spotty
7.July.2007, 13:33
22.06.2007 Gortis – Die alten Römer im alten Griechenland
Das Thermometer lügt, denn 28° am frühen Morgen sollen uns suggerieren, dass der Tag weniger heiß werden könnte als der gestrige …. Für uns aber auch ein gutes Argument, nun nicht gleich alle Planungen über den Haufen zu werfen und zum Badeurlauber zu mutieren – ein bisschen Kultur kann auch bei höchstsommerlichen Rahmenbedingungen nicht schaden.
Damit das aber erträglich ist, wollen wir nur mal nach den alten Römern respektive deren sicherlich besichtigungswerten Hinterlassenschaften im eine halbe Autostunde entfernten Gortis (ja, wenn diese ganz besonderen Ortsdurchfahrten nur nicht wären …) schauen.
Diese Absicht verfolgen auch mehrere Dutzend im Stadium der Hitze bedingten Selbstauflösung befindlichen Pauschaltouristen, denen es nach dem Verlassen der klimatisierten Busse ähnlich ergeht wie uns: gierig geht der suchende Blick – nein, nicht in Richtung der historischen Gemäuer – sondern erst einmal nach einer Möglichkeit, Wasservorräte anzulegen oder aufzufrischen ...
Und selbstverständlich ist die Kaste der Individualtouristen, unschwer zu identifizieren an den meist recht farbenfrohen Fahrzeugen mit den Aufklebern der unzähligen Mietwagenverleiher (können die denn wirklich alle davon leben?) in nicht zu übersehender Zahl vertreten.
Nachdem wir unseren Eintrittsobulus entrichtet haben (hier werden 4€ pro erwachsener Nase fällig), betreten wir also wieder einmal historischen Boden. Die expansionswütigen Römer haben bekanntlich eine ganze Menge, so auch meist rudimentäre Baulichkeiten, der Nachwelt überlassen - und so versuchen wir uns vorzustellen, wie denn die Fragmente der ehemals griechisch-römisch geprägten bedeutenden Metropole Südkretas im Urzustand ausgesehen haben mögen …
Weit über 2000 Jahre liegen zwischen der sicher einstmals beeindruckenden Bebauung und unserem heutigen Besuch, und wie immer in solchen Momenten, bricht sich doch eine nostalgische Ehrfurcht Bann und lässt der Phantasie sehr lange Zügel.
Noch weit vor den Römern, nämlich etwa 500Jahre vor Beginn der Neuzeitrechnung, haben hier die Dorer die ersten im europäischen Raum überlieferten Gesetzestexte in Stein gehauen – man ist zwar nicht in der Lage, diese zu entziffern und zu verstehen (da drängen sich ja regelrecht Parallelen in die Jetztzeit auf …), aber für ein Fotos (das wievielte wohl nur an diesem Tag?) sind sie gut und man kann später den Daheimgebliebenen (die sich sicher jetzt schon vor Film- und Fotoquälereien fürchten ...) berichten: Auch ich bin da gewesen.
Uralte, so meine ich das zu erkennen, Olivenbäume spenden den schwitzenden Besuchern mäßig Schatten und dominieren eine Freifläche zwischen verschiedenen alten Steinen eindrucksvoll.
Hier finden wir nun auch endlich mal wieder die landestypischen Bewacher der Zeugnisse vergangenen Lebens, die mit Trillerpfeife allzu wissbegierige Besucher zu mehr Respekt vor den Ausgrabungen mahnen (auf Santorini löste schon die erahnbare Annäherung an einen Steinbrocken ein regelrechtes Trillerpfeifenkonzert aus!).
Auch ein Job bei 36° Schattentemperatur, und trotzdem beneide ich die Jungs da nicht.
Den Andenkenshop sparen wir uns ebenso wie die Taverne (es ist wohl eher eine Pommesbude), und gehen noch ein paar schleppende Schritte durch die weit gezogenen Olivenhaine jenseits des kostenpflichtigen Areals, denn auch dort (und wo denn eigentlich nicht???), so verraten es uns die gedruckten Reiseinformtionen, gibt es reichlich Überreste einer längst vergangenen Epoche zu entdecken.
Da ein alter Stein dem anderen doch relativ ähnlich scheint und ich bemerke, wie die Spottyfrau unter den unbeeinflussbaren subtropischen Bedingungen leidet, gibt es Mentaldoping mit der Verkündung: wir fahren nach Triopetra!
Während der üblichen, alle Konzentration und einen Großteil an Selbstbeherrschung erfordernden Ortsdurchfahrt in Timbaki fällt mir auf, dass es ja eigentlich beidseitig der häusergesäumten Strasse auch angelegte Fußwege gibt.
Und es ist eher ein Ausnahmefall, wenn da mal die Stühle einer Taverne (wer setzt sich denn an eine ständig frequentierte staubige und laute und gewiss nicht gesundheitsförderliche Durchgangsstrasse und hält Siesta???) kurzzeitig den Weg zu versperren scheinen!
Nein, die Kreter sind offenbar wild entschlossen, die Existenz dieser Gehwegen schlichtweg zu ignorieren - denn zwischen hupenden Lieferwagen, ängstlichen Mietwagenlenkern, unbehelmten Motorradfahrern (und wieso darf man da gleich im Dreierpack drauf sitzen?) und scheinbar ohne erkennbaren Systems parkenden motorisierten Fahrzeugen aller Art findet noch das Leben der unmotorisierten Zeitgenossen statt … da kommt die junge Mutti mit Kinderwagen und Einkaufstüte ebenso selbstverständlich daher wie das dunkel gekleidete Mütterchen, und ich habe nicht den Eindruck, dass sie vom unkoordinierten Verkehrsgemenge da links und rechts und vor und hinter ihnen über Gebühr Notiz nehmen ….Aber möglicherweise kommt uns das nur so vor!
Deshalb also auch vorhin meine Erwähnung, dass das Autofahrerleben ohne diese Ortsdurchfahrten ein wesentlich schöneres sein könnte, aber irgendwie würde auch wieder etwas fehlen…
Mir gefallen diese Szenen. Denn spätestens hier kann man hautnah miterleben, was es mit dieser sprichwörtlichen kretischen Gelassenheit so auf sich hat.
Eine Einschränkung allerdings soll bei all diesen Beobachtungen nicht verschwiegen werden: Urlaub oder gar Leben im undurchdringlichen Gewusel dieser Orte kann man sich nicht wirklich vorstellen.
Die bergige und reichlich kurvige Zufahrt nach Triopetra bringt weder berichtenswerte noch neue Erkenntnisse, wieso auch.
Allerdings parken wir diesmal so, dass praktische Fahrkenntnisse der Ralley Paris-Dakar nicht zwingend abzurufen sind, um später ohne Fremdhilfe dem Feinkies entrinnen zu können ….
Das Lieblingsplätzchen von gestern wurde heute leider schon fremdokkupiert (die jungen Leute haben gleich mal ein Zelt in die schattige Felsaushöhlung gestellt!), so dass wir uns auf der Suche nach einer Schatten spendenden Liegefläche anderweitig behelfen müssen.
Unmittelbar vor den hoch aufwachsenden „gefalteten“ Felsformationen ist ein schmaler Streifen vom glühenden Sonnenball unberührt – aber es ist absehbar: dies wird nicht ewig so bleiben. Wir haben jedoch nicht die Qual der Wahl und so breiten wir die mitgebrachten Badetücher unter einem etwas vorspringenden Steingebilde aus.
Für den Moment liegt das tiefblaue Meer fast ruhig vor uns und lädt zum Abkühlen ein.
Es ist körperlich fühlbar: die Temperaturdifferenz zwischen der sonnenglütigen Luft und dem welligen Wasser ist wohl noch größer als gestern. Deshalb sind wir aber auch hier.
Ich befinde mich evolutionsmäßig auf dem Weg zur Bademaus, denn das Wasser ist natürlich wieder extrem einschmeicheln mit dieser Frische, mit dieser Sauberkeit, mit diesen Farben.
Wenn ich so die Urlaubserinnerung vergangener Jahre an meinem geistigen Auge vorbeiziehen lasse, kommt mir die etwas überraschende Erkenntnis: ausgenommen das karibische St. Maarten auf den Niederländischen Antillen - nirgendwo auf der Welt habe ich so sauberes Wasser erlebt!
Und so bin ich wohl auf dem besten Weg, auch das Baden vor der kretischen Mittelmeerküste als ein ziemlich empfehlenswertes Urlaubsvergnügen zu definieren und nach dieser Erkenntnis zu leben ….DAS hatte ich vor einer Woche noch ganz anders gesehen!
Als die Sonne uns dann auch im kleiner werdenden Felsschatten entdeckt, geben wir klein bei und schleichen uns auf heißen Sohlen im wahrsten Sinne des Wortes davon.
Wenn der tückisch heiße Wind ins gerötete (eigentlich sollte das ja mal braun werden ..) Gesicht bläst, da bekommt das Atmen fast quälende Züge und ich kann mich nicht erinnern, so etwas jemals vorher erlebt zu haben.
Selbst die Sohlen der kiesgeschwängerten Sandalen sind offensichtlich nicht mehr in der Lage, die Wärmeausstrahlung des kurz vor dem Glühen stehenden Strandes (zumindest wird es so empfunden) von den Fußsohlen fern zu halten.
Das Erreichen des Autos mit dem sofortigen Aktivieren der Klimaanlage ist DAS erstrebenswertes Zwischenziel auf dem Weg zum abendlichen Tagesausklang.
Heute sind wir fest entschlossen, mal wieder eine neue Taverne in den Kreis der getesteten aufzunehmen!
Bei Charlie wäre ich vielleicht auch gar nicht gleich als der viel essende und ganz gut vertragende relativ fanatische Anhänger gesunder kretischer Kost identifiziert worden, denn am frühen Morgen war ich der erste Kunde bei der hübschen Maria (heißen eigentlich alle Griechinnen so?), und die hat mir die Haare genommen …
Die Bart- und Körperbehaarung ist momentan wohl deutlich länger als die auf dem Kopf – aber so habe ich es ja gewollt, und vielleicht lassen sich Kämme und Bürsten bei ebay urlaubskassemehrend unter das Volk bringen ???
So, nun fühlen wir aber bereits die Tavernentestervorfreude, und in wenigen Stunden kann ich verraten, wo es war, wie es war und warum es war … und wenn jetzt beim Lesen der Eindruck entsteht, die Sonne könnte mir selbst durch meinen Leinenhut hindurch gefährlich geworden sein, so muss ich mit diesem Verdacht wohl leben…
Am nächsten Morgen:
Stochos, so hatten die urlaubsvorbereitenden Recherchen ergeben, könnte auch ein Hort des kulinarischen Wohlbefindens sein – also sind wir auf dem perfekt angelegten Uferpromenadenweg um den ersten Berg herumgelaufen, um zum „Stadtstrand“ zu gelangen, der – wie andererorts ebenso praktiziert - gegen das Landesinnere durch zahlreiche Tavernen gesichert wird.
Fast schon überflüssig zu erwähnen, dass die geistig-mentale Umsetzung eines Fußweggebotsschildes (weißes Männlein auf blauem Grund) auf Kreta anders interpretiert wird als im Paragraphen überfrachteten und Bürokratie gesteuertem heimatlichen Terrain … Motorrad- und Buggyfahrer bedanken sich aber freundlich, wenn man Platz schaffend zur Seite springt und anschließend die Strandkiesel aus den Sandalen fummelt.
Wenn man Urlaub lebt, ist dies einfach eine lustige Begebenheit.
„A la bonheur“ würde der französisch sprechende Kretabesucher viel wohlklingender und irgendwie schmeichelnder artikulieren – unsere Heimatsprache hat dafür keine adäquate Phonetik, und doch bleibt festzuhalten: Es war allererste Klasse!
Zusätzlich schön, dass auch noch ein Plätzchen „mit Aussicht“ oberhalb des Uferweges frei ist, und wir werden ausgesprochen und unaufgesetzt herzlich von der hübschen Tochter des so urgriechischen Tavernenbetreibers (gelichtetes gewelltes weißes Haar umrahmt die gesund gebräunte Haut – der geht glatt als Götterbote durch jedes Casting) willkommen geheißen.
Nach intensivem Speisekartenstudium entschließen wir uns zum üblichen Standardprogramm: Vorspeisen quer Beet - in diesem Falle gefüllte Weinblätter (Dolmadakia), Tsatziki, perfekt geschärfte Käsecreme (Tirokafteri), überbackenen Schafskäse (Feta Saganaki) und wahrlich göttliche weiße Bohnen (Gigantes).
Und für jedes einzelne gut gefüllte Tellerchen gibt es die Maximalpunktpunktzahl ….
Der zügig ausgeschenkte Raki ist der beste seit unserer Ankunft überhaupt, und nach einem ersten Nachschenken lässt uns die aufgeweckte, lustig vor sich hinträllernde und in einem amüsanten multilingualen Kauderwelsch Gäste aus Österreich, den britischen Inseln, aus Deutschland und auch Griechen oder Kreter bewirtende junge Dame (heißt sie möglicherweise auch wieder Maria? Das bekommen wir beim nächsten Mal heraus!) die Flasche mit dem Raki der Einfachheit halber gleich auf dem Tisch stehen ….
Auch das gibt Pluspunkte.Logisch.
Nach derartigem kulinarischen Verwöhnprogramm, insbesondere bedingt durch das ganz spezielle Rakiflaschenangebot (man will ja nicht unhöflich sein und etwas ablehnen *breit grins*), reicht die Kraft nur noch für die obligatorischen 120 Stufen – und Miros muss heute mal ohne uns auskommen.
Über dieses Problem zerbrechen aber höchstwahrscheinlich nur wir uns den Kopf ….
Nicht wirklich, denn Nichtstun macht besonders müde, und so sind wir schneller im Reich der Träume als das in Alltagszeiten der Fall ist, aber wer denkt in solchen Momenten schon an Alltag???
Das Thermometer lügt, denn 28° am frühen Morgen sollen uns suggerieren, dass der Tag weniger heiß werden könnte als der gestrige …. Für uns aber auch ein gutes Argument, nun nicht gleich alle Planungen über den Haufen zu werfen und zum Badeurlauber zu mutieren – ein bisschen Kultur kann auch bei höchstsommerlichen Rahmenbedingungen nicht schaden.
Damit das aber erträglich ist, wollen wir nur mal nach den alten Römern respektive deren sicherlich besichtigungswerten Hinterlassenschaften im eine halbe Autostunde entfernten Gortis (ja, wenn diese ganz besonderen Ortsdurchfahrten nur nicht wären …) schauen.
Diese Absicht verfolgen auch mehrere Dutzend im Stadium der Hitze bedingten Selbstauflösung befindlichen Pauschaltouristen, denen es nach dem Verlassen der klimatisierten Busse ähnlich ergeht wie uns: gierig geht der suchende Blick – nein, nicht in Richtung der historischen Gemäuer – sondern erst einmal nach einer Möglichkeit, Wasservorräte anzulegen oder aufzufrischen ...
Und selbstverständlich ist die Kaste der Individualtouristen, unschwer zu identifizieren an den meist recht farbenfrohen Fahrzeugen mit den Aufklebern der unzähligen Mietwagenverleiher (können die denn wirklich alle davon leben?) in nicht zu übersehender Zahl vertreten.
Nachdem wir unseren Eintrittsobulus entrichtet haben (hier werden 4€ pro erwachsener Nase fällig), betreten wir also wieder einmal historischen Boden. Die expansionswütigen Römer haben bekanntlich eine ganze Menge, so auch meist rudimentäre Baulichkeiten, der Nachwelt überlassen - und so versuchen wir uns vorzustellen, wie denn die Fragmente der ehemals griechisch-römisch geprägten bedeutenden Metropole Südkretas im Urzustand ausgesehen haben mögen …
Weit über 2000 Jahre liegen zwischen der sicher einstmals beeindruckenden Bebauung und unserem heutigen Besuch, und wie immer in solchen Momenten, bricht sich doch eine nostalgische Ehrfurcht Bann und lässt der Phantasie sehr lange Zügel.
Noch weit vor den Römern, nämlich etwa 500Jahre vor Beginn der Neuzeitrechnung, haben hier die Dorer die ersten im europäischen Raum überlieferten Gesetzestexte in Stein gehauen – man ist zwar nicht in der Lage, diese zu entziffern und zu verstehen (da drängen sich ja regelrecht Parallelen in die Jetztzeit auf …), aber für ein Fotos (das wievielte wohl nur an diesem Tag?) sind sie gut und man kann später den Daheimgebliebenen (die sich sicher jetzt schon vor Film- und Fotoquälereien fürchten ...) berichten: Auch ich bin da gewesen.
Uralte, so meine ich das zu erkennen, Olivenbäume spenden den schwitzenden Besuchern mäßig Schatten und dominieren eine Freifläche zwischen verschiedenen alten Steinen eindrucksvoll.
Hier finden wir nun auch endlich mal wieder die landestypischen Bewacher der Zeugnisse vergangenen Lebens, die mit Trillerpfeife allzu wissbegierige Besucher zu mehr Respekt vor den Ausgrabungen mahnen (auf Santorini löste schon die erahnbare Annäherung an einen Steinbrocken ein regelrechtes Trillerpfeifenkonzert aus!).
Auch ein Job bei 36° Schattentemperatur, und trotzdem beneide ich die Jungs da nicht.
Den Andenkenshop sparen wir uns ebenso wie die Taverne (es ist wohl eher eine Pommesbude), und gehen noch ein paar schleppende Schritte durch die weit gezogenen Olivenhaine jenseits des kostenpflichtigen Areals, denn auch dort (und wo denn eigentlich nicht???), so verraten es uns die gedruckten Reiseinformtionen, gibt es reichlich Überreste einer längst vergangenen Epoche zu entdecken.
Da ein alter Stein dem anderen doch relativ ähnlich scheint und ich bemerke, wie die Spottyfrau unter den unbeeinflussbaren subtropischen Bedingungen leidet, gibt es Mentaldoping mit der Verkündung: wir fahren nach Triopetra!
Während der üblichen, alle Konzentration und einen Großteil an Selbstbeherrschung erfordernden Ortsdurchfahrt in Timbaki fällt mir auf, dass es ja eigentlich beidseitig der häusergesäumten Strasse auch angelegte Fußwege gibt.
Und es ist eher ein Ausnahmefall, wenn da mal die Stühle einer Taverne (wer setzt sich denn an eine ständig frequentierte staubige und laute und gewiss nicht gesundheitsförderliche Durchgangsstrasse und hält Siesta???) kurzzeitig den Weg zu versperren scheinen!
Nein, die Kreter sind offenbar wild entschlossen, die Existenz dieser Gehwegen schlichtweg zu ignorieren - denn zwischen hupenden Lieferwagen, ängstlichen Mietwagenlenkern, unbehelmten Motorradfahrern (und wieso darf man da gleich im Dreierpack drauf sitzen?) und scheinbar ohne erkennbaren Systems parkenden motorisierten Fahrzeugen aller Art findet noch das Leben der unmotorisierten Zeitgenossen statt … da kommt die junge Mutti mit Kinderwagen und Einkaufstüte ebenso selbstverständlich daher wie das dunkel gekleidete Mütterchen, und ich habe nicht den Eindruck, dass sie vom unkoordinierten Verkehrsgemenge da links und rechts und vor und hinter ihnen über Gebühr Notiz nehmen ….Aber möglicherweise kommt uns das nur so vor!
Deshalb also auch vorhin meine Erwähnung, dass das Autofahrerleben ohne diese Ortsdurchfahrten ein wesentlich schöneres sein könnte, aber irgendwie würde auch wieder etwas fehlen…
Mir gefallen diese Szenen. Denn spätestens hier kann man hautnah miterleben, was es mit dieser sprichwörtlichen kretischen Gelassenheit so auf sich hat.
Eine Einschränkung allerdings soll bei all diesen Beobachtungen nicht verschwiegen werden: Urlaub oder gar Leben im undurchdringlichen Gewusel dieser Orte kann man sich nicht wirklich vorstellen.
Die bergige und reichlich kurvige Zufahrt nach Triopetra bringt weder berichtenswerte noch neue Erkenntnisse, wieso auch.
Allerdings parken wir diesmal so, dass praktische Fahrkenntnisse der Ralley Paris-Dakar nicht zwingend abzurufen sind, um später ohne Fremdhilfe dem Feinkies entrinnen zu können ….
Das Lieblingsplätzchen von gestern wurde heute leider schon fremdokkupiert (die jungen Leute haben gleich mal ein Zelt in die schattige Felsaushöhlung gestellt!), so dass wir uns auf der Suche nach einer Schatten spendenden Liegefläche anderweitig behelfen müssen.
Unmittelbar vor den hoch aufwachsenden „gefalteten“ Felsformationen ist ein schmaler Streifen vom glühenden Sonnenball unberührt – aber es ist absehbar: dies wird nicht ewig so bleiben. Wir haben jedoch nicht die Qual der Wahl und so breiten wir die mitgebrachten Badetücher unter einem etwas vorspringenden Steingebilde aus.
Für den Moment liegt das tiefblaue Meer fast ruhig vor uns und lädt zum Abkühlen ein.
Es ist körperlich fühlbar: die Temperaturdifferenz zwischen der sonnenglütigen Luft und dem welligen Wasser ist wohl noch größer als gestern. Deshalb sind wir aber auch hier.
Ich befinde mich evolutionsmäßig auf dem Weg zur Bademaus, denn das Wasser ist natürlich wieder extrem einschmeicheln mit dieser Frische, mit dieser Sauberkeit, mit diesen Farben.
Wenn ich so die Urlaubserinnerung vergangener Jahre an meinem geistigen Auge vorbeiziehen lasse, kommt mir die etwas überraschende Erkenntnis: ausgenommen das karibische St. Maarten auf den Niederländischen Antillen - nirgendwo auf der Welt habe ich so sauberes Wasser erlebt!
Und so bin ich wohl auf dem besten Weg, auch das Baden vor der kretischen Mittelmeerküste als ein ziemlich empfehlenswertes Urlaubsvergnügen zu definieren und nach dieser Erkenntnis zu leben ….DAS hatte ich vor einer Woche noch ganz anders gesehen!
Als die Sonne uns dann auch im kleiner werdenden Felsschatten entdeckt, geben wir klein bei und schleichen uns auf heißen Sohlen im wahrsten Sinne des Wortes davon.
Wenn der tückisch heiße Wind ins gerötete (eigentlich sollte das ja mal braun werden ..) Gesicht bläst, da bekommt das Atmen fast quälende Züge und ich kann mich nicht erinnern, so etwas jemals vorher erlebt zu haben.
Selbst die Sohlen der kiesgeschwängerten Sandalen sind offensichtlich nicht mehr in der Lage, die Wärmeausstrahlung des kurz vor dem Glühen stehenden Strandes (zumindest wird es so empfunden) von den Fußsohlen fern zu halten.
Das Erreichen des Autos mit dem sofortigen Aktivieren der Klimaanlage ist DAS erstrebenswertes Zwischenziel auf dem Weg zum abendlichen Tagesausklang.
Heute sind wir fest entschlossen, mal wieder eine neue Taverne in den Kreis der getesteten aufzunehmen!
Bei Charlie wäre ich vielleicht auch gar nicht gleich als der viel essende und ganz gut vertragende relativ fanatische Anhänger gesunder kretischer Kost identifiziert worden, denn am frühen Morgen war ich der erste Kunde bei der hübschen Maria (heißen eigentlich alle Griechinnen so?), und die hat mir die Haare genommen …
Die Bart- und Körperbehaarung ist momentan wohl deutlich länger als die auf dem Kopf – aber so habe ich es ja gewollt, und vielleicht lassen sich Kämme und Bürsten bei ebay urlaubskassemehrend unter das Volk bringen ???
So, nun fühlen wir aber bereits die Tavernentestervorfreude, und in wenigen Stunden kann ich verraten, wo es war, wie es war und warum es war … und wenn jetzt beim Lesen der Eindruck entsteht, die Sonne könnte mir selbst durch meinen Leinenhut hindurch gefährlich geworden sein, so muss ich mit diesem Verdacht wohl leben…
Am nächsten Morgen:
Stochos, so hatten die urlaubsvorbereitenden Recherchen ergeben, könnte auch ein Hort des kulinarischen Wohlbefindens sein – also sind wir auf dem perfekt angelegten Uferpromenadenweg um den ersten Berg herumgelaufen, um zum „Stadtstrand“ zu gelangen, der – wie andererorts ebenso praktiziert - gegen das Landesinnere durch zahlreiche Tavernen gesichert wird.
Fast schon überflüssig zu erwähnen, dass die geistig-mentale Umsetzung eines Fußweggebotsschildes (weißes Männlein auf blauem Grund) auf Kreta anders interpretiert wird als im Paragraphen überfrachteten und Bürokratie gesteuertem heimatlichen Terrain … Motorrad- und Buggyfahrer bedanken sich aber freundlich, wenn man Platz schaffend zur Seite springt und anschließend die Strandkiesel aus den Sandalen fummelt.
Wenn man Urlaub lebt, ist dies einfach eine lustige Begebenheit.
„A la bonheur“ würde der französisch sprechende Kretabesucher viel wohlklingender und irgendwie schmeichelnder artikulieren – unsere Heimatsprache hat dafür keine adäquate Phonetik, und doch bleibt festzuhalten: Es war allererste Klasse!
Zusätzlich schön, dass auch noch ein Plätzchen „mit Aussicht“ oberhalb des Uferweges frei ist, und wir werden ausgesprochen und unaufgesetzt herzlich von der hübschen Tochter des so urgriechischen Tavernenbetreibers (gelichtetes gewelltes weißes Haar umrahmt die gesund gebräunte Haut – der geht glatt als Götterbote durch jedes Casting) willkommen geheißen.
Nach intensivem Speisekartenstudium entschließen wir uns zum üblichen Standardprogramm: Vorspeisen quer Beet - in diesem Falle gefüllte Weinblätter (Dolmadakia), Tsatziki, perfekt geschärfte Käsecreme (Tirokafteri), überbackenen Schafskäse (Feta Saganaki) und wahrlich göttliche weiße Bohnen (Gigantes).
Und für jedes einzelne gut gefüllte Tellerchen gibt es die Maximalpunktpunktzahl ….
Der zügig ausgeschenkte Raki ist der beste seit unserer Ankunft überhaupt, und nach einem ersten Nachschenken lässt uns die aufgeweckte, lustig vor sich hinträllernde und in einem amüsanten multilingualen Kauderwelsch Gäste aus Österreich, den britischen Inseln, aus Deutschland und auch Griechen oder Kreter bewirtende junge Dame (heißt sie möglicherweise auch wieder Maria? Das bekommen wir beim nächsten Mal heraus!) die Flasche mit dem Raki der Einfachheit halber gleich auf dem Tisch stehen ….
Auch das gibt Pluspunkte.Logisch.
Nach derartigem kulinarischen Verwöhnprogramm, insbesondere bedingt durch das ganz spezielle Rakiflaschenangebot (man will ja nicht unhöflich sein und etwas ablehnen *breit grins*), reicht die Kraft nur noch für die obligatorischen 120 Stufen – und Miros muss heute mal ohne uns auskommen.
Über dieses Problem zerbrechen aber höchstwahrscheinlich nur wir uns den Kopf ….
Nicht wirklich, denn Nichtstun macht besonders müde, und so sind wir schneller im Reich der Träume als das in Alltagszeiten der Fall ist, aber wer denkt in solchen Momenten schon an Alltag???