist mir das Chtipití (eine feinscharfe Schafskäsepaste – Martin: "Wie schmeckt denn das?" Er durfte probieren), die Pantsária (rote Beete) und der Politikí Saláta (Krautsalat mit einigem drin, recht stark gepfeffert, aber das entsprach meinem Geschmack – Martin: "Wie …?") in Erinnerung geblieben.

"So, jetzt gibt es noch eine Schlucht - extra für Euch!"
Nämlich die Kourtaliótiko … den Abstieg zu den (imposanteren) Wasserfällen ließen wir ausfallen, weil es hier sehr heftig wehte und die Treppen hinter nicht gesichert sind. Auf dem großen Rastplatz hielten wir an, um die üblichen Fotos zu schießen.
Eigentlich gedachte ich, von hier aus schnurstracks nach Agía Galíni durchzufahren, aber Martin wünschte sich – inzwischen vollends genesen – noch einen Abstecher nach Triópetra Beach, dem Strand mit den "drei kleinen Inseln".
"Martin, das sind keine Inseln, das sind Felsen! Bist du sicher, dass du das willst, denn das sind zusätzliche knapp 30 Kilometer Kurven?" Nun hatte er Blut geleckt und nickte tapfer. Egal, mir kam es darauf nun auch nicht mehr an.
Wir bogen also in Akoúmia ab. Die Straße hinunter nach Triópetra wird wohl gerade verbreitert, denn überall (jedenfalls im ersten Abschnitt) war Bautätigkeit zu erkennen.
Als wir den Strand erreichten, wollten die drei gerne zwecks Fotos zu den Felsen laufen, kehrten aber nach 20 Metern wieder um, weil hier der Wind besonders heftig pfiff.
Also fuhren wir nun wirklich nach Agía Galíni weiter, wo wir uns aufatmend bei Kostas und Ute in die bequem gepolsterten Korbsessel fläzten und den Ausflug bei den üblichen Getränken ausklingen. ließen. Ute besuchte ich kurz am Tresen, sie war nett wie immer, aber recht beschäftigt. Kostas winkte mir später nur kurz aber freundlich zu.
Danach brachte ich drei zu ihren Hotels in Mátala zurück, Katharina wollte unbedingt noch ein gemeinsames Foto. Nur erwies sich das Platzieren der Kamera auf einem Autodach (für den Selbstauslöser) als schwierig, weil sie ja nicht in den Sucher sehen konnte. Also rekrutierte sie kurzerhand einen vorbeikommenden Deutschen, der erstens etwas zu viel getrunken zu haben schien und zweitens mit einer Digitalkamera nicht so richtig umgehen konnte. Aber ein Foto ist ihm zumindest gelungen (wie man wohl weiter oben schon gesehen hat). Seine Einladung zu einer Bikerfete auf dem Campingplatz von Mátala für den Abend wird wohl keiner der anderen drei wahrgenommen haben – ich jedenfalls nicht, denn ich war nach diesen etwa 230 Kilometern "rohe Eier fahrend" allmählich rechtschaffen müde – aber verstehen konnte ich ihn schon. Denn betrachte ich heute Fotos, die ich unauffällig von Katharina in Spíli geschossen habe, kann ich nur wie Asterix über Kleopatra sagen: "Was für ein süßes … Näschen!"
Nach diesem Tag war für mich nicht mehr viel zu reißen. Ich verzog mich in Kalamáki ohne nennenswerte "Freundberührung" auf mein Zimmer und nach einem letzten Mythos auf der Terrasse ganz schnell ins Bett. Komisch, während der Fahrt wurde ich überhaupt nicht müde, hinterher schon. Und morgen würde ich ja wieder das Quartier wechseln, ich hatte mich schon telefonisch angemeldet. Westwards ho!

Demnächst weiter
Gruß Klaus

Bettina
4.September.2009, 10:25
Klaus....

manche haben die Eigenschaft sich die letzte bzw hinterste weiteste weg gelegene Taverna auszusuchen...andere hingegen setzten sich dann in den Tavernen an die hintersten Tische....:laugh:...mußte ich doch durch die komplette Taverna laufen....:laugh:

aber ich weiß...siga siga....kommt alles noch :icon_lol:

Kreta-Klaus
4.September.2009, 10:42
Bettinchen,
alle davor liegenden Tische waren besetzt als ich kam!
Gruß Klaus

Kretamum
4.September.2009, 10:50
Da hast du also unseren Wickerl in Argyroupolis getroffen :blink:
Die Welt ist klein.
Der Wickerl war übrigens auch mit uns dann noch im Retsina! Aber da waren wir mehr als 20, ich tu mich auch schwer, mich an alle zu erinnern :smilie_trink_013:

Weitermachen ... ihr bitte mit dem Schreiben und ich mit dem "Nachlesen" :biggthump

Wolta2
4.September.2009, 12:18
Klaus,
ich verfolge schon die ganze Zeit deinen Reisebericht. Du schreibst das wirklich wunderbar. Obwohl ich so lange nicht mehr auf Kreta war, kommen mir manche Gegenden, die du beschreibst, immer noch bekannt vor.
Du musst ja ein Gedächtnis wie ein Elefant haben, selbst die kleinsten Kleinigkeiten sind dir noch in Erinnerung.
Freue mich schon auf die Fortsetzung.
Aber ab morgen bin ich ja selbst auf der Insel :freu:

Kreta-Klaus
4.September.2009, 12:31
Du musst ja ein Gedächtnis wie ein Elefant haben, selbst die kleinsten Kleinigkeiten sind dir noch in Erinnerung.
Hallo Wolfgang,
es ist ja auch noch nicht so lange her ... :blink: Da waren die "historischen" Reiseberichte aus den 70er Jahren schon ein bisschen schwieriger, aber die Erinnerung kommt beim Schreiben.
Ich wünsche Dir eine schöne Zeit auf Kreta!
Gruß Klaus

kkurek
4.September.2009, 12:53
Sehr malerischer Bericht, es ist als wär ich wieder dort!:)

mino
4.September.2009, 13:18
Sehr malerischer Bericht, es ist als wär ich wieder dort!:)

Sieht das der Martin auch so?..:laugh:

Tanny
4.September.2009, 16:03
Hallo Klaus!
Da schließe ich mich Katharina an: Du hast wirklich den Tag nochmal ganz ausfühlrich Revue passieren lassen!:freu:

Recht amüsant fand ich deine Schilderung über Martin und sein "Wie schmeckt denn das???..", aber genau so war es :smileys1:

Ich war übrigens in der darauffolgenden Woche mit dem eigenen Leihwagen nochmals bei der Kourtaliótiko Schlucht und bin die Treppen runter gegangen! Dort unten habe ich sogar eine Schlange gesehen!!!!

Von dort aus führte mich meine Fahrt weiter zum Palmenstrand. Der Palm-Forrest und die dahinterliegende Schlucht mit dem Fluß, in dem man zwischen dicken Felsblöcken schwimmen konnte, gefielen mir sehr gut, wenn auch alles ein wenig touristisch überlaufen war.

Lieben Gruß
Tanja

Kreta-Klaus
4.September.2009, 20:34
Der nächste Tag - zum größten Teil:

Samstag, 22. August
Gegen 10 Uhr morgens packte ich meine Siebensachen, was dieses Mal besonders schnell geht, da ich für den Rest meines Kretaaufenthaltes den Koffer im Auto gelassen und nur die Waschsachen und jeweils frische Wäsche ins Zimmer getragen habe (und natürlich den Fotoapparat).
Wenig später betrat ich das Büro von Judith und Thanassis – Judith und zwei Mitarbeiterinnen waren anwesend und "busy". Ich bekam als Erstes den hier schon fast obligatorischen Frappé, dann wollte ich das Zimmer bezahlen, was Judith aber strikt ablehnte.
"Wenn du unser Luxusappartement willst, musst du natürlich bezahlen … aber die Nr. 16 kriegst du umsonst!" Als ich ihr zum Dank einen Handkuss aufdrücke, lächelt sie: "Damit kommst du mir nicht davon, ich komme gleich um den Schreibtisch herum!" – "Bitte, gern …" Wir mussten beide lachen, dabei fiel mein Blick auf einen eben noch leeren Schreibtisch, an dem jetzt plötzlich Thanassis saß und mir zugrinste. "Ach, du bist jetzt auch da? Guten Morgen!"
"Guten Morgen, ich sitze hier schon seit einer Stunde …" – "Das ist doch geschwindelt!" – "Na ja, ein bisschen."
Wir plaudern noch ein Weilchen. Judith fragt mich plötzlich, ob ich denn überhaupt schon ihren neuen Wellnessbereich gesehen hätte. Nein, hatte ich nicht, also gehen wir beide noch mal zum "Finikas 3" und sie führt mich dort herum. Ich bin wirklich beeindruckt: Es gibt einen Gemeinschaftsraum für Veranstaltungen aller Art, Fitnessgeräte ("nicht zum Kraftbolzen, aber es gibt Leute, die aus medizinischen Gründen täglich so etwas brauchen") und – Judith grinst – "Dann haben wir noch die Abteilung für die gemütliche Entspannung zu zweit!" Sie öffnet die letzte Tür: Ein nur gedämpft beleuchteter Raum, sanfte Hintergrundmusik, Sauna, Dampfsauna und ein leise blubbernder Whirlpool … Ich habe ja eine ganze Menge erwartet, aber das nun doch nicht.
Als wir wieder hinaus gehen, kommt uns Carola entgegen, die sich schon gewundert hatte, warum das Licht brannte.
Wir wandern wieder zum Büro zurück und ich bringe Judith noch wie ein Gentleman (das hat Judith gesagt!) "bis zur Tür", aber natürlich auch deshalb, weil ich mich noch von Thanassis verabschieden will. Dieser druckt mir noch eine Tüte mit einer Flasche eigenen Olivenöls und zwei Gläsern eingelegter eigener Oliven in die Hand. Mindestens eines davon gedachte ich, in den nächsten Tagen aufzuessen.
Dann hatte mich mal wieder die Straße. Ich fuhr nach Agía Galíni, um erst mal bei Heidi im "Romantika" ein "normales" Frühstück zu mir zu nehmen. Außerdem wollte ich noch etwas klären, denn ich wollte eigentlich nicht die ganze verbleibende Fast-Restwoche in Chóra Sfakíon verbringen, sondern Montag wieder den Standort wechseln, und stand jetzt vor der angenehmen Wahl: Agía Galíni oder "Kastro Kera" bei Kalýves.
Das Frühstück fiel ganz nach meinen genauen Anweisungen aus: 2-3 dünn (!) geschnittene Scheiben Brot, Butter, keine Wurst, dafür mehr Käse, ein gekochtes Ei (es war ein bisschen zu weich), eine Tomate in dünnen Scheiben, ein Glas frisch gepressten Orangensafts und natürlich ein großer Filterkaffee mit Milch und Zucker … es schmeckte gut, allerdings scheinen Sonderwünsche auch etwas extra zu kosten … na egal, man gönnt sich ja sonst nix.
Allerdings wurde mein anderes Anliegen negativ beschieden: In der kommenden Woche war kein Zimmer mehr zu haben. Wie schon erwähnt, in Agía Galíni war eine ganze Menge los. Aber woanders als im "Romantika" wollte ich dieses Mal nicht wohnen.
Na ja, da war ja noch die andere Option, die würde ich dann eben später klären.

Über die folgende Strecke, die ja eine schon vertraute ist, gibt es nicht so sehr viel zu berichten: Spíli – Kourtaliótiko – Asómatos – Plakiás … ja, ich fuhr aus zwei Gründen runter:
1. Wollte ich sehen, wie "schlimm" denn die ganzen neuen Bauten aussahen und
2. wollte ich durch das Dorf hindurch und erstmalig hintenrum nach Séllia hochfahren.

Ergebnis:
1. Na, ganz toll ist es nicht, aber auch nicht ganz so schlimm, wie ich es gehört hatte. Was mir als Käufer der "Eigentumswohnungs-Ferienanlage" aber doch übel aufstoßen würde, ist das große neue Gebäude direkt unterhalb, dass den direkten Meerblick sicher empfindlich stört.
2. Das geht ganz schön steil hoch (ist aber sauber asphaltiert), kurz bevor man oben ist, kann man sich so wie ich verfahren, aber wenn es plötzlich wieder nach unten geht, merkt man schon, dass man falsch ist.

Von da aus weiter nach Westen mit ein paar herrlichen "Rückblicken" auf die Bucht von Plakiás – das Aussteigen zum Fotografieren wurde durch den heftigen Wind nicht gerade erleichtert. Durch Frangokástello fuhr ich durch - auch um zu tanken, der Tankwart war um Klassen freundlicher als die ältere Dame Tage zuvor. Fotos vom Kastell waren nicht ganz einfach, es standen zu viele Autos davor … aber irgendwie klappte es doch.
Dann kam ich durch Komitádes. Hier standen drei Tramper an der Straße. Eine hübsche blonde Frau direkt an der Straße – logisch – zwei junge Männer saßen aber unübersehbar etwas im Hintergrund. Ich bremste … die junge Frau fragte "Ímbros", was ich leider verneinen musste. Also fuhr ich weiter durch das Dorf, aber ich dachte nach. Wollten sie jetzt am frühen Nachmittag von hier aus nach Ímbros hochtrampen, um durch die Schlucht zu laufen? Das konnte doch zeitlich kaum hinhauen.
Also drehte ich am Dorfausgang um und fuhr zurück. Ich hatte ja Zeit.
Ich fuhr zu ihnen zurück und erklärte ihnen, dass ich zwar immer noch nicht nach Ímbros hinauf fahren würde, sie aber bis zur Abzweigung von und nach Chóra Sfakíon mitnehmen würde, da hätten sie mehr Chancen. Zosch, saßen sie erfreut im Auto.
Die drei waren aus Frankreich, kamen aber – zumindest das Mädchen - mit Englisch gut klar. Als wir dann an der Abzweigung ankamen, gab ich meinem Herzen einen Stoß und bog einfach in die Serpentinen den Berg hinauf ab … ich hatte ja Zeit und würde sie einfach hochbringen. Was interessieren mich ca. 24 Kilometer (hin und zurück).
Erst ziemlich weit oben wurden sie aufmerksam und fragten, ob das meine Strecke wäre. Ich erwiderte freundlich, dass es zwar nicht meine Strecke sei und ich danach wieder zurück fahren würde, aber ansonsten wären wir gleich da, wo sie hin wollten.
Als ich sie dann bei der Taverne am untersten Schluchteinstieg absetzte, bekam ich noch zu hören, das oder ich sei "really very friendly". Ja, ja schon gut … ein bisschen von der kretischen Gastfreundschaft, die ich in 38 Jahren erlebt habe, kann man ja auch mal weiter geben. Keine langen Danksagungen …

Auf der Rückfahrt nach unten lieferte ich mir nur zum Spaß ein kleines "Wettrennen" mit einem wesentlich stärker aussehendem Mitsubishi-Jeep. Und ich darf stolz betonen: Ich habe "gewonnen", weil ich immer dann langsamere Fahrzeuge überholte, wenn ich genug Straße einsehen konnte. Und der Fahrer des anderen Wagens immer erst eine Weile (oder einige Kurven) später. Martin oder Katharina hätte das nicht gefallen …

Da nn rollte ich endlich in Chóra Sfakíon ein und fand erst mal überhaupt keine Zufartstraße zum "Three Brothers", wo ich mich mit Bettina verabredet hatte. Also parkte ich da, wo alle parken, und ging die Parallelgasse hinter der Hafenpromenade hinein und wurde auch fündig, Es war noch Essenszeit, deshalb waren sehr viele Tische besetzt, aber ich fand einen freien Platz und ließ mich erleichtert auf den Stuhl sinken. Jetzt bitte ein kühles Bier … ein Wunsch, den mir der <Kellner sogleich erfüllte.
Dann rief ich über das Handy Bettina an. Die Verbindung war unter aller ***, aber wenigstens verstand sie schnell, dass ich schon und wo ich war.
"Ich komme gleich runter!"
Zwischenzeitlich tauchte auch der Wirt des Lokals namens Jannis (einer der drei Brüder) in der Nähe meines Tisches auf und wunderte sich ziemlich, dass ich ihn höflich mit Namen begrüßte (ich kannte sein Foto aus dem Internet). Ihm blieb allerdings nicht lange Zeit zum Wundern, denn Bettina schritt zum heran. Im letzten Moment fiel mir noch rechtzeitig ein, wo wir uns befanden nämlich in der Sfakiá, also beließ ich es bei einem freundlichen Händedruck.,
Nachdem wir ein paar Neuigkeiten ausgetauscht hatten, zeigte mir Bettina mein Zimmer, das direkt oberhalb der Taverne lag – ich war damit durchaus sehr zufrieden.

Leute, für heute reicht es, es geht noch weiter, aber später …
Gruß Klaus

Britula
4.September.2009, 22:06
Hallo Klaus,
....vielen Dank für Deinen informativen Reisebericht, einige Orte sind mir wohl bekannt, aber die Sfakia ist besonders herrlich !!
Freu mich schon auf eine Fortsetzung und schöne Bilder von Dir.
Gruss aus Hamburg

Kreta-Klaus
5.September.2009, 15:01
Der Rest von

Samstag, 22. August
Ich setzte mich – nachdem ich ein paar Habseligkeiten aufs Zimmer gebracht hatte – erst einmal gemütlich auf den Balkon und genehmigte mir noch ein Bier. Der Blick aufs Meer ist schön, nein wäre sogar sehr schön, wenn da nicht so ein paar hässliche Stromleitungen durch das Panorama hingen … eine Starkstromleitung (laut Bettina) sogar mit simplem Isolierband geflickt ("bei Regen britzelt das manchmal so richtig") . Bettina winkte mir fröhlich vom hinteren Balkon zu, auf dem sie bügelte. Vorhin hatte sie Kostas, der mir nachmittags nur verschlafen vom Balkon zugewinkt hatte, zum Hafen gebracht. Wir verabredeten uns lose in der Taverne zum Abendessen, aber nur sehr lose, denn sie wusste noch nicht, wann sie Kostas wieder abholen musste.
Dann zog ich mich zum Mittagsschlaf zurück, eine griechische Sitte, der ich mich im Urlaub nur zu gerne anpassen, wenn ich nicht gerade mal wieder auf Tour bin.
Es dämmerte bereits, als ich die Treppe wieder hinunterstieg. Bettina hatte am Nachmittag nur gegrinst, als ich ihr von meinem Treppenmissgeschick im Oleander Garden erzählte: "Klaus, auf Kreta kommt man ohne Treppen nicht aus!" Sie hatte ja Recht …
Da ich es an diesem Tag nicht allzu spät werden lassen wollte und bei Bettina alles ausgeflogen schien (erwähnte ich eigentlich schon explizit, dass sie, Kostas und ihre Rasselbande praktisch neben der Taverne und den Zimmern wohnt? Ach ja, doch, wie hätte sie mir sonst zuwinken können), ging ich alleine essen.
Ich rief Bettina aber sicherheitshalber auf dem Handy an. Ein korpulenter Österreicher beobachte mich pikiert, sodass ich mich bemüßigt fühlte, ihm zu erklären, dass es normalerweise nicht meine Art sei, in griechischen Tavernen mit dem Handy herum zu fuhrwerken, aber das sei jetzt wichtig gewesen.
"Na, und kommt der Schatz jetzt?" – "Nein, der Schatz kommt vermutlich nicht, weil sie ihren Mann, den Bruder des Tavernenbesitzers, vom Hafen abholen muss." Ob er den Sarkasmus verstanden hat, weiß ich im Nachhinein nicht, aber wenigstens hielt er den Mund.
Das "Three Brothers" hat eine üppige Speisekarte aufzuweisen und ich konnte mich nur schwer entscheiden. Es wurde dann ein riesiger Dákos und eine üppige Käseplatte. Ich bekam es nicht auf! Aber, da ich schon erfahren hatte, dass oft die Augen größer als der Hunger sind, hatte ich vorgesorgt: Ich hatte immer eine kleine Plastiktüte dabei, in die unauffällig noch verwertbare "Essenreste" wanderten – an diesem Abend einige Stücke leckeren Käses. Ich habe sie nicht weg geworfen, sondern am nächsten Tag als kleine Wegzehrung auf meinen Ausflug mitgenommen. Auf diese Weise erspart man sich auch, erklären zu müssen, warum man nicht aufgegessen hat.
Es war übrigens ausgesprochen schön, den Sonnenunter- und gleichzeitig den Mondaufgang über dem Meer zu beobachten. Jannis beleuchtete den Strand, damit seine Mitarbeiterin die Liegen neu ordnen konnte.
Und einmal mehr bewunderte ich den Schildbürgerstreich des benachbarten Xenia-Hotels (der mir schon am Nachmittag sofort aufgefallen war): Eine Treppe zum Strand, die im Nirgendwo auf einer Plattform endet, von der man einige Meter hinunter springen müsste. Bettina hatte mir allerdings erklärt, da sei noch eine Leiter geplant, aber dieses Jahr würde das wohl nichts mehr. Liebenswerte kleine Unzulänglichkeiten …
Beim Telefonat hatte mich Bettina übrigens zum Frühstück eingeladen … aber "nicht zu früh!" Das kam mir sehr entgegen ...

Geht noch weiter ...
Gruß Klaus

Bettina
5.September.2009, 15:24
"Na, und kommt der Schatz jetzt?" – "Nein, der Schatz kommt vermutlich nicht, weil sie ihren Mann, den Bruder des Tavernenbesitzers, vom Hafen abholen muss."

:laugh::laugh: :laugh:

peppi
5.September.2009, 17:16
mei o mei - soooo schön!!!

danke für diese "geschichten"...

@bettina:
simmer uns wieder gut??? würde mir sehr viel daran liegen...


efcharisto poli an Klaus

lg - der peppi

Bettina
5.September.2009, 17:24
[B]

@bettina:
simmer uns wieder gut??? würde mir sehr viel daran liegen...




simmer doch...wann waren wirs denn net :spin::spin:

Gaaanz besonders liebe Grüße an Peppi und Peppifrau :smiley5::smiley5:

peppi
5.September.2009, 17:28
ei, bettina, bist du a liebe - danke!!!

na halt wegen dem zwischenkommentar...
lg - der peppi.

Kreta-Klaus
5.September.2009, 20:39
Bettina,
genau so verlief der Dialog! :blink::blink::blink:
Gruß Klaus

Tom
5.September.2009, 22:37
Danke, Klaus,

dein Reisebericht lässt uns hoffen, dass du uns weiter verätst, wo du überall warst! War ja eine tolle Reise!

Gruß Angelika und tom

Bettina
5.September.2009, 22:47
Danke, Klaus,

dein Reisebericht lässt uns hoffen, dass du uns weiter verätst, wo du überall warst! War ja eine tolle Reise!

Gruß Angelika und tom

Tom...siga siga...du kommst auch noch dran :icon_lol::smiley5:

Kreta-Klaus
6.September.2009, 15:02
Und das vermutlich morgen, denn das Leben steckt voller Überraschungen ... und das war eine sehr nette!
Gruß Klaus

Kreta-Klaus
7.September.2009, 21:16
Tja, es geht weiter ...

Sonntag, 23. August
"Nicht zu früh", also so gegen 9:30 Uhr, wandere ich zu Bettina hinüber. Kostas ist schon wieder auf dem Meer draußen, Bettinas Söhne und ihr gerade zu Besuch weilende deutsche Nichte hängen noch leicht verschlafen auf dem großen Sofa vor dem Fernseher herum.
"Setzt dich schon mal auf die Terrasse, die Kaffee ist gleich fertig!"
Na, das sieht doch lecker aus, Salami, Brot, Butter, Joghurt mit Honig, Marmelade …
Bettina kommt mit dem Kaffee. "Das Frühstück ist etwas frugal!"
"Aber Bettina, es ist alles da, was mein Herz begehrt! Was heißt denn da frugal?"
Während des Essens haben wir uns eine Menge zu erzählen, dann und wann durch Bettinas "Rasselbande" unterbrochen, die es laut Bettina nicht gerne hat, wenn sich die Mama mit anderen Leuten beschäftigt statt mit ihnen. Und untereinander streiten sie sich wie Kesselflicker … aber sie sind trotzdem eine sehr niedliche Bande, Jannis, Kostas und der kleine Sifis. "Aber sie streiten sich um die Luft, die sie atmen!" Sagt Bettina.
Nach dem Frühstück schauen wir uns im Fernsehen Bilder von dem verheerenden Großbrand in Attika an … es ist wirklich furchtbar. Natürlich hört man in den kommenden Tagen allerlei, was die Entstehung des Feuers betrifft, aber diese Gerüchte will ich hier nicht kolportieren. Ich habe keinen Schimmer, was da dran ist.
So gegen 11:30 Uhr verabschiede ich mich dankend, denn ich habe wieder einen kleinen Ausflug vor. Unten vor dem Haus treffe ich auf Kostas, der gerade vom Fischen zurückkommt. Nachdem wir uns (nun endlich) begrüßt haben, frage ich ihn nach seinem Fang. Seine Miene verdüstert sich geringfügig.
"Nicht so gut. Das ganze Jahr ist schon nicht so gut." Sicherlich auch deshalb hat er sich das Schnellboot zugelegt, um damit Bootstaxidienste nach Loutró, Agía Rouméli und Gávdos anzubieten. In diesem Urlaub komme ich aber leider nicht dazu, auf seinem "Rennkaiki" mitzufahren.
Dann verabschiede ich mich auch von ihm, heute Abend wird er mal nicht rausfahren.
Nachdem ich meine Spiegelreflex aus dem Zimmer geholt habe, fahre ich vorsichtig durch die schmale Gasse zurück. Ich hatte mich schon am Vortag gefragt, was eigentlich passiert, wenn man Gegenverkehr hat. Prompt kommt mir jemand entgegen, aber zum Glück gleich am oberen Ende der Gasse, sodass ich meinen Wagen einfach nur zurückrollen zu lassen brauche.
Bei aller Begeisterung für Bettinas riesige Wohnung … mehrfach am Tag möchte ich nicht zwingend durch die Gasse fahren. Die meisten Fußgänger schauen auch ziemlich pikiert … ein Taxi liefert gerade unten an der Gasse einen Fahrgast ab, aber diesmal setzt der Taxifahrer zurück, was ja auch logisch ist.
Und dann bin ich draußen und "düse" davon. Ich passiere die Abzweigung nach Frangokástello und mache mich (mit dem Auto) an den Aufstieg Richtung Ímbros. Da war ich doch gestern schon mal … Kurz hinter der Tankstelle unweit des Abzweigs fallen mir zwei Wanderer mit leichtem Gepäck auf. Ob die jetzt die ganzen Serpentinen nach oben laufen wollen? Ich verlangsame den Wagen ein wenig und prompt streckt der junge Mann die linke Hand raus. Dies wirkt nicht besonders hoffnungsvoll, denn er dreht sich dabei nicht einmal um. Ich halte natürlich.
"Are you going to Ímbros?"
"Yes, I am. Jump in!"
"How much does it cost?"
"Nothing, why do you ask?"
Er steigt vorne, seine Frau oder Freundin hinten ein, nachdem ich den Rucksack mit der Kamera vom Beifahrersitz entfernt hatte. Als der Wagen wieder anrollt, folgt meine übliche Frage: "Where are you from?" – "Germany." – "Na, dann können wir Deutsch reden."
Sie erzählen mir, dass ihr Leihwagen oben in Ímbros steht, sie sind die Schlucht gelaufen. "Aber dann waren wir doch etwas enttäuscht, weil das Auto wieder nach oben so teuer war … 20 Euro!" Ich vergaß zu fragen, ob pro Person. Trotzdem gebe ich zu, ehe ich 15 Kilometer über Kretas Straßen marschiere, würde ich über diese Investition nachdenken (vor allen Dingen, wenn ich vorher offensichtlich in "Rekordzeit" durch die Schlucht gelaufen wäre. Denn sie meinten, sie wären so gegen 9 Uhr gestartet … und sie waren ja auch immerhin schon Komitádes aus gelaufen).
Sie waren das erste Mal auf Kreta und wohnten in Kávros. Irgendwie habe ich wohl erwähnt, dass ich schon ein paar mal auf der Insel war, denn gleich wurde ich ausgequetscht, wo sie denn noch so unbedingt hin müssten etc. Und so verfing die Fahrt bis Ímbros wie im Fluge … ich setzte sie bei ihrem Auto ab.
Einen guten Kilometer hinter Ímbros nahm ich die schon vertraute Abzweigung nach Asféndou und Kallikrátis. Immer noch sind die Ausblicke ins Tal und auf die Berge bombastisch, immer noch liegen Steine auf der Straße herum, aber sonst hatte ich keine Probleme.
In Asféndou ist tatsächlich jetzt die Straße nach Kallikrátis ausgeschildert. Wenig Verständnis hatte ich für einen anderen Leihwagen, der mitten in einer unübersichtlichen Kurve parkte, während die Insassen auf der Straße stehend eine Landkarte studierten. Mehr Verständnis hatte ich für eine Herde Ziegen, die es sich im Schatten eines Baumes auf der Straße gemütlich gemacht hatten. Mit so etwas muss man eben auf Kreta immer rechnen – mit Touristen allerdings auch.
Hinter Kallikrátis biegt die Straße nach Ási Goniá, die ich bisher immer gefahren war, geradeaus landete man bisher immer nur in der Pampa. Doch ich wusste ja, dass es inzwischen eine "abenteuerliche" Strecke nach Frangokástello hinunter gab. Und tatsächlich, ein Stück weiter (!) entdeckte ich tatsächlich ein Hinweisschild, welches handgemalt an einem Zaun hing.
Noch war ich nicht bei den Serpentinen, aber in mancher Kurve war die Asphaltstraße so schmal, dass ich froh und glücklich war, dass kein Gegenverkehr kam.
Und dann war ich oberen Ende der Serpentinen angelang: Echt abenteuerlich eng, die Asphaltdecke an vielen Stellen kaum breiter als der Wagen, die Straße allerdings jetzt meist schon. Und so wurde es auch kein echtes Problem, als direkt hinter einer dieser Serpentinen ein großer Jeep entgegen kam, er hielt an und ich konnte auf den bergseitigen Schotter ausweichen.
Und dann ging es weiter immer nur heftig nach unten. Meine latente Höhenangst ließ nichts von sich hören, da sie zufrieden ist, wenn ich nächste Strecke überblicken kann.
Über Kapsodásos und Patsianó erreichte ich auf der Hauptstraße bald Frangokástello, wo ich im kleinen Supermarkt noch ein paar Dinge einkaufte (die ich nachher nicht brauchte, jedenfalls nicht an diesem Tag), dann fuhr ich nach Chóra Sfakíon zurück (alles in allem ca. 55 Kilometer in gut zwei Stunden).
Da ich nichts mehr zu lesen hatte, und ich liebe es, vor dem Mittagsschlaf, der heute wieder angesagt war, noch ein bisschen zu lesen, parkte ich auf dem großen Platz und wanderte zur kleinen Buchhandlung ziemlich weit hinten an der Hafenpromenade. Die Auswahl haute mich nicht gerade von den Füßen, aber immerhin fand ich zwei griechische Micky Maus, eine Sonntagszeitung mit einer als Gimmick beigepackten DVD mit zwei griechischen Filmen für zu Hause und als Mitbringsel für Bettina auch ein Exemplar von "Tote trinken keinen Raki". Um mir nicht den Zorn der Sfakioten zuzuziehen, erwähne ich explizit nicht, dass dies die einzige Buchhandlung Kretas war – die ich gesehen habe – wo das Buch teurer verkauft wurde als zum üblichen Ladenpreis. Nun es war noch erschwinglich und ich hatte es Bettina ja versprochen.
Dann zog ich mich auf meinen Balkon zurück und wühlte mich mühsam durch die Lektüre der Zeitung. Das ist, wie vermutlich allgemein bekannt, schwieriger als nur mal ein bisschen zu sprechen …
Dann überkam mich die nachmittägliche Müdigkeit und ich zog mich auf die Matratze zurück. Da die Balkontür offen blieb, erwachte ich irgendwann dadurch, dass eine Frauenstimme unten meinen Namen rief. "Klaus!"
Da das eigentlich nur Bettina sein konnte, schaute ich hinaus.
"Komm doch mal runter ins Lokal, Tom ist da mit ein paar Freunden."
Was machte jetzt Tom aus Exópolis in Chóra Sfakíon? Bei ihm wollte ich doch erst morgen vorbeischauen, denn ich "schuldete" ihm noch ein Exemplar des "Teufels aus den Weißen Bergen", zu dem er das Umschlagfoto beigetragen hat. Ich hatte übrigens schon am Vortag gecheckt, dass es im "Kastro Kera" für mich ein Zimmer geben würde.
"Ach übrigens", rief Bettina noch, "heute Abend erwarten Kostas und ich dich zum Essen!"
Das war ja sehr freundlich, dabei hatte ich bereits beschlossen, im "Three Brothers" heute die Bauernwürstchen zu essen. Klaus, halt die Klappe, das verrätst du erst später, wenn du in Sicherheit bist. Nein, mal im Ernst, Würstchen gibt es woanders auch … ich freute mich natürlich, denn ich wollte mit Kostas (und mit Bettina natürlich auch) noch so gerne ein bisschen quatschen.
Zuerst aber stieg ich in die Klamotten, steckte das Buch ein und stieg zum Lokal hinunter. Um diese Tageszeit war es nicht voll und Tom sah mich schon kommen. Ich war tatsächlich gerührt: Er sprang auf, eilte mir entgegen und umarmte mich. Das hatte er noch nie getan, aber vielleicht kannten wir uns inzwischen auch ein bisschen besser.
Er war – wenn ich jetzt richtig zusammenbringe – natürlich mit Angelika und deren Schwester samt Familie da. Sie hatten schon zu essen bestellt, aber eingedenk des Abends bestellte ich mir nur eine Gasósa, was eine schlechte Entscheidung war … Bonbonwasser. Die folgende Orangenlimo war dann so gut, wie schon am Abend zuvor.
Das Buch wechselte sogleich den Besitzer, die Konversation war lustig. Eine nette Truppe. Zwischendurch "fachsimpelten" Tom und ich auch mal ein wenig, nicht über das Forum, sondern über Kreta.
Ein lustiger Wortwechsel am Tisch blieb mir in Erinnerung. Die Tochter der Familie weigerte sich, von den vielen kleinen Fischen zu kosten. Begründung: Die armen Tiere müssten doch dafür sterben.
Und wenn sie eine Schweinshaxe äße, wurde sie gefragt. "Da sieht das Tier nicht mehr so aus wie ein Schwein!"
Und mir entfuhr der Satz: "Aber sterben muss das Schwein dafür auch, oder ist dir schon mal ein Schwein mit Prothese begegnet?" Da musste sogar sie lachen …
Allmählich machten sich die anderen an die Rückfahrt. Ich steuerte ein paar Euro zur Zeche hinzu, die letztendlich als Trinkgeld eingesetzt wurden.
Jannis entdeckte mich erst jetzt in der Runde und schlug mir fröhlich auf die Schulter.
"Entschuldige, ich habe dich vorher gar nicht bemerkt."
"Jannis, das kann passieren, so dünn wie ich bin."
Dann verabschiedeten wir uns voneinander und ich versprach, im Vorbeifahren in Exópolis darauf zu achten, ob sie zu Hause wären (sie waren es übrigens in den nächsten Tagen immer dann nicht, wenn ich vorbeikam).
Irgendwann später ging ich dann zu Bettina und Kostas hinüber. Es gab wider Erwarten keinen Fisch, was mir durchaus sehr recht war, aber ein sehr knuspriges Hühnchen mit Salat und Patátes.
Ich aß wie üblich nicht sonderlich viel, aber das mit Genuss. Ich kann es nur bekräftigen, Bettina kann kochen.
Der Abend verging in vielseitigen Gesprächen, ein drittes kleines Bier lehnte ich dankend ab.
Die Kinder tobten wie üblich herum, was Kostas zu einem Machtwort veranlasste (und das wirkte zumindest eine Weile). Bettina meinte, es sei nicht so leicht, weil die drei ja nur jeweils ein Jahr auseinander wären.
"Ja," grinste Kostas, "meine Frau hatte es eilig!"
Ich grinste zurück: "Du ja wohl auch, oder?"
Darauf gab er keine Antwort, aber sein Grinsen wurde noch breiter.
Als ich mich dann irgendwann verabschiedete – ich hatte es ja noch eine Treppe runter und eine andere rauf – meinte Bettina: "Morgen Frühstück, etwa um die gleiche Zeit!" – "Bettina, du brauchst mich doch nicht immerzu zum Frühstück einladen!" – "Ich will aber."
Dagegen kann man nichts machen. Also gab ich nach und verabschiedete mich für heute.

Gruß Klaus

Martin.
8.September.2009, 17:43
Hallo alle,

bin mit der Anmeldung wohl etwas spät dran aber habe mir deinen Reisebericht durchgelesen. :)
Hast den sehr gut verfasst, Hut ab! ;)

Meine Übelkeitsausbrüche haben sich vorerst nicht wieder gemeldet :freu:
... liegt wohl an den geraden Straßen hier in Deutschland :) :)

Ich bedanke mich hier nochmal an der Stelle für die tolle Tour! Das könntest du ruig auch nebenbei beruflich machen :smiley1:

Viele Grüße an dich, Tanja und das gesamte Kreta-Forum :)

P.S.: Das Bild ist ja mal voll in die Hose gegangen, naja gottseidank hat Kathi nicht das Fuß-bild online gestellt :laugh:

Karsten
8.September.2009, 17:53
naja gottseidank hat Kathi nicht das Fuß-bild online gestellt :laugh:


Jetzt wollen wir das Fuß-Bild aber alle sehen..:jo:

Kreta-Klaus
9.September.2009, 18:36
Und der nächste Tag ... bald ist alles schon wieder vorbei ... leider zähle ich schon die Tage!

Montag, 24. August
"Pünktlich" um 9:30 Uhr fand ich mich also bei Bettina zum Frühstück ein, nachdem ich vorher in der Taverne bei Bettinas Schwiegermutter das Zimmer bezahlt und meine paar Habseligkeiten ins Auto gepackt hatte. Heute sah der Frühstückstisch noch besser aus als am Tag zuvor: Es gab frische Mandelcroissants mit Butter und Erdbeermarmelade.
"Oder möchtest du lieber Wurst?"
"Aber nein, Croissants mit Erdbeermarmelade sind doch super. Ich wusste gar nicht, dass die hier so etwas backen."
"Ja, auch die Kreter können backen!" Bettina lachte.
Während wir frühstückten, lief hinter uns im Wohnzimmer in Fernseher die Berichterstattung über die Brände um Athen, die immer noch nicht unter Kontrolle waren, sondern allmählich immer weiter vordrangen.
Kostas war mit seinen Söhnen schon wieder am Hafen, er zum Arbeiten, die Söhne zum Spielen. Nur der mittlere, der kleine Kostas, schlief noch …
Nach dem Frühstück saßen wir noch eine Weile länger auf der Terrasse und genossen die Ruhe. Natürlich nur dann, wenn es gerade nichts zu Erzählen gab … und es gab eine Menge.
Kurz nach 11 Uhr verabschiedete ich mich mit herzlichem Dank für die Gastfreundschaft und versprach, wieder zu kommen. Wenn ich jetzt mal zusammenzählte, wie viele Mitglieder des Kreta-Forums ich während dieses Aufenthalts nun schon neu und persönlich kennen gelernt hatte, waren es schon einige.
Dann ging es wieder auf die Straße, denn die letzten Tage wollte ich im "Kastro Kera" bei Kalýves etwas ruhiger angehen lassen, wie ich schon erwähnt habe. Zum dritten Mal innerhalb von zwei Tagen schnurrte nun der Clio die Serpentinen nach Ímbros hinauf, die Strecke kannte er inzwischen auswendig. Ich schoss aus der freien Hand (dafür habe ich eine Zweitkamera) ein paar Fotos durch die Windschutzscheibe, z. B. von den neuen Tunneln. Leider stellte ich erst später fest, dass der ganze Staub auf der Windschutzscheibe leider "sehr scharf" auch auf den Fotos zu erkennen war.
Diesmal waren keine Tramper unterwegs … auch in der Askífou-Hochebene gab es einen Fotostopp zwischen Ammoudári und Karés, ich wollte endlich die berühmte Kirche an der Straße mal aus einem etwas anderen Blickwinkel fotografieren. Dieses Ergebnis gefiel mir besser als die Tunnel!
Ich bog noch kurz rechts nach Karés ein, um nachzuschauen, ob es das "War Museum" noch gibt. Hier werden hauptsächlich Waffen, Helme etc. gezeigt, die von den alliierten Truppen auf der Flucht zurückgelassen wurden. Das Museum ist zwar noch da, war aber geschlossen. Wer sich also vorher versichern will, sollte einfach anrufen: 28250-95211. Mir war es eigentlich egal, denn ich war früher schon mal drin … zwei Mal muss man es nicht zwingend gesehen haben.
Auch die weitere Strecke nach Norden ist inzwischen großzügig ausgebaut. Während der gesamten Fahrt höre ich im Autoradio Berichte und Interviews zur Brandkatastrophe in Attika, nebenbei erfahre ich, dass es auch am vorigen Tag bei Timbáki gebrannt hatte, aber dieser Brand war nur sehr klein und schnell unter Kontrolle, wie der dortige Dímarchos versicherte.
Wenn man aus dem Süden kommt, muss man nach den Bauarbeiten auch nicht mehr durch Vrýsses hindurch fahren, wenn man zur "New Road" will: Die neu ausgebaute Strecke trifft jetzt nur einige hundert Meter von der Auffahrt auf die alte Straße von Georgioúpolis nach Vrýsses. Will man übrigens umgekehrt von der "New Road" kommend in den Süden, biegt man vor zwei auffällig rosa gestrichenen neuen Häusern links ab. Eine Beschilderung gab es hier im August 2009 noch nicht.
Ich aber nehme die alte Straße durch Vrýsses Richtung Kalýves, denn erstens habe ich nicht eilig und zweitens liebe ich diese Strecke geradezu wegen ihres Waldreichtums. Auch die Köhler sah ich am vertrauten Platz …
In Pemónia biege ich dann rechts ab und fahre über Ágii Pántes ("Allerheiligen") und Mamounianá nach Vámos. Von dort aus dann weiter hinunter nach Kalýves, um noch einige Überlebensmittel für die kommenden Tage einzukaufen, Käse, Wurst, Eier, Kakao und ein paar Dosen Mythos. Oliven kaufe ich diesmal keine, obwohl die einfach dazu gehören, denn ich werde eines der Gläser von Thanassis schlachten.
Und dann geht's ab zum "Kastro Kera". Adriana und Vassilis sitzen mit ein paar anderen noch am Mittagstisch. Die jungen Männer sind Erntehelfer, die Vassilis bei der Traubenernte helfen.
Adriana stellt sofort auch für mich einen Teller auf den Tisch gibt – so ein Zufall – das Gleiche wie gestern: Hühnchen mit Kartoffeln und einem großen Tomatensalat. Und sie findet in den Untiefen ihres Kühlschranks tatsächlich noch eine kleine Dose Bier.
"So was habe ich selten im Haus, wir trinken alle Wein."
Nach kurzer Zeit verlassen uns die Männer, um wieder an die Arbeit zu gehen, und ich bleibe mit Adriana allein zurück … doch nicht lange: Die Nachbarin von gegenüber kommt auf ein Schwätzchen vorbei. Als sie uns wieder verlassen hat, zeigt mir Adriána mein Zimmer, dass von Martha, einer sehr netten jungen Polin, gerade fertig hergerichtet ist.
Die Zimmer im "Kastro Kera" sind alle recht geräumig, die meisten haben sogar zwei Balkons, von denen einer immer im Schatten liegt. Ich verstaue meine paar Sachen … ich lebe immer noch dem Kofferraum, dann lege ich mich kurz hin. Wenig später aber – so scheint es mir – werde ich durch ein Frauenlachen aus dem Garten geweckt. Und dieses Lachen kenne ich. Um mich hier nicht als oberschlau darstellen zu wollen, ich wusste ja, dass unsere lieben Freunde Lilly und Josef aus Köln auch gerade hier waren. Durch Lilly sind wir ja überhapt ins "Kastro Kera" gekommen.
Also flitze ich auf den Balkon und winke.
"Warte, ich ziehe mich an und komme runter!"
"Lass mal, das hat Zeit bis heute Abend! Jetzt legen wir uns erstmal ein Weilchen hin." Auch gut … ich lese noch ein bisschen und gehe dann am späten Nachmittag wieder nach unten. Vassilis sitzt vor der Küche am Tisch. Ich setze mich dazu, denn am Mittag hatten wir nicht viel Zeit füreinander. Nachdem mir Adriana einen dreistöckigen griechischen Kaffee gebracht hat, fragt sie mich, ob ich genau wie Vassilis auch Spiegeleier mit Tomatensalat essen wolle. Deshalb war ich nicht runter gekommen, aber ich weiß, dass ich nicht ablehnen kann. Außerdem mag ich Spiegeleier. Während wir essen (übrigens hatte Adriana noch ein letztes verwaistes kleines Bier gefunden), tauchen auch Lilly und Josef auf, noch mal eine herzliche Begrüßung aus der Nähe, obwohl es gar nicht lange her war, dass wir uns das letzte Mal gesehen hatten. Sie bekommen jeder eine große Portion – Vollpension á la Adriana.
Wir quatschen noch eine ganze Weile – ich holte mir noch ein Bier aus meinem Zimmer, denn mich über Stunden an einem kleinen Bier fest zu halten … war mir dann doch nicht recht.
Dann war auch dieser Tag zu Ende und da ich vorhatte, mal wieder eine kleinere Rundtour zu unternehmen, ließ ich den Akku der Spiegelreflex aufladen. Für die kleine Nikon hatte ich die Prozedur schon am Nachmittag erledigt.

Gruß Klaus

PS.: Noch 4 Tage ...

kkurek
10.September.2009, 13:59
Hier das Fuß-Bild von dem verpeilten, etwas angetrunkenen Typen der von der komischen Party ( zu der wir alle natürlich nicht hingegangen sind) geredet hat und nicht mit Digitalkameras umgehen konnte (man sieht auch direkt warum^^)

Super oder? Find uns gut getroffen^^

Kretamum
10.September.2009, 14:05
Der Fotograf dürfte wohl über gewisse Vorlieben im Forum Bescheid gewußt haben :nuts:
Seid ihr wirklich sicher, dass er betrunken war?

Es gab hier einmal ein Rätsel, vor langer-langer Zeit ... ein Fußbekleidungsrätsel. Ehrlich :jo::jo:
Die Teilnehmer eines Forumstreffens mußten an ihren Füßen samt Schuhen, Patschen, Sandalen usw. erkannt werden.
Auch sonst haben die Füße und Fußkranke hier schon wichtige Rollen gespielt!
Das sollte wohl eine Fortführung dieser "Tradition" werden.

Echt ein gelungenes Foto mit totalem Wiedererkennungswert :laugh:

kkurek
10.September.2009, 14:08
Hier übrigens ein paar Fotos von dem Tag mit Klaus!! Bis auf diese bisher von mir veröffentlichten Fotos hat sich Klaus aber sehr erfolgreich um Fotoaufnahmen gedrückt ;) und somit sind auf diesen Fotos nur Tanja, Martin und ich drauf.

Karsten
10.September.2009, 16:01
Hier das Fuß-Bild ..

Danke....:laugh::spin::laugh::spin::laugh:

Kreta-Klaus
11.September.2009, 18:56
So, es geht weiter ...

Dienstag, 25. August
Ich wurde relativ früh (also gegen 10 Uhr) wirklich wach und überlegte, während ich mich noch im Bett räkelte, ob ich einen Ruhetag einlegen oder doch wieder auf die Piste gehen sollte. Das Ergebnis dieses Brainstormings ergab, dass ich mich ausruhen könne, wenn ich tot bin (oder zumindest auch am nächsten Tag).
Also ging es ab ins Bad, dann nahm ich meinen obligatorischen Kakao, Käse und Oliven zu mir und dann ging es ab, nicht ohne beide Kameras eingepackt zu haben. Ich muss es jetzt mal erläutern, ich habe nicht zwei Kameras, um damit anzugeben, aber am Mann habe ich in der Regel immer nur die superkleine Nikon Coolpix S600, weil sie so schnell aufnahmebereit ist, sich bequem in einer Gürteltasche transportieren lässt (diese Tasche hat zwar fast 30 Euro gekostet, ist aber so stabil, dass die Kamera auch mal überlebt hat, als sie volle Kanne auf den Boden knallte) und auch mal eben 10 Megapixel hat.
Die "große" Nikon-SLR D 60 (immer noch eine Amateurkamera) habe ich immer nur im Auto dabei, denn mit den Wechselobjektiven und ein wenig Zubehör füllt sie einen kleinen Fotorucksack, den ich nicht ständig mit mir rumschleppen möchte. Natürlich ist sie ein Stück besser, aber für den schnellen Schnappschuss reicht die kleine allemal.
Mein ganzes Leben hatte ich mir eine Nikon gewünscht, mir sie aber nie leisten können, auf meine alten Tage durfte es dann doch noch eine sein. Aber wie sagt man so schön? Der Fotograf macht die Bilder, nicht die Kamera …das kann ich leider nur bestätigen. Meine Fotos sind zwar nicht schlecht, aber ich habe schon so viele bessere gesehen.

Bevor ich aber endgültig vom Thema abschweife … jetzt ging es los. Ich schlich mich flink an Adriana vorbei, damit sie mich nicht zum Kaffee verhaftete und fuhr vom Hof.
Ich hatte mir vorher schon so eine ungefähre Route festgelegt, die ich aber später mal freiwillig und auch mal unfreiwillig variierte. Doch dazu gleich mehr …
Ich fuhr auf der "New Road" nach Westen bis hinter dem Fort Izzedine, dann bog ich links nach Aptéra hinauf ab. Ich wollte mal nachschauen, ob es da etwas Neues gab und auch Fotos aktualisieren. Ich fuhr bis zum Fort nach vorne, nahm die SLR aus dem Rucksack und wanderte zum üblichen Punkt, von dem aus man gewöhnlich die Bilder macht.
Und dann??? Nichts war es! Ich schalte die Kamera ein … heiliges Nichtstun. Was war los, war die Kamera kaputt? Wer den Bericht über den gestrigen Tag aufmerksam gelesen hat, wird es schon wissen und auch mir fiel es plötzlich wie Schuppen aus den Haaren: Ich hatte zwar heute morgen den Stecker des Ladegeräts herausgezogen, aber den Akku nicht wieder in die Kamera eingebaut. Jetzt stand ich hier ohne Strom … ich Vollidiot! Was tun?
Na, ich war noch nicht so weit weg, dass es sich nicht gelohnt hätte, noch mal zurück zu fahren. Also 2-3 Fotos mit der "Kleinen" geschossen und dann wieder zurück auf das Zimmer gestürmt und wütend den Akku eingesteckt, im Auto eingelegt … na also, jetzt tat sich was.
Also: Rundtour zweiter Anlauf etwa eine ¾ Stunde später. Diesmal fuhr ich an Aptéra vorbei weiter nach Stýlos, einem relativ normalen Dorf mit einem großen Platz, in dem man unter Bäumen an einem Springbrunnen sehr nett sitzen kann. Ich aber will weiter!
Am Ortsausgang biege ich rechts Richtung Próvarma (entgegen der Angabe auf der Straßenkarte beginnt das Dorf gleich um die Ecke), und dann weiter Richtung Samonás und Kámbi.
In Samonás weisen etwa in Dorfmitte zwei Hinweisschilder den Weg zur Kirche des Ágios Konstantínos und zu einer Taverne namens "Lemoniá". Witzigerweise habe ich aber kein Schild zu dem Dorf gesehen, zu dem beide gehören (es heißt Chiliomoudoú).
Zur Taverne geht es kurz vor dem Dorfeingang links ein paar Meter hoch. Ich war nicht drin, kann also über die Qualität wenig sagen, aber der Blick von hier ist genauso überwältigend wie von der genannten Kirche (um zu dieser zu kommen, fuhr ich ins Dorf hinein und dort, wo die Durchgangsstraße nach rechts abknickt, einfach nach Gefühl geradeaus weiter – Bingo, ich kam genau bei der Kirche raus).
Ich genoss den weiten Blick auf die Nordküste von Kap Drápanos bis Akrotíri. Irgendwer hat das einmal etwa so beschrieben: "Der Blick ist, als säße man in einem Flugzeug." Kann ich bestätigen.
Zurück in Samonás bog ich links wieder auf die Hauptstraße Richtung Kámbi ein. Wenig später passierte ich etwas weniger Sehens- und Riechenswertes: ein großes Kalkwerk. Zur Linken bietet sich immer wieder ein herrlicher Blick auf das Massiv der Weißen Berge. Als ich das Dorf Kámbi erreiche, mache ich einen "Fehler", denn ich fahre nicht auf der Umgehungsstraße links um das Dorf herum, sondern fahre absichtlich durch das Dorf. Die Dorfstraße ist so eng, dass die Umgehungsstraße durchaus Sinn macht. Und dann kam ich erst mal nicht mehr weiter, da mitten auf der Straße ein Lieferwagen stand, dessen Fahrer sich seelenruhig abseits des Autos mit zwei anderen Männern unterhielt. Ich wartete geduldig, nach einigen Minuten aber machte ich mich dann doch sehr diskret mit der Hupe bemerkbar. Der Fahrer schaute zu mir herüber, winkte kurz, wechselte noch ein paar Worte mit den anderen und kam dann fast eilig zu seinem Auto, wobei er mir zurief, es täte ihm leid, er hätte gar nicht bemerkt, dass ich nicht vorbei kam. Na, was soll's, ich hatte doch Zeit … und das rief ich ihm auch zurück. Mit einem letzten Winken brauste er durch eine Seitengasse davon. Ich setzte meine Fahrt fort und traf hinter dem Dorf wieder auf die Hauptstrecke.
Man wird sich jetzt vielleicht fragen, wo mein "Fehler" lag. Ich hatte eigentlich von hier aus direkt nach Spiliária und Platyvóla fahren wollen, nur befindet sich die Abzweigung dorthin eben genau in jenem Stück der Umgehungstraße, dass ich gerade "umgangen" hatte. Dadurch driftete ich nun sehr nach Norden ab, was ich aber erst bemerkte, als ich nach zahlreichen, aber recht großzügigen Kurven bergab in Paradolianá landete. Nun also zog ich dann doch mal die Straßenkarte zu Rate, entschied, dass ich hier an diesem T-Stück links und bei nächster Gelegenheit wieder links abbiegen müsse. So erreichte ich dann ganz richtig das Dorf Gerolákkos (an der letzten Abzweigung war auch Thérissos schon ausgeschildert, wo ich letztendlich auch hin wollte). Etwa 1,5 Kilometer hinter Gerolákkos bog ich dann rechts ab Richtung Drakóna und Thérissos. Nun steigt die Straße wieder kräftiger an, einige schöne Serpentinen sind auch dabei … rechts und links stehen sehr viele Olivenbäume, je höher man kommt, werden sie aber immer mehr durch Nadelbäume abgelöst, die hier oben schon fast kleine Wälder bilden.
Drakóna ist wohl eines der "längsten" Dörfer Kretas, denn das erste und bisher einzige Haus steht fast einen Kilometer hinter dem Ortsschild. Dann geht es wieder ein ganzes Stück durch die Pampa, bis man wieder ein paar Häuser und sogar einen Dorfplatz mit einer blassgelb gestrichenen Kirche erreicht. Und dann geht es wieder noch etwa einen Kilometer durch freies Feld zu einer einzelnen Taverne … und erst hinter dieser steht das Dorfausgangsschild! Die Straße führt weiter nach oben, die Landschaft wird karger – dass es immer noch reichlich Kurven und Serpentinen gibt, brauche ich wohl kaum noch zu erwähnen. Dann überquere ich einen kleinen Sattel und es geht genauso kurvenreich wieder ein ganzes Stück nach unten – ein Paradies für echte "Kurvenreiter", und ich habe niemanden dabei, dem es schlecht werden könnte. Und wieder werden die Nadelbäume an der Straße zahlreicher.
Wie gut, dass ich schon weiß, dass kurz vor Thérissos mitten auf der Straße ein Baum steht, den man rechts oder links umfahren muss. Bei Tageslicht ist das aber kein Problem.
Wenige hundert Meter gabelt sich die Straße, rechts hinunter nach Thérissos, links wieder ein Stück hinauf Richtung Zoúrva. Ursprünglich hatte ich vor, eine andere Strecke zu nehmen, aber inzwischen meldet sich der kleine Hunger, und wo könnte ich ihn viel besser stillen als bei Maria in Zoúrva? Was sind schon 11 Kilometer.
Schon wenig später erreiche ich an einem kleinen Hügel mit ein paar Sendemasten den höchsten Punkt der Strecke, der Ausblick auf die Nordküste ist mal wieder bombastisch. Aber ich muss mich ja auch ein bisschen auf die Straße konzentrieren.
Von nun an geht es praktisch nur noch bergab, wieder vorbei an vielen Nadelbäumen, bis ich dann Zoúrva erreiche, durch das ganze Dorf hindurch fahre und unterhalb den Wagen auf dem Parkplatz des "Rizinia" ausrollen lasse. Da ich diesmal nicht angemeldet bin und also auch nicht erwartet werde, sind sowohl Maria als auch ihr Mann Manólis einen Moment leicht verwirrt, erkennen mich dann aber natürlich doch. Einige Tische auf der Terrasse, natürlich ebenfalls mit einem herrlichen Fernblick, sind mit Einheimischen besetzt, Manólis mittendrin. Grinsend bekomme ich in der Folgezeit einen Teil der Gespräche am Nachbartisch mit: Der junge Mann dort will sich bei der Polizei verpflichten und seine Tante ist damit ganz und gar nicht einverstanden. Was sie da so alles über die griechische Polizei erzählt … na, ich gebe es besser nicht wieder. Ich bestelle mir eine Marathópitta (ein pfannengroßer leicht fettiger Pfannkuchen mit viel Fenchelkraut), eine Portion Tzatsíki, damit es besser rutscht – das ist übrigens eine sehr empfehlenswerte Kombination. Und dazu gibt es – natürlich – ein köstliches Mythos.
Als Maria zwischendurch mal Zeit findet, setzt sie sich zu mir an den Tisch und wir plaudern ein bisschen. Nach über einer Stunde erst breche ich dann wieder auf und fahre ganz entspannt über Mesklá (bis dorthin natürlich noch viele Serpentinen), Fournés, Episkopí, Agiá und Vamvakópoulo zur "New Road" zurück. Das gute Essen und das Bier haben mich etwas träge gemacht, deswegen gehe ich jetzt keine weiteren Experimente ein, sondern düse auf der "New Road" gen Heimat zurück, sprich zum "Kastro Kera". Die reine Fahrtzeit (ohne die lange Pause in Zoúrva) betrug gut drei Stunden.
Ich hole mir noch ein Mythos aus dem Kühlschrank und mache es mir auf dem schattigen Balkon bequem.
Und dann lege ich mich viel zu spät zum Mittagschlaf ab und überhöre deshalb Adrianas Ruf zum Abendessen … ich schlafe durch.


Nur noch drei Tage ...
Gruß Klaus

Kreta-Klaus
12.September.2009, 01:09
Hier liest wohl kaum noch einer mit, deshalb hier kurz und schmerzlos der Rest:

Mittwoch 26. August
Heute will mein innerer Schweinehund nicht so recht. Also blase ich den eigentlich geplanten Ausflug nach Falássarna ab und widme mich der reinen Erholung. Ich frühstücke sehr spät und bin deshalb noch völlig satt, als Lilly mich ruft, dass es bei Adriana Stockfisch gäbe, ich sollte doch essen kommen.
Ich bin also selber schuld, dass ich am späten Nachmittag noch einmal nach Kalýves fahren muss, um mir noch etwas zu essen zu besorgen. Bei dieser Tour entdecke ich dann, dass Josch seine Fahrradvermietung zu einem "Gemischtwarenladen" umgestaltet hat: "Monastiraki". Ich halte an, da direkt vor dem Laden ein Parkplatz frei ist und gehe hinein. Josch kommt aus dem Hinterhof und obwohl er mich jetzt schon sechs oder sieben Jahre nicht gesehen hat, erkennt er mich sofort. Er ist sehr viel schmaler geworden, wirkt aber gut gelaunt.
Der Laden ist ein Unikat. Josch bietet hier von handgefertigten Olivenholz-Kleinmöbeln, über Kerzenständer aus dem gleichen Material auch Klamotten, Bücher und kunstgewerbliche Erzeugnisse, Mineralien, Fossilien usw. usw. an.
Wir unterhalten uns lange, dann kaufe ich einen der Kerzenständer als Mitbringsel für Yvonne. Josch macht aus der Verpackung zum Geschenk eine echte Zeremonie! Dummerweise lasse ich das Päckchen nachher auf dem Beifahrersitz liegen und in der Sonne am nächsten Tag schmilt das Wachs des "integrierten Teelichts" und hinterlässt einen hässlichen Fleck auf dem Sitz …

Donnerstag, 27. August
Ein weiterer Ausruhtag, über den nicht so wahnsinnig viel zu berichten ist.
Zum Mittagessen gibt es für Lilly, Josef und mich bei Adriana Gígantes (weiße Riesenbohnen). Sie freut sich, dass wir alle drei die genau gern mögen wie sie. Denn Vassilis mag sie nicht und für sich alleine mag sie sie auch nicht kochen.
Bevor die einen zum Strand gehen bzw. sich dann zum Mittagsschlaf ablegen, und der andere sich gleich auf eine Liege im Garten unter einer Dattelpalme verzieht, verabreden sich Lilly, Josef und ich für den Abend in meinem Lieblingslokal "Kyani Akti" westlich von Kalýves am Strand.
Ich bin als Erster da und setze mich schon einmal. Nikos, der Wirt (den ich schon kannte, als er gerade mal etwa 5 Jahre alt war) winkt mir zu, kommt aber nicht an den Tisch, da er selbst gerade zu Abend isst.
Als Lilly und Josef dann kommen, lassen wir lecker auffahren: Oktopus vom Grill, Patátes, Tsatzíki, hauchdünne frittierte Zucchinischeiben, Lammrippchen, einen großen Bauernsalat mit Féta … alles wieder einmal superlecker.
Später am Abend sitzen wir noch ein Weilchen mit Adriana und Vassilis vor der Küche …

Freitag, 28. August
Ich bin sicherlich nicht der Einzige, der Abreisetage hasst. Ich bummele herum, packe meinen Kram ins Auto, aber ich habe ja noch so viel Zeit (der Flieger geht erst kurz vor 24 Uhr abends und Jorgos von Citycar hat mir bei meinem Telefonanruf dann erklärt, dass er leider doch keine Zeit habe, sich vorher mit mir zusammen zu setzen. Na macht nichts, es gibt jedenfalls derzeit wohl noch ein nächstes Jahr).
Also lege ich mich nach einem ausgiebigen Frühstück wieder auf eine der "xaplostres" im Garten. Meine noch unangetasteten Lebensmittel wie insbesondere Nescafé und Zucker gebe ich Adriana, die sie an Martha weitergeben wird, denn "die kann das brauchen".
Irgendwann aber habe ich keine Lust mehr, faul in der Gegend herumzuliegen und verabschiede mich Richtung Iráklion. Gegen 21 Uhr bin ich dann schon wieder am Flughafen, auf Jorgos Parkplatz ist Betrieb, denn es sind neue Urlauber angekommen. Ich verfolge amüsiert Tonis Bemühungen, ein junges Paar mit zwei kleinen Kindern und voluminösen Koffern in einem Honda Accent unterzubringen. Als es dann nach vielen Umpackaktionen doch letztendlich klappt, ist Toni schweißgebadet. Ich denke an die Zeit zurück, als wir ebenso unterwegs waren … nun, das ist jetzt zum Glück vorbei.
Als die letzten neuen Mieter abgefahren sind, ich Toni den Wachsfleck gezeigt habe ("das ist kein Problem, kriegen wir hin"), verabschiedet er sich und Jorgos fährt mit mir noch in die "Kantína" auf dem Flughafenvorplatz hinüber, wir trinken gemeinsam noch jeder eine kleine Dose Mythos und essen ein paar Kartoffelchips. Dann liefert er mich – toller Service – vor der Abflughalle ab, ich packe mein Gepäck auf einen Trolley und – wie immer nur eine kurze Verabschiedung: "Tou chrónou, Jorgo! – Bis nächstes Jahr!"

In der Abflughalle fühle ich mich erst einmal wie im falschen Film. Ich habe hier noch niemals zuvor (!) eine solch problemlose Abfertigung erlebt. Einwandfreie Anzeigen über den Schaltern, gleich zwei davon für meinen Flug, es ging zack-zack, und dann mit dem Koffer noch schnell durch den Sicherheitscheck – nur hier fühlte ich mich dann kurz an alte Zeiten erinnert, da sich eine ca. 12-köpfige holländische Reisegruppe vordrängelte, ich dachte immer, das sei ein deutsches Phänomen - und bei der Personensicherheitskontrolle wirkte ich offenbar so harmlos, dass ich nicht meinen Gürtel mit der großen Metallschnalle ablegen musste, wie das praktisch fast alle anderen taten.
Und das Wunder ging weiter: Selbst die Ansagen im Wartebereich waren klar verständlich und wir saßen pünktlich in der Maschine. Der Flughafen von Iráklion scheint einen großen Teil seines "Urlaubsabschlussschreckens" verloren zu haben.

Das Essen an Bord war allerdings ziemlich ungenießbar – aber das war ich von früheren Rückflügen schon gewöhnt. Griechische Caterer haben es noch nicht so richtig drauf. Mein Sohn, der mich abholte, kam etwas zu spät –nein, ich kam zu früh, denn bei Tuifly hatte man die Flugzeit falsch … und ich hatte nicht nachgerechnet, als ich meine Ankunftszeit durchgegeben hatte.
Aber er kam, etwa 25 Minuten später kriegte sich Merle vor Wiedersehensfreude schier nicht mehr ein, und damit war ich (leider) wieder zu Hause und relativ schnell eingeschlafen (es war ja gegen drei Uhr morgens). Es war alles zu kurz aber damit auch zu

Ende

Das war es dann für dieses Mal
Gruß Klaus

Bettina
12.September.2009, 09:44
Hier das Fuß-Bild von dem verpeilten, etwas angetrunkenen Typen der von der komischen Party ( zu der wir alle natürlich nicht hingegangen sind) geredet hat und nicht mit Digitalkameras umgehen konnte (man sieht auch direkt warum^^)

Super oder? Find uns gut getroffen^^

...weiß nicht ob der Fotograf betrunken war....aber es erinnert mich an die eigene "Sichtweise" wenn man selber betrunken ist :laugh:

Henry
12.September.2009, 10:47
Hallo Klaus,

ich lese Deinen Reisebericht ganz gewiss sehr gern. :jo: Muss man sich denn jedes Mal nach Teilen des Berichtes melden? :blink:

Auch wenn Du jetzt den Endspurt einlegst, so kann ich diese Deine Reise 2009 ja zu gegebener Zeit in Deiner Homepage - Kreta-Klaus' Seite (http://www.kreta-klaus.de/deutsch/kreta-klaus/index.html) in Ruhe nachlesen. :smile:

Henry

Steffy
12.September.2009, 16:30
Servus Klaus!

Danke für diesen supertollen Bericht. Er steigert meine Vorfreude auf den 19. 9., wenn ich ebenfalls für zwei Wochen nach Westkreta reise. Vieles in deinen Berichten ist mir sehr nützlich, besonders der "25. August".

lG
Steffy

gawriella
12.September.2009, 21:02
@Kreta-Klaus

Also, obwohl ich da nicht so bewandert bin, in den Gegenden, wo Du Dich rumtreibst, finde ich es, praktisch als Nichtkenner, doch sehr spannend, wie Du über was schreibst. Du kannst es eben. Schluß, Aus, Punkt. Nich maulen . . .
Vielen Dank. Daß es Kleinmöbel aus Olivenholz gibt, wußte ich noch nicht.
Haben uns dieses Jahr Mörser , Salz/Pfeffer und Löffel für die Küche mitgebracht. Und das auch nur, weil ich an einem kleinen Stück Olivenholz herumgeschabt hatte, das ein Steg werden sollte. Hab mich einfach in die Maserung verliebt.
Ob es die Kleinmöbel auf dem Festland auch gibt?

Kreta-Klaus
12.September.2009, 21:14
Hallo Gawriella,
solche "Kleinmöbel" wie Mörser und Löffel (und Kerzenhalter) gibt es bestimmt auch auf dem Festland ... ich meinte aber eher kleine Tische, Schränkchen ... da gab es einen kleinen Beistellschrank, der mir sehr gefiel, nur wie soll ich so etwas im Flugzeug transportieren?
Ansonsten ... ich habe zu danken! :biggthump
Gruß Klaus

Bettina
12.September.2009, 21:28
@ Möbel aus Olivenholz....

da fallen mir doch meine "Traumverandamöbel" ein....in Chania....naja besser gesagt zwischen Souda und Chania, an der Hauptstraße gleich nach der großen Kreuzung...da stehen Möbel...die sind der Hammer...eine Bank gefertigt aus einem großen Baum....Sitzfläche Lehne...alles aus einem Stück...und dazu ein Tisch...umwerfend...ich hab nie nie nach Preisen geschaut weil ...die sind wohl auch eher umwerfend...ich werde das mal fotografieren...es ist der Hammer!!!!

Kreta-Klaus
12.September.2009, 21:31
Also Bettina,
die Möbel auf Deiner Veranda sind auch jetzt schon sehr schön (obwohl ich meistens auf so etwas weniger achte). :blink:
Gruß Klaus