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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : ein Jahr Kreta 1980



charalambos
1.February.2008, 02:33
Hallo Freunde der Insel
Meine folgende Erzählung ist kein Urlaubsbericht. Aber in einem Jahr Kretaaufenthalt erlebt man natürlich so Einiges.
Im Herbst 1979 war ich im 3. Lehrjahr als Kirchenmaler in einem Museum als Azubi. Zu der Zeit hatten wir gerade eine Praktikantin, die uns von ihren Kretaerlebnissen vorschwärmte und wie einfach es gewesen war, dort mit Arbeit als Erntehelferin ihr Urlaubsbudget aufzubessern.
Nur kurz: Ich hatte zu der Zeit massive Depressionen wegen Alkohol und Drogen, welche ich durch Antidepressiva und eben den vorher genannten zu bekämpfen versuchte. Kurz nach Sylvester hatte ich einen fast tödlichen Cocktail intus. Nach 2 Tagen Koma stand für mich fest, um den Teufelskreis zu entkommen, mußte ich Alles hinter mir zurücklassen.
Ohne groß zu überlegen packte ich den Schlafsack und ein paar Sachen, ging auf die Bank, hob meine ersparten 800 Mark ab und trampte in Erinnerung unserer Praktikantin Richtung Kreta. In München hielt dann ein mit 2 Persern (Iranern) besetzter Mercedes an. Meine Freude war riesig, als sie mir eröffneten, daß sie mich bis Saloniki mitnehmen würden. Aber die beiden rasten wie Verrückte auf der schneebedeckten Autobahn. Schweissgebadet stieg ich dann in Salzburg unter dem Vorwand, mich anders entschieden zu haben wieder aus.
Den weiteren Weg bis Athen absolvierte ich zumeist mit Bus oder Bahn, denn ich wollte möglichst schnell in wärmere Gefielde gelangen. In Piräus angekommen war genauso mieses und stürmisches Wetter wie bei meinem Start in Deutschland, nur, daß es statt schneite regnete. Ich kaufte mir ein Fährticket und dachte in meiner Ahnungslosigkeit, ein paar hundert Km südlicher wird´s dann endlich warm.
Es war eine äusserst wackelige Überfahrt auf stürmischer See. Als ich dann die Shiloulette Kretas am Horizont auftauchen sah und keine Spur von Wetterbesserung zu erkennen war, machte ich mir zum erstenmal Vorwürfe wegen meiner Naivität. Ich glaube in diesem Moment war ich erst so richtig wieder im realen Leben angelangt.
Die Ernüchterung wurde noch größer, als ich mein Budget betrachtete, welches bereits auf die Hälfte geschrumpft war. Beim Verlassen des Schiffes in Chania hatte ich nun überhaupt keinen Plan mehr. Was sollte ich jetzt hier?
Auf dem Schiff nahm ich mir noch eine nichtssagende Broschüre über Kreta mit, welche mir als "Landkarte" diente. Außer den Umrissen der Insel und deren 4 Bezirke mit ihren jeweiligen Verwaltungsstädten war nichts drauf, außer ein paar Orangen bei Chania, Tomaten bei Timbaki, Weintrauben bei Archanes etc.
Da ich keine Ahnung hatte wo was zur Zeit geerntet wird um Arbeit zu bekommen, beschloß ich, erstmal nach Heraklion mit dem Bus zu fahren, in der Hoffnung, dort die Erleuchtung zu bekommen.
In Iraklion am Busbahnhof trank ich zuerst einmal ein Hellas Fix (so hieß das Bier damals noch). Meine Stimmungslage war auf dem Tiefpunkt angelangt. Ich dachte, daß es ein Fehler war, hierher zu fahren, denn wie sollte ich in dieser Stadt Arbeit finden, zusätzlich war es sehr kalt und es regnete in Strömen.
Um den Busbahnhof herrschte ein reges Treiben von Rucksack Touristen, welche damals noch in großer Anzahl unterwegs waren. Irgendwann setzten sich 2 Australier zu mir an den Tisch und wir kamen ins Gespräch. Es stellte sich heraus, daß die beiden seit 2 Jahren auf Weltreise waren. Sie erzählten mir, daß sie nach Fournes zur Orangenernte fahren wollten, dort wäre bereits ein Freund von ihnen. Offensichtlich erahnten sie meine Verzweiflung, denn sie schlugen mir vor, mitzukommen. Ich nahm freudig dieses Angebot an und ich hegte wieder Hoffnung auf bessere Zeiten.
Mit dem nächsten Bus fuhren wir also nach Chania. Von dort stiegen wir in den Bus Richtung Omalos und dann in Fournes aus. Es war bereits dunkel und zu allem Überfluß fing es auch noch zu schneien an. Wir gingen sofort in das Kafenion zu Eleftheria(wie ich natürlich erst später erfuhr). Darin wimmelte es nur so von Kretern, Hippies, Freaks und Rucksacktouristen aus allen möglichen Richtungen dieser Erde.
Irgendwie schafften es wir bis zum einzigen Ofen der Kneipe, und es roch aromatisch nach brennendem Olivenholz. Schön langsam stieg ein Wohlbehagen in mir auf.

Fürs Erste möchte ich meinen Bericht beenden. Wenn ihr wollt erzähle ich später wie es weiterging.

Kali nichta

spotty
1.February.2008, 04:47
Und wie wir das wollen ... welch tolle Idee, dieses Unterforum ins Leben zu rufen! Ich denke, ich spreche für viele Leute (die jetzt noch schlafen:biggthump), wenn ich mir schnell Fortsetzungen wünsche.
Ungeduldig wartend

Spottyhttp://www.smileygarden.de/smilie/Nahrung/99.gif (http://www.smileygarden.de)

Ilona
1.February.2008, 12:04
Hallo charalambos,

aber sicher wollen wir wissen wie es weiter geht, jetzt wo Du uns neugierig gemacht hast :Knuddel:

Grüßchen Ilona

mino
1.February.2008, 12:23
mach mal ruhig weiter!:jo:

TomTom
1.February.2008, 13:21
...jetzt aber mal weiter im Text. Freue mich schon auf die Fortsetzung.:jo::jo:

Gruß
TomTom

Kreta-Klaus
1.February.2008, 13:44
Na klar, Charalambe,
mach weiter ... es stellt sich ja wirklich immer mehr raus, dass es hier sehr viele gibt, die an den Erinnerungen der "alten Säcke" (sorry!) interessiert sind ...
Und mich interessiert es mindestens genauso, wie andere damals unser Kreta kennen gelernt und erlebt haben. Also, immer nur ran an die Tastatur ... und ich bin ja bald schon bei 1973 ... :)
Gruß Klaus

Britula
1.February.2008, 14:50
Hallo Charalambos,

....auch mir hat Dein Bericht gefallen und ich bin ebenfalls an einer Fortsetzung sehr interessiert !! :jo:

Dorli
1.February.2008, 16:22
He Robert, schlägst dich auch unter die Autoren? Sehr schön geschrieben und den Mut hätt ich auch mal gerne gehabt, alles hinter sich zu lassen und wech. Bin gespannt, wie´s weitergeht und ob dir´s dort besser ging.

DOrli

charalambos
1.February.2008, 20:20
Na dann werde ich mal weitererzählen. Leider kann ich nicht so viel an einem Stück schreiben, wegen Schulterverletzung und Einfingersystem. Aber es presiert ja nichts, siga siga

Nun stellte sich natürlich die Frage wo ich die Nacht verbringen sollte. Meine beiden australischen Freunde waren mit einem 2 Mann Zelt ausgerüstet.Nett wie sie waren boten sie mir fürs Erste an, bei ihnen im Zelt zu schlafen, das würde schon gehen versicherten sie mir. Da es im Freien nur im Schlafsack und ohne Dach übern Kopf definitiv zu kalt war nahm ich wiederum dankend an.
Natürlich blieben wir möglichst lange mit Raki und Tee am Ofen sitzen, damit die Nacht nicht zu lange werden würde.
So langsam kamen wir dann auch mit den übrigen Ausländern ins Gespräch. Am brennendsten interessierte mich natürlich wie`s denn mit Arbeit aussehe. Ich erfuhr, daß einige von den ca. 20 Leuten teilweise schon ein paar Wochen in Fournes wegen der Orangenernte hier lebten. Man sagte mir, ich sollte morgens zwischen 6 und 7 Uhr in Eleftherias Kafenion kommen und einfach abwarten. Die Bauern würden dann schon auf mich zukommen und "dulia?" fragen. Somit lernte ich mein erstes griechisches Wort: Dulia- Arbeit
Nach Mitternacht gingen wir dann schlafen. Nicht nur wegen der Enge und Kälte konnte ich nicht besonders gut schlafen, ich war auch richtig gespannt auf den nächsten Tag, was er alles für mich Neues bringen würde!
So war es kein Problem, daß wir alle 3 bereits um 6 Uhr morgens im Kafenion einliefen.
An dieser Stelle möchte ich noch erwähnen, daß der Freund der Australier, wie wir von den anderen hörten,bereits weiter gereist war. Dies war auch der Grund weshalb die beiden auch schon nach 2 Tagen das Dorf wieder verließen.
Ich bestellte mir einen Tzai. Es waren bereits einige Kreter und auch Freaks in der Kneipe. (Das Wort Freak werde ich jetzt weiter benutzen, da wir uns alle so bezeichneten).
Irgendwie war ich total angespannt, denn die einheimischen Bauern fixierten mich genau. Im Laufe der nächsten halben Stunde verließen nach und nach wortlos immer ein Kreter und ein Freak das Kafenion, stiegen in einen Pickup und fuhren los. Als ich nun fast alleine im Kafenion saß, kam ein statthafter Kreter zu mir an den Tisch und fragte: Dulia?
Sein stolzes Auftreten sehe ich noch Heute vor meinen Augen. Zu dem Zeit punkt wußten wir beide noch nicht, welch aufrichtige Freundschaft zwischen Manolis und mir (er nannte mich immer nur Bob, da er Robert einfach nicht aussprechen konnte) entstand.
Ich nickte nur, ohne zu wissen was mich nun erwartete. So ging ich hinter ihm noch ganz beeindruckt von seinem stolzen Auftreten, zu seinem Nissan und stieg mit ein. Auf der 10minütigen Fahrt zu seinem Orangenhain wurde kein Wort gesprochen. Irgendwie hatte ich richtig Bammel vor dem was jetzt kommen würde. Bald bogen wir in einen Feldweg ein und hielten an. Dort warteten 5 Frauen auf uns und eine Karotzi (Schubkarre) im speziellen auf mich.

Manche werden sich fragen, wieso weiß ich das noch so genau? Diese ersten Tage und Wochen auf Kreta waren so einschneidend in meinem Leben, sowas vergißt man nie!
Werde mich bald wieder zu Wort melden
Gruß Bob

Ilona
2.February.2008, 14:10
Hallo charalambos,

das klingt ja sehr vielversprechend. Ich bin neugierig auf mehr. Lass nicht solange darauf warten :Knuddel:

Grüßchen Ilona

MaNischma
2.February.2008, 16:10
Schön, dass Du aus einer ganz anderen Perspektive über die Insel schreibst.

theo48
2.February.2008, 16:41
Bin gespannt auf Folge 3. Ich war erst 1986 auf Kreta, zwar auch mit Rucksack, aber ohne arbeiten zu müssen ... :-) Theo

Ulli
2.February.2008, 22:24
Toll! Und :respekt: fuer Deine Offenheit!
Das macht die Geschichte wirklich besonders und auch ich bin gespannt, wie es weitergeht!

renagigi
3.February.2008, 00:23
Hallo Robert,

ich verfolge deinen Bericht mit großem Interesse
und bin gespannt auf weiteres.

charalambos
3.February.2008, 12:19
Im Teil 3 versuche ich meinen ersten Arbeitstag zu beschreiben, und ich kann Euch versichern, daß ich mächtig stolz auf meine ersten sauer verdienten Drachmen war!
Also, wie schon gesagt wurden wir von 5 liebreizenden Frauen erwartet, alles Familienmitglieder der nicht kleinen Manolisippe, wie ich natürlich erst später erfuhr. Aber ich durfte nach ein paar Tagen am Familienleben teilhaben und lernte sie alle noch genauer kennen, aber davon später mehr.
Die Ladies gingen also zum anderen Ende der Plantage und begannen die reifen Orangen zu Pflücken und in große Plastikkisten zu legen. Manoli bedeutete mir die Schubkarre zu nehmen und wir folgten ihnen. Diese Karotsi muß man sich eher wie eine Leiter mit 2 Griffen und 2 Holzrädern vorstellen. Dann belud ich das Gefährt mit den vollen Kisten, wobei eine Kiste ca. 15-20 Kilo wog. Es passten 3 Kisten hintereinander darauf, und darüber schlichtete ich nochmals je eine Box.
Die Ladung schien mir nun genug zu sein, aber Manoli stellte mir nochmals eine Reihe darauf und blickte ganz verschmitzt zu den Frauen, die diese Aktion mit einem Schmunzeln beobachteten. Später wußte ich, daß 6 Kisten üblicherweise genug gewesen wären.
Kurz gesagt, mein lieber Manoli wollte mich testen. Da ich aber schon seit meiner Jugend schwere körperliche Arbeit gewohnt war, fuhr ich los. Es war schon eine große Strapaze durch das matschige und vom Regen und Schnee aufgeweichte Gelände zurück zum Pickup zu gelangen. Aber ich biß die Zähne zusammen und ließ mir den ganzen Tag nichts anmerken, was mir bewundernde Blicke der Damen einbrachte. Dabei lernte ich ein neues Wort -grigora- kennen, denn die Frauen machten sich einen Spaß daraus meine Bemühungen mit den Anfeuerungsruf "schnell" zu kommentieren. Zwischendurch fuhren wir immer wieder mal zu Manolis Haus um die Ernte dort abzuliefern, was eine gewisse Erholungspause für mich bedeutete. Schätze so 5 mal, und jedesmal gab`s ein Stamperl Raki zum wärmen.
Zur Mittagspause setzten wir uns alle auf leere Kisten und die Frauen zauberten ein leckeres Mahl auf die ausgebreitete Decke. Zum trinken gab`s Tsai und Krasi, wie ich später noch feststellen konnte, ein Grundnahrungsmittel von Manoli. Natürlich war meine Anwesenheit ein willkommener Gesprächsstoff für die Ladies, ein Getuschel und freundliches Lachen. Wie ich später erfuhr ging es hauptsächlich um meine lange, blonde Haarpracht. Speziell Manolis Schwester hatte sich in meine langen Locken verguckt. Später flocht sie mir immer ein Zöpfchen und bezeichnete mich immer als Mädchen.
So verging ein langer und arbeitsintensiver Tag. Am späten Nachmittag ließ mich Manoli dann bei Eleftheria aussteigen und drückte mir einige Drachmenscheine in die Hand. In Geldangelegenheiten ließ er sich nie lumpen und bezahlte mich immer "Übertariflich". Es waren umgerechnet ca. 25 Mark, die anderen bekamen den Ortsüblichen Tarif der bei ca. 20 Mark lag.
Für die damalige Zeit ein hübsches Sümmchen, und ich empfand ein unheimliches Glücksgefühl als er mich mit der Frage tomorrow dulia? entließ, was ich mit nicken beantwortete. Daraufhin genehmigte ich mir ein Hellas Fix bei der schrulligen alten Eleftheria.
Seitdem hatte ich immer bei Manoli gearbeitet. Im Laufe der Zeit wurden er und seine Familie für mich sowas wie ein neues Zuhause, aber davon später, wenn`s Euch interessiert.
Schönen Sonntag Bob

Funny
3.February.2008, 12:49
Hab den 3. Teil auch gleich "verschlungen"

Danke, ist echt interessant zu lesen.

Liebe Grüsse
Funny

W.W.7640
3.February.2008, 13:24
Hallo Robert,

toll geschrieben, ich bin baff was hier alles für Kreta- Erinnerungen auftauchen.
Da ich früher in anderen Ländern Urlaub gemacht habe, kann ich leider von Kreta nicht allzu viel berichten.
Ich freue mich schon auf die Fortsetzungen!

Ilona
3.February.2008, 13:56
Hallo Robert,

super schön geschrieben. Mach weiter so, ich bin gespannt auf die Fortsetzung.

Grüßchen Ilona

pale-norbert
3.February.2008, 15:46
Diese Geschichte kommt mir doch mächtig bekannt vor. Um 1980 gab es wohl viele Leute mit ähnlich gelagerten Problemen.....:rolly:

Gruß Norbert

charalambos
3.February.2008, 16:05
Hallo Norbert
Habe Deine Geschichten alle genüsslich gelesen. Durch Deine Seiten bin ich ja erst aufs Forum gestossen.
Schreibst Du auch mal wieder?
Gruss Charalampos

charalambos
3.February.2008, 17:08
^Durch die nächtlichen Aufwärmaufenthalte bei Eleftheria kamen wir Freaks uns natürlich näher. Es waren, wie gesagt, zu der Zeit ca. 20 Ausländer in Fournes. Aber es war ein fast ständiges Kommen und Gehen. Die Stammbesetzung, die sich bis Mai oder länger dort aufhielt, umfasste mit mir 5 Personen.
Zuerst möchte ich meinen Freund Dave nennen, der ein bißchen später eintraf. Ihn verlor ich erst 1982 aus den Augen, er lebte über ein Jahr noch in der Nähe von Regensburg, da er mit mir zurückkehrte und sich in ein Mädchen verliebte.
Aber irgendwann zog es ihn dann nach Indien.
Übrigens war er einer der wenigen Engländer der sich zu benehmen wußte.
Dann war da noch Helmut aus München, ein sehr angenehmer und gebildeter Zeitgenosse, der aber aus persönlichen Gründen in Deutschland bis zum Berber abgerutscht war, aber seit 1976 auf dem Peloponnes und Kreta seine neue Heimat bekam. Er lernte mir Alles was man zum Überleben brauchte, er war auf diesem Gebiet ein wirkliches Ass.
Der verrückteste von allen war Werner, wie kann es anders sein ein Österreicher.
Wie sich herausstellte waren alle Ösis, welche mir auf der Insel begegneten charmant crazy.
Er war aus einem Gefängnis in Linz ausgebrochen und versteckte sich sozusagen auf Kreta, und er war unser Dolmetscher, denn er konnte sehr gut griechisch sprechen.
Marc, ein Kanadier aus Quebec, habe ich im nachhinein nur schlecht in Erinnerung, denn er hatte uns bei seiner Abreise bestohlen.

Wir saßen praktisch jeden Abendim Kafenion, denn es war für uns der einzige warme Ort. Viele der Leute wohnten in alten Vorratshäuschen, welche ausserhalb des Dorfes lagen und meist von den Bauern für seine jeweilige Arbeitskraft zur Verfügung gestellt wurden. Einige hatten nämlich so wie ich ihren festen Arbeitgeber. Die anderen mußten jeden Morgen im Kafenion wieder warten, um nach Arbeit angesprochen zu werden.
Ich hatte das Privileg morgens mit dem Pickup abgeholt zu werden.
Nachdem ich also 2 Nächte im engen Zelt verbracht hatte lud mich Werner ein zu ihm zu ziehen. Er war derjenige, der außer Helmut schon am längsten in Fournes lebte. So konnte er sich ein relativ komfortables Häuschen aussuchen, was den Vorteil hatte, daß wir sogar 4 Wände unser eigen nennen konnten. Die meisten anderen besassen nur 3 Wände, ähnlich einem Bushäuschen.
Irgendwie hatte sich Werner im Laufe der Zeit so einiges an ausrangierten Möbelstücken angeschafft, so daß es fast schon gemütlich, aber kalt war. Vor der Hütte war eine Feuerstelle, die uns zum Kochen und Wärmen diente.
Er besaß auch einen kleinen Zoo. Ein alter, ausgedienter Esel, den er vor dem elenden Hungertod bewahrte, eine Ziege und ein paar Hühner. Später kam dann auch mein Hector hinzu, ein herrenloser, streunender Hund, den ich umsorgte und ein lieber Begleiter wurde.
So verbrachten wir also alle Abende bei Eleftheria mit Tavli spielen, unterhalten und natürlich Fix Bier trinken. Anfang März, als endlich der Frühling einzog änderte sich das.
Bis demnächst Bob

TomTom
4.February.2008, 13:24
Wann gehts denn wieder weiter....:hack:

charalambos
4.February.2008, 21:36
Hallo Tom, ich hoffe mal Du bist nicht der Einzige hier

Der Januar und der Februar vergingen ohne besondere Highlights, wenn man so sagen kann, denn eigentlich war jeder Tag einer.
Gearbeitet wurde jeden Tag außer sonntags und ich mußte sogar in Chania von dem erarbeiteten Geld aus Sicherheitsgründen ein Konto anlegen.
Die beiden Monate waren, glaube ich, selbst für kretische Verhältnisse zu kalt und regnerisch. Aber dafür meinte es der Wettergott ab März bis Oktober fast schon zu gut, es wurde ein heisser Frühling und Sommer. Ich kann mich noch gut erinnern, daß der deutsche Sommer total verregnet gewesen sein muß, wie uns die Touristen berichteten.
Eine große Herausforderung an Körper und Geist war die Hygiene. Jeden Abend nach der Arbeit war Baden angesagt. Das Flüsschen, welches Fournes streift und direkt an unserem Domizil vorbei plätscherte, wurde mit seinem eiskalten Gebirgswasser als Badewanne benutzt, sonntag war allgemeiner Waschtag. Ich muß zugeben,manchmal reichte es nur zur Katzenwäsche.
Im Laufe der Zeit wurde mein Bart immer länger, was mir bei den Einheimischen( außer Manoli, er blieb bei Bob) den Namen Christos einbrachte.
Ich hatte mich schnell an das neue Leben gewöhnt und war über die neu gewonnene Freiheit glücklich. Es war ein schönes Gefühl vom krähenden Hahn direkt vor der Türe inmitten der Natur geweckt zu werden.
Von Helmut lernte ich alles was man zum überleben in freier Natur wissen muß. Die Palette reichte vom Feuermachen ohne Streichhölzer bis zum Bootsbau aus Geäst und Sträuchern (Hätte nie gedacht, daß unser Kanu funktionieren würde, es tat`s). Er zeigte mir auch sämtliche Kräuter und Pflanzen. Ich war ganz erstaunt, welch "Unkraut" man alles essen konnte. So gab es täglich leckere Salate, frisch von der Wiese vorm Haus. Übrigens war unser Standartessen, wie könnte es anders sein, Feta, Ladi, Kremidi, Domades und Psomi.
Auch wurden wir Profis im Umgang mit Engländern. Immer wieder mal waren auch englische Freaks in unserem Dorf, die sich nicht besonders in der Arbeit hervortaten, dafür abends beim Saufen umso mehr. Ständig gab es Probleme mit ihnen durch ihr agressives Verhalten, das bis zum Klauen im Supermarkt reichte. So gab es mal eine zeitlang ein schlechtes Verhältnis zu den Kretern, welches auch wir zu spüren bekamen. Erst als wir die letzten von ihnen aus Fournes rausgeschmissen hatten verbesserte sich das Klima wieder.
Fournes liegt direkt an der Strecke nach Omalos. Immer wieder stiegen mal Engländer aus und fragten "are there many english people here?". Wir wußten, daß sie sich ständig suchten und auch immer wieder fanden, und das war ja das Schlimme. Ein Engländer alleine war ja harmlos, zwei waren schon eine Horde und schon ging`s los.
Also war die lapidare Antwort "No English here". Das reichte und sie fuhren weiter.
Die Sonntage verbrachten wir oft mit langen Erkundungen der Gegend bis Meskla, Lakki und Zourva am Fuße der weißen Berge. Oder wir besuchten die anderen Freaks in Alikianos oder Skines, welche dort ihr Quartier aufgeschlagen hatten. Man lernte soviele neue Leute kennen und es entstanden viele Freundschaften. Mich zog es besonders oft nach Alikianos, dort arbeitete eine äußerst liebreizende Person aus Straßburg. Das muß genügen.

Gruss Bob

Thomas
4.February.2008, 21:42
Nein nicht nur Tom liest begeistert mit, gruß von Nero, wir habe Dich in Plakias im letzten Herbst nur knapp verpasst.

Vielleicht trinken wir im März mal wieder einen mit unserem Kapitän.

Gruß Thomas/Nero

renagigi
4.February.2008, 21:45
Ich lese natürlich auch noch mit,

also schreib weiter.

Ilona
4.February.2008, 21:46
Nein Bob ich bin auch noch hier und lese fleißig mit und warte gespannt auf die Fortsetzung.

Grüßchen Ilona

charalambos
4.February.2008, 21:52
Naja dann iss ja gut, dachte schon ich könnte eine PN an Tom schicken.
Hallo Nero, März ist leider nicht, aber September/Oktober?

mino
4.February.2008, 22:05
Charalampos,
wir sollten das wirklich auf einer gemeinsamen Fahrt im Herbst vertiefen!

charalambos
4.February.2008, 22:16
Ja Michael, wär nicht schlecht, aber diesmal habe ich einen engeren Zeitrahmen, werde so wie es aussieht ziemlich genau so um den 15. September starten

mino
4.February.2008, 22:42
Okay, das merk ich mal vor...:)

Ulli
4.February.2008, 22:48
Naja dann iss ja gut, dachte schon ich könnte eine PN an Tom schicken.


Hey! Wie kommst Du denn darauf? Hast Du mal gesehen, wieviele hits der thread hat? Ich finde es nach wie vor total spannend, mach bitte weiter!
Viele Gruesse,
Ulli

Manniki
4.February.2008, 23:20
Ich lese auch mit wenn auch spät aber ich lese und staune!!

Insel
5.February.2008, 01:28
Hallo Bob, auch ich bin ständig am Lesen hier und komm kaum nach...
Bitte mehr!

Andreas
5.February.2008, 02:07
Hallo charalambos,
bitte mehr davon !!! Deine Geschichte liest sich gut und interessiert uns alle !

Viele Grüße, Andreas

spotty
5.February.2008, 06:23
Das muß genügen.

Gruss Bob

Alte Volksweisheit: der Mensch hat eine immer eine Chance zu irren, wenn er etwas denkt ...oder so.
Und Du, mein lieber Robert, hast Dich gerade mächtig geirrt, wie auch meine Vorposter und die *schweigende Masse* empfinden.
Konsequenz? Weitermachen!
Danke für kurzweilige Unterhaltung sagt

Spottyhttp://www.smileygarden.de/smilie/Nahrung/99.gif (http://www.smileygarden.de)

Dorli
5.February.2008, 08:37
Robert, ich bin natürlich auch noch da :smiley5:

Mach bitte weiter, sehr interessant und macht neugierig auf mehr!

Dorli

Britula
5.February.2008, 23:20
Hallo Charalambos,

....auch ich finde Deine Geschichten sehr spannend.
Bin schon gespannt auch Deine Fortsetzung.

charalambos
6.February.2008, 00:42
Dann schreib ich noch ein bißchen weiter
Das Dorf Fournes hatte nichts Besonderes zu bieten, außer die schöne Landschaft der Nordausläufer der Lefka Ori. Ich glaube bis Heute gibt es dort keine Übernachtungsmöglichkeit. Den kleinen Dorfplatz umgaben 2 Kafenions, ein Supermarkt, eine Bäckerei und das kleine Postoffice. Die Bewohner leben allesamt von der Orangenernte, welche sich von Dezember bis in den späten Mai hinzieht. Olivenanbau spielt eher eine untergeordnete Rolle.
Täglich kam am Spätnachmittag ein großer Sattelschlepper die 15 km aus Chania und holte die Tagesernte der Bauern ab, welche diese in den Kisten vor ihren Häusern abstellten. Dies brachte Helmut und mir einen lukrativen Zusatzverdienst. Jeden Tag beluden wir beide die LKWs, wofür jeder von uns ca. 10 Mark für die 2 Stunden Arbeit erhielt.
Eigentlich konnte ich gar nicht viel Geld ausgeben, denn die Übernachtung war ja umsonst und nach ein paar Tagen Arbeit bei Manoli wurde ich von seiner Sippe mit Essen versorgt. Inzwischen wurde ich in seinen Familienkreis aufgenommen.
Abends saß ich längere Zeit bei ihm zu Hause bei einem ausgedehnten Abendessen und ich konnte die kretische Küche kennenlernen.
Seine Frau stammte aus dem winzigen Bergdorf Zourva und sie hatte schon einmal 2 Jahre in Nürnberg in einer Fabrik gearbeitet. So konnte ich mich sogar mit ein wenig Deutsch verständigen.
Im Laufe der Monate wurden mir die Familienmitglieder ganz vertraut und auch umgekehrt. Bald durfte ich sogar ganz vorne am Tisch neben Manolis Vater sitzen, was eine große Ehre darstellte.
Später erlaubte er mir in sein altes, leerstehendes Haus einzuziehen. Somit hatte ich im Haus eine Feuerstelle und davor einen kleinen Garten.
Ein kleines Erlebnis blieb mir besonders im Gedächtnis. Es zeigt seine Einstellung -und vermutlich vieler Kreter.
Es war schon Sommer und sehr heiß. Manoli hatte gerade einen neuen Pickup gekauft. Am frühen Vormittag hatte das Thermometer schon die 30 Gradmarke überschritten. Um der Mittagshitze zu entgehen fuhren wir zu seinem Haus und blieben bis zum Spätnachmittag in der relativ kühlen Stube. Die Zeit vertrieben wir uns mit Essen und Weintrinken. (Wie schon gesagt, er war kein Kostverächter). Wir fuhren wieder zum Feld zurück. Irgendwie hatte er ein bißchen viel vom Krasi erwischt und er kam vom Weg ab und wir rutschten eine Böschung runter. Wir blieben auf der Beifahrerseite liegen.
Als wir mit Hilfe von anderen den Wagen wieder auf die Räder stellten und die verbeulte Karosserie betrachteten, meinte er nur lachend "denbirasi" (macht nichts). Wir fuhren gleich wieder zurück und tranken noch ein paar Gläschen Wein.
Dieser Spruch ist zu meinem Lieblingsausdruck geworden. Ich verwende ihn bei jeder passenden Gelegenheit.

Für heute reichts erst mal
Kali nichta Bob

spotty
6.February.2008, 06:53
Jetzt. wo so viele bekundet haben, wie spannend Deine Geschichte ist, wirst Du uns bestimmt nicht lange *hängen* lassen, oder?

Es ist nun mal so: die spannendsten Geschichten schreibt am Ende doch das Leben und glücklich, wer solche Erlebnisse in seinem höchst persönlichen Datenspeicher hat ...

Warte ungeduldig auf weitere Fortsetzungen - und nicht nur ich, klar!

Gruss

Spottyhttp://www.smileygarden.de/smilie/Nahrung/99.gif (http://www.smileygarden.de)

Manniki
6.February.2008, 08:10
Hab mal einen leichten Unfall bei stelios mitbekommen, da wurde nicht gestritten ,Sie kammen aus den Autos sagten "denbirasi " und gingen zu stellios tranken Wein und raki und gingen nach 3 Std.arm in arm an ihre Autos und fuhren weg, Super so müsste es bei uns auch sein.
Hast du kein Bild von dem kleinen Häuschen?

charalambos
6.February.2008, 08:27
Hallo Manniki
Ein Kumpel von mir hat bei unserem letzten Besuch mit seiner Kamera das Häuschen gefilmt. Aber wir sind beide computertechnisch gesehen vollkommene Laien. Es reicht gerade mal um die Tastatur zu betätigen. Muß mal meinen Sohn fragen, aber er hat im Moment Abschlußprüfungsstress seines Medizinstudiums und ist gerade sehr mißgelaunt. Im Mai ist er fertig (mit den Nerven?). Dann frag ich ihn mal. Er ist sozusagen Profi auf dem Gebiet.
Gruss Robert

Dorli
6.February.2008, 08:46
Mich interessiert schon jetzt das Ende der Geschichte: warum du nicht dortgeblieben bist? Und wie war´s überhaupt mit der Verständigung, du konntest doch keine Griechisch? Oder konnten die Griechen englisch?

Dorli

spotty
6.February.2008, 09:16
Hey Dorli ... Du wirst doch wohl bei Büchern auch nicht erst das Ende lesen, oder? Wünschen wir uns doch, dass es noch lange dauert und spannend bleibt!

In diesem Sinne trotzdem viel Spaß an einem gräulich verregneten Vormittag!

Spottyhttp://www.smileygarden.de/smilie/Nahrung/99.gif (http://www.smileygarden.de)

charalambos
6.February.2008, 09:18
Liebe Dorli, das dicke Ende kommt bestimmt, mußt Dich noch ein bißchen gedulden. Wenn mein Monitor durchhält würd ich gerne noch ein wenig weiter erzählen, (das Bild wird immer kleiner und die schwarzen Ränder immer größer) von Traubenernte, "Urlaub in Pale", vom "garden of heavently peace etc.
Mit englisch sind wir immer gut durchgekommen, wir waren ja damals noch relativ jung und zumeist mit jungen Griechen zusammen. Mit den älteren Kretern war es schon schwieriger sich zu verständigen. Aber der Wortschatz des griechischen nahm ja auch immer mehr zu. Am meisten ärgert mich heute noch ein Angebot eines Hirten nicht angenommen zu haben, mit ihm den Sommer auf den Weiden der Lefka Ori als Helfer zu verbringen, dann sähe es heute ein wenig besser mit meinen Griechischkenntnissen aus, und wahrscheinlich könnte ich meinen Käse jetzt selber herstellen.

Ulla
6.February.2008, 09:46
Guten Morgen Robert,

bin erst heut' Morgen zum Lesen gekommen - sehr schön geschrieben ... :hack:... :clap:
... Kreta vor 28 Jahren .... klasse .... freue mich, wenn die Reise in der/ die Vergangenheit weitergeht ...
... ich hoffe, Du läßt uns noch an vielen Deiner Erinnerungen teilhaben ... danke

Otto
6.February.2008, 09:50
............. Am meisten ärgert mich heute noch ein Angebot eines Hirten nicht angenommen zu haben, mit ihm den Sommer auf den Weiden der Lefka Ori als Helfer zu verbringen, dann sähe es heute ein wenig besser mit meinen Griechischkenntnissen aus, und wahrscheinlich könnte ich meinen Käse jetzt selber herstellen.......

Die Erfahrung kannst du ja nachholen:)

Gruß Otto

charalambos
7.February.2008, 20:02
Heute ein ganz persönlicher Stimmungsbericht. Hab mir lang überlegt, ob sowas für die Öffentlichkeit bestimmt ist, aber es zeigt meine besonderen Gefühle für diese Insel, ist ja nichts Schlimmes.

Der Frühling hält Einzug in Kreta! Es ist Anfang März. Jetzt zeigt sich die Kraft der Sonne mit aller Stärke. Endlich ist auch der ewig matschige Boden vor unserem Häuschen aufgetrocknet. Die Winterklamotten werden in die Ecke gelegt.
Es ist unglaublich, welche Auswirkungen der Frühling auf Mensch und Natur hat. Selbst Hector scheint die Wärme herbeigesehnt zu haben, er ist nicht mehr zu halten und büchst ständig aus.
Die Abende verbringen wir von nun ab zumeist vor unserer Hütte. Immer wieder bekommen wir Besuch von anderen Freaks. Es herrscht tolle Stimmung, nicht nur wegen Raki und Hellas Fix.
Die Sonntage sind mit wahren Gewaltmärschen zum Fuß der Lefka Ori ausgefüllt.
Es ist Ende März. Vereinzelt sehen wir schon hin und wieder einige Wandertouristen.
Wir feiern mit Giorgos, dem Sohn des Bürgermeisters, dessen Geburtstag. Seine Familie hat auf einem Hügel zwischen Fournes und Meskla eine Art Lagerhaus, bei dem die Party im Gange ist. Mit der Dorfjugend und uns sind wir so ca. 40 Leute. Es ist eine Unmenge an Tsikoudia, Bier und Essen bereitgestellt. Giorgos hat seine wahrhaft umfangreiche Cassetensammlung an Rockmusik dabei.
Die Lautsprecher beschallen das ganze Tal . Es ist einfach der Wahnsinn!
Es ist schon dunkel und ich entferne mich ein gutes Stück vom Lagerfeuer. Ich will einfach ein wenig alleine sein und sinnieren. So sitze ich einsam, es spielt gerade stairway to heaven, das Echo hallt von den gegenüberliegenden Berghängen zurück. Es ist ein unbeschreibliches Glücksgefühl in mir und ich fange kurz an zu weinen. In diesem Augenblick beschließe ich für immer auf Kreta zu bleiben.
Noch ganz in Gedanken versunken setzt sich Florence neben mich. Wir reden über Gefühle und umarmen uns.
Irgendwann wird es hell.
An diesen Montag arbeitet keiner.

Heidi
8.February.2008, 22:18
Bitte weiter!!! Total schön!!!:

freu:

charalambos
9.February.2008, 21:36
Es war inzwischen Mai geworden und ich bewohnte inzwischen mein neues Steinhaus ganz stolz. Da die Arbeit in den Plantagen inzwischen schon weniger geworden war beschloßen Dave und ich mit Hector durch die Samariaschlucht zum Libyschen Meer zu wandern. Ich weiß nicht mehr genau, aber ich glaube es war schon verboten darin zu übernachten.
In Anbetracht der Touristenmassen, welche tagsüber mit den Bussen durch Fournes nach Omalos gekarrt wurden, beschloßen wir den letzten Linienbus dorthin zu nehmen, um abends noch in die Schlucht einzusteigen und dann zu übernachten.
Ausgerüstet mit Schlafsack,Tomaten, Feta, Brot und Wurst für Hector stiegen wir in den letzten Bus nach Omalos ein. Aber als Hector das Treppchen hinaufsprang gab ihm der Schaffner einen Fußtritt und er flog wieder hinaus. Mit meinen bereits im Laufe der Zeit gelernten griechischen Flüchen gab ich dem Kontrolleur zu verstehen was ich von ihm hielt und wir folgten meinem vierbeinigen Freund wieder nach Draußen.
So verschoben wir das Unternehmen auf den nächsten Morgen. Manoli nahm uns bis Lakki mit, da er sowieso nach Zourva fahren mußte. Den Rest der Strecke gingen wir zu Fuß und übernachteten auf der Hochebene. Am Spätnachmittag stiegen wir dann noch das erste steile Teilstück der Schlucht nach unten und suchten uns einen gemütlichen Schlafplatz. Wir genoßen das Alleinsein in der prächtigen Natur.
Um den Touristenmassen zu entgehen gingen wir kurz nach Sonnenaufgang weiter. Am Libyschen Meer angelangt nahm ich dann mein erstes richtig ausgedehntes Bad auf Kreta bis die Haut ganz schrumpelig wurde. Wir trafen dort ein paar nackte Hippies mit denen wir die Nacht verbrachten.
Durch die Schönheit der Landschaft inspiriert entschieden Dave und ich zu Fuß nach Chora Sfakia zu gehen.
Ein bißchen Proviant aufgefüllt gingen wir am frühen Morgen los. Die erste Zeit führte der Pfad durch fast unüberwindliches Dornengestrüpp immer bergauf.( Vielleicht hatten wir damals einen falschen Weg eingeschlagen)
Wir mußten Hector stellenweise tragen, denn er sollte ja nicht als Igel ankommen. Hin und wieder schreckten wir auch Schlangen auf (oder auch umgekehrt), die sich scheinbar an der steinigen Küste wohlfühlten. Wir hatten höchsten Respekt vor ihnen.
Ich glaube die ganze Strecke wanderten wir in Begleitung der unbarmherzig auf uns niederbrennenden Sonne und es stellte sich heraus, daß wir definitiv zu wenig an Wasservorräten mitgenommen hatten. Wir waren heilfroh als wir mit heraushängender Zunge und halb verbrannt Loutro erreichten


Es geht noch ein wenig weiter, aber später.
Sehe gerade, der Anfang ist nicht gerade eine schriftstellerische Offenbarung, aber wie schon gesagt - denbirasi

MaNischma
9.February.2008, 23:47
Ich bleibe bei menem ersten Eindruck: Du berichtest aus einer ganz eigenen Perspektive. Das ist für mich und vermutlich auch für andere hier im Forum eine sehr schöne Bereicherung. Dankeschön.

Ulla
10.February.2008, 00:00
Ich bleibe bei menem ersten Eindruck: Du berichtest aus einer ganz eigenen Perspektive. Das ist für mich und vermutlich auch für andere hier im Forum eine sehr schöne Bereicherung. Dankeschön.

Robert,
so empfinde ich es auch .... danke schön :Knuddel:

charalambos
10.February.2008, 02:51
Schön das zu hören
Ich würdre mal für mich b ehauprtenhttp://de.youtube.com/watch?v=dxBL3PR53a8

charalambos
10.February.2008, 02:56
vIELLEICHT KLAPPTS JETZT
http://de.youtube.com/watch?v=dxBL3PR53a8

charalambos
10.February.2008, 03:55
Denbirasi
http://de.youtube.com/watch?v=YJ5W6T6hU7w&feature=related
Ich weiß, es mußte jetzt sein

charalambos
10.February.2008, 04:24
Fournes läßt mir keine Ruhe
Alles was ich im Internet gefunden habe
http://www.villa-ioanna.gr/Photos.htm
Wenn Ihr bis zum Schluss durchhaltet kommen noch 3 oder 4 Bilder von fournes:
Im Übrigen auch von meinere Badewanne.

Kallia
10.February.2008, 11:27
Ich finde deine Geschichten sehr ruehrend, mach weiter!!!!!!!!!!!

Kreta Rola
10.February.2008, 17:53
Fournes läßt mir keine Ruhe

Wenn Ihr bis zum Schluss durchhaltet kommen noch 3 oder 4 Bilder von fournes:
Im Übrigen auch von meinere Badewanne.

Wir halten durch und freuen uns schon. :smiley71:


Gruß Karola

charalambos
10.February.2008, 21:23
So erreichten wir also endlich Loutro, und wir waren hellauf begeistert von diesem "schnuckeligen" Ort. Ich glaube damals standen nur Häuser an der Seite bei der Schiffsanlegestelle, jedenfalls habe ich das so in Erinnerung.
So entwickelten sich bei uns richtige Urlaubsgefühle. Die Stille der Bucht, nur unterbrochen von dem kurzen regen Treiben bei der Ankunft und Abfahrt der Fähre hinterließen einen bleibenden Eindruck. Ansonsten war es traumhaft ruhig in dem winzigen Ort. Die meisten Touristen blieben gerade mal 2 Stunden.
Zu der Zeit war eine relativ große Aussteigergemeinde in Loutro. Wir schloßen uns ihnen ein paar Tage an und genossen unsere freien Tage ausgiebig.
In der verfallenen Ruine des venezianischen Kastells war unser aller Schlafplatz.
Am alten Eingangssteinbogen empfing uns das liebevoll mit Blumen bemalte Holzschild mit der Aufschrift "The garden of heavently peace".
Der Name drückte exakt das aus was hier herrschte: Eine unheimlich friedvolle Atmosphäre untereinander mit wenig Worten.
Ein Erlebnis fällt mir dazu noch ein. Mein Freund Helmut brachte mir in den langen Nächten in Fournes das Herstellen von "Schmuck" bei. So hatte ich eine stattliche Anzahl von Ketten und Ohrringen dabei. Sie bestanden aus wirklich schönen Muscheln vom Peloponnes und speziellen Draht und Lederschnüren. Helmut hatte sich auf dieses "Handwerk" spezialisiert von dem er in den Sommermonaten auf dem Peloponnes lebte.
Nun konnte ich mal testen ob ich mich als Selbstständiger Unternehmer eignen würde. So breitete ich jedesmal bei der Schiffsankunft meine Ware auf einer Decke an der Anlegestelle aus. Einmal zeigte sich ein Belgier bei seiner Ankunft sehr interessiert, aber er wollte meinen Preis partout nicht akzeptieren. Zu diesem Zeitpunkt war ich noch nicht auf Geld angewiesen, was sich aber später ändern sollte. So blieb ich sehr beharrlich und gab nicht nach. Zwei Stunden später, er war schon wieder auf der Fähre, lief er noch kurz vor dem Ablegen zu mir und bot mir an Alles für 50 Mark( umgerechnet) zu erwerben. So gab ich ihm die mühsam hergestellten Stücke samt Decke und wir waren beide zufrieden. Wie gesagt ernährte uns später einmal diese Art von Geschäft.
Nach wunderschönen Tagen bekam ich schön langsam ein schlechtes Gewissen Manoli gegenüber. Inzwischen zählte er ja schon ganz fest auf meine Arbeitskraft. Wir fuhren mit dem Schiff bis Chora Sfakia und von dort mit dem Bus bis Vrisses. Von dort gings per Autostopp nach Fournes, wo Manoli schon mit Arbeit wartete. So hatte ich meinen ersten "Urlaub" auf Kreta. Später folgten dann noch 14 feuchte Tage in Paleochora.
Hier noch ein kleines Video von Loutro
http://www.loutro.net/

pale-norbert
10.February.2008, 23:09
Der Name drückte exakt das aus was hier herrschte: Eine unheimlich friedvolle Atmosphäre untereinander mit wenig Worten.

Genau. Das war es was die Zeit (70er +/- x) und die Orte auf allen möglichen Inseln damals so besonders machte. Da sollte was beginnen. Nur leider waren wir so friedlich und verschlafen, dass der Rest der Welt sich beschleunigt zu dem entwickeln konnte was wir heute haben. Heute "reist" man eben folgerichtig nach Afghanistan.....

Aber schön war es doch, und prägend. :jo:

Gruß Norbert

Muecke
11.February.2008, 09:29
Wunderschöner Bericht!

charalambos
14.February.2008, 01:47
Jetzt ist es ein weniger ruhiger geworden in dieser Rubrik.
Na, dann werd ich mal wieder ein bißchen erzählen.

Wie gesagt, es war nun Mai-Juni-Juli und die Arbeit in den Orangenhainen beschränkte sich fast nur noch auf die Pflege der Bäume. Die meisten Freaks waren in Ermangelung an Arbeit weitergezogen. Wir waren eigentlich in diesen Sommermonaten nur noch zu viert. Der Kanadier hatte bei seinem Auszug eine nicht unbeträchtliche Summe an Drachmen von uns Vieren mitgehen lassen, welche wir alle in meinem Haus gebunkert hatten. Wir dachten, untereinander vertrauen zu können, aber so kann man sich täuschen.
So arbeitete ich mit Dave oft auch in anderen Bereichen. Unvergesslich ist mir im Gedächtnis geblieben, wie wir bei 40 Grad im Schatten die Dorfstraße geteert haben. Ein paar mal am Tag kam ein Teerlaster aus Chania und ließ den dampfend heissen Teer ab, den wir bei der Gluthitze, selbst schon dampfend, verteilten, immer unter Beobachtung der gemütlich im Kafenion sitzenden einheimischen Bevölkerung. Solltet ihr mal durch Fournes fahren, bitte gleitet mit Andacht über den Asphalt! (Falls es noch der alte ist).
Auch hoben wir ellenlange Gräben in den Orangenfeldern aus, in denen dann Rohre für die Bewässerung der Bäume verlegt wurden. Irgendwie blieben wir damals schlank. Wir brannten hin und wieder mal einen Hain nieder. Ich glaube das mußte so alle paar Jahre (Wieviel weiß ich nicht mehr) gemacht werden, um den Boden fruchtbar zu Halten.
Dann bekam ich überraschenden Besuch. Wir saßen gerade In Eleftherias Kafenion, als an der Bushaltestelle, welche direkt davor war, Uli und Gabi aus Regensburg ausstiegen! Die beiden Mädels, damals 17 und 18 Jahre alt, waren mit mir in der Berufsschule, der ich ja praktisch über Nacht den Rücken kehrte.
Sie hatten meinen Aufenthaltsort über einen Freund in Regensburg herausbekommen mit dem ich in Briefkontakt stand und der mir immer ein paar Päckchen "Schwarzer Krauser" schickte. Die Freude war riesig und wir verbrachten einige wunderbare Tage und Nächte.
Irgendwie kamen wir auf die Schnapsidee nach Ägypten zu fliegen, was zu der Zeit sehr sehr billig war. So fuhren wir mit der Fähre nach Athen und flogen für 4 Tage nach Kairo.
Dort hatten wir teilweise sehr schlimme Erlebnisse, aber das ist eine ganz andere Geschichte.
Nach 4 Tagen kamen wir total abgebrannt mit Mühe und Not wieder in Athen an. Die Mädchen, die mit dem Zug angereist waren, mußten jetzt wieder in ihre Arbeit. Zusammen hatten wir keine 100 Mark mehr in den Taschen.
Damals gab es bei der Einreise nach Griechenland nur eine 3monatige Aufenthaltserlaubnis, was die meisten durch einen Kurztrip in die Türkei "verlängerten". Da ich schon lange überzogen hatte und die Beiden auf keinen Fall alleine durch Jugoslawien trampen lassen wollte, was anderes blieb jetzt nicht mehr übrig, beschloß ich spontan sie zu begleiten. Ich konnte ja damals im Regensburger Hafen kurz arbeiten, um mir das Geld für die Rückkehr zu verdienen und meine Eltern wiedersehen.
Am Abend erreichten wir Saloniki. Wir schliefen unter einer Brücke und am nächsten Tag konnte ich die Beiden (für mich war leider kein Platz) bei einem griechischen Truckfahrer unterbringen, der sie bis nach Deutschland mitnehmen wollte. Es stellte sich heraus, daß er Wort hielt und anständig war.
Ich behielt den größten Teil der Geldsumme. Wir verabredeten uns in 3 Tagen im "Jenseits" um 6 Uhr abends, einem regensburger szenelokal zu treffen.
Ichz kam noch bis zur jugoslawischen Grenze per Autostop, aber dann war Sense mit mitgenommen werden. So verbrauchte ich das letzte Geld für den Bus durch Jugoslawien. Ich kam total zerlumpt und hungrig ohne Kohle an der österreichischen Grenze in Jesenice an. Ich ging zu Fuß rüber und mußte alles ausziehen, sogar in den Allerwertesten wurde nachgeschaut. Ohne Geld wollten mich die Ösis nicht reinlassen. Nach langem betteln wurde mir eine maximale Aufenthaltsdauer von 24 Stunden gewährt, was sogar in meinen Pass eingetragen wurde. (Es lebe die EU!). Ich sprach ein Pärchen in ihren mit Blumen bemalten VW Bus direkt an der Grenze an. Sie nahmen mich bis München mit. Meine Weiterfahrt nahmen die Grenzposten mit Erleichterung an, das konnte man förmlich an ihren Gesichtsausdruck erkennen.
Von da war`s ein Katzensprung nach Regensburg. Trotz 2stündiger Verspätung gab`s ein riesiges Hallo in der Kneipe und dann endlich ein Bad.
Wie`s weiterging ein andernmal. Nur soviel, ich war tatsächlich 2 Wochen später wieder in meinem Fournes.

rebe
14.February.2008, 13:19
Es macht Freude, an Deinen Kreta-Erlebnissen teilzuhaben!
Übrigens kam ich letzte Woche durch Fournes, ich glaube die haben schon länger neuen Asphalt.
Viele Grüße Renate

uts
21.February.2008, 13:57
Tja, ich warte auch - wie gehts weiter mit deiner erlebten Geschichte???
Ulrike

charalambos
22.February.2008, 00:28
Schön langsam muß ich mein Jahr mal zu Ende erzählen. Aber im Moment habe ich wieder einmal versucht griechisch zu erlernen, jetzt hänge ich schon wieder rum, einfach schrecklich.
Bis bald, Babis

spotty
22.February.2008, 06:12
Glücklich, wer solche Erlebnisse nicht nur nachlesen darf ... aber trotzdem schön und höchst interessant, wenn man wenigstens das kann.
Ich hoffe, und nicht nur ich, dass Du nun ein wenig "Blut geleckt" hast und noch andere Erinnerungen aufleben lässt. Schöner Beginn meines Tages, da schmeckt der Kaffee irgendwie anders ...

Gruss
Spottyhttp://www.smilies-and-more.de/pics/smilies/various/009.gif

Und für die Ägyptenstory gibt es ja neuerdings einen *Spezialthread*!

charalambos
24.February.2008, 01:11
Jetzt hab ich schon wieder die Motivation zum Lernen verloren, also will ich mal ein wenig weitererzählen.

Wie gesagt, es war sehr einfach zur damaligen Zeit einen Job im Hafen zu bekommen und so verlud ich einige Tage Schweinehälften von den LKWs in das Gefrierhaus für 6 Mark die Stunde. Solche und ähnliche Arbeiten dienten uns schon während der Schulzeit als Taschengeldaufbesserung indem wir immer wieder mal die Schule schwänzten.
Es war wirklich schön meine Eltern und die Freunde wiederzusehen, aber ich hatte schon nach kürzester Zeit "Heimweh" nach der Insel: nach dem Klima, der Natur, den neuen Freunden und nicht zuletzt nach dem Gefühl der Freiheit.
So hielt ich es bereits nach 10 Tagen nicht mehr aus und machte mich wieder auf die Socken. Frisch eingekleidet und einer Menge Schwarzer Krauser im dürftigen Gepäck trampte ich wieder los. Hinter der jugoslawischen Grenze bestieg ich den Zug und fuhr bis Piräus, denn ich wollte so schnell wie möglich wieder auf meiner Insel sein. Allein die Zugfahrt durch Nordgriechenland war ein schönes Erlebnis und ich konnte mich mit meinen paar "Griechischbrocken" mit anderen Fahrgästen so leidlich verständigen.
Als bereits erfahrener Fährenprofi nahm ich mir den besten Schlafplatz an Deck. Im Gegensatz zu meiner ersten Überfahrt im Winter hatte ich dises Mal eine ruhige und entspannte Gemütslage. Mit jeder Seemeile, welcher sich der Pott Kreta näherte stieg meine Vorfreude. Der Wein, die angenehmen Temperaturen und die ruhige See trugen zu einem wohligen Glücksgefühl bei. Ich schlief kaum und betrachtete auf dem Schlafsack liegend den klaren Sternenhimmel bis die Schiffssirene die baldige Ankunft in Souda ankündigte. Dann betrat ich nach knapp drei Wochen wieder "Heimaterde".
Inzwischen kannte ich ja die Örtlichkeiten und Busverbindungen und so kam ich schon früh in Chania an. Dort verbrachte ich am Hafen in meinem Stammcafe den Vormittag um mich erst mal wieder zu aklimatisieren. Dann nahm ich den Bus nach Omalos, welcher diesmal hauptsächlich mit Touristen besetzt war, stieg in Fournes aus und kehrte bei Eleftherias ein. David saß an einem der Tische und begrüßte mich voller Freude. Er meinte, Manoli würde mich schon vermissen, da ja niemand wusste, wo ich die letzten Tage abgeblieben war. Am Abend traf ich dann Manoli und er freute sich aufrichtig mich wiederzusehen. Er ließ mir keine Ruhe bis ich mit ihm zu sich nach Hause ging. Auch die anderen Familienmitglieder waren erfreut und es wurde eine lange Nacht mit viel Wein, Tsikoudia und Glyka.
Die folgenden Wochen vergingen mit den verschiedensten Tätigkeiten, wobei aber die Arbeit immer weniger wurde. Dave hatte manchmal gar nichts zu tun, da er keinen festen Arbeitgeber hatte. Bei Manoli hatte ich zumeist wenigstens irgendwelche Kleinigkeiten zu verrichten.
So beschlossen Dave und ich 14 Tage "Urlaub" in Paleochora zu machen. Von diesem Ort hatten wir schon des öfteren von durchreisenden Freaks gehört, es mußte sich um etwas Besonderes handeln und wir waren schon lange neugierig auf diese Ansiedlung.
Diesmal meldete ich mich bei Manoli artig ab und wir fuhren mit dem Bus über Chania und Kandanos nach Pale. Wir waren beide von Anfang an begeistert von diesem idyllischen Städtchen am Libyschen Meer. So genossen wir unsere freien Tage und richteten unseren Schlafplatz zwischen den grossen Steinen am Sandstrand ein. Es waren einfach nur erholsame Tage und vor Allem lange Nächte mit Baden und endlos langen Tavernenbesuchen.
Dann wurde das liebe Geld knapp und wir machten uns ein wenig wehmütig auf den Rückweg nach Fournes um wieder etwas Kohle zu verdienen.

Beim nächsten mal geht die Reise über Iraklion nach Archanes zur Traubenernte.
Kali nichta wünscht Bob

RomyO
24.February.2008, 17:43
Hallo Robert,

also ich bin ganz begeistert von Deiner Geschichte!
Auf die Fortsetzung freue ich mich jetzt schon.
Im Juni wollen wir auch nach Paleochora - bin gespannt, was uns dort erwartet.


Viele Grüße,
Romy

charalambos
24.February.2008, 17:58
Hallo Romy
Schön daß Dir meine Erlebnisse gefallen. Pale hat sich seit diesen Jahren fast nicht verändert. Es gibt keine Hotelburgen und den Flair der 70ger und 80ger Jahren hat es weitestgehend behalten. Es ist seit Jahren mein festes Urlaubsdomizil für 4-5 Wochen im Jahr. Dort gefällt es Dir bestimmt.
Hier mal ein paar Bilder von den Stränden in Pale und Umgebung.
http://www.anthea-paleochora.gr/beach-photo-gallery-de.jsp

boneheads
24.February.2008, 20:48
Wir fahren seit 1979 jedes jahar nach Kreta und haben 1999 ein altes Bauernhaus gekauft. Das Paradies! Deine Erlebnisse sind total interessant, schreib' weiter, Junge!

charalambos
24.February.2008, 22:23
Hallo Boneheads
In welcher Gegend haust Ihr denn?

pale-norbert
25.February.2008, 00:03
Hallo Strahlemann


Im Landesinneren, in einem traditionellen Kafeneion


Das ist "Schleichers" legendärer Laden in Paleochora als es ihn noch gab mit ein paar alten Bekannten. Ganz gewiss nicht im Landesinnern. :klugschei

Gruß Norbert

"Schleicher" (http://www.paleochora-kreta.de/anek4.htm)

Kretamum
25.February.2008, 07:43
Schön langsam komme ich dazu, all das zu lesen, was während meines Urlaubes hier geschrieben wurde ... und das ist wahrlich nicht wenig.

So habe ich gestern in der Nacht Deine Erzählungen in einem Atemzug durchgelesen, lieber Charalambe .... Du berichtest von Erlebnissen, die ich mir für mich selber kaum vorstellen kann, die sich aber gut anfühlen und ein - nach der "Flucht" aus Deutschland - richtiges Gefühl von persönlicher Freiheit vermitteln (die jemand immer "angepasst" gewesener so gar nicht kennt), obwohl Du auf der anderen Seite natürlich schon auch dem Zwang des Verdienen müssens ausgesetzt warst. Durch die so bewußt und intensiv auf Kreta erlebte Zeit hast Du Dir natürlich einen ganz besonderen Zugang zu dieser Insel geschaffen. Schön :jo::jo::jo:

Ich hoffe, da kommt noch mehr von Dir .... bin schon neugierig.

charalambos
25.February.2008, 16:21
Hallo Norbert
Irgendwie verstehe ich Deinen Beitrag nicht ganz? Habe ich was Verpaßt?
Gruß Robert

pale-norbert
25.February.2008, 18:37
Na folg mal Deinem Link


Hallo Romy
Schön daß Dir meine Erlebnisse gefallen. Pale hat sich seit diesen Jahren fast nicht verändert. Es gibt keine Hotelburgen und den Flair der 70ger und 80ger Jahren hat es weitestgehend behalten. Es ist seit Jahren mein festes Urlaubsdomizil für 4-5 Wochen im Jahr. Dort gefällt es Dir bestimmt.
Hier mal ein paar Bilder von den Stränden in Pale und Umgebung.
http://www.anthea-paleochora.gr/beac...gallery-de.jsp
Fotogalerie - Paleochora.

Oder geh' gleich hier rein: http://www.anthea-paleochora.gr/paleochora-photo-gallery-de.jsp

Gruß Norbert

charalambos
25.February.2008, 19:34
Aha Norbert, war nur auf der ersten Bilderseite. Klar ist das in Pale
Gruß Robert

MichaelB
25.February.2008, 20:48
Moin,

wow, Du hast das getan, was ich mich mit einem in Ansätzen ähnlichen Hintergrund zehn Jahre später nicht getraut habe - und ich habe Deinen Bericht förmlich verschlungen :biggthump

Gruß
Michael

Ulli
25.February.2008, 21:46
Also, ich bin auch immer wieder dabei, wenn es weitergeht!

Und für die Ägyptenstory gibt es ja neuerdings einen *Spezialthread*!
Schoen, dass nicht nur mich solche nebenbei eingestreuten Andeutungen verfolgen!
LG,
Ulli

pale-norbert
25.February.2008, 23:50
Hallo Robert

Ich jubel zwar nicht so viel rum, warte aber begierig auf Deine authentischen Erzählungen. War schon geil damals.

Aus den Erfahrungen aus den Jahren 1973 - 1982 ziehe ich heute noch die Kraft für das Leben in unserer heutigen, etwas erkalteten Welt und versuche das Beste draus zu machen. Die "Hippiezeit" ist zwar weg, hier in Germania gab's eh' nie welche, ein paar Herzen haben aber überlebt. Das war unsere Wende, wenn auch die anderen am Ende die Verhältnisse bestimmt haben. Das Gefühl kennen andere Wende-Menschen inzwischen auch :grin:.

Norbert

charalambos
27.February.2008, 00:39
Es freut mich, wenn Euch dises für mich sehr prägende Jahr auch interessiert.
Seit damals habe ich meine neu gefundene Einstellung zum Leben beibehalten. Dadurch bin ich allerdings in meinem Freundes- und Bekanntenkreis als kleiner Spinner verschrien, aber das ist ja das Besondere daran. Ich denke bei manchen Leuten spielt ein klein wenig Neid mit. Und meine Freundin liebt eben dies an mir.

Morgen geht`s wieder weiter

pale-norbert
27.February.2008, 01:27
Kommt mir bekannt vor :na und: :D:

Norbert

spotty
27.February.2008, 07:03
Morgen geht`s wieder weiter

Das wird aber auch Zeit !!!

Gruss
Spottyhttp://www.smilies-and-more.de/pics/smilies/various/009.gif

W.W.7640
27.February.2008, 08:25
Hallo Robert,

habe soeben Deine spannenden Erlebnisse verschlungen. Du schreibst wirklich toll und man freut sich schon auf Fortsetzungen.:jo:

Kretagegge
27.February.2008, 15:28
Hallo, Robert

habe heute frei und bin den ganzen Tag schon im Forum.
Schöne Geschichten, denke mich da direkt mit hinein. :jo:

Gruß Kretagegge

charalambos
27.February.2008, 19:46
Hallo Wolfgang, toll geschrieben würde ein bißchen anders aussehen, aber man tut,was man kann.
Dann versuch ich wieder

Inzwischen wurde es August. Die Hitze dieses Monats übertraf seine beiden Vorgänger nochmals um einige Wärmegrade. Wenn ich mich recht erinnere, fiel in diesem Jahr von Mai bis Oktober kein Tropfen vom Himmel.
In Fournes gab es 1980 noch kein Bewässerungssystem. Wie schon vorher beschrieben, fingen wir im Juni an Gräben in den Feldern für die ersten Rohrleitungen auszuheben. So erlebten wir sehr oft hitzige Wortgefechte mitten am Dorfplatz, bis hin zu Handgreiflichkeiten, zwischen den einheimischen Bauern mit wüsten Beschimpfungen (****** etc., ihr wisst schon) und Flüchen (damals habe ich meine griechischen Flüche gelernt, welche ich auch heute noch benutze). Das Ganze war die Folge der Wasserknappheit. Es wurde nämlich jedem Bauern nur stundenweise Wasser in seine jeweiligen Felder über endlos lange Schläuche zugeführt. So kam es immer wieder vor, daß ein Plantagenbesitzer nachts heimlich die Wasserzufuhr vom Nachbarn wieder in seinen Hain umleitete. Auch ich hatte zweimal an solchen Aktionen mit Manoli teilgenommen.
Die unsägliche Hitze schien den Bewohnern ausserordentlich zu zusetzen, denn es lag eine richtig apathische Stimmung über dem Dorf. Tagsüber sah man kaum jemand im Freien, es wurden die relativ kühlen Häuser als Aufenthaltsort bevorzugt. Im Dorf wurde es nur kurz etwas lebendiger, wenn die Linienbusse ihren 20minütigen Aufenthalt in Fournes hatten und Zeitungen, Post und ein paar Touristen ankamen.
Nun hatte auch Manoli kaum mehr Arbeit für mich und Dave war sowieso schon seit Tagen ohne Einnahmen. Mein Bankkonto war in Folge des Paleochoraurlaubs bereits aufgelöst. Manoli entschuldigte sich für den Mangel an Arbeitund er empfahl uns doch in die Gegend von Timbaki zu gehen um in den Treibhäusern nach Arbeit zu fragen. Aber Anfang Oktober sollte ich unbedingt wieder zurückkommen, dann gäb`s wieder genug Arbeit bei ihm.

Also beschloßen Dave, Hector und ich nach Timbaki zu trampen. Zufällig fuhr an diesem Tag der Bürgermeister, übrigens ein echter Mafioso (da gäb`s auch eine Geschichte dazu), mit seiner Frau (Sie war die Herrin der Post, ein richtiger Drache) nach Rethymnon und bot uns eine Mitfahrgelegenheit an, welche wir dankend annahmen. Überraschenderweise luden die beiden uns sogar zum Mittagessen in eine Hafentaverne ein. So lernte ich zum ersten mal die schöne Stadt von innen kennen, ansonsten fuhr ich ja immer nur daran vorbei.
Das ausgedehnte Mahl wurde mit viel krassi und Tsikoudia eingenommen. So waren wir am Nachmittag schon ganz schön angedüdelt und beschlossen die Nacht hier zu verbringen.
Diese Entscheidung stellte sich als wahrer Glücksfall heraus. Am Abend nämlich erlebten wir das erste mal richtig kretische Livemusik. Ich glaube es war irgendein besonderes Fest(?), auf jeden Fall wurde getanzt und der Alkohol floß in Strömen, alles umsonst. An das Ende konnte ich mich nicht mehr erinnern. Wir wachten am Strand mit unsäglichen Kopfschmerzenauf, geweckt von der unbarmherzig auf uns niederbrennende Sonne .
Erst am Nachmittag waren wir wieder zu einigermaßen vernünftigen Handlungen fähig. Wir gingen hoch zur Hauptstraße und schon nach kurzer Zeit hielt ein offener, mit Melonen beladener Kleinlastwagen an. Er fuhr nach Akoumia und so saßen wir Drei zwischen lauter Melonen auf der Ladefläche, umweht von nicht wirklich kühlendem Wind. Am Zielort des Chaffeurs wurden wir noch mit 4 Wassermelonen beschenkt als Proviant für die Weiterreise. Ein denkbar unpraktisches Geschenk wenn man trampen muß!
So verköstigten wir während der Nacht diese wohlschmeckenden Früchte, was sich aber am nächsten Tag in Form von vollständiger Darmentleerung rächte. Diese Tatsache bescherte uns einen zusätzlichen Tag Aufenthalt in der Gegend von Akoumia. Am nächsten Tag kamen wir dann erst in Timbaki an. Damals war`s einfach auf den verschiedensten Pickups mitgenommen zu werden. Leider wußte ich damals noch nichts von Agia Galini, sonst hätten wir bestimmt einen Abstecher dorthin gemacht.

Das war`s mal wieder
Gruß Bob

Britula
27.February.2008, 22:17
Danke Bob, für Deine spannenden und interessanten Geschichten.
Es macht sehr viel Spass diese zu lesen.

pale-norbert
27.February.2008, 23:59
1980. Danke Robert.

Jetzt weiß ich, dass meine Geschichte falsch datiert ist. War 1980, der Höllenaugust. Muss ich mal ändern.

Höllenaugust 1980 (http://www.paleochora-kreta.de/anek23.htm)


Norbert

H.B.
29.February.2008, 14:46
Hallo Robert,

bisher habe ich nur "still" mitgelesen und Deine Geschichte genossen.

Ich möchte Dich jetzt ermuntern, weiter zu schreiben und zu erzählen wie Du es bisher getan hast. Nicht nur Anekdoten...

Viele, liebe Grüße
Herbert

charalambos
29.February.2008, 14:56
Hallo Herbert, sowas kann man ja gar nicht zusammenhanglos einfach reinstellen, das müßte doch einleuchten. Selbst Klaus hat ja vorher lang genug erzählt und so kann man sich nun nur mit Anektoden alles weitere vorstellen.
Was soll`s, jedem das Seine.
Gruß Bob

Anja&Thomas
29.February.2008, 16:42
Hallo Robert,

wir haben uns hier noch nicht zu Wort gemeldet,
aber auch wir warten, daß Du weiterschreibst.
Ob "ellenlange" Berichte oder kurze Anekdoten,
die Erfahrungen anderer bringen einem die Insel
in jedem Fall ein Stück näher.
Wer sich lange Texte nicht antun will, läßt es eben.
Wir tun sie uns begeistert an.
Also bitte, laß Dich nicht beirren!

VG Anja & Thomas

Kreta-Klaus
29.February.2008, 16:55
Holla, Ihr Lieben,
entfachen wir jetzt einen "Glaubenskrieg" :ANGEL:, ob nun lange oder kurze Geschichten besser sind?
Das ist doch nun nicht nötig ... ich lese lange gerne und kurze ebenso ... und beim Schreiben ist es genauso!

Dass ich zuerst lange zusammenhängende Berichte geschrieben habe und nun nur noch "Episoden" (NICHT "Anekdoten" - Anekdoten sind etwas, was man gehört und in der Regel nicht selbst erlebt hat ... das ist meine eigene unwissenschaftliche Unterscheidung, bevor mir wieder ein Germanist contra gibt, weil das so wahrscheinlich in keinem Fachbuch steht), weil ich diese Jahre nicht mehr zusammenhängend in Erinnerung habe, sondern nur noch eine ganze (große) Reihe von Einzelerlebnissen!
Besten Gruß
Klaus

Ilona
29.February.2008, 18:52
Hallo Robert,

ich lese Deine Erlebnisse mit sehr großem Interesse und warte schon ganz sehnsüchtig auf die Fortsetzung.

Ich mag alle Erlebnisse, egal ob kurz oder lang, es ist einfach nur schön zu lesen was jeder so in den vergangenen Jahren erlebt hat.

Mach bitte weiter so.

Grüßchen Ilona

anette_sfakia
29.February.2008, 19:11
Vielen dank Robert, dass du deine Kreta Geschichte uns hier erzählst. Es macht mir viel Spaß sie zu lesen und ich kann gar nicht anders als täglich nach zu sehen, ob wieder was von dir geschrieben ist.
Danke,
Anette

charalambos
29.February.2008, 19:23
Keine Angst, das bring ich schon noch zu Ende
Bis bald
Bob

andreanamou
2.March.2008, 12:37
Keine Angst, das bring ich schon noch zu Ende

Bob

Lieber Robert!!

......darum möchte ich Dich jetzt auch ganz dringend bitten!!!!!!!!!!

Deine Geschichte hat mich tief beeindruckt und berührt. Und besonders Deine Art zu schreiben, ganz lebensecht, quasi ohne Verzierung, ganz frei und ehrlich ohne Selbstdarstellung und ohne Klischees.....Du hast da eine gaaanz besondere Begabung.

Beim Lesen hast Du mich oft an die Autobiographie von Anna Wimschneider "Herbstmilch" erinnert; nicht die Lebenserfahrungen sind hier gleich, wie auch, aber Eure Lebensgrundhaltung und der Schreibstil.....

Deine Erinnerungen sind etwas ganz Besonderes, da mußt Du einfach dranbleiben!! Weißt Du eigentlich, daß auch das Manuskript von Anna Wimschneider ohne ihr Wissen an einen Verlag geschickt wurde?? Und wieee das Buch dann eingeschlagen hat??

Bleib´bitte GENAU so, aufrecht und unerschütterlich!!

Alles Liebe Dir,
Andrea

charalambos
3.March.2008, 01:46
Danke für die Blumen, Andrea. Das hast Du schön geschrieben. Herbstmilch kenne ich nur in Ausschnitten als Film, kann mich aber erinnern, daß damals sehr viel darüber berichtet wurde.
So, dann geht`s wieder einen Schritt weiter:

Als wir zum ersten mal einen Blick von Akoumia kommend auf die Messara werfen konnten, waren wir einerseits total begeistert ob der traumhaft schönen Landschaft, andererseits auch enttäuscht wegen der weissen Zeltlandschaft der Treibhäuser von Timbaki und Umgebung, welche wie eine Schneedecke unten in der Ebene lag.
Bis heute finde ich aber trotz dieser Verschandelung diese Gegend als die schönste Landschaft von ganz Kreta. Es ist schon imposant, wie sich die hohen Berge und der mächtige Psiloritis so nah am Meer in die Höhe "schrauben". Noch heute gehört es zu meinem Kretareportoire in der Abendsonne von Plakias nach Matala mit entsprechender Musik aus im Cassettenrecorder zu fahren. Um diese Tageszeit liegt ein eigenartiges Licht in den Bergen, das sie noch majestätischer erscheinen lassen.
Nun gut, in Timbaki war es leicht,auf die bewährte Art Arbeit zu finden, was hieß, morgens in einem Kafenion an der Platia auf die Frage "dulia?" zu warten.
So fanden wir beide sofort bei einem Bauern Arbeit in seinen Tomatenhäusern. Im Gegensatz zu meinen Erfahrungen mit Manoli entpuppte sich unser Arbeitgeber als richtiger Sklaventreiber und die Bezahlung war bedeutend geringer als in Fournes.
Dave war von der Statur her ein schmächtiger Typ und hielt den Anforderungen nicht lange stand. So wurde er bereits am nächsten Morgen nicht mehr zur Arbeit mitgenommen, was aber auch den Vorteil hatte, daß er sich um Hector kümmern konnte. In Fournes blieb er immer schön artig im Haus und Garten während ich arbeitete, aber nun wurde das zu einem Problem.
Nach ein paar Tagen hatte ich dann auch keinen Bock mehr in der Gluthitze für diesen Bauern zu schuften, denn es gab ständig Reibereien mit ihm.
Wir hatten ja noch einige Drachmen und in Anbetracht der Hitze war es eh kein Spaß sich für ein paar "Kröten" drangsalieren zu lassen.
Was lag nun nahe? Natürlich MATALA!
Wir entschieden ein paar Tage dorthin zu gehen und dann zur Traubenernte nach Archanes weiterzuziehen, dort gäb`s dann Arbeit und Kohle genug!
Also trampten wir ins nahe Matala.
Der erste Blickkontakt mit dem damals noch kleinem Dorf hinterließ ebenfalls einen unauslöschlichen Eindruck in meinem Gedächtnis. Einfach nur schön der sich auftuende Blick auf das libysche Meer mit den Paxamadiainseln im Hintergrund.
Es wurde Abend und wir genossen wortlos den legendären Ansichtskartenblick der untergehenden Sonne mit reichlich Wein am Strand. So verbrachten wir einige Tage und Nächte in Gesellschaft der hier "ansässigen" Hippies und Freaks.
Aber irgendwann erinnerte uns die schön langsam zur Neige gehende "Reisekasse" an unsere eigentliche Bestimmung - nämlich zu arbeiten. Ich muß schon sagen, ich hätte mich wirklich an den Gedanken gewöhnen können, für ewige Zeiten hier zu bleiben. Aber dazu war ich scheinbar noch zu sehr von einem gewissen Sicherheitsdenken geprägt.
So nahmen wir wieder Abschied von dieser Idylle und zogen gen Iraklion, nicht ohne den festen Vorsatz wiederzukehren, das ich auch Wahrwerden ließ, allerdings erst viele Jahre später als gedacht.

Nächstes mal: Mittellos in der Hitze von Iraklion

Kali nichta Bob

Britula
3.March.2008, 11:45
Hallo Bob,

....auch diese Erzählung von Dir ist sehr anschaulich und interessant geschrieben. Toll !
Diese Erfahrungen prägen für's ganze Leben....

CiaoCreta
3.March.2008, 12:07
Hallo Robert,

bin heute nach ein paar Wochen Abwesenheit zum 1. Mal wieder im Forum und habe deine Berichte soeben von Anfang bis Ende "verschlungen".

:clap::clap::clap: Echt supergut geschrieben - kann ich da nur sagen! Du MUSST unbedingt weiterschreiben!

Meinen heutigen Tag hast du jedenfalls schon mal gerettet!

LG - Barbara

Lisi
3.March.2008, 15:08
Hallo Robert,

habe auch heute nachmittag erst wieder mal reingeschaut und alles auf einen Sitz gelesen.
Mach weiter so mit der faszinierenden Geschichte, ich finde es toll, dass du dich getraut hast, einfach so abzuhauen. :clap:

LG Lisi

charalambos
8.March.2008, 10:04
Da jetzt Wochenende ist, werde ich mal fortfahren

Wir verließen also das paradiesische Matala Richtung Iraklion. Diesmal nahmen wir den Bus, denn in der großen Hitze wollten wir nicht zu lange an der schattenlosen Ausfallstrasse stehen, und damals waren die Einheimischen nicht besonders gut auf die Rucksacktouristen zu sprechen, da in den letzten Monaten oder auch schon länger sich die Diebstähle und andere unschöne Szenen, wie uns erzählt wurde, häuftenund dadurch das Trampen wohl aussichtslos gewesen wäre. Genau weiß ich es nicht mehr, aber die große Hippiezeit in Matala war wohl schon vorbei. Ich kann mich nur noch an die große Präsenz der hiesigen Polizei dieses Bezirks erinnern.
Nun gut, so kamen wir also am Busbahnhof der Inselhauptstadt an. Es war August und Hauptreisezeit, so herrschte ein unbeschreibliches Gewirr von Touristen aller Couleur, Einheimischen und Bussen an diesem Ort - kein Vergleich zum Januar. Verwunderlich nur, daß es bei solch einem Chaos von ständig abfahrenden und kommenden Bussen sowie kreuz und quer umherirrenden Touristen scheinbar keine Verletzten gab.
Eigentlich wollten wir uns für ein, zwei Tage Iraklion anschauen, aber nach einem halben Jahr Aufenthalt in fast nur ländlicher Gegend empfanden wir diese Szenerie als totalen Zivilisationsschock. So nahmen wir den erstbesten Bus nach Archanes.
Dort angekommen war ich ein wenig überrascht. Irgendwie kam mir dieses Dorf etwas anders vor als alle anderen kretischen Dörfer, die ich bis dato gesehen hatte. Vielleicht eine andere Bauweise? Damals jedenfalls hatte ich das Gefühl.
Wie immer wenn wir wo neu waren suchten wir uns zuerst einen geeigneten Schlafplatz, welchen wir in der Nähe des Friedhofs fanden. In unserer Nachbarschaft zeltete ein holländisches Pärchen. Als wir uns "häuslich" eingerichtet hatten, was ja nur im Ausrollen des Schlafsacks bestand, setzten wir uns zu ihnen und fragten wie`s denn mit Arbeit hier aussehen würde. Die beiden waren gewöhnliche Touristen, aber sie erzählten uns, daß andauernd Polizeistreifen durchs Dorf fuhren und übers Megaphon Durchsagen machen würden. Dies beunruhigte uns und wir gingen in ein Kafenion um uns kundig zu machen was dies zu bedeuten hätte.
Wir nahmen bei ein paar Freaks Platz, die ebenfalls auf der Suche nach Beschäftigung waren. So erfuhren wir, daß die griechische Regierung einen Erlaß herausgebracht hätte. Demnach dürften die Bauern keine ausländischen Tagelöhner beschäftigen. Während der Semester und schulferien sei es nur erlaubt, griechische Schüler und Studenten Arbeit zu geben. Wie wir später erfuhren, paßte dies den Weinbauern überhaupt nicht, denn es gab so eine Art Mindestlohn (wie man heute wohl sagen würde) für die Studierenden, welcher um einiges höher lag als der übliche Tageslohn. Später wurde uns dies alles durch Tolis bestätigt. Was wir zu dem Zeitpunkt noch nicht wußten, dieser Erlass wurde von den Kretern zwar zur Kenntnis genommen, es wurden auch Geldstrafen angedroht, aber nicht viele hielten sich daran.
Nun hatten wir ein Problem. Wir rechneten fest mit einer Beschäftigung und vor allem mit den Drachmen, denn wir waren schon äußerst knapp bei Kasse um nicht zu sagen pleite. Irgendwie hatten wir die kretische Gelassenheit doch noch nicht so richtig aufgesaugt, sonst wären wir wohl nie nach Iraklion zurückgefahren ohne irgendeinen Plan, wie wir dort zu Arbeit kommen könnten.
Am nördlichen Altstadtrand, heute ein Parkplatz, fanden wir ein Plätzchen zum Übernachten. Wie ich schon schrieb, überließ mir Helmut, der nach der Orangenernte immer auf den Peloponnes fuhr um dort zu arbeiten, sein Werkzeug samt Muscheln. So verbrachten Dave und ich die folgenden Tage mit der Herstellung von Ringen und Ketten, die wir versuchten in der nähe des Morsinibrunnens, am Busbahnhof und an der Fähranlegestelle zu verscherbeln.
In Anbetracht der Modeschmuckgeschäfte und Stände verlief dieser Gelderwerbsversuch äußerst besch....eiden. Immerhin langte es für unseren täglichen Bedarf an Feta, Brot, Tomaten und vor allem dem Lebensgeistern erhaltenden Krasi.
So verbrachten wir einige Tage in Iraklion. Die Gluthitze und stickige Luft der Hauptstadt bewirkte eine Art Lethargie. Eins hatte ich aber schon in meinem neuen Leben gelernt, nur nicht unterkriegen lassen, die Hoffnung stirbt zuletzt.
Und so war es dann auch.
Bis demnächst
Bob

charalambos
9.March.2008, 04:58
fällt mir geradeb ein
http://de.youtube.com/watch?v=pVJAURUYrKQ

MaNischma
9.March.2008, 16:13
Nur damit keine Zweifel aufkommen: Ich lese übrigens auch noch mit... Und schön, dass Du dieses Wochenende Zeit hattest, weiterzuschreiben. Was mich interessieren würde: Du hast doch eine handwerkliche Ausbildung - konntest Du damit irgend etwas anfangen auf Kreta?

charalambos
9.March.2008, 16:49
Hallo Ma Nischma
Damals hatte ich 3 Jahre eine Lehre als Kirchenmaler gemacht, welche ich durch meine "Flucht" leider kurz vor Abschluß quasi abgebrochen hatte. Aber irgendein Verwandter von Manoli hatte mir tatsächlich angeboten in seiner Werkstatt in Chania zu arbeiten. War irgendwie vergleichbar mit meiner damaligen Tätigkeit, Ikonenrestaurierung und ähnliche Arbeiten.
Aber ich hatte mich so an das harte, aber schöne Leben im Freien gewöhnt, daß ich dankend ablehnte.
Daher habe ich mich später fürs steinmetzen entschieden um möglichst meine Arbeiten im Freien machen zu können. Ich hab`s nicht bereut!

Doro
14.March.2008, 23:37
Hallo Charalambos,
ich verfolge auch schon einige Zeit Deine spannenden Berichte. Du hast Kreta wirklich sehr intensiv kennengelernt. Das prägt wahrscheinlich für das weitere Leben und beeinflusst die Lebenseinstellung. Du hast dadurch ja einen reichen Schatz in Deinem Herzen, den Dir keiner nehmen kann.
Kreta so wie Du es erlebt hast arbeitend und genießend, zu der damaligen Zeit, das kann man heute in der Art gar nicht mehr erleben oder? Wenn ich noch mal jung wäre.....
Ich hoffe Du kommst am 5.April zum Forumstreffen nach München, da hätte ich noch allerhand Fragen....

Herzliche Grüße aus München

Doro :smiley5:

nimmi
20.March.2008, 16:21
Hallo Charalambos,

Hab hier endlich deine ganze alle Geschichten (von vorne an) gelesen, und hab' es von vorne bis hinten tief mitfühlen können, obwohl ich immer nur Urlauber war. Und das hammerhafte ist, daß wir ein paar Erfahrungen ungefähr exact (< geht das zusammen?) teilen, da denke ich an die Samaria bei Nacht, und daraufhin ein Spaziergängchen nach Sfakia mit ohne (<?) Wasser.

Ich erinnere mich dazu auch an einem 'Dave' und einem 'Werner'... Aber weil ich erst in 1983 oder so da war, könnte das total andere Leute betriffen. Aber wie du den bescheibst....

Als ich dich mit dem Schmuck in Loutro gesehen hätte, hätte ich dich wohl für den ersten besten Hippie halten können (für wen ich damals kein Respekt mehr haben könnte, seit ich gesehen habe was die aus Preveli gemacht hatten), aber du bist etwas Anderes (auf Holl. hätte ich das jetzt auch mit grossen A geschrieben).

Ich lese mit, auch dein nächtsten Beitragen !!

Gruß
Nimwegener

charalambos
20.March.2008, 19:10
Hi Nimwegener
Wir versuchten immer uns in die Kreter und deren Lebensweise hineinzuversetzen.
Insofern glaube ich, daß wir eigentlich fast überall als das akzeptiert wurden was wir sein wollten, nämlich willkommene Gäste.
Außer mit der Behandlung der meisten Einheimischen mit Tieren klappt das bis heute. Soviel Toleranz Fremden gegenüber und ehrliche Gastfreundschaft habe ich eigentlich woanders nicht mehr angetroffen.

Jetzt muß ich leider(?) in meine Kneippe, aber das mit meinen damaligen Weggenossen müssen wir noch genauer erforschen, da könnte was dran sein!
Gruß Bob

nimmi
20.March.2008, 23:20
Charalambos, schauen wir die nächten Tage mal ins Postfach, ok? Bin schon sehr vorsicht mit meine eigene Name aufs Internet, aber auf Internet über ANDERE Leute reden ist mir wirklich 'n Tabu.

Gr. Nimw.

charalambos
21.March.2008, 02:35
Mir i9st ALlES wurscht
Denbirasi
Habe keine Angst vor irgendwelchjen Repressalien!!!

Bob, Charalampos,Robet oder was auch immer kennt keine Grenzen mehr!!

Komme gertade von einer "überflüssigen Alkoholkontrolle " mit dem Fahrrad
DEN BIRASI

charalambos
21.March.2008, 02:54
Übrigens ist das "Leben" nirgens mehr lebenswert, außer man gestaltet es sich selbst!!1
Macht mal!

Ein Obrichkeitsgegner in jeder erdenklicher Form lebender Chara....

nimmi
21.March.2008, 04:06
Also, GUTENMORGEN Rob, dem birasi, morgen ist Zeit genug !!!
Und das Leben machen wir nur selbst, stimmt genau !

charalambos
21.March.2008, 07:46
Jau kali mera

andreanamou
21.March.2008, 07:59
Guten Morgen, Babis!!

Schon wieder munter?? Kater?? Dann hör´ Dir mal an, wie unser Hans das mit der Polizei erledigt----jaaaaa, der Hans, der kann´s....

http://de.youtube.com/watch?v=euwnfLarrVA
http://de.youtube.com/watch?v=jRKKY_4UN80

Auch Dir wünsche ich
"Siunattua Pääsiästä!" ....doch, Du bist nüchtern, das ist Finnisch!!
Ändräjänämü

charalambos
21.March.2008, 08:57
Hi Andreanamou
So oder so ähnlich wie der Söllner hatte ich auch schon "Erlebnisse" mit unseren Staatsorganen, was mir übrigens wieder, obwohl schon weit über 10 Jahre her, von den lieben Beamten in mein Gedächtnis transportiert wurde.
Manche Leute können halt einfach nicht lassen....
Übrigens schöne Ostertage

Marga
21.March.2008, 09:20
Kali mera lieber Babis,

danke für Deinen köstlchen Bericht....bin gespannt wes weitergeht............
überhaupt, damals und jetzt!

LG
Marga

charalambos
21.March.2008, 10:28
Hallo Marga
Damals wie heute OLA ENDAXI

charalambos
23.March.2008, 14:52
Denke es wird mal wieder Zeit ein bißchen zu schreiben.

Es vergingen also ein paar Tage in dem schwülen Iraklion in denen wir beide nicht so gut drauf waren. Die Hitze tat ihr übriges und so verbrachten wir die meiste Zeit an den bekannten touristischen Orten mit Sehenswürdigkeiten um dort ein paar Drachmen zu ergattern.
Plötzlich wurde ich aus meiner Lethargie herausgerissen. Ich beobachtete gerade einige Touristen in der Nähe des Morosinibrunnens (diesmal richtig geschrieben?) und meinte einen guten alten Freund aus Regensburg zu erkennen. War das eine Fata Morgana oder lag`s am Wein? Ich rieb mir die Augen, aber es mußte Hardy sein! Ich ging auf ihn zu und tatsächlich erkannte auch er mich trotz meines wohl sehr ungepflegten Aussehens und des keinenfalls für mich typischen langen Bartes. Man kann sich vorstellen, welch riesiges Hallo nun folgte.
Nach der beiderseitigen herzlichen Begrüssung erzählte er mir, daß er nicht alleine in Iraklion wäre, sondern auch Bip, Pony und Sepp gerade in einem Restaurant in der Nähe sitzen würden, alle ebenfalls gute Freunde von mir. Die Vier machten in diesem Sommer eine Inseltour durch die Ägäis und waren an ihrem letzten Ziel Kreta angelangt.
So gingen wir drei und natürlich Hector Richtung Hafen in dieses Restaurant. Die Überraschung für die anderen war perfekt gelungen. Nun gab es natürlich eine Menge untereinander zu erzählen. Dave und ich wurden zu einem ausgiebigen Mahl eingeladen und so kamen wir seit Tagen wieder in den Genuß eines guten kretischen Essens und auch Hector sollte nicht zu kurz kommen. Es ist wohl überflüssig zu erwähnen, daß des öfteren auf dieses unverhoffte Treffen angestoßen wurde.
Übrigens kann ich diesen Tag fast genau datieren da ich mit Hardy, den ich vor ein paar Tagen in einer Kneipe traf, über diese Begegnung plauderte. Es muß der 4. oder %. September gewesen sein, denn an diesem Tag war deren Rückreise.
So verging der Nachmittag wie im Flug. Die Vier mußten dann zur Fähre nach Athen, von wo aus sie den Rückflug nach München antraten.
Wehmütig verabschiedeten wir uns nicht ohne zu erwähnen, daß uns jeder von ihnen ein paar Märker ihrer auch schon spärlichen Reisekasse spendierten.

Durch dieses Treffen waren wir schlagartig wieder voller Energie. So beschlossen wir nach Knossos zu Fahren. Dort mußte es ja nur so wimmeln von Touristen und die Chancen wären bestimmt größer hier unseren Schmuck an den Mann, besser gesagt an die Frau zu bringen. Also nahmen wir den Linienbus nach Knossos. Aber auch dort ging das Geschäft nur spärlich, nichts desto trotz hatten wir keine Bange mehr vor der Zukunft - die kretische Lebensfreude hatte uns wieder erreicht.
Ich glaube wir waren gerade mal zwei Tage und Nächte bei Knossos, wir saßen einfach nur an der Straße herum, als ein Pickup direkt vor uns anhielt. Ein junger, sympatischer Kreter stieg aus und fragte uns auf englisch, ob wir Arbeit suchen würden. Unser Erstaunen war groß mitten auf der Strasse angesprochen zu werden. Voller Freude bejaten wir natürlich diese Frage und stiegen zu Tolis ins Auto und fuhren los. Irgendwo zwischen Skalani und Mirtia steuerten wir ein altes kretisches Natursteinhaus an, welches auf einem sanften Hügel mitten zwischen unzähligen Weinstöcken lag. Hier begrüßte uns eine junge, deutsche Frau, welche wohl seine Freundin sein mußte, wie wir unschwer erkennen konnten.
Tolis sprach prfekt englisch und erklärte uns, daß er uns für die Arbeit bei der Weinernte nicht allzuviel bezahlen könnte, aber dafür wären auch Kost und Logis frei.

Bis demnächst und Frohe Ostern
Bob

nimmi
24.March.2008, 00:50
Ich bin dabei.

stephan mausbach
24.March.2008, 12:28
Hi Bob,

ich habe mir gerade im Zuge der Oster-Entspannung mal Zeit genommen und deine gesamte Geschichte bis hierher gelesen.

Die Story ist wirklich mitreißend und spannend zu lesen. Das reist mich wieder mal zu der Feststellung hin, dass ich einfach zu spät geboren bin.:jo:
Ich begleite dich regelrecht in Gedanken, obwohl ich das Kreta dieser Zeit nicht erleben durfte. Aber ich kenne halt viele der Orte, die du erlebt hast, aus den letzten Jahren und kann so schon einige Vergleiche ziehen.

Mach weiter so und lasse uns bald wieder eine Fortsetzung lesen!

Viele Grüße
Stephan:nuts:

charalambos
24.March.2008, 12:53
Hallo Stephan
Danke für Deine Worte, aber schön langsam wäre ich nun doch lieber bei den sogenannten Spätgeborenen um noch viele schöne Erlebnisse auf der Insel geniessen zu können.
Aber vielleicht klappt`s ja noch für einen Daueraufenthalt, da bin ich guter Dinge.
Schönes Restostern noch von Bob

nimmi
31.March.2008, 00:24
YS Charabob,

Ohne Geduld kommt man 's Leben schlecht durch,
aber jetzt, SIND WIR ALLE SCHON EINIGERMASSEN bzw. MASSENHAFT UNGEDULDIG auf das Weiteren.

:motz:
Nimwegener

(Das war nicht schlecht gemeint, im Gegensatz sogar)

charalambos
1.April.2008, 23:37
Hi Nimwegener
Denke heute abend schreib ich mal wieder.
Bin zur Zeit an 2 "Kunstwerken" am meißeln und abends dementsprechend k.o. und wenn ich dann noch fähig bin lerne ich noch griechisch, aber wie gesagt schau mal abends rein.
Gruß Charabobbabis

charalambos
2.April.2008, 16:18
So, nun waren wir beide also wieder voll in Lohn und Brot. Tolis und seine deutsche Freundin, ich glaube sie hieß Iris und stammte irgendwo aus dem Norden Deutschlands, waren wirklich sehr nette und angenehme Zeitgenossen in etwa dem gleichen Alter wie wir, so um die 25 .
Unsere neue , vorläufige Bleibe war ein wirklich schmuckes Steinhaus mit einem schönen Garten, teils verwildert, aber teilweise auch durch die liebevolle Pflege der Hausherrin eine prachtvolle Blumeninsel. Wir fühlten uns sofort heimisch, das Zusammenleben von uns Vieren war ähnlich wie in einer WG. Wir durften die Nächte in deren Wohnzimmer schlafen. Auch Hector fand in dem Hund von Tolis einen tollen Spielkameraden.
An die erste Nacht kann ich mich noch besonders gut erinnern. Die Gastgeber hatten sich bereits in ihr Schlafzimmer zurückgezogen und Dave und ich breiteten unsere Schlafsäcke auf dem Wohnzimmerboden aus. Wir bekamen fast einen Herzinfarkt als sich unversehens eine grüne Schlange einen Weg durch die Möbelstücke suchte. In den Orangenhainen hatte ich des öfteren Kontakt mit diesen Viechern, aber da mußte man ja immer damit rechnen, aber in einem Haus? Nun war uns gar nicht mehr zum Schlafen zu Mute. Total verstört holten wir Tolis um ihm unsere Entdeckung zu zeigen. Ganz gelassen beruhigte er uns und meinte nur, wir sollten uns an ihr nicht stören, sie sei so etwas wie ein Haustier das jeden Abend ihren "Rundgang" durch das Haus machen würde. Sie sei aber ungiftig und völlig harmlos. -Na dann gute Nacht-
Die erste Zeit war uns gar nicht wohl bei dem Gedanken an unsere Mitbewohnerin, aber im Laufe der Zeit gewöhnten wir uns an sie.

Unsere Arbeit bestand darin, die von zumeist weiblichen Helferinnen geernteten Trauben in Kisten und Körben zwischen den Rebstöcken hindurch zu einem großen Sammelplatz zu tragen. Dieser war wie ein großes Feld. Und zu meiner Überraschung wurden die Trauben nicht zu Wein verarbeitet. Nur ein geringer Prozentsatz der Ernte wurde zur Weinherstellung verwendet, glaube ich jedenfalls noch so in Erinnerung zu haben.
An diesem großen, freien Platz legten wir die Reben auf Netzen am Boden aus.Dort wurden sie von der Sonne zu Rosinen getrocknet. In diesen Wochen der Ernte sieht die Gegend um Archanes wie ein bunter Fleckenteppich aus. Überall verwandeln die Trauben, die je nach Austrocknungsgrad von hellem Grün in gelb, rot, braun und dunkelbraun übergehen, dise schöne Landschaft in ein farbenfrohes Naturgemälde.
Die Winzer und Weinkenner unter Euch mögen meine nichtfachmännische Ausdrucksweise nachsehen.

Tolis war ein sehr gebildeter und an allem interessierter junger Kreter, und so verbrachten wir die warmen Nächte in seinem Garten mit interessanten Gesprächen und Diskussionen in englischer Sprache. Dabei erfuhren wir viel über Traditionen der Kreter, aber auch über die Sehnsüchte und Zukunftsgedanken der jüngeren Generation. Ich erinnere mich noch heute gerne an die gemütlichen Abende mit den intensiven Gesprächen und der guten Bewirtung der Beiden.
Wenn es die Zeit zuließ machte Tolis meist sonntags mit uns Ausflüge in die nähere Umgebung, speziell nach Archanes. Er war ein wirklich großzügiger und bemühter Arbeit- und vor allem Gastgeber -und er sah in uns nicht nur die billige Arbeitskraft!
Es war einfach eine wundervolle Zeit in einer sehr freundschaftlichen und harmonischen Atmosphäre.

Einen gibt`s dann noch.
Gruß Robert, wie ich bei Tolis wieder genannt wurde.

Ilona
2.April.2008, 17:11
Hallo Robert,

danke für die Fortsetzung. Es ist als wäre man dabei. Ob ich bei der Schlange hätte ruhig schlafen können, mag ich bezweifeln. Ich hätte mich dann wohl nach draußen in eine Hängematte begeben.

Grüßchen Ilona

nimmi
2.April.2008, 21:04
Hey Charalambos,

Habe ich mich derzeit auch gefragt, warum Rozinen und nicht wein. Vielleicht weil das kein Investition fragt und schneller Geld aufliefert, obwohl weniger?
Deine Schlange brachte mir noch auf eine kleine Geschichte (dazu muß ich noch etwas Zeit investieren...)
Toll, solche Leute die auf dein Pfad erschienen sind !

Nimwegener

charalambos
2.April.2008, 21:14
Ja Nimwegener, es ist schon traurig wenn ich bedenke, daß ich Rosinen regelrecht verabscheue aber den Wein umso mehr bevorzuge. Zum Glück reicht die Weinproduktion bis jetzt noch für meine Aufenthalte!
Na denn Prost!

Britula
3.April.2008, 08:47
Hallo Robert,

habe Deine Geschichte mit Deinen tollen Erinnerungen mit Spannung gelesen.
Tolle Erfahrungen hast Du da gemacht, dass war ja fast wie in einer Familie, eben echte Gastfreundschaft.

Dicksaiter
7.April.2008, 16:38
...Einen gibt`s dann noch.
Gruß Robert, wie ich bei Tolis wieder genannt wurde.

Hi Robert,
nun habe ich alles in einem Zug durchgelesen, bis auf den Einen, der ja noch fehlt. Ich hoffe er erscheint in Bälde, bin neugierig!

Im Sommer '80, ja, da habe ich gerade meine Lehre beendet, bei der Firma gekündigt und bin mit ein paar Kumpels nach Polen getrampt... Als wir im Herbst zurück kamen waren wir erstaunt dass die ostdeutsch/polnische Grenze für gewöhnliche DDR-Bürger in Richtung Osten bereits geschlossen war...

Zu dieser Zeit bin ich ja bekanntlich nicht auf Kreta gekommen, ansonsten wären wir uns eventuell und vielleicht und wenn die Umstände es gewollt hätten sogar mal begegnet. In diesem Maße "auszusteigen" war im damaligen Osten Deutschlands leider nicht wirklich möglich, obwohl sowas immer mein Traum war.
Sieh mich in diesem Sinne als "Bruder im Geiste", auch wenn sich mein damaliges mehr oder weniger "ungeregeltes Leben" nur auf den Ostblock beschränkte. :)

Grüße, Frankus

charalambos
12.April.2008, 07:40
Hallo an (fast) Alle
Ich glaube,daß ich den ultimativen Abschlußbericht noch schuldig bin. Dieser wäre garantiert nicht dramatisch und Leute wie ..... können sich jederzeit abstinent halten!
Gruß Babis

hermann
12.April.2008, 07:49
Hallo Charalambe,

gute Entscheidung, Danke !

:clap::clap:

Gruß hermann

andreanamou
12.April.2008, 08:17
Hallo Babis!!

Schöööön!!
:boing: Ich freu´ mich!! Ich freu` mich!! :boing:

W I L L K O M M E N zurück im (Forums)-leben.


Andreanamou

Dorli
12.April.2008, 08:33
Hallo Robert, wir vermissen dich!
Schön zu Ende schreiben und bleiben!!

Dorli :Knuddel:

charalambos
12.April.2008, 08:48
Liebe Dorli
Ich bin bei Euch, aber halt anders, Du verstehst schon.
Man kann ja nicht Alles und Jeden lieben.

Ilona
12.April.2008, 11:56
Hallo Robert,

ich freu mich, dass Du wieder da bist und weiter schreibst. .... :freu: .... :boing:

Danke Ilona :Knuddel:

TomTom
12.April.2008, 12:05
Hab ich was verpasst...:confused::confused:

Wann geht es denn wieder weiter....:freu::freu:

Viele Grüße
TomTom

nimmi
12.April.2008, 13:17
Babis,

Das ist Triumph der Weisheit !!!

Nimwegener

charalambos
13.April.2008, 03:01
Jo Nimmi....................Bist ja echt ne Bereicherung fürs Forum!
Will Dich, deine Äusserungen und Deine Statements usw. nicht mehr missen!
Kali nichta Filii mou

Dicksaiter
14.April.2008, 10:21
Hallo an (fast) Alle
Ich glaube,daß ich den ultimativen Abschlußbericht noch schuldig bin. Dieser wäre garantiert nicht dramatisch und Leute wie ..... können sich jederzeit abstinent halten!
Gruß Babis

Na fein! Und belass es bitte nicht nur bei diesem Einen! http://www.smilies-and-more.de/pics/smilies/wink/028.gif



...Man kann ja nicht Alles und Jeden lieben.

Das ist wohl wahr!

Grüße, Frankus

anette_sfakia
14.April.2008, 14:25
Hi Charalambos,
mich freut es sehr, dass du wieder schreibst.
Gruß Anette

H.B.
17.April.2008, 09:06
Hi Robert,

schließe mich den Vorschreibern an, denn auch ich freue mich auf die angekündigte Fortsetzung.

Viel Grüße aus Lübeck nach Regensburg
Herbert

PS Die Berichte über das historische Kreta und insbesondere Deine Berichte sind für mich ein Highlight des Forums

charalambos
17.April.2008, 19:43
Wie`s aussieht werdens wohl doch noch 2 Berichte
Nach sehr scönen und arbeitsreichen Wochen bei Tolis verabschiedeten wir uns von unseren netten Gastgebern, denn es war schon Mitte Oktober geworden. Wie ich schon sagte, an Geld hatten wir nicht allzuviel verdient, aber diese Gastfreundschaft und das Teilhaben am fast schon familiären Leben zählte sowieso mehr als alles Andere.
So beschlossen wir möglichst an der Südküste Richtung Fournes zu trampen, um noch ein paar schöne Tage am Libyschen Meer genießen zu können bevor wir wieder arbeiten mußten. Unser Weg in den Süden führte zuerst in die Gegend von Pirgos. Der uns mitnehmende Kreter fragte uns, ob wir bei ihm arbeiten wollten. Wir willigten ein, da ja jede noch so kleine Drachme gebraucht werden konnte. Wo genau weiß ich nicht mehr, aber es gab in der Nähe von Pirgos ein Lagerhaus. Dort wurden riesige Säcke, vermutlich mit Düngemittel oder Getreide, abgefüllt, und wir verluden diese auf einen LKW.
Nach zwei Tagen körperlich harter Arbeit zogen wir weiter. Wir wollten eigentlich nach Lentas, aber irgendwie fuhr das erste anhaltende Fahrzeug direkt bis Rethymnon und wir fuhren einfach bis dorthin mit. Wir hatten ja die Freiheit, sprich es war eigentlich vollkommen egal, wohin wir in Richtung Westen mitgenommen wurden. Von dort ging`s dann bis Vrisses. An dem schönen schattigen Dorfplatz unter den riesigen Bäumen liesen wir das Schicksal entscheiden, wo uns der nächste Autostop in Richtung Süden hinbringen würde. Das Schicksal meinte es gut, denn wir landeten in Frangokastello, das wir noch nicht kannten, und so verbrachten wir hier noch sehr geruhsame Tage.
Ende Oktober erreichten wir schließlich wieder Fournes. Eigentlich hatte ich schon ein wenig Bammel vor dem ersten Treffen mit Manoli, es waren ja schon viele Wochen seit unserer Abreise vergangen. Aber die herzliche Begrüssung seinerseits ließ alle meine Zweifel, ob unser Verhältnis wieder so gut sein würde, vollkommen verschwinden. Natürlich wurde ich am Abend wieder in sein Haus eingeladen, mit allen mir bereits bekannten Annehmlichkeiten. Und auch Manolis Schwester hatte endlich wieder mich zum Zöpfeflechten!
In Fournes selbst hatte sich seit unserer Abreise nicht viel verändert, außer, daß sich die Natur durch den lange ersehnten Regen wieder einigermaßen erholt hatte. Die Orangen-und Olivenbäume waren nun endlich wieder vom Staub befreit.
Mein Haus präsentierte sich in dem selben Zustand wie wir es verlassen hatten, alle Einrichtungsgegenstände und Kochutensilien befanden sich noch an ihrem angestammten Platz. So hatte ich sofort ein gutes Gefühl, so als ob der verlorene Sohn wieder zurückgekehrt wäre, also ganz einfach heimisch. Und auch Hector fühlte wohl ähnlich, er kontrollierte wohl alle seine Lieblingsplätze.
In den folgenden Wochen gab`s wieder genug zu tun, zuerst in den Olivenhainen und Ende November begann auch schon die Arbeit mit den Mandarinen und Orangen.
So Mitte November trudelten auch schön langsam wieder neue Globetrotter und Freaks im Dorf ein. Aber diesmal war ich es, der ihnen erklärte, wie man es anstellt, um an Arbeit zu kommen.
Werner war leider nicht mehr im Dorf, man munkelte die Liebe zu einer Holländerin hätte ihn weitergetrieben. (Hallo Nimmi, es soll eine Arnheimerin gewesen sein). Kurz nach unserer Ankunft stieß auch Helmut wieder zu uns. Er kam vom Peloponnes mit neuen Werkzeugen und Muscheln für seine "Produktion" fürs nächste Jahr. Auch er hatte schon seit vier Jahren ein und denselben Arbeitgeber, der ihn schon erwartete. Helmut richtete sich mit seinem Zelt wie jedes Jahr im Garten seines Bauern ein. Obwohl ihm von diesem jedesmal ein leerstehendes Haus angeboten wurde, zog er es vor, immer in seinem eigenen "Haus" zu wohnen. Dementsprechend sah seine Unterkunft wie ein einziger Flickenteppich aus.
So vergingen die Wochen mit Poli Dulia, vielen neuen Erlebnissen, neuen Bekanntschaften und so wurde es Anfang Dezember.

Das nächste mal heißt es Abschied nehmen von der Insel, zwar nicht für immer, aber von den schönsten Erlebnissen meines bisherigen Daseins.
Genehmige mir jetzt noch von meinem 20 Liter Vorrat Tsikoudia ein paar Stamperl
Jamas Bobbabis

nimmi
17.April.2008, 19:49
Toppie !
Und ich muß noch mit lesen anfangen...

nimmi
17.April.2008, 21:41
Das kann ich völlig mitgenießen, wie das Schicksal, oder Wind, oder Auto, oder Leute, egal wer-was, dich irgendwo bringt wo du auf dem Moment auch unbedingt sein sollst. Und, Babis, damals wohnte ich nicht in der Nähe von Arnheim, und vor ich je eine Frau aus Arnheim kennte, kennte ich schon eine sehr liebe Frau aus... Regensburg. Da wir sowieso einanders Reïnkarnation scheinen zu sein (mir schleppt auch keiner noch im Flugzeug z.B.) ...... usw!

Und, stin igiya su

RomyO
18.April.2008, 08:15
Hallo Robert,

wie schön, wieder Deine Geschichten zu lesen!
Anschaulich und gefühlvoll geschrieben, meine Sehnsucht wächst ....

Viele Grüße,
Romy

rebe
18.April.2008, 11:49
Hallo charalambos,
danke dafür, daß Du Deine Erzählungen fortsetzt und abschließt. Es macht Spaß dabeizusein!
LG Renate

charalambos
18.April.2008, 19:32
Hallo Nimmi
Schau mal hier nach, ob du früher so um 900 nach Chr. gelebt hast, und zwar so wie ich im heutigen Ägypten
http://users.pandora.be/gad/re/duits.html
Ich hatte vor 1200 Jahren gleich 3 Berufe! Kann ich mir gar nicht vorstellen, heute reicht mir der eine schon.
Gruß Babis

nimmi
18.April.2008, 21:46
Verlassen wir lieber den Reïnkarnation-Theorie... Ich war weibliche Manager in den Müll-Business, um 1775, in Süd-Japan. Echt. Was habe ich falsch gemacht, daß ich jetzt Mann bin und schaffen muß?

VG Nimwegener

charalambos
27.April.2008, 01:58
Nachdem ich am Donnerstag mich nach Dalmatien und Albanien begeben werde, will ich noch bis nächste Woche mit meinem letzen Bericht verabschieden. Um aber alle Zweifel auszuräumen, werde ich auf Art des Nimwegeners noch hin und da einige "Erlebnisse" verkünden.
Gruß Babis

andreanamou
27.April.2008, 07:57
........werde ich auf Art des Nimwegeners noch hin und da einige "Erlebnisse" verkünden.......
Gruß Babis

Oh ja, mach´ das!!


************************************************** ***
Komm´ gestärkt durch neue Erfahrungen und Erlebnisse zurück, bleib´ gesund....Glück und Sonnenschein.....naja, alles was man sich für eine Reise so wünscht....

Bis denne,
Andreanamou

Kretamum
27.April.2008, 08:20
Aber Ende Juni zum Griechenfest in München bist schon wieder zurück?

charalambos
27.April.2008, 09:20
Danke Andrea und Reinhilde, in München bin ich dabei, freue mich schon Dich persönlich kennenzulernen.
Gruß Robert

nimmi
28.April.2008, 00:11
Um aber alle Zweifel auszuräumen

Wer an dir zweifelt, Babis, den lade ich herzlich aus mal bei mir vorbei zu kommen, und dann bin ich eine Weile nicht so 'tier'lieb... :laugh:

Nimminichtimernst

charalambos
28.April.2008, 21:44
Nun noch wie versprochen der Abschlußbericht eines wundervollen Jahres auf Kreta
Im November und Dezember war also die Orangenernte schon voll im Gange. Trotz dieser relativ regnerischen Wochen machte mir meine Arbeit bei Manoli sehr viel Spaß und alles war schon richtig zur Routine geworden, so als ob ich in meinem ganzen Leben nie etwas anderes gemacht hätte. So durften Helmut und ich auch wieder nebenbei die großen Sattelschlepper aus Chania wieder beladen. Inzwischen kannte ich auch schon die verschiedenen Orangenhaine von Manoli, welche komischerweise sehr verstreut lagen und teilweise bis Skines, Alikianos und fast bis Meskla reichten. Obwohl ich damals noch keinen Führerschein besaß, durfte ich desöfteren auch selbstständig mit seinem Pickup die eingebrachte Ernte zu seinem Haus fahren und dort abladen. Und ohne das obligatorische Stamperl Tsikoudia, kredenzt von Manolis`Frau, kehrte ich nicht zurück, dafür hatte mein Chef schon gesorgt.
Die Abende verbrachten wir teils in meinem Haus oder mit den anderen Tagelöhnern bei Eleftheria mit Tavlispielen und Gesprächen.
Eleftheria war eine ältere Witwe und hatte einen leicht behinderten Sohn, der den ganzen Tag auf seinem Esel durch das Dorf ritt. Mit ihr hatten wir immer etwas zu lachen, aber das wären eigene Geschichten. Nur kurz, die Gute hatte wahrlich Haare auf den Zähnen und jeder neuankömmling hätte allen Grund gehabt, sich vor ihr zu fürchten, wenn sie mit ihrer schrillen , durch Mark und Bein dringender Stimme ihre offensichtlich ständig mißliche Laune kundtat. Aber sie hatte das Herz auf dem richtigen Fleck, was sie oft genug bewiesen hatte.

Irgendwann kam dann der entscheidende Tag,in der sich meine Zukunft in eine andere Richtung drehen sollte.
Mitte dezember machte sich David berechtigte Gedanken über seinen bald ablaufenden Reisepaß. So reifte sein Entschluß für 2,3 Wochen nach England zurückzukehren um die behördlichen Dinge zu regeln. Da wir inzwischen wirklich dicke Freunde waren, wollte ich ihn nicht alleine losziehen lassen, außerdem stand ja bald Weihnachten an und es wäre eine gute gelegenheit wieder mal meine Eltern und Freunde zu sehen. Wir beschlossen gemeinsam bis Deutschland zu trampen. Ich würde dann in regensburg warten, um zusammen wieder nach Kreta zurückzukehren.
Ich erzählte Manoli von meinem Vorhaben und er verabschiedete sich schweren Herzens von mir. Ohne es zu wissen, daß ich ihn nicht wiedersehen würde, fiel mir dieser Abschied, obwohl nur für 2 oder 3 Wochen geplant, ungewöhnlich schwer. Und auch meine nächste Handlung war irgendwie seltsam. Obwohl mich Hector nun fast ein ganzes Jahr überallhin begleitet hatte, wollte ich ihn diesesmal nicht in das für ihn wohl ungewohnt kalte Klima Mitteleuropas mitnehmen. So brachte ich ihn nach Alikianos zu einem deutschen Paar, das ich im Laufe der Monate bei meinen sporadischen Besuchen dort kennengelernt hatte. Die Beiden hatten selbst einen Hund mit dem sich Hector sehr gut verstand, und bat sie gut auf ihn aufzupassen, wovon ich überzeugt bin, daß sie dies auch taten.

Dann zogen wir los, den üblichen Weg, Fähre, Thessaloniki, Grenze. Von dort aus mit Bus und Zug, Geld hatten wir inzwischen wieder. In Deutschland ging`s dann wieder gut mit Autostop. Da wir eine Adresse von Bernd, einem freak aus Fournes, in Amsterdam hatten, begleitete ich Dave noch bis dorthin, wo wir noch 2 Tage blieben. Dann trennten sich unsere Wege, er fuhr nach England und ich nach Bayern in mein "zweites" Zuhause. So verbrachte ich die feiertage in familiärer und Freundesumgebung. David kam viel später als erwartet nach Regensburg, denn durch den völlig bürokratielosen Kretaaufenthalt hatten wir nicht bedacht, daß über Feiertage gar keine Behörden erreichbar waren, bzw. diese Mühlen noch langsamer mahlen als sonst eh schon.

Jetzt werde ich meinen Bericht beenden. Nur soviel, im September desselben Jahres wurde ich zum ersten mal Vater, mehr ist dazu eigentlich nicht zu sagen, außer, daß es wirklich lange gedauert hat, mich mit der neuen Situation abzufinden.
Ich habe mich für diese große Verantwortung entschieden, was zu langen, glücklichen Jahren geführt hat. Und meine beiden Jungs möchte ich um nichts auf der Welt mehr missen!

Ja, irgendwann Ende Januar trudelte dann auch David ein - und wie es sich für gute Freunde gehört blieb er sogar knapp zwei Jahre in meiner Nähe, denn er hatte sich in eine nette Regensburgerin verliebt, bis es ihn dann nach Indien zog.

Eine kleine Anm,erkung noch.
Seit diesem Jahr habe ich nie die Sehnsucht nach dieser insel und den Bewohnern verloren, auch wenn es sechs lange Jahre gedauert hat, bis ich bei einem Kurztrip im Dezember wieder kretischen Boden betrat.
Ich hoffe, man konnte meine Liebe zu der Insel erahnen, auch wenn´s nicht einfach ist, Gefühle auf den monitor zu bringen. So hoffe ich, daß ihr ein wenig an einem für mich wunderschönen und prägendem Jahr teilhaben konntet.
Und wie schon vorher gesagt, ein paar Episoden eines kretischen Dorfleben gäb`s ja auch noch.

Gruß Bob

nimmi
28.April.2008, 23:38
Hallo Babis,

Eigentlich geht's dir sogar sehr gut ab, deine Gefühle auf den Monitor zu bringen. Vielleicht habe ich einen besonderen Monitor, weil es hier einfach rausspringt. Wenn ich das richtig verstanden habe, tut mir sehr leit für dich... Manoli.

Ich wunsch dir erst mal ein schönes Dasein in die Dalmatien und Albanien (nicht weiter?).

Grüße,
Nimmi

charalambos
29.April.2008, 04:18
Hi Nimi
Wie das so oft mit Frauen ist, meine Freundin wollte mal eine griechische Auszeit, hab kein Problem damit, muß sie halt im September wieder mit.
Und glaub mir, die beiden Länder sind auch sehr schön, das griechische Vokabelheft ist schon verstaut. Ich hoffe, ihr laßt mir noch ein paar Häppchen auf dem Teller.
Charalampos

Dorli
29.April.2008, 06:01
:clap: Robert, danke, daß wir dran teilhaben durften!

Spannend, mitfühlend und neugierig machend waren deine Geschichten über 1 Jahr Kreta.

Du solltest wirklich mal versuchen, deine Geschichte niederzuschreiben und zu verlegen...

Ja, und das Leben kann sich schneller wenden, als man glaubt, vor allem durch eigene Kinder.

Schade, dass die Story nun vorbei ist!

Eine spannende Zeit jetzt in Albanien, macht`s guad!

Dorli

TomTom
29.April.2008, 07:34
Danke für die schöne Geschichte/n, hat mir sehr viel Spass gemacht sie zu lesen....:smiley71:

Grüße
TomTom

Kreta-Klaus
29.April.2008, 08:10
Charalambe,
eine schöne und runde Geschichte ist es geworden, die ich mit Interesse und Vergnügen gelesen habe.
Danke, Klaus

H.B.
29.April.2008, 08:10
Hi Robert,

vielen Dank für Deine Geschichte, die mich sehr angerührt hat, denn ich habe auch einen "besonderen Monitor" wie Nimmi.
Ich glaube, dass viele hier diesen Monitor haben.

Freue mich auf die angekündigten Episoden.
Wünsche Euch eine schöne Zeit in Albanien und Dalmatien.

Viele Grüße nach Regensburg
Herbert

Kretamum
29.April.2008, 08:23
Robert :)

also, ich warte auf die Zugaben, die da noch kommen werden :jo::jo:
Und wenn Du zurück bist, bekommst Du einen Spezialteller Mezedes von mir angerichtet ... mach's gut!

Jutta
29.April.2008, 10:04
Hallo Robert

ich habe Deine Berichte auf einen Rutsch heute nacht durchgelesen, Du schreibst sehr schön und ich glaube auch ich habe besagten Monitor, :)

Ich freu mich , das Du dich für Deine Kinder entschieden hast, und die Verantwortung dafür übernommen hast.


Viel Spass in Dalmatien und Albanien.

Ich freu mich schon auf Deine kleinen Kretageschichten.



liebe Grüsse aus dem noch etwas kühlen Moers, aber die Sonne lugt gerade um die Hausecke, und ich hoffe es wird wärmer.
Jutta

Ilona
29.April.2008, 19:05
Hallo Robert,

danke für Deine wunderschöne Geschichte die sehr eindrucksvoll geschrieben ist. :Knuddel:

Ich freue mich schon auf Deine kleinen Geschichten die Du versprochen hast.

Jetzt wünsche ich Dir erst mal einen schönen Urlaub und komm heil und mit einem schönen Bericht zurück.

Grüßchen Ilona

charalambos
29.April.2008, 19:34
Ich möchte mich bei Euch für das positive Feedback bedanken, und liebe Reinhilde, auf Deinen speziellen Mezedesteller freue ich mich besonders, vor allem weil ich auch weiß, daß Du ganz gut kochen kannst, aber bitte nur leichte Kost, denn ich bin im Griechischen noch voll auf Diät.
Grüsse von Babis

spotty
30.April.2008, 03:59
Und wenn Du doch mal Lust auf *schwere Kost* (Zitat: Klitschko/Milchschnitte) haben solltest, bei mir bist Du gern gesehener Gast.
Habe mich gern durch Deine Erlebnisse gelesen!
Gruss
Spottyhttp://www.smilies-and-more.de/pics/smilies/various/009.gif

mino
30.April.2008, 11:26
Auch mir hat alles sehr gefallen.
Ein äusserst interessanter Bericht:biggthump

rebe
1.May.2008, 16:56
Hallo Charalambos,
auch wenn Du vielleicht schon auf dem Weg in Richtung Süden bist:
herzlichen Dank dafür, daß wir an Deinen Erinnerungen teilhaben durften. Ich habe Deine Berichte gern gelesen und freue mich auf weitere Erzählungen.
Schöne Reise und herzliche Grüße von der Insel
Renate

MaNischma
1.May.2008, 22:29
Hallo Robert,

ich gebe gerne zu, dass ich Deinen letzten Bericht mit ein bisschen Wehmut gelesen habe.

Ich wage einfach einmal eine Weiterschreib-Anregung: Du deutest an, dass Du nach langer Zeit und zwei Kindern wieder einmal auf Kreta gewesen bist. Mich würde interessieren, was jetzt für Dich anders geworden ist. Ich meine: mit einem gewissen Abstand zur wandervogelfreien Jugendzeit und mit gesetzter Veranwortung eines Familienvaters?

Aber natürlich ist das nur ein Interesse meinerseits! Und wenn diese Nachfrage viel zu indiskret ist, was ich verstehen kann, magst Du sie mir nachsehen.

Nichts für ungut. Danke für Deine Berichte!

kstones
29.May.2008, 11:40
Hallo Charalambos, habe heute deine Reiseberichte in einem Zug durchgelesen. Obwohl ich immer nur als Tourist in Kreta war (das erste Mal 1984) kann ich mich sehr gut in diese Zeit zurückversetzen. Ich bin das erste mal 1979 auf die Kykladen gereist, damals mit dem Hellas Express von Stuttgart nach Athen und dann weiter mit der Fähre nach Ios. Wir waren meistens 4-6 Wochen unterwegs und genossen unsere Freiheit zusammen mit vielen anderen Leuten. Kreta habe ich für mich erst später entdeckt und diese Insel hat mich seither nicht wieder losgelassen. Mittlerweile war ich bestimmt schon 10-12 mal dort, vorwiegend zwischen Lentas und Plakias und habe auch die negativen Entwicklungen gesehen, z.b. Damnonistrand bei Plakias. Trotzdem zieht es mich immer wieder dorthin auch wenn meine Frau ab und an mal woanders hin will, was ich dann halt auch mal akzeptieren muss. Ich würde mich auch über eine Fortsetzung deiner Geschichte freuen, vor allem auch dein heutiger Eindruck, wenn du als Besucher auf die Insel kommst.
Kali Spera

charalambos
29.May.2008, 22:50
Kali spera Freunde
Schreibe schon mal später über meine heutigen Eindrücke von Kreta, aber da es hier sehr ruhig geworden ist, will ich mal eine Kurzgeschichte einstreuen.

Mafia auf Kreta?
Die Namen hab ich dieses mal frei erfunden, die Geschichte stimmt aber.
Bei meinem mehrmonatigen Aufenthalt in Fournes kam eines Tages ein B....r Taxifahrer, ich nenne ihn mal Udo (schön Kurz), in das Kafenion von Eleftheria und setzte sich zu uns an den Tisch. Irgendwie passte er gar nicht zu unserem Erscheinungsbild der arbeitenden Freaks. Er war schon fast vornehm, heute würde ich sagen normal, gekleidet. Kurzum, wir kamen mit ihm ins Gespräch. Er erzählte uns, daß er aus einer Laune heraus so mirnichts dirnichts mit dem nagelneuen Mercedes Taxi seines Chefs von D... aus nach Athen gefahren war und dort das Fahrzeug in Ermangelung von Geld es in Piräus abgestellt habe. Eigentlich hatte er null Plan was er hier auf Kreta machen wollte. So wohnte er die ersten Tage mit in meinem Haus. Schon bald war er vollkommen pleite und da er wohl die körperliche Arbeit nicht erfunden hatte, mußte er sich allmählich etwas einfallen lassen.
Das einzige Taxi im Dorf gehörte Iannis, einer sehr hohen Persönlichkeit des Ortes, ihr wißt schon. Seine Frau betrieb die Post und ein Bruder war Polizist in Chania, wohl aber zuständig auch für diese Ansiedlung. Man könnte vermuten, alle wichtigen Dinge wurden von ihnen bedient.
Nun kam Udo auf den Gedanken, die technisch auf dem neuesten Stand stehende Taxiuhr zu verhökern. Uns fiel auf, daß Udo die meiste Zeit bei Iannis und seiner Familie verbrachte, ohne bei ihnen zu arbeiten.
Bald fuhren Udo und Iannis nach Piräus und als die beiden wiederkamen, hatte Udo eine nicht besonders große Menge an Drachmen und im einzigen Taxi des Ortes konnte man bald ein technisch hochwertiges Taxometer bewundern.
Etwa 2 Wochen später schipperden die beiden und der Bruder wieder zum Festland, und siehe da, ein neues Fahrzeug mit nem Stern und einheimischen Kennzeichen bereicherte die Örtlichkeit kurz danach. Dieses Schnäppchen war der ganze Stolz einer ganzen Familie.
Udo verbrachte dann noch einen ganzen Sommer in Paleochora und wir fragten uns wie man ohne Geld so lange durchhalten kann.
Wie ich schon schrieb,konnten Dave und ich einmal eine Fahrt nach Rethymnon mit einem schönen Taxi kostenlos mitmachen.
Ich glaube immer an das Gute im Menschen und Alles hatte seine Richtigkeit, halt auf kretische Art.

Kali nichta

nimmi
31.May.2008, 01:50
Haha, jau, ich frage mich nur, wieviel Prozente in Athens/Pireaus geblieben sind. Gestohlenes umsetzen in Eigentum, und dann importieren, oder sowas. Eine billige Aufwand kann's nicht gewesen sein.
Aber was jeder wissen soll, die Kreter haben nicht soviel mit die Gesetze vom Festland, und deshalb eine Status-Aparte in Griechenland.
Mehr Sorgen macht's mir, wie viele Kreter mit 'Ansehen' un 'Status' umgehen. Hat etwas mit den auch von uns gewerteten Stolz zu tun?

Gruß, Nimmi

Sozza 2
11.June.2008, 02:11
Wehmut

Ein schönes Wort für den Griechenlandwahnsinn.

Auch für den eigentlichen Wahnsinn, der ja bekanntlich auch in Griechenland zu Hause ist.

Dein Sheriff, Stellung haltend!!

Dicksaiter
11.June.2008, 10:52
Hallo Robert,
nun habe ich es auch endlich geschafft alles komplett zu Ende zu lesen. Sehr beeindruckend!
Selbstverständlich bleiben auch bei mir noch einige Fragen...
In der Hoffnung dass diese irgendwann noch beantwortet werden hier mein Wunsch: Schreib weiter!

Grüße, Frankus

charalambos
26.July.2008, 10:42
Frank, ihr seid gerade auf Kreta, aber ich streu mal wieder einen Beitrag in meine Kretaerlebnisse bzw. Empfindungen ein.

Jermanos? - Ochi dulia
Wie die Mitleser wissen war ich immer in Eleftherias´Kafenion. Zu jener Zeit war ich noch völlig unwissend, was das Kriegsgeschehen und die Greueltaten der Wehrmacht auf Kreta betraf. Ich wunderte mich nur, warum in ihrer Kneipe so naiv gemalte Bilder an den Wänden hingen, so etwa in dem Stil von Votivtafeln, wie sie zuhauf in bayrischen Wallfahrtskirchen anzutreffen sind. Manche von euch kennen sie vielleicht.
Eine nicht geringe Anzahl dieser Bilder hingen im ganzen Raum verteilt, immer mit dem gleichen Motiv: Flugzeuge mit dem bekannten Kreuz darauf und Fallschirmspringer. Am Boden Kreter oder Aliierte, welche auf diese zielten und schossen.
Gleich zu Beginn fiel mir ein schon sehr betagt aussehender Dorfbewohner mit einem imposanten Schnauzbart auf, welcher in seiner typischen kretischen Kleidung wortlos uns Fremden mit seinen voller Stolz blickenden Augen fast regungslos beobachtete. Selbst die anderen anwesenden Kreter schienen einen Heidenrespekt vor diesem Mann zu haben.
Er wartete so lange, bis die meisten Tagelöhner mit ihren Bauern bereits in die Felder unterwegs waren.
Dann kam sein mir unvergesslicher Auftritt. Er winkte die oder den Verbliebenen zu sich an den Tisch und zischte nur "Jermanos?". Bei einem ochi oder no stand er wortlos auf und bedeutede mit einem Wink mitzukommen.
Nä oder yes wurde mit einem verächtlichen Blick und der bekannten Zungengestik abgestraft und es folgte mit eindeutiger Stimme "ochi dulia!".
Ich habe nie erlebt, daß er jemals einen deutschen oder österreichischen Arbeiter beschäftigte. Lieber verließ er alleine das Kafenion.

Erst Wochen später wurde mir sein Verhalten bewußt und ich wurde noch sensibler in meinen Verhaltensweisen den Einheimischen gegenüber.

Ilona
28.July.2008, 20:17
Hallo Robert,

verstehe ich das richtig, er hat also nur Kreter beschäftigt und damit das "Treiben" der anderen Bauern in Frage gestellt?

Grüßchen Ilona

charalambos
28.July.2008, 21:23
Hi Ilona
Erst mal Willkommen zurück.
Nein, er hatte wohl Ausländer beschäftigt, nur eben keine Deutschen oder Österreicher. Und er schien das Verhalten seiner Mitbewohner, welche eben uns beschäftigten, zu mißbilligen. Wer weiß, was er alles in der Besatzungszeit erleben mußte.
Gruß auch an Frank von Babis

nimmi
29.July.2008, 14:43
Hallo Charalambos u.A.,

Obwohl nicht im Suche nach Arbeit, habe ich damals auch schon oft die Frage 'Yermanos??' gehört. Ohne zu lügen könnte ich dann 'ochi' antworten, und war der Ander erleichtert: der brauchte dann nicht zu nachdenken ob er mir das Vorteil der Zweifel günnen sollte, oder nicht.
Mir hat das, die ersten Urlaube auf Kreta, mehrmals zu denken gebracht ob nicht-Deutscher (bzw. nicht-Oesterreicher) Kreta anders erleben dürften als die Deutschen/Oesterreichischen (im Zunäherung oder Abstand den die Kreter halten).

Wie Du sagst, Babis, brauchten Deutscher, in vergangenen Jahrzehnten jedenfalls, etwas mehr Taktik um Kretische Herze zu gewinnen (was sicher nicht jeder gelungen ist).

Grüße,
Nimmi

charalambos
25.October.2008, 19:53
Da ich heuer das erstemal einen Photoapparat dabei hatte, hab ich einmal meine Tatorte geknipst. Wenn es jemanden interessiert, stell ich mal ein paar Bilder rein.
Wenns funktioniert könnt ihr hier mein schönes Steinhaus mitten in Fournes bewundern

Andreas
25.October.2008, 20:20
Hallo Bob,
- die erste Beweisaufnahme ist abgeschlossen und die anderen Tatorte warten darauf besichtigt zu werden ... - eigentlich müsste man die Geschichte jetzt noch einmal lesen ...

Gute Idee, - danke für die Ausführung,
Andreas

Kretamum
25.October.2008, 21:18
Was hast Du da eigentlich gefühlt, nach so langer Zeit, ohne Deine Freunde und vor allem ohne Hector?
Ich seh Dich grübelnd im Türrahmen sitzen und höre Panflötenmusik :smiley4: .... Deine Gedanken beim Wiedersehen wären ein schöner Abschluss hier, sozusagen das letzte Kapitel.

Und dann kommen - hoffentlich - Deine neuen Eindrücke und Erlebnisse.

Ilona
25.October.2008, 22:01
Reinhilde, Du sprichst mir aus der Seele.

Hallo Robert, ich würde mich auch darüber freuen, zu lesen, wie Du diese Orte "heute" erlebst. Steht das Steinhaus noch für Dich offen, oder hat es einen anderen Bewohner gefunden?

Fragen über Fragen ???

Ganz liebe Grüße Ilona

charalambos
26.October.2008, 12:39
Das alte Haus hab ich mindestens schon fünfmal wieder besucht. Daher sind die Emotionen zwar immer noch da, aber ich kann damit gut umgehen. Wie es scheint, erlebt mein damaliges Zuhause einen Jahrzehnte langen Dornröschenschlaf, und das gibt mir eine innere Zufriedenheit. Eigentlich bin ich glaube ich froh, dass es abgesperrt ist, denn so habe ich das Gefühl, dass nur ich Zugang habe und nur den Schlüssel umzudrehen brauche um nach 28 Jahren wieder zu hause angekommen zu sein.

Ganz anders verhält es sich mit meinem ersten Aufenthaltsort, dem Vorratshäuschen am Fluss. Ich hab mich hier am Fluss stundenlang mit einer Flasche Wein auf die Steine gesetzt und die Monate meines damaligen Aufenthalts Revue passieren lassen. Gut dass ich die ganze Zeit vollkommen ungestört war. Alles lebte wieder auf und ich hab sogar in Memoriam zwei T-Shirts darin gewaschen und das Gesicht war nicht nur wegen dem Flusswasser etwas feucht.
Und Hector war leider auch nicht zugegen, aber er ist gedanklich sowieso stets bei mir.

Schaun wir mal ein paar Bildchen an. Die Strasse vor dem Häuschen gabs damals noch nicht und auch die Eisentüre, wir hatten eine provisorische Holztüre, welche Werner vor meiner Ankunft selbst gezimmert hatte.
Das zweite Häuschen hatte wechselnde Besitzer, so wie alle anderen kleinen Schuppen auch. Von denen gabs ja mehrere.
Und der Fluss führte bei meiner Ankunft im Januar natürlich bedeutend mehr Wasser, so ungefähr Bauchhöhe.
Die Flussfotos habe ich genau an der Stelle unseres Aufenthaltsortes gemacht.

nimmi
27.October.2008, 02:35
Bin da !!
Und ja, Babis, schreib mal los, auf deine einzigartige Weise die wir alle nachvollziehen können.

Nimmi

Volker
24.November.2008, 12:19
Kalimera,

gerade d'rüber gestolpert, dürfte hier rein passen wie die Faust auf das selbige.

http://de.youtube.com/profile?user=JohnSooklaris&view=videos

Umschalten auf "meist gesehen" jede Menge Videos vom alten Kreta.

Yassas Volker

charalambos
24.November.2008, 14:00
Hallo Volker
Das ehrt mich ja, dass du es hier gepostet hast. Aber ich denke es passt viel besser hierhin
http://www.kretaforum.eu/showthread.php?t=7574&highlight=chania+1961

Vielleicht könnte eine autorisierte Person es verschieben?
Babis

Volker
24.November.2008, 14:30
Yassu charalambos,

hast recht, ist leider in deinen thread gerutscht. :schild11:

Luise77
22.December.2008, 12:40
hallo charalambos!!!
habe es endlich geschafft, deinen bericht zu lesen :)
ich kann mich da eigentlich nur den anderen anschliessen, es
hat wirklich spaß gemacht zu lesen !! :jo:
deine eindrücke und erlebnisse sind ziemlich gut rübergekommen,
ich danke dir!!!
lg luise :smiley5:

Blackhawk
19.July.2010, 11:34
Schade das es nichts neues mehr gibt. Bin erst letzte Woche auf diesen Thread gestossen. Ist super geschrieben.

Ich und mein Schatz, tragen sich mit dem Gedanken in absehbarer Zeit nach Kreta auszuwandern. Vielleicht kann uns jemand ein wenig Informationen und Hilfe zukommen lassen. Wäre Klasse.

Dorli
19.July.2010, 13:16
Hallo Blackhawk, leider ist Charalambos nicht mehr in diesem Forum, dafür im Nachbarforum mit Bindestrich unter Logas.

LG Dorli