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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Einigermaßen angekommen



antonia
11.March.2015, 21:27
Nun also Mirtos. Nach heftiger Berg- und Talfahrt, meinen obligatorischen Irrfahrten (hier scheinen alle Wege nach Iraklio zu führen), durch Dörfchen und über Brücken, die anscheinend noch immer von Lastwagen passierbar sind, obwohl meiner Ansicht nach ein doppelter Packesel absturzgefährdet wäre - Mirtos.
Zimmer direkt am Meer. Jannis, der einen 9jährigen Sohn in Österreich hat und eine alte Mutter hier, brachte mir am vormittag Orangen, sprang am Nachmittag ins saukalte Meer und schwamm ca. 10 min, nicht ohne beifallheischend zu meinem Balkon herauf zu schauen. Später brachte er mir mit strahlendem Lächeln ein Tellerchen mit stifado und Salat von seiner Mutter - hier werde ich wohl noch einige Tage bleiben.

Ich habe auch schon das obligatorische englische Rentnerehepaar getroffen, reizend, und die obligatorische deutsche Geschäftsfrau, die mir als erstes erzählte, ihr gehörten 3 Läden in dem Dorf - weniger reizend.

Arnold, wo ist bitte Kamilari? (Du hast mir davon auf Renas Esotherik-Seite geschrieben),
Danke, servus, kalinichta,
Antonia

Pezl
11.March.2015, 21:35
Ich bin zwar nicht Arnold, aber wo Kamilari liegt kann ich dir auch sagen.
Von Matala kommend, die nächste Kreuzung nach Pitsidia (frag jetzt bitte nicht wo Pitsidia ist :)), links abbiegen. Rechts geht die Straße nach Sivas.

Sabinara
11.March.2015, 22:03
Antonia,

von Agia Galini aus, wo du ja verweilt hast, wäre Kamilari ein Katzensprung gewesen.
Nun aber Konzentration auf Neues....

VG Sabinara

kokkinos vrachos
11.March.2015, 23:33
jassou Antonia, im O Platanos gibt es einen total leckeren Avokadosalat.

kali nichta, kv

antonia
12.March.2015, 08:58
Danke an alle für die Tipps. Ich bin tatsächlich an Kamilari vorbeigefahren. Ich weiß noch nicht, ab ich an der Südküste wieder zurückfahre oder an der Nordküste entlang ¨zurückrase¨. Ich will eigentlich auch noch nach Chora Sfakion runter, aber in der Gegend war letzte Woche das Wetter ziemlich schlecht, durch den vielen Regen ist sogar die Straße nach Agia Galini teilweise runtergekommen.
Ob das O Platanos schon offen hat, weiß ich noch gar nicht. Gestern abend war ich
im Hotel Mirtos und habe chorta bekommen, mag ich sehr gerne. Überhaupt gab's zum ersten mal Gemüse - ich hatte von dem ewigen Gyros und den Riesenschfleischbergen schon wieder genug.
So, und jetzt geht's raus in die Sonne, hier kann ich bereits um 9 Uhr auf dem Balkon frühstücken,
Servus, Antonia

Pezl
12.March.2015, 10:04
Antonia, du hinterläßt eine Zick-Zack Fährte :)

Arnold
12.March.2015, 11:22
... Gestern abend war ich im Hotel Mirtos und habe chorta bekommen, mag ich sehr gerne.

Ach, was gäb ich jetzt für einen Teller Βλήτα oder Χόρτα im vorsaisonalen Südkreta!

antonia
12.March.2015, 15:50
Klar, Pezl, fast wie im richtigen Leben.
Und ja, Arnold, Vorsaison ist wirklich gut, wenn auch manchmal ein wenig mühsam und kühl.
Heute habe ich einen nahrhaften Spaziergang durch's Hinterland gemacht - 1 Orange und 2 von den sauren, noch nicht reifen gelben Dingern gefladert, deren Namen ich einmal wußte.
Leider auch hier viele vernachlässigte Olivenhaine, zerfledderte Plastikgewächshäuser und andere Plastik- sowie Betonerrungenschaften der nachminoischen Kultur ziemlich bizarr in der grünenden, blühenden, von Bienen und Vögeln und wütend kläffenden Kötern bevölkerten Landschaft verstreut.
Baba, Antonia

Dorli
12.March.2015, 18:33
Überhaupt gab's zum ersten mal Gemüse - ich hatte von dem ewigen Gyros und den Riesenschfleischbergen schon wieder genug.


Dann hast du bis jetzt irgendetwas falsch gemacht. Oder nur an Frittenbuden gegessen.

antonia
12.March.2015, 21:47
Naja, Dorli, es war nix anderes offen. Oder ich fand es nicht, weil als Neuling unterwegs.
Servus, antonia

Georgos
13.March.2015, 06:42
Naja, Dorli, es war nix anderes offen. Oder ich fand es nicht, weil als Neuling unterwegs.
Servus, antonia
Antonia, du musst dort essen gehen wo die Griechen hingehen zum Essen.

Meermarie
13.March.2015, 09:30
Guten Morgen,
jetzt muss ich meinen "Senf" doch auch mal dazu geben. Antonia, geh einfach mal in ein "Kafenio" und bitte um einen Salat, Kartoffeln und ein Omlett. (Salata, Patates, Omeletta). Das wird dir in der einfachsten Taverne, Kafenio zubereitet werden und du wirst sehen, es wird wunderbar schmecken. Wir machen das immer so, ganz egal wo wir in GR sind. Oder versuch es mit "Dakos". Das ist eine Art Zwieback der eingeweicht wird und mit gehackten Tomaten und Feta belegt wird. Oder ein Teller "Gigantes" dicke, weiße Bohnen. Meines Erachtens sind es die ganz einfachen Gerichte die wunderbar schmecken.
Ich beneide dich um deinen Aufenthalt jetzt auf Kreta. Sammle Frühlingsbilder und lass uns teilhaben.

antonia
13.March.2015, 09:50
Ja schon, lieber Giorgos, ist aber etwas schwierig, wenn als Sprachtrottel unterwegs. Und die wenigen Brocken griechisch kommen nur mühsam zurück, aber sie kommen - langsamer, wie ich auch inzwischen geworden bin.

Aber jetzt bin ich ja - beinahe - angekommen. Mirtos ist in der Vorsaison tatsächlich noch fast ein richtiges Dorf: Alte Menschen sitzen vor ihren Häusern und wärmen sich in der Frühlingssonne die gichtigen Knochen auf, Kinder spielen nach der Schule am Strand und bauen Festungen aus angeschwemmtem Schilfrohr, Hunde und Katzen befeinden sich. Manche Alte kommen von den umliegenden Weilern herunter, zu Fuß, auf einen kleinen Tratsch, um Kleinigkeiten einzukaufen - es gibt 2 offene, kleine Supermärkte - und es gibt die Taverna Mirtos, das Zentrum des Lebens sozusagen.

Ein großer Raum mit kleinen, viereckigen Tischen, Holzstühlen, frischen Blumen oder Kräuter auf dem Tisch, kleinen Teelichten in Gläsern, einem großartig wärmenden Holzofen. Der Raum wird durch viereckige Säulen unterteilt, davor sitzen meistens die Einheimischen, dahinter die einheimisch Gewordenen und Touristen, von denen es aber noch kaum welche gibt.
In einer Ecke thront über allen ein großer Flachbildfernseher, auf dem gestern sehr oft und sehr lange Herr Schäuble und Mitglieder der griechischen Regierung zu sehen waren - sowie die BILD-Zeitung. Anschließend gab es eine sehr emotional und lautstark geführte Diskussion im vorderen Teil, die beinahe in einer Schlägerei ausartete. Janna, die großartige Wirtin, brüllte zurück, verdrehte die Augen zu uns hin, um zu zeigen, was sie von den Idioten hielt, die da eine sinnlose politische Diskussion führten.
Das Essen ist ausgezeichnet, Janna mästet mich - und noch ein Stück Kuchen, wenn die Knöpfe eh' schon nicht mehr zugehen, eine englisches Paar, das schon seit 30 Jahren hier lebt und ich unterhielten uns weiter - es war ein wunderschöner, kretischer Abend.
Heute früh erwachte ich durch Donner, Blitz und Regen, Wasser von allen Seiten, ein paar Zentimeter davon auf dem Balkon, das Meer oszilliert in allen grau-grün-türkis- Tönen, der Himmel grau und ich schicke einen schönen Gruß von der kretischen Insel nach Zentraleuropa
Antonia

Delui
13.March.2015, 17:56
Liebe Antonia , danke für Deine interessanten Berichte !
Bitte , mach weiter so , macht mir wirklich Freude , alles zu lesen !
Wie lange bleibst Du denn ??

Lieben Gruss aus Berlin v. Luise

ditschi2
13.March.2015, 19:53
Hallo Antonia,
auch ich möchte mich bedanken für deine tollen und wunderschönen Berichte hier. Ich verschlinge sie geradezu und habe das Gefühl direkt neben dir zu sitzen und alles mit zuerleben.:applause:
Bei uns ist es erst im Juni soweit mit unserem Kretaurlaub. Durch deine Erzählungen versüßt du mir die Wartezeit.:smilie_sd_005:

Liebe Grüße von der Nordseeküste.
Claudia

antonia
13.March.2015, 22:20
Liebe Meermarie, in kafenia war ich schon einigemale und habe eben genau das gegessen, was Du beschreibst. So weit reicht es bei mir auch gerade noch. Mir geht es aber um mehr, nämlich genau um das, was ich jetzt gefunden habe und versucht habe zu beschreiben,
Kalinichta von Antonia, die gerade eine ganz wunderbare Artischockenmoussaka gegessen hat

Pezl
13.March.2015, 22:43
Hast recht Antonia. Immer diese Tipps wo und was man essen soll, gut gemeint, aber meistens zum vergessen. Wie du es machst gefällt mir und finde ich auch richtig. Ausprobieren, Lokale und Speisen austesten, irgendwann findest du deinen kulinarischen Weg auch auf Kreta.

antonia
13.March.2015, 22:44
Danke für Eure lieben mails, Claudia und Luise,
Hier stürmt und gischtet es gerade beinahe wie an der Nordsee, nur dass es vermutlich nicht ganz so kühl ist wie in D. Im Juni wird es ganz anders hier sein. Der Laden nebenan an der Uferpromenade hat gestern vormittag bei Sonnenschein bereits die Liegestühle herausgeholt, sie stehen immer noch gestapelt da und sind noch nicht ins Meer geweht worden.
Heute wurde mir in der Taverne beschrieben, wie sich das Dorf von heute auf morgen verwandelt, sobald das Wetter einigermaßen stabil erscheint, aber in diesem Jahr scheint alles ein bisserl anders zu sein.
Ich fliege am 1. April von Chania nach Wien zurück und werde mich wohl nächste Woche schweren Herzens von diesem liebenswürdigen Nesterl trennen. Die Menschen grüßen mich bereits auf der Straße, einige mit Namen, es scheint ein angenehmes Zusammenleben von Jung und Alt zu sein. Sicher wird es auch hier Spannungen hinter den Kulissen geben, aber zunächst überwiegt der Eindruck von Liebenswürdigkeit und Freundlichkeit.
Übrigens sehr im Gegensatz zu Sizilien, wo ich im letzten Jahr zur selben Zeit unter ähnlichen Bedingungen unterwegs war. Da schlug mir in erster Linie Mißtrauen und Nichtachtung entgegen - und keinerlei Offenheit oder gar Charme, wie hier.
Erst einmal kalinichta und herzlichen Gruß an das nördliche Deutschland, Antonia

Pezl
13.March.2015, 22:49
Kreta ist eben nicht Sizilien

Il Padrino

antonia
13.March.2015, 23:43
Also wirklich Pezl, jetzt geh sofort schlafen oder Du kommst in den Wurstelprater,
buonanotte, la padrona
Antonietta

kretadick
14.March.2015, 00:57
...da gibt es tatsächlich noch gerichte, die ich nicht kenne...artischockenmoussaka, das würde ich jetzt auch gerne ausprobieren.

Delui
14.March.2015, 09:27
Guten Morgen , liebe Antonia , geniesse die nächsten zwei Wochen ,
ich wünsche Dir viel Sonne und Wärme !
Und erzähl bitte weiter !
Einen besonders lieben Gruss aus Berlin v. Luise

Arthuros
14.March.2015, 11:09
@Antonia ich lese du bist in Mirtos an der südküste, gehst du jezt weiter richtung südosten nach Ierapetra, und Sitia und dan zurück über Agios Nikolaos richtung westen?

antonia
14.March.2015, 19:07
Lieber Arthuros, ich weiß es einfach noch nicht, wie ich zurück Richtung Westen fahre.
Einerseits will ich noch nicht weg hier, andererseits möchte ich auch den Westen noch etwas erforschen.
Warum?
Gruß, Antonia

Inke
14.March.2015, 19:38
Liebe Antonia,
vielen Dank, dass Du uns teilhaben lässt an deinen Erlebnissen auf Kreta. Mein aller erster Ort ( natürlich nach der Ankunft in Heraklion) vor mehr als 30 Jahren war Mirtos. Es war Mitte März und ich fühle mich gerade in diese Zeit zurück versetzt.

chicarena
15.March.2015, 11:24
Artischocken-Moussaka; klingt interessant!
Jemand da, der ein Rezept dafür hat?
danke!
Schlemmerrena

antonia
15.March.2015, 19:03
Inzwischen denke ich, dass ich eigentlich auf der Suche nach dem Griechenland von vor 30, 40 Jahren bin - vor dem großen Tourismusboom, den wir alle mit verursacht haben. Damals sind uns auf Amorgos die Menschen aus den Dörfern mit Weintrauben und Feigen entgegengekommen, als wir über die Insel wanderten, wir durften am entlegenen Ende der Insel im Schulhaus übernachten.
Keiner fragte nach der Nationalität, es gab noch keine EU, aber wir waren alle Europäer.

Mirtos dürfte sich in den letzten Jahren entsprechend verändert haben, Inka. Ich habe mich gestern mit einem englischen Ehepaar unterhalten. John und Patricia leben seit 30 Jahren hier leben und wirken sehr gut integriert. Sie erzählten mir von den aussterbenden Dörfern, ich war selbst unterwegs. Mein Vermieter Jannis hat mir erzählt, dass er beinahe Angst hat vor der Hochsaison. Er pflegt seine alte Mutter, die bettlägerig ist. Sein 9 jähriger Sohn aus Österreich möchte in den Sommerferien kommen, er sagt, er weiß nicht, wo er ihn unterbringen soll - die Zimmer muß er in der Saison vermieten, denn das ist die einzige Zeit, wo er Geld verdienen kann. Er lebt mit seiner Mutter in einem Zimmer unten, sie klopt an das Fenster, sobald sie etwas braucht. Und das ist ziemlich oft.
Die Realität jenseits aller Urlaubsromantik ist auch hier ziemlich bitter.

Rena, die Artischocken-Moussaka geht wie jede andere Moussaka auch, mit Bechamelsoße überbackene Artischockenböden, allerdings nur ein dünner Kartoffelboden,
Gruß,
Antonia

chicarena
15.March.2015, 19:38
Antonia, mir war nicht klar, dass es dabei um die ArtischockenBÖDEN geht! Fälschlicherweise habe ich ständig überlegt, wie man die unteren Blattteile zu einer Moussaka verarbeiten kann.
Kann ja mal passieren, dass man auch einfache Sachen nicht auf Anhieb kapiert. Passiert sicher nicht nur mir....
Okay, jetzt weiß ich es!

kokkinos vrachos
15.March.2015, 20:01
Damals sind uns auf Amorgos die Menschen aus den Dörfern mit Weintrauben und Feigen entgegengekommen, als wir über die Insel wanderten, wir durften am entlegenen Ende der Insel im Schulhaus übernachten.
Gruß,
Antonia

Kalispera Antonia, solche tollen Erfahrungen vergisst man nie.

Ich bin auch wie du auf der Suche nach dem Griechenland bzw. Kreta von vor 30, 40 Jahren. Habe es auch schon mehrmals in diesem Forum erwähnt. So schön die Küstenorte wie Mirtos, Sougia, Falassarna, Kalives.....sind, das "Alte Kreta" findet man nur noch im Hinterland, in den kleinen Dörfern.

wünsche dir noch einen schönen Abend, gönne die noch einen schönen Raki, kv

antonia
15.March.2015, 21:55
Lieber kk,
ich habe einen ziemlichen Schnupfen, heute abend war ich wieder in der Taverna. Habe mich neben den feuerspeienden Holzofen gesetzt, erst gefroren, dann geröstet, gut gegessen. Dann kamen John und Patricia, die beiden Engländer, die hier schon seit 30 Jahren leben. Sie behaupteten, ich müsse einen heißen Raki mit Honig trinken, dann würde alles gut (hab leider den griechischen Namen vergessen) Janna, die selbst verschnupft ist, hätte besser auch einen getrunken, aber sie mußte arbeiten.
Den Berg hinuntergerollt nach 2 von diesen ausgezeichneten Gesundheitsgetränken, in ausnehmend hübschen Gläsern serviert - gesund!
Naja, jedenfalls spüre ich kaum mehr was von der Erkältung. Bis morgen früh jedenfalls.
Wann bist Du hier genau zu erreichen? Ich werde mich wohl etwa Mitte nächster Woche wieder Richtung Westen aufmachen,
Kalinichta,
Antonia

kiki
15.March.2015, 22:08
Hallo Antonia, wahrscheinlich war mit heisser Raki plus Honig Rakomelo gemeint http://www.griechenlandreise-blog.de/gesellschaft/bitte-ist-rakomelo

Gute Besserung und eine gute Zeit wünscht

Sabine

kokkinos vrachos
15.March.2015, 22:19
Lieber kk,

Wann bist Du hier genau zu erreichen? Ich werde mich wohl etwa Mitte nächster Woche wieder Richtung Westen aufmachen,
Kalinichta,
Antonia

ich komme am Sonntag den 22.3. in Heraklion an. Bleibe dort zwei Nächte (Wanderungen), dann gehts gemütlich Richtung Drapanos Halbinsel in mein kleines Häuschen.

kali nichta, kv ( mehr als 2-3 warme Rakomelo darf man aber nicht trinken, hatte schon mal ne kleine Alkoholvergiftung von diesem Zeug).

kiki
15.March.2015, 22:31
Der 25.3. ist ein Mittwoch:blink:

kokkinos vrachos
15.March.2015, 22:48
Der 25.3. ist ein Mittwoch:blink:

Sabine, muß natürlich Sonntag den 22.3. heißen. Ich habs schon korrigiert.

guß, kv

antonia
16.March.2015, 15:15
Ja, rakomelo war's. Hab' nur ein wenig Kopfweh gehabt heute früh, kann auch von der Erkältung gekommen sein (oder von der wilden Mischung Wein und rakomelo), jedenfalls hat mein Schnupfen so einen Schrecken bekommen, dass er sich beinahe schon verzogen hat.
Heute hat mir John beim Kaffee auf meinem Strandbalkon am Nachmittag interessante Geschichten über Mirtos und Knossos erzählt. Er ist Professor für technische, kunsthistorische Töpferei. Anschließend eine sehr nette Führung im Museum, das er betreut. Er kann, wie viele Engländer, Geschichte unterhaltsam erzählen, dargestellt an seinem kleinen Modell einer Ausgrabung hier in der Nähe. Hat Spaß gemacht.
Nun, da ich die heilende Wirkung von rakomelo kennengelernt habe sowie die angenehme Wirkung von Strand-Sand-Schotter Fußmärschen werde ich mich morgen Richtung Sfakia aufmachen, die Südküste Richtung Westen möglichst immer am Meer entlang. Hoffentlich liegt nicht die Hälfte der Berge Kretas auf den Straßen herum.
Ist es Dir recht, kv, wenn ich Dich ca. ab Mitte nächster Woche auf der Drapanos-Halbinsel heimsuche?
Antonia

kokkinos vrachos
16.March.2015, 15:36
(oder von der wilden Mischung Wein und rakomelo)
Antonia

ja, Wein und Raki oder Rakomelo das geht nicht gut.

Freue dich schon auf die Sfakia, ist landschaftlich wieder eine ganz andere Ecke als die von Agia Galini und Mirtos. Für mich einfach die schönste Ecke der auf der Insel. Wenn du die Möglichkeit hast fahre mit der Fähre von Hora Sfakion bis Agia Roumeli und zurück. Du wirst absolut geflasht sein von der Natur. Für mich gehört die Fahrt mit der Fähre (ist eine kleine Personen/Autofähre) zu den Höhepunkten der Insel.

Fahre auch mit dem Auto von Hora Sfakion Richtung Westen nach Anopoli - Aradena-Schlucht/Aradenabrücke und Agia Ioannis. Eins meiner Lieblingsdörfer. Der Abstecher nach Livanina lohnt sich auch sehr. Liegt traumhaft schon das fast verlassene Dorf.

Sfakia: http://www.sfakia-kreta.de/

Ilingias Beach http://www.youtube.com/watch?v=MRIxy-GB4AY

Livanina: http://livaniana.de/

Agios Ioannis: http://www.alonia.gr/en/article/home/fotogr

Ich bin mir ziemlich sicher das die Sfakia die überwältigen wird.

kalo taxidi, kv (hab dir ne PN geschrieben)

Steffy
16.March.2015, 18:12
@kv: Ich profitiere auch sehr von diesem Thread und "sammle" Tipps für unsere 13. Kretareise im Juni. Kann man zur Taverne in Livaniana mit einem Kleinwagen hinunterfahren (zB Corsa o. ä.)? Tris Ekklisies ist sich bis jetzt auch noch nie ausgegangen. Hast du aktuelle Erfahrung hinsichtlich der Zufahrtsstraße?
lG
Steffy

kokkinos vrachos
16.March.2015, 18:36
@kv: Ich profitiere auch sehr von diesem Thread und "sammle" Tipps für unsere 13. Kretareise im Juni. Kann man zur Taverne in Livaniana mit einem Kleinwagen hinunterfahren (zB Corsa o. ä.)? Tris Ekklisies ist sich bis jetzt auch noch nie ausgegangen. Hast du aktuelle Erfahrung hinsichtlich der Zufahrtsstraße?
lG
Steffy

jassou Steffy, wenn du aus Richtung Hora Sfakion kommst, geht kurz vor Aradena ein ausgeschilderte Abzweigung ab. Livaniana und Finix sind ausgeschildert. Bis Livaniana sind es 7.5 km. Erst Asphalt dann Schotterpiste. Bis Livaniana ist die Straße gut. Es gibt aber zur Zeit keine Taverne/Kafenion in Livaniana (Stand Februar 2015).

Von Livaniana geht eine schlechtere Schotterpiste zu den zwei Weilern Finix/Phönix und zur Lykos Beach. In beiden "Orten" gibt es Unterkünfte und Tavernen. Von Livaniana gibt es einen alten Verbindungsweg nach Lykos, 45 Gehzeit. Ausreichend Wasser und Sonnenschutz sind unverzichtbar, da der Weg total schattenlos und schweißtreibend ist.

Zurück kann man auch mit dem Taxiboot fahren.

http://www.old-phoenix.com/studio-lisa.htm

http://www.kreta-lykos.com/

http://akrogiali-lykos.gr/en/

kalo taxidi, kv

Steffy
16.March.2015, 18:50
Danke für die rasche Antwort ;-) Leider kann ich die legendäre Taverne nicht mehr "erleben"; damals war ich zu feige zum Hinunterfahren.
lG
Steffy

kokkinos vrachos
16.March.2015, 19:10
Danke für die rasche Antwort ;-) Leider kann ich die legendäre Taverne nicht mehr "erleben"; damals war ich zu feige zum Hinunterfahren.
lG
Steffy

jassou Steffy, der Höhenunterschied von der Abzweigung zum wunderschönen Bergdorf Livaniana beträgt nur ein paar wenige Meter. Bei Facebook findest du viele Fotos von Tilmanns Taverne.

Zu den beiden "Orten" Lykos und Finix geht es von Livanania einige hundert Meter runter.

schönen Abend noch, kv

Ulli
16.March.2015, 21:18
Hallo Antonia,

ich lese hier auch immer ganz interessiert mit. Falls du dich traust, die Straße Richtung Lykos hinunterzufahren (es lohnt sich!):
Das ist mein Lieblingsplatz dort:

https://georgoshouse.wordpress.com/

8387883879838808388183882

Viel Spaß weiterhin, bin gespannt, wohin es dich als nächstes verschlägt.

LG
Ulli

kiki
16.March.2015, 22:15
Schöne Bilder , danke , vor allem die Hängematte:) Beim nächsten Mal Sfakia muss ich mir Lykos genauer anschauen, ich glaube , das könnte mir auch gefallen,

Elvetakis
17.March.2015, 17:00
ich komme am Sonntag den 22.3. in Heraklion an. Bleibe dort zwei Nächte (Wanderungen), dann gehts gemütlich Richtung Drapanos Halbinsel in mein kleines Häuschen.

kali nichta, kv ( mehr als 2-3 warme Rakomelo darf man aber nicht trinken, hatte schon mal ne kleine Alkoholvergiftung von diesem Zeug).

Na dann hätte ich aber schon mehrere gehabt ;)

antonia
17.March.2015, 18:35
Na, geht doch - auch im biblischen Alter kann man noch mit einem ausgewachsenen Kater, der mitfährt im Auto, nach einer feucht-fröhlichen Abschiedsnacht in der Taverna Mitros und nur ein paar Stunden Schlaf über die Berge wieder ans Kretische
Meer und dann wieder zurück ans Lybische Meer düsen. Naja, düsen ist etwas übertrieben.
Hab' jedenfalls die Hotelbunker an der Nordküste bewundert, so manches EU-Wunder bestaunt (eingezäunte Steinderln, die nur aus der Ferne zu sehen sind), Troja weiträumig umfahren, mich in Vrisses etwas verfranst (ja, so etwas kann ich auch) und schließlich glücklich in Hora Sfakion gelandet. Direkt am Hafen ein Zimmer gefunden im 2. Stock, Westblick, ruhig.
Auch hier wird der Ausbruch der Saison vorbereitet, gehämmert, genagelt, gestemmt, aber mein Vermieter hatte Verständnis für mein Ruhebedürfnis und gab mir ein Zimmer, vor dem nicht ab 7 Uhr morgens das Pflaster erneuert wird.
Zucchinilaberln (bitte googeln) gegessen, vor dem Wind ins Zimmer unter die warme Decke geflüchtet.
Morgen um 9 Uhr vielleicht Schifferlfahrt, falls es nicht zu sehr weht.
Ich fuhr übrigens doch nicht an der Südküste entlang, weil die Wolken tief hingen, mein Leihauto interessante Geräusche beim Lenken um enge Kurven macht, ich Geld und Benzin brauchte - beides kam in Ierapetra problemlos aus den Automaten.
Kalinichta, Antonia

chicarena
17.March.2015, 19:57
Troja weiträumig umfahren? oh mein Gott! Das muss ja ein Umweg gewesen sein, lächel)

antonia
18.March.2015, 16:51
Ja, war ziemlich anstrengend, Rena - stur geradeaus fahren und die unübersehbar groß angeschriebene Abzweigung ignorieren.
So, nun bin ich wieder zurück in Chora Sfakion nach einem Abstecher heute vormittag nach Frangokastello. Nach einem etwas kühlen Aufwachen ohne Heizung fiel auch die Dusche aus weil brrrrr. Verhandlungen mit dem Vermieter, schließlich den gewünschten Preis bekommen, er versprach mir ein anderes Zimmer mit funktionierender air condition.
Ich fuhr ab in der Hoffnung, in Frangkastello die Weite und die Wärme des offenen Meeres zu finden - nix da. Bauruinen, reine Sommer-Sonne-Strand Ansiedlung, keine Taverne offen, kein Kafenion, kein Leben - außer versträrkter Bautätigkeit.
Also wieder zurück, wunderschönes Eckzimmer bekommen.
Ich saß sogar ein paar Stunden auf dem Balkon in der Sonne und wärmte meine alten Gräten auf.
Jetzt bleibe ich hier über's Wochenende, mache die näher Umgebung unsicher und hoffe, dass das Schifferl fährt. Das Meer ist jedenfalls heute wieder ruhiger geworden, der Wind hat sich gelegt, die Wolken hängen dunkel über den Bergen.
Vorsaison hat eben wirklich Vor- und Nachteile - Vorteil: Ich bin wie fast immer einziger Gast und genieße das sehr.
Kali spera, Antonia

chicarena
18.March.2015, 17:02
eine von uns beiden ist im falschen Film, Antonia!
Falls es aber tatsächlich ein Troja auf Kreta geben sollte - Asche auf mein Haupt! (nach addierten ca. 12 Urlaubswochen auf Kreta seit 2012 ist das evtl. noch entschuldbar)

antonia
18.March.2015, 17:42
Nein, Entschuldigung, Knossos natürlich. Ich sollte vielleicht weniger Wein oder rakomele trinken.
Trotzdem liebe Grüße aus sfakia,
Antonia

Kreta-moni
18.March.2015, 17:59
na, villt. wurde Troja nach Kreta versetzt??? - nee Scherz!

Sicher meint Antonia nicht das Troja von der Türkei, sondern meint was anderes???

ahh... schon geklärt, Antonia... habe auch überlegt, was du meinst... :)

antonia
18.March.2015, 18:51
Naja, vielleicht gilt zu meiner Entschuldigung, dass Knossos mir bislang so unbekannt und fern war, da es ja wirklich eine ziemlich eigenwillig aufgebaute Geschichte ist. Mein Unterbewußtsein hat das mir eher bekannte Troja gesendet. Kompliziert, wie griechische Geschichte ist, funktioniert anscheinend auch das menschliche Gedächtnis
Engländer waren und sind eben storyteller - auf die eine oder andere Art. Gefällt mir trotzdem, aber muß ich mir, glaube ich, nicht unbedingt ansehen.
Gruß, Antonia

chicarena
18.March.2015, 23:53
Knossos sehen musst DU natürlich nicht, Antonia!
Man könnte evtl. darüber streiten, ob MAN es sehen muss, wenn man Kreta kennenlernen will.
ICH sehe es so, dass Knossos (und einiges andere) zu Kreta gehört, wie das Colosseum zu Rom, die Pyramiden zu Ägypten oder die Hofburg(?) zu Wien.
Jeder wie er es sehen mag, oder auch nicht.

Wie meinst Du das mit "ziemlich eigenwillig aufgebaute Geschichte"? Meinst Du damit die Art der Rekonstuktion oder den Baustil der untergegangenen minoischen Kultur?
Oder überlieferte Zeitgeschichte überhaupt?
Ist nicht jeder Mensch, der heute lebt, auch zugleich ein Teil der lebendigen Historie eines Landes?

Was Troja betrifft (bekannt durch Homers Illias) hat Heinrich Schliemann auch eine "Geschichte" über die angebliche Maske des legendäre Agamemnon "aufgebaut", die sich inzwischen als fragwürdig oder gar falsch herausgestellt hat. Ich glaube nicht, dass sich Troja contra Knossos vom Bekanntsheitgrad her viel nimmt. Egal. Hab mich nur gewundert über Deine Reiseroute.
Bin schon wieder weg; will Deine Kreise auf Kreta nicht weiter stören!

Gruß, Rena

antonia
19.March.2015, 15:14
Ich will hier keine kulturhistorische Debatte vom Zaun brechen, Rena, nur weil ich mich einmal etwas dämlich vertippt habe. Nur eines: Mich interessieren in erster Linie die Menschen hier, ihre Lebensbedingungen heute sowie die ihrer jüngeren Vergangenheit, die Natur und der Einfluß, den der alles überwältigende Tourismus auch hier hat.

Du scheinst eine Kulturtouristin sowie -konsumistin zu sein, und das bleibt Dir ja unbenommen. Ich versuche nach wie vor, trotz aller Erfahrungen, dass es kaum mehr möglich ist, eine Reisende zu sein. Ich kann die lemmingartigen Menschenströme, die zu allen möglichen ¨events¨ rennen, nicht ausstehen. Ich kenne sie gut genug von Wien und anderen sogenannten Kulturdenkmälern.
Aber wir leben zum Glück in einer freien Gesellschaft, wo jeder nach seiner Fasson selig werden kann, sofern er genügend Geld dafür zur Verfügung hat.

Hier ist es übrigens nach wie vor sehr kühl. Über den Bergen und auch hier, in Chora Sfakion hängen gemeinerweise dicke graue Wolken. Dafür sehe ich am wolkenfreien Horizont von meinem Fenster aus Gavdos und Gavdopoula in zarten Umrissen.
Die Fähre fährt zur Zeit nur am Mo und Di, am Dienstag nach Gavdos und zurück nach Paleochora. Falls die Auskunft stimmt, die ich heute vormittag bekam. Gestern klang sie anders. War aber auch von jemand anderem. Und jetzt bin ich natürlich schwer am Überlegen ...
Jedenfalls bleibe ich definitiv bis Montag hier und streune ein wenig herum. Heute beim Frühstück in der Taverne bekam ich kleine Knollen in Aussicht gestellt. Sie sehen aus wie Zwiebeln, sind aber keine und werden oben in den Bergen gesammelt, machen viel Arbeit beim Putzen (sehen aus wie Tulpenzwiebeln) und müssen zweimal gekocht werden, das erste mal, um ihnen die Bitterkeit zu nehmen, das zweitemal sind sie dann gut und werden mit Öl und Zitrone gegessen. Ich werde mir den Namen der Knollen geben lassen. Morgen will ich schauen, ob es hier auch wilden Spargel in den Bergen gibt, bis dann,
Antonia

Meermarie
19.March.2015, 15:40
Hallo Antonia,

du wirst Traubenhyazinthenzwiebeln essen (Volvoi). Ich finde das immer so schade, mag die Blumen in den Bergen lieber. Aber das ist meine Meinung. Berichte, ob es dir geschmeckt hat. Wilden Spargel dürftest du jetzt finden, aber nur da wo nicht auch die alten Mütterchen laufen.
Viel Freude noch in der Sfakia

chicarena
19.March.2015, 15:45
"Ich will hier keine kulturhistorische Debatte vom Zaun brechen"

ich auch nicht!
Müssen wir auch gar nicht aufdröseln, wer sich wofür (mehr) interessiert und warum. Es ist wie es ist.

Meinerseit war mit meinem Hinweis jedenfalls keinerlei Wertung verbunden und umgekehrt nehme ich es auch für mich in Anspruch, dass ich nicht in die Schublade "lemmingartige Menschenströme" gesteckt werden möchte, von jemandem, der mich gar nicht kennt. Ich mag keine Verallgemeinerungen und versuche auch selbst, nicht zu verallgemeinern oder Menschen in Kategorien einzuteilen, schon gar nicht wegen eines kleinen Tippfehlers. Es ist mir halt aufgefallen; hätte ja sein können, dass es auf Kreta ein Troja gibt, das ich nicht kenne.

Was Du unter "ziemlich eigenwillig aufgebaute Geschichte" verstehst, würde mich trotzdem interessieren.

Gruss Rena

Ulli
19.March.2015, 16:02
. Heute beim Frühstück in der Taverne bekam ich kleine Knollen in Aussicht gestellt. Sie sehen aus wie Zwiebeln, sind aber keine und werden oben in den Bergen gesammelt, machen viel Arbeit beim Putzen (sehen aus wie Tulpenzwiebeln) und müssen zweimal gekocht werden, das erste mal, um ihnen die Bitterkeit zu nehmen, das zweitemal sind sie dann gut und werden mit Öl und Zitrone gegessen. Ich werde mir den Namen der Knollen geben lassen. Morgen will ich schauen, ob es hier auch wilden Spargel in den Bergen gibt, bis dann,
Antonia

Das waren sicher βολβοί (volvoi), Hyazinthenzwiebeln.

http://cretangastronomy.blogspot.gr/2011/01/blog-post_14.html

Ist denn heute Morgen kein Boot gefahren? Ein Freund ist gerade auf Gavdos und er hätte entweder heute zurückkommen können, oder dann erst wieder Montag.

Viel Spaß beim Spargelsuchen. Hier habe ich noch eine Seite mit Horta gefunden (falls du keinen Spargel findest, vielleicht ist ja noch etwas anderes dabei).
Leider gibt es die Seite nur auf Griechisch, aber neben den Bildern stehen auch die lateinischen Namen:

http://fouit.gr/2014/07/29/%CF%84%CE%B1-%CE%AC%CE%B3%CF%81%CE%B9%CE%B1-%CF%86%CE%B1%CE%B3%CF%8E%CF%83%CE%B9%CE%BC%CE%B1-%CF%87%CF%8C%CF%81%CF%84%CE%B1-%CF%84%CE%B7%CF%82-%CE%B5%CE%BB%CE%BB%CE%AC%CE%B4%CE%B1%CF%82/

antonia
19.March.2015, 19:25
Ja, stimmt, es waren volvoi, oder volvous, vermutlich singular. Schmecken leicht bitterlich, aber für mich köstlich. Die wilden Hyazynthen habe ich noch nicht blühen sehen, aber ich glaube, sie keimen gerade. So sahen die Knollen jedenfalls aus.
Wilden Spargel habe ich zuletzt in Italien gefunden, in der Toskana, Und vor ca. 100 Jahren auf dem Peleponnes. Der Dorfpolizist, bei dessen Familie ich wohnte, hatte mir gezeigt, wo er wächst - es sind die Austriebe bestimmter Dornenbüsche. Nachdem ich bei seiner Familie am Kaminfeuer (es war wieder einmal März) das Zeugs zum erstenmal geschmeckt hatte, stiefelte auch ich los. Bis mir der Polizist nahelegte, zumindest Handschuhe zu tragen, weil im März die Schlangen erwachten.
Gibt es eigentlich Giftschlangen auf Kreta?

Und nein, Ulli, heute und gestern ist keine Fähre angekommen. Am Dienstag sah ich sie, von oben kommend, auf dem Meer Richtung Osten tuckernd. Mal sehen, was sich in den nächsten Tagen tut.
Das Wetter scheint sich zu verbessern, meine Erkältung nicht. Kein Wunder. Aber immerhin habe ich heute zum ersten mal den Sternenhimmel Kretas genossen. Bei arktischen Temperaturen. Naja, nicht ganz.
Servus, Antonia

Tom
19.March.2015, 20:55
Die Bolvoi, (volvoi) ist die Mehrzahl. Die wilden Hyazynthen blühen jetzt, in dieser Jahreszeit! Oft sind sie derzeit aber bereits verblüht!
Giftschlangen auf Kreta gibt es nicht. Ausschliesslich auf dem Festland, auf Rhodos etc.
LG Angelika und Tom

kretadick
19.March.2015, 21:51
volvoi?
könnten diese dinger bei uns event. ASKORDOLAKOUS heißen?

Kreta-moni
19.March.2015, 22:37
"Gibt es eigentlich Giftschlangen auf Kreta?"

nein Antonia, mir sind dort keine bekannt und haben auf Kreta noch nie eine Schlange gleich welcher Art gesehen.
Aber kleine Echsen haben wir letztens gesehen, die sich in der warmen Sonne gemütlich machten.

lg und dir noch viel Spaß in der Sfakia. Bald kommen wir auch wieder nach Kreta... ich zähle jetzt schon die Tage:blink:

hypericum
19.March.2015, 22:50
Die Balkan-Zornnatter ist recht häufig auf Kreta anzutreffen, auch die Leopard-Natter haben wir schon gesehen. Giftig ist auf Kreta aber keine.

Ulli
19.March.2015, 23:01
Es gibt auf Kreta wohl eine giftige Schlangenart, deren Giftzahn aber so weit hinten sitzt, dass er einem Menschen nichts anhaben kann.
Aber seitdem eine Freundin mir die Frage stellte, ob es eigentlich Schlangen mit Überbiss gibt, trampel ich vorsichtshalber ordentlich, wenn ich
durch ein Chorafi gehe ...

Schlangen finde ich auch nicht so schlimm wie dicke fette Spinnen ...


@Kreta-Dick :jo: Ασκορδουλάκοι (βολβοί) σαλάτα

Insel
20.March.2015, 02:49
Hallo Antonia,
da drücke ich Dir fest die Daumen für den wilden Spargel:-))
Einmal hatte ich die Gelegenheit diesen mit Rührei auf Kreta privat essen zu dürfen.
Es war einfach nur schrecklich lecker!

Monica
20.March.2015, 07:23
@kretadick: ja, das ist dasselbe askordolakous und volvoi/volvous
@ meermarie: ein grosser teil der hier verspeisten volvoi sind aus marokko importiert, jedenfalls von den in den gemueselaeden erhaeltlichen noch ungekochten, der hiesige bestand wuerde die nachfrage nicht decken
@ antonia: am meisten aus der seele gesprochen hat mir deine erzaehlung von jannis, der angst hat vor der saison, nach all den renovierungsarbeiten haetten wir alle eigentlich erstmal urlaub verdient, aber dann geht's ja erst so richtig los und wehe wir wirken dann nicht gemuetlich und suedlaendisch entspannt - jetzt aber genug aus dem naehkaestchen geplaudert ;)
und doch noch ein tip fuer wo du grade bist: die taverne oben in anopoli beim daskalojanni-denkmal ist super, und falls du dich wunderst wie gut die wirtin englisch spricht: sie hat frueher in new york gelebt, wollte aber wieder zurueck, und falls grade die frau mit dem kaese vorbei kommt: unbedingt vom misithra (frischkaese) welchen kaufen, der ist absolut spitzen-1a und schmeckt nach den wilden kraeutern der hochebene, jetzt im fruehling am allerbesten, vielleicht hat die wirtin auch grad welchen da
schoene zeit dir noch und danke fuer deine erzaehlungen :)

Kreta-moni
20.March.2015, 11:38
Die Balkan-Zornnatter ist recht häufig auf Kreta anzutreffen, auch die Leopard-Natter haben wir schon gesehen. Giftig ist auf Kreta aber keine.

ach...tatsächlich? Das wußte ich gar nicht. Habe immer gedacht, dass es keine Schlangen auf Kreta gibt.
Wir haben noch nie eine Schlange dort gesehen...
Danke für deine Aufklärung:smile:

kiki
20.March.2015, 11:45
Hier ein Link zu den auf Kreta vorkommenden Schlangen http://www.aquaworld-crete.com/rep1de.html

Wir haben letztes Jahr das erste Mal Schlangen auf Kreta gesehen , und zwar im Osten der Insel im Raum Kato Zakros . Sie waren aber sehr scheu (während Wanderung) und sind gleich im Gebüsch verschwunden . Auch überfahrene Schlangen auf der Strasse zwischen Zakros und Kato Zakros gab es.

Gruss Sabine

Arthuros
20.March.2015, 12:17
Slangen gibt es genug auf Kreta, wie diese hier.
http://i57.tinypic.com/dylifp.jpg

http://i61.tinypic.com/1zlamwo.jpg

kokkinos vrachos
20.March.2015, 12:28
Hallo Antonia,
da drücke ich Dir fest die Daumen für den wilden Spargel:-))


ich kenne nur den Wilden Spargel von einigen Kykladen-Inseln, und die Pflanze war eine sehr stachlige Angelenheit.

gruß, kv

antonia
20.March.2015, 18:20
Gerade versinkt die Sonne hinter den Bergen im Westen, rosa umkränzte Wölkchen, ansonsten blauer Himmel. Das Lybische Meer tut mir den Gefallen, an die kleine Badebucht unterhalb meines Hotelzimmers zu branden.

Ich danke allen, die mir so informative, interessante wie freundliche mails geschickt haben. Jetzt weiß ich etwas mehr, werde vermutlich nicht mehr so unbedarft über die Felsbrocken und durch die Gegend streifen. Vor Schlangen habe ich nämlich eine Heidenangst, egal ob giftig oder nicht. Spinnen dagegen lassen mich eher kalt, wenn es nicht gerade Vogelspinnen sind. Eidechserln, die ein Sonnenbad nehmen, habe ich dagegen noch nicht gesehen. Besonders interessant fand ich, dass volvoi laut Monica auch aus Marokko importiert werden. Ich dachte, dass sie hier von Menschen gesammelt werden, die kaum andere Verdienstmöglichkeiten haben und die sie an die Tourismusindustrie oder Tavernen weiterverkaufen.
Ich frag' mich sowieso, wie das hier werden soll, wenn alles auf den Tourismus baut und der plötzlich ausbleibt? Wie in den Nordafrikanischen
Ländern z.B.? Aber auch in Ö gibt es Bundesländer, z.B. Kärnten, wo hoch spekuliert und gebaut wurde und jetzt das meiste leer steht. Um gar nicht erst zu reden von Spanien ...
Jetzt aber wieder zurück nach Kreta:
Herrlichen Tag gehabt, wärmer, rumgelaufen, mich an einen Berghang gesetzt, auf's Meer, Felsen, Blumen und sehr zutrauliche Ziegen geglotzt, die so tun, als wären sie Gemsen, aber nur beim Klettern. Dann tauchte eine deutsches Paar auf, das einen Wanderweg runter zum Strand gegangen war, auch nicht mehr ganz jung (ich hatte mich nicht getraut, weil nicht schwindelfrei und nicht mehr trittsicher und nur Turnpatscherln an).
Sehr gute Unterhaltung, sie leben seit 20 Jahren in Anopolis oben. Er Slawistik-Professer, morgen fahre ich rauf, sie besuchen.
Diese Art des Reisens, sich treiben lassens, hat schon sehr viel für sich.

Übrigens, die Fähre liegt seit gestern hier im Hafen, sie haben heute vormittag daran herumgeschweißt. Sie muß sich heimlich eingeschlichen haben, denn ich sah sie nicht kommen. Die Auskunft lautete, dass sie in den nächsten Tagen wegen Reparaturarbeiten wohl nicht auslaufen wird. Dein Freund, Ulli, dürfte wohl angekommen sein, aber ich weiß nicht, wo und wann.
Kalinichta,
Antonia

Pezl
20.March.2015, 21:23
Musste lachen. Das mit den Ziegen habe ich mir auch schon oft gedacht. Pass auf dass du keine Katze triffst die glaubt ein Löwe zu sein.
Wie geht's deiner Erkältung, hoffe schon besser.

kiki
20.March.2015, 21:48
"Gemsenziegen" in Chora Sfakion Mai 2013

Kreta-moni
20.March.2015, 21:59
Slangen gibt es genug auf Kreta, wie diese hier.
http://i57.tinypic.com/dylifp.jpg

http://i61.tinypic.com/1zlamwo.jpg


Meine Güte... das hätte ich nicht gedacht, das es tatsächlich Schlange auf Kreta gibt! Das ist mein voller Ernst!!
So oft wir auf Kreta schon gewesen sind, noch nie habe ich dort Schlangen gesehen, höchstens mal kleine Eidechsen.

@Antonia: Schöne Tage wünsche ich dir auf unserer Insel der Sonne

Pezl
20.March.2015, 22:12
Im Osten Kretas konnte ich auch schon Schlangen entdecken.
fyi: Eidechsen sind keine Schlangen.

@Kreta-moni....und wieso eure Insel?

Gwg_49
20.March.2015, 23:29
@Antonia : Wo wohnst du in Chora?

hermann
21.March.2015, 10:35
Hallo,

die hier ist eine schöne Leopardnatter, gesehen 2004 in der Kallikratisschlucht.

Gruß hermann

Kreta-moni
21.March.2015, 12:28
@Kreta-moni....und wieso eure Insel?
ach... sieh es nicht so eng. Ist nur eine Redensart, da es uns immer wieder nach Kreta zieht.
Außerdem habe ich es auf uns allen hier im Forum gemeint.

Lisi
21.March.2015, 13:16
Ich habe auch schon etliche Schlangen gesehen in der Katochori-Schlucht bei Stylos (der genaue Name fällt mir jetzt nicht ein) und im Kourna-See habe ich ebenfalls schon eine schwimmen gesehen. Ich würde gerne mehr beobachten, aber die Ludern verstecken sich immer so schnell.:blink:

andrea
21.March.2015, 14:37
Ich habe schon sehr viele Schlangen gesehen.
Es ist ein komisches Gefühl, wenn sie über die Erde huschen.
Im Mai kann man sie besonders oft sehen, ich glaube da paaren sie sich.
Normalerweise sind sie scheu, aber wenn man sie in die Enge treibt, beissen sie
auch. Ich bin mal an einer Mauer vorbeigelaufen und habe nicht gesehen, dass dort eine
Schlange lag und sich wahrscheinlich sonnte.
Sie ist plötzlich hoch und wollte mich beissen. Ich bin dann auf die Seite gehüpft.
Seit dieser Begegnung trage ich beim Wandern festes Schuhwerk und schau immer wo ich hinlaufe
und trample fest auf, wenn ich durch hohes Gestrüpp oder abseits der Wege gehe.

Arthuros
22.March.2015, 10:29
Ich würde gerne mehr beobachten, aber die Ludern verstecken sich immer so schnell.
Vielleicht, weil sie dich sehen @Lisi.:blink:

antonia
22.March.2015, 16:12
Naja, Arthuros, was machen die Biester, wenn sie Dich sehen? Purzelbäume?
Heute habe ich zum ersten Mal Eidechserln gesehen, wie sich das gehört im Frühling in südlichen Ländern. Ja, und wunderschön blühende rote und lila Anemonen, ganze Wiesen davon.
Aber außerdem habe ich auch wild gewordene Motorradfahrer gehört und gesehen, die nach Anopolis rauf- und runterbretterten, die ersten Touristen in ihrem korrekten outfit zügig voranschreiten (sehr im Gegensatz zu mir, die ich immer nur herumlungere und schaue), aber gestern!
Gestern habe ich die Finsternuß geknackt (wer schrieb mir das noch einmal in einer der ersten postings?)
Das ging so: Nach der Einladung durch Ursula und Christian, Slavistikprofessor und Lehrerin, die ich vorgestern zufällig traf, trafen wir uns wieder zufällig auf dem Dorfplatz in Anopolis. Sie brachten mich zu ihrem versteckt liegenden Häuschen, das meinem Traum von einem bewohnbar gemachten alten Häuserl auf Kreta gleicht - nur liegt es eben leider nicht am Meer. Wir tranken Kaffee, saßen erst am Ofen. Dann draußen, es war sehr kühl. Dann gingen Ursula und ich den antiken Pfad Richtung Aradena zur Aradena Schlucht, ich bekam Schwindelanfälle, als ich hinunterschaute, dann kam Christian und wir fuhren - er fuhr - klappernd über die Klapperbrücke. Wir liefen im verlassenen Aradena herum, das sie sehr gut kannten. Wir schauten die Ruinen an, die schöne, alte Kirche, die nun leider total verschlossen ist, wunderten uns über dieses und jenes.
Dann entspann sich ein Gespräch über einen Zaun hinweg, ein Haus, das gerade renoviert, bzw. Neu aufgebaut wurde. Beide sprechen sehr gut griechisch. Einladung zum Kaffee, der sich als Raki entpuppte. Alles hochinteressant, aber eine lange Geschichte. Es geht um Vendetta, Auswanderung nach New York, Teilrückkehr.
Auf der Rückkehr bekam ich auch noch die Geschichte von den vendettaartigen
Vorfällen in Anopolis erzählt, die sich da vor ca. 6 Jahren abspielten.
Anschließend Taverna, Essen, Wein, mehr Raki. Dann fuhr - schlich - ich die Straße mit den Nadelkurven nach Chora hinunter. Damit hatte ich die Finsternuß geknackt.

Arthuros
22.March.2015, 17:11
Warum denks du steht bei Lisi und mich am ende das hier.:blink: :blink:

antonia
22.March.2015, 17:19
Ja, ich liebe die Zeichensprache, Antonia

mino
22.March.2015, 19:20
Anschließend Taverna, Essen, Wein, mehr Raki. Dann fuhr - schlich - ich die Straße mit den Nadelkurven nach Chora hinunter. Damit hatte ich die Finsternuß geknackt.

Wenn du am Tage dort langsam runterfährst, siehst du bestimmt die kleinen Ikonostasi am Strassenrand...Leute, die sich totgefahren haben in den Serpentinen...mit Raki.
Auch da gibt es Geschichten. lass sie dir von Bettina erzählen (die dt. Frau von Kosta, der das Fish-cruising macht, sie wohnt direkt hinter dir auf dem Weg zu den drei Brüdern, ist auch hier im Forum).
Aber ich will dich nicht bevormunden.
Ein schöner Bericht ansonsten, gefällt mir, wie du Kreta erlebst.

antonia
22.March.2015, 19:28
Ja, ich habe sie gesehen. Noch lebe ich,
Servas, Antonia

antonia
23.March.2015, 09:20
Du hast natürlich recht, Michael, es war sehr leichtsinnig von mir, diese Kurven in der Finsternis angeäuselt hinunterzufahren. Ich war gestern noch einmal oben, um mir alles noch einmal anzusehen und bin dann nüchtern bei Tageslicht runtergefahren. Allmählich habe ich jetzt auch genug von der Rumgurkerei in den Bergen, wo mir auch schon mal ein Laster in einer unübersichtlichen Kurve auf meiner Seite der Straße entgegenkam, wäre ich nur einige Sekunden schneller gewesen, adjeu, du schöne Welt.

Heute ist mir aber nur das Schifferl vor der Nase davongefahren. Gestern hatte es noch geheißen, heute fährt es nicht, aber morgen - einer der Brüder vom Stavris hat es mir gezeigt, als es aus dem Hafen tuckerte. Aber wahrscheinlich ist es nur nach Loutro gefahren mit Fracht. Naja, man kann nicht alles haben.
Jetzt wende ich mich eben wieder dem Kretischen Meer zu, es regnet ohnehin und das Meer ist recht bewegt. Es wird wieder eine Fahrt durch die Wolken, sie hängen tief, Antonia, noch immer schniefend und hustend, Pezl!

Xioni
24.March.2015, 15:18
@ Arthuros - dann musst du mich mal besuchen kommen!

Wir haben normalerweise immer mindestens 1 Schlange auf unserem Grundstück, da an der Straße ein kleines altes Mäuerchen mit vielen Ritzen ist. Und sobald die Sonne etwas scheint, sonnen sich die Schlangen auf der Mauer oder in den Bäumen und Pflanzen drumherum.
So richtig scheu sind die nicht und manchmal richtig angriffslustig - Zornnattern eben :biggrin:

Nach Antonias Schilderung freue ich mich schon auf meinen Urlaub. Wir wollen nächste Woche in den Süden fahren wenn das Wetter mitspielt.

Britula
24.March.2015, 17:22
Hallo Antonia,

....wie schön Du erzählst, danke, dass wir in Gedanken mit Dir über die Insel ziehen dürfen. :smile:
Geniesse Deine Zeit !

Hallo Ulli,

....vielen Dank für den tollen Link über das kretische Wildgemüse.
Sammele selbst leidenschaftlich gern in den Dörfern am Stadtrand von Hamburg. :jo:

antonia
24.March.2015, 22:21
Inzwischen wieder über die Berge und auf die andere Seite der Insel. Aber wie!
Vorgestern in Chora Sfakion also Schifferl vor der Nase davongefahren. Bei Regen und Nebel die weißen Berge hinaufgeklettert - im Auto natürlich. Trotzdem eine Höllenfahrt. Teilweise konnte ich keine 10 m sehen, mußte stehenbleiben. Natürlich war dort der Nebel und der Nieselregen am dichtesten, wo die Straße am schlechtesten ausgebaut ist. Die angesäuselte Fahrt in der Finsternis den Berg runter von Anopolis war dagegen eine Himmelfahrt. Naja, beinahe.

Ja, und dann das Wunder: auf der anderen Seite angekommen tat sich nach und nach der Himmel auf, wurde blau, die Sonne schien. Schafe blökten auf grünen Wiesen zwischen Ölbäumen, keine Gemsenziegen mehr, sondern Vogerlgebrüll und Bienengesumme.
Dann fand ich tatsächlich den Weg nach Geourgiopolis, nach einigen Umrundungen der im Bau befindlichen Abwasseranlagen sogar den uns allen bekannten Dorfladen mit Cafe einschließlich seiner liebenswürdigen Betreiber. Wir betrachteten zusammen die Lastwagen, die den hübschen Laden in Staub hüllten. Tom meinte, in 4 Wochen mindestens seien sie fertig damit, Annette bewahrte eines der kleineren Lastautos davor, in ein selbstgegrabenes Loch zu fahren. Es war also insgesamt ein sehr amüsanter Nachmittag. Ich wünsche den beiden sehr, dass nicht einer dieser großen Lastwagen mal aus Versehen geradeaus fährt.
Dann erkundete ich noch ein wenig die Drapanos Halbinsel, fand sie von erstaunlich vielen Engländern bevölkert. Das hatte für mich zwei Folgen: ein fürchterlich schlechtes Abendessen und eine ausgezeichnetes englisches Frühstück.

Nun bin ich also wieder in Chania gelandet, dem Ausgangspunkt meiner Reise. Ich habe ein witziges Zimmer am Rand der Altstadt am venezianischen Hafen gefunden.
Da prügeln sich anscheinend gerade sämtliche Köter Chanias unten vor meinem Fenster.
Hier bleibe ich nun ein wenig, dann sehe ich mich noch ein bisserl im Westen um.
Danke für die netten mails, Antonia, immer noch leicht schniefend

antonia
26.March.2015, 20:28
Gruß an alle, die diese Seite lesen, und ein vorläufiger Schluss:
Es gibt sehr große Unterschiede zwischen Reisenden und Bereisten, bzw.
einem Land, das hauptsächlich aus Touristen besteht, die nach wie vor die Möglichkeit haben, in alle Länder zu reisen, die nach wie vor dem Tourismus offenstehen, und jenen, die vom Tourismus ausgebeutet werden.
Kreta, ein Land, eine Insel, die ich bislang nur aus der Literatur kannte, ist untergegangen. Dafür ist eine Tourismusdestination entstanden, wie es so viele auf der einst schönen Welt gab. Europa ist überall zu sehen, zu spüren - und zu bezahlen: Lidl, überall auch noch in den hintersten Dörfern Internetverbindung - eine Frucht der Korruption der letzten Regierung. Griechenland, Kreta, ist in Europa angekommen. Ich beneide dieses Land nicht dafür.
Und jetzt noch ein abschließendes Wort zu den Kretaschwärmern und Urlaubs- nun ja: Kommt einmal in der Vorsaison oder im Winter hierher und versucht, dieses Land wirklich kennenzulernen, anstatt nur Strände und Sand, Schluchten und Sonne zu suchen,
Servas, Antonia

Inke
26.March.2015, 21:14
Hallo Antonia,
ich habe Dich, durch diesen Thread, auf Deiner Reise auf Kreta begleitet. Vielen Dank dafür.
Ich glaube viele von uns kennen Kreta auch in der Vor- und Nachsaison und im Winter. Für die Anderen ist es gerade in dieser Zeit eine Reise wert.

Tom
26.March.2015, 21:29
Schön, dass wir uns kürzlich in unserem Lädchen "To Sentouki" austauschen konnten. Wir haben uns über deinen Besuch sehr gefreut!


...Kreta, ein Land, eine Insel, die ich bislang nur aus der Literatur kannte, ist untergegangen. Dafür ist eine Tourismusdestination entstanden, wie es so viele auf der einst schönen Welt gab. Europa ist überall zu sehen, zu spüren - und zu bezahlen: Lidl, überall auch noch in den hintersten Dörfern Internetverbindung - eine Frucht der Korruption der letzten Regierung. Griechenland, Kreta, ist in Europa angekommen. Ich beneide dieses Land nicht dafür.

Das klingt nun allerdings etwas 'frustriert' ?! Kreta lernt einer nicht in 20 Tagen kennen!
Lieb Grüsse, Angelika und Tom

antonia
26.March.2015, 21:44
Ja, Tom, Du hast natürlich einigermaßen recht. Vergesst aber nicht, dass Ihr Euch wirklich eingelebt und eingearbeitet habt. Das Leben hier in Kreta scheint mir um einiges schwieriger zu sein als in Zentraleuropa.
Lieben Gruß, Antonia

antonia
26.March.2015, 21:56
Und, übrigens, frustriert bin ich eher nich. Erstaunt wäre, glaube ich, der bessere Ausdruck dafür. Kalinichta, Antonia

kretadick
26.March.2015, 22:29
@antonia,
eventuell gibt es das kreta, das du gesucht hast, seit jahrzehnten nicht mehr...aber, wie du mir per pn mitgeteilt hast, weißt du jetzt, warum wir uns in agia galini verliebt und vor allem eingelebt haben...und eben nicht in kalamaki, matala, mirthios, frangokastello, georgiopoulis, chora sfakion usw..
zitat:"und jetzt noch ein abschließendes Wort zu den Kretaschwärmern und Urlaubs- nun ja: Kommt einmal in der Vorsaison oder im Winter hierher und versucht, dieses Land wirklich kennenzulernen, anstatt nur Strände und Sand, Schluchten und Sonne zu suchen,"...und genau deswegen kommen wir immer wieder und das seit 26 jahren (GR seit 1973) und am liebsten außerhalb der touristensaison...und eventuell bald für 10 monate im jahr.
...und in einem muß ich tom absolut recht geben, zitat:" Kreta lernt einer nicht in 20 Tagen kennen!"...und schon garnicht im kretischen winter.
ich war sehr erstaunt, dass du lediglich in unserem dorf eine anlaufstelle zum essen gehen angetroffen hast. ich habe diesbezüglich, als du das gepostet hast, recherchiert (bei einer deutschen freundin, die dort lebt) und weiß, daß es mindestens noch zwei(wahrscheinlich drei!) andere täglich offene tavernen/restaurants gab und an wochenenden durchaus noch andere...und in einigen(mindestens drei) kafenien wärst du auch nicht verhungert und gegen vorbestellung (einfach einen tag vorher anfragen) wärst du dort auch vorzüglichst verköstigt worden.
im winter findet man keine so große gastronomische auswahl vor(weder hier noch dort und auch nicht in mitteleuropa)...für wen sollte man das vorhalten?

...und zitat"Kreta, ein Land, eine Insel, die ich bislang nur aus der Literatur kannte, ist untergegangen."
nöö antonia...du hast kreta nicht bereist. du warst lediglich auf den spuren des kretischen tourismus und genau dann und dort, wo derzeit kein tourismus stattfindet...für mich nix anderes, als wenn ich im sommer irgendwelche wintersport-skigebiete bereise, den raubbau an der natur anmäkele und mich darüber beschweren will, dass all die lokale, die in der skisaison "leckeres" essen anbieten, im sommer geschlossen haben.
kreta ist anders...und viele der von dir im winter besuchten orte sind mir selbst in der saison höchstens für ein oder zwei stunden gut.
ich hatte dir einige pn mit tips gegeben...die du so nicht nachvollzogen hast...dein pech.
bevor du rummeckerst solltest du deine art zu reisen, deine erwartung an land, leute und dich selbst überdenken.

Inke
27.March.2015, 10:25
Kreta, ein Land, eine Insel, die ich bislang nur aus der Literatur kannte, ist untergegangen.
Servas, Antonia

Kann es sein, dass nur Deine Vorstellungen und Deine Erwartungen von Kreta " untergegangen " sind?

antonia
27.March.2015, 10:29
Kalimera,
Eigentlich wollte ich gestern nur erzählen, was der Tourismus anrichtet und anrichten kann. Ich kenne es mittlerweile aus so ziemlich der ganzen Welt.
Heute früh habe ich versucht, es näher zu beschreiben, leider ist alles wieder im im Nirwana oder besser, im Virtuellen verschwunden, da ich auf diesem blöden tablet die falsche Taste erwischt habe.
Heute ist in Chania wieder ein neuer, schöner Tag angebrochen. Die Menschen veruchen, den Wüstenstaub von ihren Autos zu waschen. Der Wind ist kühler geworden, ich werde wieder Menschen treffen, die hier leben und versuchen, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Und das ist nicht sonderlich einfach hier, aber es ist auch nicht einfacher geworden in Zentraleuropa. Allerdings geht es in Griechenland wirklich an die Existenz, während wir im Zentrum Europas immerhin noch ein einigermaßen funktionierendes Sozialsystem haben. Wenn auch stark beschnitten.

In diesem Sinne grüße ich alle und werde mich sicher noch einmal melden,
Antonia

antonia
27.March.2015, 11:38
Ja, so ist es wohl, Inke, danke, Antonia

Elvetakis
27.March.2015, 16:29
Gruß an alle, die diese Seite lesen, und ein vorläufiger Schluss:
Es gibt sehr große Unterschiede zwischen Reisenden und Bereisten, bzw.
einem Land, das hauptsächlich aus Touristen besteht, die nach wie vor die Möglichkeit haben, in alle Länder zu reisen, die nach wie vor dem Tourismus offenstehen, und jenen, die vom Tourismus ausgebeutet werden.
Kreta, ein Land, eine Insel, die ich bislang nur aus der Literatur kannte, ist untergegangen. Dafür ist eine Tourismusdestination entstanden, wie es so viele auf der einst schönen Welt gab. Europa ist überall zu sehen, zu spüren - und zu bezahlen: Lidl, überall auch noch in den hintersten Dörfern Internetverbindung - eine Frucht der Korruption der letzten Regierung. Griechenland, Kreta, ist in Europa angekommen. Ich beneide dieses Land nicht dafür.
Und jetzt noch ein abschließendes Wort zu den Kretaschwärmern und Urlaubs- nun ja: Kommt einmal in der Vorsaison oder im Winter hierher und versucht, dieses Land wirklich kennenzulernen, anstatt nur Strände und Sand, Schluchten und Sonne zu suchen,
Servas, Antonia

Diesem "Land" gehts dank dem Tourismus einiges besser als anderen Regionen Griechenlands, das solltest Du bei aller Romantik nicht vergessen. Ausserdem würde sich wohl manch ein Einheimischer bzw. manch eine Einheimische nicht in dem Kreta wiederfinden und wohlfühlen, welches Du Dir offensichtlich herbeiwünschst. Auch für Kreta gilt eben, DAS Kreta gibt es nicht, und ich denke, das ist ganz ok so. Ach ja, solltest Du einen Ort finden, bei dem der MAssentourismus nicht Einzug gefunden hat, berichte nicht darüber....oder noch besser: Geh gar nicht hin, damit er uns ja erhalten bleibe ;-) Ich hoffe Du verstehst, was ich mit diesem Paradoxon ausdrücken will. LG

Arnold
27.March.2015, 17:41
Im Grunde ist die Reiserei ja absurd und schädlich.
Man denke einmal darüber nach, wie sie entstand.
"Schön" ist es ja überall. Das Heile verlässt man ja nicht!

antonia
27.March.2015, 17:48
Ja, ich verstehe, was fast alle hier meinen. Ich wünsche mir auch nicht die sogenannte Romantik des alten Griechenlands zurück, sondern ich sehe mit sehr klaren Augen, was der Tourismus - nicht nur in Griechenland - anrichtet und angerichtet hat. Es ist allerdings nicht nur der Tourismus, sondern eben auch der weltumgreifende Kapitalismus. Damit ist aber, glaube ich, das Fassungsvermögen dieses Forums überschritten, noch einmal liebe Grüße aus Chania,
Antonia

Arnold
27.March.2015, 18:00
Ja, ich verstehe, was fast alle hier meinen. Ich wünsche mir auch nicht die sogenannte Romantik des alten Griechenlands zurück, sondern ich sehe mit sehr klaren Augen, was der Tourismus - nicht nur in Griechenland - anrichtet und angerichtet hat. Es ist allerdings nicht nur der Tourismus, sondern eben auch der weltumgreifende Kapitalismus. Damit ist aber, glaube ich, das Fassungsvermögen dieses Forums überschritten, noch einmal liebe Grüße aus Chania,
Antonia

Zustimmung. Aber eher das Auffassungsvermögen wird überschritten. Trotzdem.

Kannst du alles auch 1 zu 1 auf diesen Flugzeugschwachsinnsfred übertragen.

Elvetakis
27.March.2015, 18:39
Ja, ich verstehe, was fast alle hier meinen. Ich wünsche mir auch nicht die sogenannte Romantik des alten Griechenlands zurück, sondern ich sehe mit sehr klaren Augen, was der Tourismus - nicht nur in Griechenland - anrichtet und angerichtet hat. Es ist allerdings nicht nur der Tourismus, sondern eben auch der weltumgreifende Kapitalismus. Damit ist aber, glaube ich, das Fassungsvermögen dieses Forums überschritten, noch einmal liebe Grüße aus Chania,
Antonia

Nein, schau, ich kann mithalten: Kapitalismus scheisse.

antonia
27.March.2015, 19:46
Leider ist alles nicht ganz so einfach, wie ich - und mit mir es sich vielleicht auch andere vorgestellt haben. Dieses Europa wird - vielleicht - eines Tages zusammenwachsen. Im Augenblick, also im März 2015, sieht es noch etwas anders aus.
Ich habe mich heute abend mit einem Serben, der hier in Griechenland seine Geschäfte macht, unterhalten. Er spricht eine Art von Deutsch, hat in der Schweiz usw.gearbeitet, schwärmt von seinem Sohn und Wien. Der Sohn nebst Schwiegertocher haben sich in Wien, im 20. Bezirk, soeben eine Wohnung gekauft, auf Abzahlung. Er erzählte begeistert davon, wie geregelt doch alles in Österreich sei.

Ich kenne Österreich, ich kenne Wien. Und ich kenne den 20. Bezirk, der von Schönbrunner-Wienern möglichst gemieden wird- Und ich kenne ein wenig die politischen Verhältnisse in Österreich.
Im Übrigen möchte ich jenen zustimmen, die sagen, wenn es einem gefällt, irgendwo zu leben, hat man keinen Grund mehr, zu reisen-
Für das stifado plus einem Wein habe ich übrigens 16.50 bezahlt - ein stolzer Preis für ein Gulasch um die Ecke. Baba, Antonia

Monica
28.March.2015, 08:53
Liebe Antonia, Danke fuer Deine schoenen Erzaehlungen, auch wenn es jetzt zum Schluss Dir offenbar nicht mehr so froehlich ist, oder zu verschiedenen Gedanken anregt. Zu "was der Tourismus hier anrichtet: es hat Vor- und Nachteile, wie weiter oben von anderen schon geschrieben, wollen die meisten hier wohl nicht mehr in die Zeit vor dem Tourismus zurueck, es bringt ja auch eine Weltoffenheit und Kontakte, die sonst so nicht moeglich waeren. Die andere Seite ist, wie manche Leute, die hierher kommen, sich verhalten. Aber auch da kann ich vieles verstehen, die Gaeste und Gaestinnen kommen ja sehr oft sehr fertig und ausgelaugt hier an, aus den Bedingungen heraus in denen sie leben. Das ist manchmal schwer damit zu Rande zu kommen, aber eben auch verstaendlich warum das so ist. Und gleichzeitig, die Menschen hier haben sich ueber Jahrtausende (der Fremdherrschaften und Besatzungen) ihre spezielle Kultur bewahrt, sind nicht untergegangen, auch wenn da natuerlich laufend auch Veraenderungen stattfinden. Ich denke, Dein Besuch wurde von vielen die Du Dir angetroffen hast, genossen. Und ich hoffe, Du kannst viele tolle Erinnerungen fuer Dich mitnehmen. Steht schon bald Deine Abreise bevor? Falls Du noch Zeit hast: ein Besuch der Synagoge in Chania finde ich immer etwas besonderes.

Elvetakis
28.March.2015, 10:30
Liebe Antonia, Danke fuer Deine schoenen Erzaehlungen, auch wenn es jetzt zum Schluss Dir offenbar nicht mehr so froehlich ist, oder zu verschiedenen Gedanken anregt. Zu "was der Tourismus hier anrichtet: es hat Vor- und Nachteile, wie weiter oben von anderen schon geschrieben, wollen die meisten hier wohl nicht mehr in die Zeit vor dem Tourismus zurueck, es bringt ja auch eine Weltoffenheit und Kontakte, die sonst so nicht moeglich waeren. Die andere Seite ist, wie manche Leute, die hierher kommen, sich verhalten. Aber auch da kann ich vieles verstehen, die Gaeste und Gaestinnen kommen ja sehr oft sehr fertig und ausgelaugt hier an, aus den Bedingungen heraus in denen sie leben. Das ist manchmal schwer damit zu Rande zu kommen, aber eben auch verstaendlich warum das so ist. Und gleichzeitig, die Menschen hier haben sich ueber Jahrtausende (der Fremdherrschaften und Besatzungen) ihre spezielle Kultur bewahrt, sind nicht untergegangen, auch wenn da natuerlich laufend auch Veraenderungen stattfinden. Ich denke, Dein Besuch wurde von vielen die Du Dir angetroffen hast, genossen. Und ich hoffe, Du kannst viele tolle Erinnerungen fuer Dich mitnehmen. Steht schon bald Deine Abreise bevor? Falls Du noch Zeit hast: ein Besuch der Synagoge in Chania finde ich immer etwas besonderes.

Fremdherrschaften, Besatzungen? Kannst Du das ausführen? Mich interessiert nämlich die Wahrnehmung der Geschichte Kretas seitens der Touristen oder Besucher aus dem "Westen".

Edit: Nachdem ich bereits eine PN bekommen hab; JA, das ist eine ernste Frage, und sie soll zum Denken anregen.

peterhennecke
28.March.2015, 16:12
Der Mensch liebt die Vielfalt und die Abwechslung. Deshalb bedeutet das Reisen nicht, dass es einem zu Hause nicht gefällt. Und mir gefällt die Abwechlung auf Kreta noch genau so wie vor 40 Jahren. Auch dieses Jahr werde ich wieder als Tourist da sein so wie auch vor 40 Jahren. Das wäre ja nicht möglich ohne Tourismus. Dabei nehme ich in Kauf, dass ich von Einheimischen, die vom Tourismus leben, weniger zuvorkommend behandelt werde, als zum Beispiel in Thailand oder Italien. Das war so und wird wohl so bleiben. Am Tourismus scheint das aber nicht zu liegen.

peterhennecke
28.March.2015, 16:22
Fremdherrschaften, Besatzungen? Kannst Du das ausführen? Mich interessiert nämlich die Wahrnehmung der Geschichte Kretas seitens der Touristen oder Besucher aus dem "Westen".

Edit: Nachdem ich bereits eine PN bekommen hab; JA, das ist eine ernste Frage, und sie soll zum Denken anregen.
Es fällt mir auf, dass hier die Kommunikation mehrheitlich per PN geschieht.
Was mir persönlich bekannt ist, das ist die Besatzung durch Venetianer und natürlich die Türken über 400 Jahre. Was mir aber näher geht, das ist das dreckige Wüten meines Vollkes während der deutschen Besatzung.

chicarena
28.March.2015, 17:37
die Fraktion derer, die dazu auffordern, nicht mehr zu reisen, weil es zu Hause und überall "auch schön ist", bitte ich höflich aber bestimmt, selbst mit dem "nicht mehr Reisen" anzufangen.
Auf die paar Gäste kann Kreta bestimmt auch noch verzichten.
Wasser predigen und selbst Wein trinken ist irgendwie etwas unsozial!

mino
28.March.2015, 18:22
Das verstehe ich jetzt nicht.
Wo ist die Fraktion, die "auffordert", nicht mehr zu reisen?

Elvetakis
28.March.2015, 18:30
Bevormundung wo man nur hinsieht. Ich gehör übrigens zu der Fraktion, die findet, beide meine Zuhauses sind ganz passabel.

@Peterhennecke. Das stimmt schon so, dass die Venetianer und auch die Türken (oder besser die Osmanen) auf Kreta waren. Mir ging es vor allem um den Begriff "Fremdherrschaften", den ich interessant gewählt finde, aber der durchaus üblich ist. Dahinter verbirgt sich aber eine ganz bestimmte Perspektive auf die Geschichte der Insel, die man nicht teilen muss. Ich könnte aber auch fragen, wieso haben wir denn heute keine griechische Besatzung?

Arnold
28.March.2015, 18:40
Das verstehe ich jetzt nicht.
Wo ist die Fraktion, die "auffordert", nicht mehr zu reisen?

Padre! Ich dachte, du bist ein Fan von mir und liest mich immer und ausführlich.
Dann wäre dir nämlich mein Radikalbeitrag hier im Fred weiter oben aufgefallen,
der frei nach Lenin (den wir diesbezüglich grad in der Graffitiübersetzungsmache haben)
sehr übertrieben zur Reiserei im Allgemeinen Stellung nimmt.
(Ich nehme an, auch darauf bezieht man sich ...)

chicarena
28.March.2015, 19:00
ja, auch! aber nicht nur. Sorry, ich führe nicht Buch über alles, was geschrieben wurde, aber mein Erinnerungsvermögen ist ganz okay.
Diejenigen, die etwas derartiges verlauten ließen, werden es wahrscheinlich schon wissen.

mino
28.March.2015, 20:32
Padre! Ich dachte, du bist ein Fan von mir und liest mich immer und ausführlich....

das du auch immer gleich so radikalisierst...
Du hast doch den Unterschied zwischen "schön" und "heil" genannt...
Und bist bestimmt nicht der Meinung, dass hier alles heil ist.
Also bitte reisen, um das "Heile" zu suchen...aber man wird es nicht finden, also reisen wir weiter.

leknilk0815
28.March.2015, 23:41
Die andere Seite ist, wie manche Leute, die hierher kommen, sich verhalten. Aber auch da kann ich vieles verstehen, die Gaeste und Gaestinnen kommen ja sehr oft sehr fertig und ausgelaugt hier an, aus den Bedingungen heraus in denen sie leben.
Sei mir nicht böse, aber die sollen nicht verreisen, sondern zum Psychiater gehen. Benehmen hat nichts mit Stress zu tun, vor allem nicht, wenn man eigene Probleme, wie auch immer, an Anderen abreagiert. Und schon gar nicht als Gast in einem anderen Land. Deshalb bezeichne ich "AI" als "all idle" - es wird nicht nur der Flug und die Übernachtung gekauft, sondern vermeintlich auch das komplette, mit dem "Gast" befasste Personal. Darauf kann nicht nur Kreta verzichten, sondern die ganze Welt.

Was mir aber näher geht, das ist das dreckige Wüten meines Vollkes während der deutschen Besatzung.
Ich bedaure das, aber "MEIN" Volk war das nicht! ...und ich bin nicht mal "hellbraun", nichtsdestotrotz Bayer und somit Deutscher.

Xioni
29.March.2015, 09:54
Europa ist überall zu sehen, zu spüren - und zu bezahlen: Lidl, überall auch noch in den hintersten Dörfern Internetverbindung - eine Frucht der Korruption der letzten Regierung. Griechenland, Kreta, ist in Europa angekommen. Ich beneide dieses Land nicht dafür.
Und jetzt noch ein abschließendes Wort zu den Kretaschwärmern und Urlaubs- nun ja: Kommt einmal in der Vorsaison oder im Winter hierher und versucht, dieses Land wirklich kennenzulernen, anstatt nur Strände und Sand, Schluchten und Sonne zu suchen
Servas, Antonia

So ganz kann ich Deinem Gedankengang nicht folgen. In anderen Posts schreibst Du über schlechtere soziale und insgesamt schwere Bedingungen auf der Insel und hier findest du es falsch, daß auch wir endlich Internet haben ? Damit " Touristen" wie Du ihr selbst entworfenes Bild eines Idylls finden ?
Wo bei Dir das wirkliche Kennenlernen des Landes stattfand, konnte ich Deinen Beiträgen jetzt nicht entnehmen. Du hast Touristenorte außerhalb der Saison besucht und dich über die wenigen geöffneten Tavernen etc. mokiert. Dich mit anderen Ausländern ausgetauscht und deren Eindrücke von Kreta aufgenommen.
Vielleicht solltest Du mal in Deutschland oder Österreich Ausländer zu ihren Eindrücken befragen und würdest ein ganz anderen Bild von diesen Ländern bekommen.

Monica
29.March.2015, 19:06
@Elvetakis: soweit ich weiss gehoert Kreta heutzutage freiwillig zu Griechenland, das ist selten, aber es kommt vor, auch Gegenstand der Diskussion. Was mir gefaellt ist die Ausdrucksweise der kretischen Leute, sie sagen zum Beispiel: "Die griechischen Menschen sind anders wie wir." (Gemeint sind damit v.a. die Menschen auf dem Festland und eher nicht die von anderen Inseln). Die Ausdrucksweise gefaellt mir, weil sie wertfrei ist, anders ist anders. Und sie ist historisch korrekt.
Und noch allgemein, falls da ein entsprechender Eindruck entstanden sein sollte: ich schreibe zu dem Thema keine PNs.
@leknilk0815: die Leut zum Psychiater zu schicken find ich uebertrieben und wahrscheinlich auch gar nicht hilfreich und zu Hause bleiben ist ja auch keine Loesung :)

Elvetakis
30.March.2015, 10:17
@Elvetakis: soweit ich weiss gehoert Kreta heutzutage freiwillig zu Griechenland, das ist selten, aber es kommt vor, auch Gegenstand der Diskussion. Was mir gefaellt ist die Ausdrucksweise der kretischen Leute, sie sagen zum Beispiel: "Die griechischen Menschen sind anders wie wir." (Gemeint sind damit v.a. die Menschen auf dem Festland und eher nicht die von anderen Inseln). Die Ausdrucksweise gefaellt mir, weil sie wertfrei ist, anders ist anders. Und sie ist historisch korrekt.
Und noch allgemein, falls da ein entsprechender Eindruck entstanden sein sollte: ich schreibe zu dem Thema keine PNs.
@leknilk0815: die Leut zum Psychiater zu schicken find ich uebertrieben und wahrscheinlich auch gar nicht hilfreich und zu Hause bleiben ist ja auch keine Loesung :)

Heute mag das so sein Monica, aber wie wars damals im 19. Jahrhundert?

chicarena
30.March.2015, 11:03
also nur weil jemand von der Arbeit oder von seinen sonstigen Lebensumständen zeitweise ein wenig überfordert ist und sich nach Ruhe sehnt, muss er ja noch nicht zum Psychiater.

Menschen reisen nicht nur, weil es "zu Hause" vielleicht "nicht schön" ist, sondern weil sie Interesse an anderen Ländern und Menschen haben oder auch einfach nur zum Vergnügen.
So ist das HEUTE und ich erinnere mich, dass wahrscheinlich einige unter uns sind, die sich die Reisefreiheit erkämpft haben. Da müssen nicht irgendwelche Weltverbesserer daher kommen,
und ihnen sagen, dass man nicht reisen muss, wenn es zu Hause "auch schön" ist. Eine solche Denke find ich schon irgendwie unsozial.

Dass man parallel auch über die großen Umweltprobleme unserer Zeit diskutieren kann, ist eine andere Sache. Ich halte das durchaus für zulässig.
Schlimm finde ich nur, dass diejenigen, die sich nicht unbedingt dadurch auszeichnen, dass sie ein "Gewissen" haben, oft dazu neigen, anderen vorzubeten, wie sie zu leben haben.
Die Frage ist immer nur, wo genau ist die ethische oder moralische Grenze.

Pezl
30.March.2015, 11:43
Zitat von Monica war: "Die andere Seite ist, wie manche Leute, die hierher kommen, sich verhalten. Aber auch da kann ich vieles verstehen, die Gaeste und Gaestinnen kommen ja sehr oft sehr fertig und ausgelaugt hier an, aus den Bedingungen heraus in denen sie leben. Das ist manchmal schwer damit zu Rande zu kommen, aber eben auch verstaendlich warum das so ist. "
Wenn manche Menschen ihren Frust im Urlaub ausleben, habe ich kein Verständnis dafür. Dann haben diese Personen ein anderes Problem und wären bei einem Psychiater vielleicht wirklich besser aufgehoben. Andere sind auch ausgelaugt und wollen sich im Urlaub erholen.

leknilk0815
30.March.2015, 11:59
also nur weil jemand von der Arbeit oder von seinen sonstigen Lebensumständen zeitweise ein wenig überfordert ist und sich nach Ruhe sehnt, muss er ja noch nicht zum Psychiater.
hat das irgendwer behauptet?
Du musst dann schon auch die vorhergegangene Bemerkung
Die andere Seite ist, wie manche Leute, die hierher kommen, sich verhalten.mit einbeziehen.
Oder bist Du der Meinung, daß man jegliches Danebenbenehmen zu tolerieren hat, weil jemand gestresst ist?

chicarena
30.March.2015, 12:49
"Sei mir nicht böse, aber die sollen nicht verreisen, sondern zum Psychiater gehen" Zitat Leknilk
So entstehen Missverständnisse. War mir auch nicht ganz klar, auf welche "die" sich das bezog.

nein, natürlich bin ich nicht der Meinung, das man sich schlecht benehmen darf, weil man gestresst ist!
Ich beziehe nachträglich mit ein und gelobe Besserung!

Monica
30.March.2015, 15:54
@Elvetakis: ja, das waere spannend genauer zu wissen wie damals die politischen Verhaeltnisse waren, die zu der Entscheidung gefuehrt haben zu Griechenland gehoeren zu wollen und die Unabhaengikeit aufzugeben. In Chania besteht uebrigens immer noch das grosse Kafeneion, wo damals das kretische Parlament tagte, in den kurzen Jahren der kretischen Unabhaengigkeit, es befindet sich beim Kippos und heisst auch so.

antonia
30.March.2015, 19:47
So, nun bin ich wieder am Ausgangspunkt meiner Kreta Reise angekommen, in Chania im selben Hotel, ich sitze in derselben Taverna in der Nähe des alten Fischereihafens und und genieße es sehr.
Übermorgen mitten in der Nacht muß ich aufbrechen, um das tapfere Auto zurückzugeben, das mich rumpelnd und ächzend kreuz und quer über die beinahe ganze Insel brachte. Um 6'30 fliege ich nachhause, nach Wien.

Letzte Nacht verbrachte ich direkt am Meer in Kissamos. Es war kühl, heute morgen hingen die Wolken wieder tief. Der Wind war wieder einmal kalt. Er scheint sich hier die
ganze Zeit um sich selbst zu drehen.Wie dieses Forum anscheinend auch.

Gestern hat mir eine falsche Bewegung auf dem tablet wieder einmal den geschriebenen Text ins jenseits befördert. Ich versuche hier noch einmal zusammenzubekommen, was ich meinte, sagen zu müssen:

Zunächst einmal erstaunt und erfreut es mich manchmal, welche und wieviele Reaktionen ich auf dieses Thema-thread-Fred bekommen habe. Ich danke allen, die sich dazu geäußert haben, auch jenen, die dieses Forum anscheinend eher dazu benützen, Gott und die Welt, bzw. alle möglichen Themen und perönlichen Antipathien zu behandeln. Von einer Debatte kann ich dabei leider oft nichts erkennen und Kreta selbst scheint relativ oft eine Nebensache zu sein.

Ich wollte hier mit meinen Geschichtchen und Anmerkungen eigentlich nur eine sehr subjektive und punktuelle Darstellung meiner Erfahrungen und Erlebnisse öffentlich machen. Dabei, liebe Forumsfreunde, habe ich dieses Forum leider auch ein wenig benützt, um Erfahrungen zu sammeln für mein eigenes Forum/Homepage in Wien.

Da diese meine Intention ausgeufert ist in persönliche und oft auch unpersönliche Animositäten, Anfeindungen und für mich unverständliche Ausuferungen ist das Thema so ausgefranst, dass selbst ich keine Linie mehr drin erkennen kann.

Ich werde, falls ich ein eigenes Forum machen sollte, die Themen mehr straffen, einschränken und versuchen, nicht so beliebig zu machen, um einigermaßen einen roten Faden hineinzubringen.
Und noch etwas: Ich habe hier 4 Wochen lange erlebt, wie auf dieser schönen Insel mit seinen noch größtenteils freudlichen, liebenswerten und liebenswürdigen Menschen potemkinsche Touristendörfer aufgebaut wurden. Der Besuch der Zaren kommt nun bald, die Touristen sind im Anrollen.
Ich bin viel gereist, habe viel erlebt in meinem langen Leben, aber ein ganzes Land, das 6 Monate lebt bzw. Geld verdient und sich 6 Monate lang hinter 4 Wände zurückzieht habe ich in dieser Form noch nicht erlebt.
Kalinichta, Antonia

kretadick
30.March.2015, 20:26
@antonia,
zitat:"aber ein ganzes Land, das 6 Monate lebt bzw. Geld verdient und sich 6 Monate lang hinter 4 Wände zurückzieht habe ich in dieser Form noch nicht erlebt."

wir kennen das ganz anders und haben auch schon einige wochen unsere lebens im winter auf kreta verbracht und, auch wenn ich mich wiederhole, für uns die mit abstand schönste zeit dort. die treffende antwort darauf hat dir xioni bereits in post #114 gegeben.
zitat xioni:"Wo bei Dir das wirkliche Kennenlernen des Landes stattfand, konnte ich Deinen Beiträgen jetzt nicht entnehmen. Du hast Touristenorte außerhalb der Saison besucht und dich über die wenigen geöffneten Tavernen etc. mokiert. Dich mit anderen Ausländern ausgetauscht und deren Eindrücke von Kreta aufgenommen."

Dionysios
30.March.2015, 21:11
Liebe Antonia,
du warst auf einer Insel mit über 120.000 Bauern bzw. unmittelbar in der Landwirtschaft beschäftigten Menschen. Auf einer Insel mit einem halben Dutzend größerer regionaler Zeitungen, mehreren (kleinen) Buchverlagen und vielen kleinen oder größeren Fernseh- und Radiostationen. Mit Sportvereinen und Fußballclubs und einer großen Laufsportgemeinde. Mit einer Technischen Hochschule und einer großen Universität, deren Studenten zumindest in der Zeit, in der du anwesend warst, Rethymnon und Chania maßgeblich prägen und mit Leben erfüllen. Wo Lesungen, Konzerte und - zugegeben: nicht eben regelmässig - Theateraufführungen stattfinden. Gib DIESER Insel doch nochmal eine Chance. Ich mag deine Art zu schreiben und würde mich freuen, auch von ihr einmal etwas zu lesen.

Elvetakis
31.March.2015, 01:48
@Elvetakis: ja, das waere spannend genauer zu wissen wie damals die politischen Verhaeltnisse waren, die zu der Entscheidung gefuehrt haben zu Griechenland gehoeren zu wollen und die Unabhaengikeit aufzugeben. In Chania besteht uebrigens immer noch das grosse Kafeneion, wo damals das kretische Parlament tagte, in den kurzen Jahren der kretischen Unabhaengigkeit, es befindet sich beim Kippos und heisst auch so.

Wieso Unabhängigkeit, wieso Enosi? Glaubst Du wirklich, es gab keine alternativen Entwürfe und Vorschläge? lg

verfasst um 1:48? schön wärs. haha

Delui
31.March.2015, 08:09
Liebe Antonia , ich war sehr gerne mit Dir unterwegs und danke Dir für Deine Berichte !
Ich kenne ja auch alles und zu jeder Jahreszeit !

Wünsche Dir einen guten Heimflug und ein gesundes Ankommen ! Gruß an das wunderschöne Wien !
Ich bin ja gebürtige Salzburgerin und jetzt schon 30 Jahre in Berlin !
Freu mich aber schon , meine "Wurzel"-Heimat im Mai wiederzusehen !

Lieben Gruß nochmal nach Chania v. Luise

Elvetakis
31.March.2015, 09:11
Ich bin viel gereist, habe viel erlebt in meinem langen Leben, aber ein ganzes Land, das 6 Monate lebt bzw. Geld verdient und sich 6 Monate lang hinter 4 Wände zurückzieht habe ich in dieser Form noch nicht erlebt.
Kalinichta, Antonia

Ach Du warst in Malia und Chersonissos. Jeeeeetzt versteh ich. Und übrigens ist die korrekte Verteilung 9 und 3, aber das wirst Du bestimmt bei Deinem zweiten Besuch merken, falls es denn dazu kommen soll. Lg

Kretagegge
31.March.2015, 09:51
Na ja ich habe so ungefähr zehn Jahre gebraucht bis ich einigermaßen angekommen bin. Heute nach 47 Jahren frage ich mich das aber immer noch.

Grüße Gegge

Hartmut
31.March.2015, 10:20
Hallo zusammen, habe den Reisebericht mit Interesse gelesen - habe ihn auch zu einem Word-Dokument zusammen kopiert. Bin sicherlich nicht mit allen Kommentaren einverstanden, aber man sollte doch jede eigene Meinung respektieren. Die Kommentare der Forer im letzten Drittel finde ich teilweise sehr unpassend und z.T. auch unqualifiziert. Die Schreiber sollten sich einmal die Frage stellen, ob solche Beiträge nicht am Ende dazu führen, dass wir Reiseberichte dieser Art gar nicht mehr zu lesen bekommen - das wäre sehr schade.
In diesem Sinne
Beste Grüße
Hartmut

chicarena
31.March.2015, 10:56
zitat Antonia: "aber ein ganzes Land, das 6 Monate lebt bzw. Geld verdient und sich 6 Monate lang hinter 4 Wände zurückzieht habe ich in dieser Form noch nicht erlebt."
Diese Aussage wirkt auf mich ehrlich gesagt etwas herablassend.

Viele der Kreter, die in der Touristensaison ihr Geld hauptsächlich im Tourismus verdienen, haben in der übrigen Zeit sich um ihre Oliven- oder Organgenbäume zu kümmern. Von der Ernte bis zum fertigen Produkt und seiner Vermarktung ist einiges zu tun. Vielleicht haben sie auch ihre zu vermietenden Studios oder ihre Tavernen in Stand zu halten, zu renovieren etc.
Und ja, auch wollen sie bestimmt mal ein paar Wochen nicht arbeiten, sondern Urlaub von den lieben Touristen machen.

Manche wären wahrscheinlich auch froh, wenn sie mit ihrem Business noch einige weitere Wochen oder Monate arbeiten und Geld verdienen könnten. Was sollen sie tun; die Touristen mit dem Lasso einfangen?

@ Hartmut: eine Meinung zu respektieren bedeutet ja nicht, dass man sie nicht kommentieren darf.

Justussi2
31.March.2015, 11:29
Hallo Antonia,
habe deine Berichte auch gerne verfolgt.
Dein letzter Satz wundert mich nun aber doch sehr:
Du kennst schon die österreichischen Skigebiete? Die sich im Sommer auch nicht besonders zum wandern eigenen und somit auch auf die Saison angewiesen sind?
Auch wenn man versucht, das Beste draus zu machen mit Spassbädern und Tierparks. Außerdem ist Kreta zwar eine Insel , aber kein Land.
Gruß
Kerstin

Hartmut
31.March.2015, 11:30
Chicarena: absolut richtig - kommt aber immer aich auf den Ton an - ziehe Dir bitte den Schuh nicht an.
Die Bemerkung mit den 6 Monaten im Jahr wo gearbeitet wird, fand ich auch unpassend. Gerade in der Landwirschaft und im Handel geht es meist über 12 Monate.
Was ich angesichts der Wirtschaftslage nicht verstehe, warum macht man nicht ernsthafte Versuche in Teilen einen Ganzjahrestourismus anzubieten. Es gibt genügend Reisende, die nicht in den heißen Sommermonaten kommen möchten, die gern wandern oder einfach nur relaxen wollen. Hier brauchen wir dann auch kein All-Inklusive !
Aber eine gewisse touristische Infrastruktur mit Flug- und Hotelangeboten, die ist schon erforderlich.
Beste Grüße aus dem stürmischen Norddeutschland
Hartmut ( Mitte April wieder auf Kreta )

chicarena
31.March.2015, 12:46
hallo Hartmut,
welchen "Schuh" meinst Du?
Was die nicht ausreichenden ernsthaften Versuche für einen Ganzjahrestourismus betrifft, gebe ich Dir vollkommen Recht. Da könnte man mehr anbieten, auch was die Infrastruktur betrifft.
Viele unter uns hier tun das ja auch und reisen außerhalb der Saison ohne AI, ich auch. Ob man aber alle Angestellten der großen Hotelanlagen auf diese Weise den Winter über beschäftigen könnte, bezweifle ich. Was soll man mit diesen Anlagen tun? Es gibt nun mal auch viele Menschen, die auf ihren AI-Urlaub nicht verzichten wollen. Und auch das hat seinen Sinn, für diese Gäste, für die Angestellten und vor allem für die Veranstalter. Wo wäre die "goldene Mitte" für Kreta?
Egal wie man es auch dreht und wendet, die fehlende Vollbeschäftigung aller Kreter hat m.E. wenig bis gar nichts mit Faulheit zu tun.
Rena

Elvetakis
31.March.2015, 12:50
Den Schuh der zynischen Antworten und des niveaulosen Stils, meint er. In etwa.

Inke
31.March.2015, 13:07
zitat Antonia: "aber ein ganzes Land, das 6 Monate lebt bzw. Geld verdient und sich 6 Monate lang hinter 4 Wände zurückzieht habe ich in dieser Form noch nicht erlebt."
Diese Aussage wirkt auf mich ehrlich gesagt etwas herablassend.

Viele der Kreter, die in der Touristensaison ihr Geld hauptsächlich im Tourismus verdienen, haben in der übrigen Zeit sich um ihre Oliven- oder Organgenbäume zu kümmern. Von der Ernte bis zum fertigen Produkt und seiner Vermarktung ist einiges zu tun. Vielleicht haben sie auch ihre zu vermietenden Studios oder ihre Tavernen in Stand zu halten, zu renovieren etc.
Und ja, auch wollen sie bestimmt mal ein paar Wochen nicht arbeiten, sondern Urlaub von den lieben Touristen machen.


Ja, genau so ist das. Und in den 6-7 Monaten arbeiten sie 7 Tage die Woche von früh bis spät. 38,5 Stundenwoche ? :smiley1::smiley1::smiley1::smiley1:

antonia
31.March.2015, 16:10
Zunächst: Danke, Hartmut Gruß und Dank an viele und viele andere, die verstanden haben, worum es mir geht.
Ich habe hier versucht, ein für mich neues Medium auszuprobieren - nicht das Internet als solches, mit dem bin ich als eine der ersten in meinem Beruf aufgewachsen, sondern ein Forum.
Ein Forum bedeutet für mich nicht, dass alle durcheinanderquasseln, was ihnen so eben in den Sinn kommt, weil sie gerade nix besseres zu tun haben. Das Problem eines virtuellen Forums scheint mir zu sein, dass die Personen, die sich unter diversen Nicknames verstecken, die hier gerne mit der Präposition Kreta beginnen, sich weder persönlich kennen und außer der Gemeinsamkeit ¨Kretafans¨ zu sein, nichts miteinander verbindet außer eben - angeblich - Kreta.
Meine sehr subjektiven Geschichtchen, Erlebnisse und Eindrücke in Kreta und auch innerhalb dieses Forums werde ich versuchen, zu einem Gesamteindruck zusammenzufassen. Zu einem wohlüberlegten Gesamteindruck, meine Schlüsse und Kurzschlüsse über Reisen und bereist werden, die über Kreta hinausgehen, möchte ich veröffentlichen, ich weiß aber noch nicht, wann und wo.
4 Wochen Kreta, alleine und intensiv erlebt, sind so fordernd, dass ich jetzt nicht mehr aufnahmefähig wäre und mich schon sehr auf Wien und meine gewohnte, eher langweilige Umgebung im Zentrum Wiens freue. Auf die Touristen dort eher nicht.

Von hier nur noch kurz eines: Ich habe in den letzten Tagen eine nicht mehr sehr junge Zentraleuropäerin bei der Jobsuche begleitet. Sie ist vor nun knapp 3 Monaten vor ihrem prügelnden griechischen Ehemann von einer anderen Insel nach Kreta geflüchtet. Sie hat alles zurückgelassen, spricht perfekt griechisch, deutsch, englisch und französisch, hat jahrelang im Tourismusgewerbe gearbeitet und nicht schlecht verdient. Nun hat sie hier ca. 120 Bewerbungen losgeschickt, davon 7 Antworten bekommen. Vorgestern dachte sie, einen Job bekommen zu haben: 7 Tage die Woche, 9 Stunden pro Tag, Rezeption und Service für 900.- Außerhalb der Saison könne sie im Hotel wohnen, in der Hauptsaison in der benachbarten Ansiedlung ein Zimmer für 150.- Heute teilte der Besitzer aus Athen mit, dass im April nur 4 Stunden pro Tag gearbeitet würde, dementsprechend der Verdienst, vermutlich auch in der Nachsaison.
Nun ist sie wieder auf Jobsuche und hofft, dass sie einigermaßen überleben kann.
Das ist die andere Seite des Tourismus, und davon habe ich viele kennengelernt.

Es gibt hier und überall in Griechenland und im Rest der Welt Menschen, die sich in anderen Ländern integriert haben, manche zwangsläufig, wie viele Flüchtlichtlinge, manche freiwillig, wie viele Touristen, die ¨hängengeblieben¨ sind. Hier auf Kreta habe ich einige getroffen, u.a. Tom und Angelika, die dieses Land mögen, integriert sind und sich wohlfühlen. Ich habe aber auch viele andere getroffen, die sich in unter Gleichgesinnten, bzw. Menschen ihresgleichen aufhalten. Deswegen habe ich versucht, möglichst bei Griechen zu wohnen, was mir auch in den meisten Fällen gelungen ist, und wenn's mit der Sprache nicht so hinhaute, ging's eben auch wie früher mit Händen Füßen.
So, und nun reicht's aber wirklich. Diese Insel will mir den Abschied anscheinend doch noch schwer machen - heute nacht und heute früh Regengüsse, kühler Wind, und nun strahlend blauer Himmel. Trotzdem gingen die dicken Damen von nebenan schwimmen, quasselten dabei fröhlich, schüttelten sich - und schwammen im kalten Wasser mindestens 5 Minuten. Ich bewundere sie, ebenso wie ich viele Kreter und Kreterinnen bewundere, die sich in diesem harten Land eine Lebensgrundlage geschaffen haben,
Servas, Antonia

chicarena
31.March.2015, 18:07
"Ein Forum bedeutet für mich nicht, dass alle durcheinanderquasseln..."
Das Wort "durcheinanderquasseln" stört mich sehr. Das ist schon sehr abqualifizierend, auch wenn es evtl. nicht so gemeint gewesen sein sollte. Bei allem Respekt für Deinen Beruf und Deinen Schreibstil, Antonia, das ist meine Meinung.

Ein Forum ist ein virtueller Marktplatz, ein Platz der Begegnung. Die Initiatoren haben sich bemüht, ein breites Spektrum an Themen vorzuschlagen, die diskutiert werden dürfen. .
Diese vorgegebene Gliederung lässt unterschiedliche Themen und Themenbereiche zu. Wenn jemand die Absicht hätte, ausschließlich seine eigenen Ideen umzusetzen und vorzutragen und ausschließlich Zustimmung erwartet, halte ich ein Forum für den falschen Platz. Es sei denn, es ginge bereits aus dem Regelwerk hervor, dass man auf diesem "Marktplatz" nur als Zuhörer erwünscht ist.

Rena

Elvetakis
31.March.2015, 18:45
Ja, genau so ist das. Und in den 6-7 Monaten arbeiten sie 7 Tage die Woche von früh bis spät. 38,5 Stundenwoche ? :smiley1::smiley1::smiley1::smiley1:

Du wirst lachen, aber solche gibts auch auf Kreta. Und andere, faule gibts auch. In Deutschland übrigens auch. Nur in der Schweiz nicht! (satire off)

antonia
3.April.2015, 14:31
Nun also bin ich tatsächlich angekommen - heil in Wien gelandet. Ich genieße es sehr, wieder in meinem eigenen Kulturkreis zu sein, die Musik meiner Wahl hören zu können, nämlich in der Regel Klassik. Ich genieße sogar die spießige Atmosphäre im Botschaftsviertel im 4. Bezirk, wo ich gleich neben der Griechischen Botschaft wohne. Die Bettler vor Spar, Billa, Bipa und Hofer sind noch immer dieselben. Sie tun mir nach wie vor leid, und ich weiß nach wie vor, dass ich an ihrer Situation nichts ändere, auch wenn ich hin und wieder einen Euro spendiere. Insofern bin ich wieder mitten in Europa, nur dass eben die Bettler in Chania und in anderen Städten Griechenlands aus anderen Ländern stammen und so mancher Kreter seinen Stolz überwinden mußte, um nicht zu verhungern, und vorgibt, einzelne Pakete Taschentücher zu verkaufen, wie in Chania erlebt.

Das vergleichsweise geordnete Österreich wirkt wie immer in den ersten Tagen der Wiederkehr angenehm auf mich. Das Sozialsystem, obwohl auch hier mittlerweile beschnitten, greift immer noch besser als in den meisten Ländern der EU. Ich konnte das u.a. gestern wieder feststellen bei einem Besuch in einem Hospiz der Caritas, in dem leider ein guter Freund von mir mittlerweile liegt.

Und nun noch ein nettes Erlebnis aus Chania zum Abschluß: Ich fuhr mit meinem Leihauto von Kalives travel wieder durch die Finsternuß, diesmal um 4 Uhr morgens durch Chania zum Flughafen und fand ihn auch glücklich. Auf dem Parkplatz, wo ich das Auto abgeholt hatte, war um 5 Uhr früh natürlich noch niemand. Also erst einmal eingecheckt, dann herumgelaufen, um vielleicht jemanden zu finden, dem ich die vereinbarten 330.- für die 4 Wochen Automiete bezahlen durfte. Ich hatte bis jetzt in all der Zeit noch keinen Cent bei der Firma für das Auto hinterlegt und hatte Barzahlung vereinbart.
Am Parkplatz fand ich in einem Kasterl neben einem bellenden Hund eine blasse, übernächtige junge Frau, die sehr liebenswürdig zunächst anbot, ich könne das Auto bei ihr abstellen, sie würde Kalives verständigen. Als ich ihr sagte, ich müsse aber noch die Miete bezahlen, rief sie bei Kalives an, der dortige Parkplatzwächter war inzwischen eingetroffen. Ich solle wieder zurückfahren, er würde mich dann zum Flughafen zurückbringen. Nach einer neuerlichen Umrundung des Fluhafen fand ich einen verschlafenen Griechen vor, der die Hand aufhielt und sagte - Schlüssel, Geld. Ich gab ihm den Schlüssel, das Geld aber, das ich abgezählt bereit hielt, wollte ich nur gegen Quittung geben. Er verstand das englische Wort für Quittung nicht, mir fiel das griechische Wort dafür nicht ein. Er fuhr mich also mit Karacho in einem alten, klapprigen Bus zum Flughafen rauf, lud mich am Eingang ab und brauste wieder davon. Ich schleppte mich mit meiner Reistasche zum Aegean Airlines Informationsschalter und bat die wieder sehr freundlich junge Dame, ob sie mich nicht mit Kalives verbinden könne, ich müsse doch das Geld bezahlen. Nache einigen Versuchen erreichte sie jemanden. Er sprach Englisch. Ich fragte ihn, was ich tun solle. Nach einigem hin und her erklärte er, es sei 3 Uhr morgens und er habe keine Ahnung, wovon ich spräche und ich solle mich per e-mail melden, wenn ich wieder zu Hause sei.
Es war inzwischen 6 Uhr morgens in Chania, um 6 Uhr 30 verließ das Flugzeug bei blauem Himmel und leichter Morgenröte im Osten Kreta.

Gestern bekam ich von Kalives die Bitte, die 330.- Automiete doch an folgendes Bankkonto so rasch wie möglich zu überweisen. Ich habe es natürlich sofort gemacht.

Und nun habe ich bereits wieder Sehnsucht nach dieser schönen, chaotischen, schroffen, abweisenden, anheimelnden, stolzen Insel mit ihren ebensolchen Einwohnern.
Mit herzlichen Grüßen aus Wind, Schnee-, Regen und Graupelschauern aus Wien,
Antonia

Meerauge
4.April.2015, 09:22
Hallo Antonia,

mir hat Dein Reisebericht sehr gut gefallen, Danke für die Mühe die Du dir gemacht hast!!!!

Übrigens mit der Finsternuss/sz/ß lagst Du gar nicht so falsch:

http://catalogue.nla.gov.au/Record/778156

http://digital.staatsbibliothek-berlin.de/werkansicht/?PPN=PPN631898433&LOGID=LOG_0005

http://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10775227_00009.html


…Und nun habe ich bereits wieder Sehnsucht nach dieser schönen, chaotischen, schroffen, abweisenden, anheimelnden, stolzen Insel mit ihren ebensolchen Einwohnern…

Kann es sein, dass Du vom Kreta-Virus infiziert bist?

LG Meerauge

antonia
4.April.2015, 15:51
Danke, meerauge, auch für die links, die du mir geschickt hast. Es ist schon erstaunlich, was heute alles im Internet auszugraben ist, wenn nur richtig gesucht wird. Bei mir war wahrscheinlich die Finsternuß aus irgendwelchen Untiefen früherer Lektüren aus meinem Unterbewußtsein wieder aufgetaucht aufgrund von Zusammenhängen, die durch meine Kreta-Reise hergestellt wurden. Früher war ich oft in der Münchener Staatsbibliothek und habe rumgelesen, auch in der Handschriftensammlung. Sie haben mittlerweile wirklich sehr viel digitalisiert. Du hast mich jetzt auf eine Idee gebracht - ich werde nun wieder öfter in die Wiener Nationalbibliothek in der Hofburg gehen und dort vielleicht auch ein wenig nach der "Finsternuß" suchen.
Danke also, und ja, vielleicht ist es tatsächlich der "Kreta-Virus", der mich befallen hat. Jedenfalls habe ich nun in den 4 Wochen einen kleinen Eindruck bekommen und werde sicher das nächste mal zielgerichteter losfahren,
lieben Gruß, Antonia