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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : K.r.e.t.a. (2008) Spotty ... Knossos und Archanes



spotty
28.June.2008, 16:18
27.05.2008 Touristenchaos in Knossos! Rund um Archanes

Wir sind zeitig auf den Beinen … weniger wegen des Hahnkrächzens, das schon gar nicht mehr als so störend empfunden wird, auch nicht wegen der Kläfferei des angestaubten weißen Schoßhündchens … nein, die Mücken liegen im ständigen Clinch mit uns.

Im Supermarkt wurde zwar alles erstanden, was der Markt an Abwehr-, Vernichtungs- und Vertreibungsmitteln für diese blutrünstigen Tierchen zu bieten hat – aber den Praxistest hat das Zeug hier nicht bestanden. Kann auch gut sein, dass sich die Mücken, wenn sie nicht gerade von uns tot geschlagen werden, mittlerweile bestenfalls tot lachen über diese chemischen Wunderwaffen, die also keine sind.
Na egal, es ist Urlaub, es ist Sommer, es ist Kreta … da muss man mit klar kommen und sich ab und an mal scharren. Flöhe wären schlimmer ...

Heute sind wir mal die Ersten beim Frühstück, also wieder auf dem mit Weinreben überwachsenem Terrassenstammplatz. Man muss nach dem ersten spürbar heißen Sonnenstrahlenkontakt nicht zur Gruppe der Wettervorhersager zählen, um zu prognostizieren: das könnte heiß werden heute.
Also nicht direkt ideale Rahmenbedingungen für gut 250 Autokilometer, selbst wenn diese mit Klimaanlage absolviert werden dürfen.

Aber ausgemacht ist vereinbart, besagt eine unserer zahlreichen Lebensweisheiten.
So machen wir uns bereits kurz nach acht Uhr auf den Weg Richtung Archanes, wo wir in der Nähe des uns unbekannten berühmten Viaduktes Andreas und Gaby treffen wollen.
Am Abend hatte die Spottyfrau noch eine glänzende Idee: auch wenn es ein paar Kilometer mehr sind, so fahren wir zunächst bis Iraklio und dann ein Stück Richtung Knossos zurück. Der direktere Weg über die parallel zur Straße 97 verlaufende Strecke ist nicht viel kürzer, dafür aber nach unseren gestrigen Erfahrungen schlechter unter die Räder zu bekommen.

Mir schwebt vor – und deshalb heißt es zügig unterwegs zu sein - dass wenigstens noch ein Kurzbesuch in Knossos abfällt.
Nicht, weil mir es dort vor acht Jahren die Begeisterungstränen in die Augen getrieben hätte. Sondern einfach um ein wenig voyeuristisch aktiv zu sein: damals war es schon beeindruckend reichlich, was da an mehr oder minder interessierten Steineguckern angefahren wurde – wie hat sich das wohl im Laufe der Jahre entwickelt? Vielleicht gelingt es mir gar doch noch, dem Pflichtbesuch eines jeden Kretareisenden einen gewissen Reiz abzuringen? Da bin ich dann aber eher skeptisch ...

Es geht leider nicht so zügig voran wie erhofft, aber das ist kein Wunder. Auch der ganz normale Transportverkehr hat ein Anrecht auf Straße - und nicht nur die rot-gelb-blau-bunten Kleinwagen der unübersehbaren Masse an Autovermietern. Und wenn man erst einmal hinter einem größeren Brummer her fährt - und das kann zwischen Agii Deka und Agia Varvara schnell passieren- dann wird das Überholen auch für die Übermütigen nicht ganz so einfach. Es sie denn, man hat mit seinem Leben abgeschlossen oder vertraut blind in die eigene Schutzengilde ...

Außerdem gibt es einen kurzen Tankstopp. Bei 1,27€ für den Liter Super kann dieser Halt niemals ein ein Fehler sein - die üblichen Preise liegen bis 12 Cent höher! Also *full* so voll es gerade eben geht, und noch einmal registriert, dass der Beruf des Tankwarts hier noch lebt. Welch Unterscheid zu diesem sterilen Charme der deutschen Tankerlebniscenter, wo man erst die ganze Arbeit selbst machen darf und dann auch noch dafür bezahlen muss …Okay, ich bin am Abschweifen!

Glücklicherweise müssen wir in Irkalio nur kurz auf die New Road - und dann auch gleich wieder stadtauswärts herunter! Mir scheint der innerstädtische Verkehr ziemlich zäh. Das ist wohl auch noch recht optimistisch formuliert. Von Verkehrsfluss im eigentlichen Sinne sind wir, und mit uns einige Tausend andere zwei-, drei- und vierrädrig Motorisierte, weit ... weit ... sehr weit entfernt.

Auf der – theoretisch zweispurigen - Straße Richtung Knossos kommen mir ganz schnell lebhafte Erinnerungen meiner engagierten Teilnahme am Athener Verkehr in den Sinn: die Markierungen der Spuren haben also bestenfalls orientierenden Charakter ... Linksabbieger können auch mal von ganz rechts außen kommen (weil es da momentan am Schnellstens voran geht) ... Stromsparen wird manchmal allumfassend auch für das Blinken verstanden ... Grün an den Ampeln bedeutet nicht, dass keine Fahrzeuge aus der gesperrten Richtung kommen können …
Es ist also Aufregung oder auch Fahrfreude pur (die Spottyfrau teilt meine Begeisterung darüber bekanntlich nicht), und es ist eben nicht Deutschland.
Von mir aus könnte es noch eine Weile so chaotisch weiter gehen, aber diesen Gedanken lasse ich im Interesse unserer harmonischen Zweierbeziehung mal unausgesprochen.

Amüsant die *very spezial* Variante des Kreisverkehrs kretischer Art: das sind winzig kleine Inseln mit dem Radius eines Kleinstwagens ...kaum als Kreisfläche zu erkennen, und selbst die Griechen wissen offenkundig nicht damit umzugehen. Es gibt zwar wieder einmal reichlich Verkehrszeichen (aber wer interessiert sich hier schon für Verkehrszeichen … ein paar Touristen vielleicht), aber bei Blickkontakt zum ebenso überraschten *Gegner* bemerkt man, dass jener irgendwie auch keinen Plan hat. Man fährt erst einmal los und reagiert gelassen auf die Anderen ... und die handhaben das ebenso.
Das Phänomen ist: es funktioniert. Unerklärlich. Man sollte es nacherleben!

Knossos ist nicht zu verfehlen.
Dafür braucht es keinen Wegweiser und auch kein Ortseingangsschild, denn man ist urplötzlich *da*. Zunächst tauchen die Souvenierläden wie an einer Perlenschnur aufgereiht auf, kurz darauf springen wild gestikulierende Typen vor den Kühler – nein, die haben nicht mit ihrem Leben abgeschlossen. Die wollen uns nur zum Parken zwingen ... äh, einladen.
Wenn man sich aber ein wenig auskennt, fährt man einfach in unmittelbare Eingangsnähe und zwängt sich da in eine Lücke, und das dann sogar kostenfrei …

Dann verdaut erst einmal den Schock: Es ist kurz vor zehn Uhr morgens, und man muss sich keine Mühe geben, die Leute da auf und neben der Straße zählen zu wollen. Es sind Tausende, ein Großteil als Reisegruppen mit dem obligatorisch Schirmchen schwenkenden Führer unterwegs ... vor den Kassenhäusern bilden sich Endlosschlangen, die von bezahlten Knossos-Touristen-Strom-Lenker (oder wie sonst sollte dieser Job genannt werden?!) geschickt zur Geldabgabe gesteuert werden.
Das Eintrittsgeld schlägt mit 6Teuronen auf die Urlaubskasse. Dann ist man auch schon mittendrin und richtig dabei.
Spottyfrau zieht es vor, auf mich zu warten, außerhalb des unübersehbaren Gewühls. Man hört alle bekannten und auch die weniger bekannten Fremdsprache ... man sieht reichlich Asiaten (wo sind die denn nicht?) und den verbleibenden Rest der Erdbevölkerung.

Es ist der Wahnsinn! Erst einmal ist es ja völlig unvorstellbar, dass alle Kretatouristen kurzzeitig zu Ausgrabungsfetischisten mutieren … und trotzdem kommen sie alle. Vom Reiseanbieter mit völlig überteuerten Tourangeboten gelockt, nach Studium der Reiselektüre dazu gedrängt, als Ausnahme auch mal völlig unvorbelastet und kurz darauf im Schockzustand! Was hier abläuft, kann mit einfachen Worten nicht beschrieben werden. „Dabei sein“ ist die Devise, und ich menge mich unter die Leute. Besser gesagt, ich lasse mich untermengen, denn ab einem bestimmten Punkt hat es Ähnlichkeiten mit der Maueröffnung ... nur dass damals die Leute nicht zu den Ruinen hin, sondern von jenen verfallenen Gemäuern weg gelaufen sind.
Mit einem Fotoapparat und einer Filmkamera, Boxershorts und Bermudashirt repräsentiere ich den üblichen Durchschnittsbesucher.

Als wir vor Jahren das erste Mal diesem Knossos-Muss-Man-Gesehen-Haben-Wahn aufgesessen sind, haben mich die Beton- und Farbergänzungen der zweifelsohne historisch äußerst wertvollen Ausgrabungen mehr abgestoßen als gebannt. Vielleicht auch deshalb, weil es eben dann nicht mehr wirklich alt ist.
Nun stehe ich wieder vor rot gefärbten Betonsäulen, die sich auf Uraltsteinen aufstützen ... sehe auf die Fragmente einer Betondecke, der keinerlei mystisches Flair abzuringen ist ... versuche nachträglich gemalte Wandbilder zu fotografieren ...
Mich beschleicht plötzlich das Gefühl: dies erscheint mir näher an einem Disneyland für zahlende Steinegucker als an einer höchst wertvollen, versteinerten und mühsam ausgebuddelten, historische Aura verbreitenden Vergangenheitsüberbleibselstätte dran.
Nicht zuletzt auch deshalb, weil das Durchtreiben von Abertausenden mehr oder minder Interessierten diesem Archäologiezirkus den passenden Rahmen schafft.

Das klingt jetzt ignorant und völlig ohne Pathos – aber sorry: das ist meine Meinung dazu.
Und jede andere Ausgrabungsstätte - und davon hat die Insel ja reichlich - atmet meines Erachtens mehr geschichtliche Atmosphäre, inspiriert zu Phantasie und weckt andächtige Ehrfurcht vor dem und denen, die gewesen sind, als dieses Touristenspektakel. Trotzdem sollte man sich dies einmal angetan haben – einfach, um den Unterschied bewerten zu können.

Ich sammle also beeindruckt Beweismaterial auf Film und mit der Kamera (sofern ich überhaupt dazu die Schusschance erhalte, denn genau das will ja der Großteil der *Anderen* auch mit nach Hause nehmen) , und bin tatsächlich in 25 Minuten wieder draußen.
Wo der Kampf um die Touristen fortgeführt wird. Kaum eine Bude, ein Laden oder ein Prospekt- und Bücherverkauf, wo man nicht unangesprochen vorbeilaufen kann. Ich habe eine abgrundtiefe Abneigung gegen solcher Art Geschäftstätigkeit, und ich bin froh, als wir endlich diesen völlig untypischen Kretaplatz verlassen können.

Der Weg bis zum Äquadukt ist nicht weit.
Da es unmittelbar an der Straße liegt, kann man dieses auch nicht verfehlen. Weit überspannen die aus Tausenden von Steinen gemauerten Bögen den Taleinschnitt, und in den zahlreichen kleinen Öffnungen des sehr fotogenen Bauwerkes nisten Hunderte von Dohlen. Lautes Zwitschern erfüllt die Luft, und manchmal kommt nicht alles Gute von oben ... Aber es trifft nur das Auto.
Dieses Bauwerk hat zwar noch nicht die *richtige* Alterspatina, denn immerhin wurde es erst um 1840 errichtet, um das nahe Iraklio mit Wasser aus den Quellen von Archanes zu versorgen. Es ist aber in jedem Fall sehenswert und gut geeignet, um die mentalen Knossosverkrampfungen zu lösen. Leider reicht unsere Zeit nicht, um einen Weg auf die Äquaduktkrone zu erkunden. Es bleibt damit die Hoffnung, dass jene zugewachsen und gar nicht besonders bemerkenswert spektakulär sein könnte.

Die Treffzeit ist heran, und so fahren wir zurück auf die Straße. Kaum, dass wir diese erreicht haben, kommt uns auch schon der gestern beschriebene Peugeot entgegen. In Schwarz. Ich meine, unser Rot ist nun schon kaum noch zu erahnen, aber wie kann man denn ein Mietauto auf Kreta in Schwarz ausliefern??? Wie der wohl nach ein paar Stunden aussieht ???
Kurzzeitig behindern wir ein wenig den Verkehrsfluss, weil es keine Parkfläche gibt und wir uns natürlich erst einmal begrüßen müssen. Wir schmieden einen Plan:

Im Fohrer (und auch im Internet) kann man es lesen: in der Nähe befindet sich die minoische Negropole Fourni, also mal wieder eine Ausgrabung. Und es scheint schon was Ansehenswertes zu sein, wenn man das so liest – und weil wir doch schon gerade einmal hier sind …
Also zwingen wir unsere PKWs runter von der Straße und bergan über Wege, die mit zunehmender Fahrdauer immer weniger befestigt sind und auch schmaler werden. Ein PickUp wäre jetzt toll, aber das wird wohl noch auf lange Zeit – oder auf ewig? – ein Traum bleiben ... Dann gehen neben der Straße irgendwann auch die Wegweiser aus ... oder nimmt man an, dass jenen, die so weit kommen, der sechste Ausgrabungssinn den Weg weist?

Die Autos können wir schließlich in einer lose bewachsenen LehmSteinKieselFläche abstellen.
Danach versuchen wir mit Hilfe der verfügbaren Karten, meines Kompasses (Danke, liebe Reinhilde!) und unseres eher rudimentär entwickelten Alte-Setien-Feelings das zu finden, wovon wir nicht wissen, wie es aussieht. Alte Steine eben im weiteren Sinne. Während Andreas und ich in verschiedene Richtungen in unwegsames unerforschtes unbegangenes Gelände ausschwärmen, laufen die klugen Frauen einfach und pragmatisch den Weg weiter.
Und sagen uns dann Bescheid, nachdem wir erfolglos von unseren Erkundungen aus der unberührten Natur zurück gefunden haben, dass sie fündig geworden sind.

Ein Problem gibt es dann aber noch: ich habe im hellenischen Raum selten eine dermaßen stabile stählerne Umzäumung kennen gelernt. Spitze Eisenstäben vertreiben die Idee, dass man da irgendwie herüber könnte. Dazu sind sie nicht nur spitz, sondern auch recht hoch. Alle Türen sind geschlossen, und irgendwo im Uralt-Marco-Polo-Reiseführer lesen wir dann auch, dass nur montags und freitags Besuchszeit wäre. Die soll dann allerdings kostenlos sein. Nun, sparsam ist das für uns hier auch ... allerdings betrifft dies auch jegliche optische Information.

Wir trösten uns mäßig mit ein paar uneingezäunten Brocken der näheren Umgebung und
sind mittlerweile lange genug auf der Insel, um kretisch zu reagieren: okay, dann eben nicht.
Und das, was jenseits des Zaunes erahnbar ist, provoziert auch nicht gerade Herzrasen. Ich vermute mal, in unterschiedlichen Grautönen liegen da wieder besonders historische Steine herum, die sich optisch nicht unterscheiden von den Millionen, die sonst noch so auf der Insel ihre letzte Ruhestätte gefunden haben.
Die Frage drängt sich auf: warum muss man das eindringsicher einzäunen? Haben die richtigen Archäologenprofsi oder eine höchst wichtige staatliche Behörde Panik, der gewöhnliche Kretabesucher könnte zentnerschwere Steine hier in den unterdimensionierten Kofferraum des Fiat Pandas oder eines ähnlichen Mietwagenriesens laden, um sie dann bei ebay einer hochinteressierten Fangruppe zum Ersteigern anzubieten? Ich versuche nicht, darin einen Sinn zu erkennen.

Teil 2 folgt sogleich! Weil hier nach 20.000 Zeichen Schluss ist ... habe ich mich verplauscht?

spotty
28.June.2008, 16:24
So, hier nun der Rest:

Dafür höre ich auf die körpereigenen Signalhinweise, und jene verraten mir: wenn schon keine alten Steine, dann wenigstens eine Taverne der Neuzeit!
Also verstauben wir die längst nicht mehr sauberen Autos auf dem Rückholpern Richtung echter Straße und nehmen Kurs auf Archanes. Das größere beider Archanes-Orte, also Ano Archanes, ist nur wenige Kilometer entfernt. Direkt an der Hauptstrasse finden wir eine einladende, herrlich mit allen möglichen farbigen Büschen und exotischen Bäumen gerahmte Taverne.

Die Speisekarte ist ein Novum: sie ist gleichzeitig der Bestellschein. Also liest man sich durch das Angebot und markiert dann, wonach einem der Geschmackssinn steht. Der Mythospreis von 2,60€ verrät auch, dass hier nicht der Pokal für die kostenfreundlichste Taverne Kreta gewonnen werden soll. Jedenfalls ist die Auswahl gut, die Portionen ungewöhnlich klein und trotzdem sind am Ende alle irgendwie satt. Und die großen Portionen sind ja ohnehin dem Abend vorbehalten.

Mit der Ruhe ist es dann vorbei, als nacheinander zwei Reisebusse ihren hungrigen Inhalt in die Taverne entlassen – und einer davon hat eine Schulklasse geladen. Nichts ist mehr mit Vogelgezwitscher und Natur genießen unter dem grünen Weinlaubdach ... der Geräuschpegel steigt und wird von *denen* dominiert und motiviert uns zur Bezahlung.

Die Mittagsglut ist nahtlos in Nachmittagsschwüle übergegangen ...Damit wir nicht nur von einer hübschen Taverne berichten können, quälen wir uns redlich noch ein paar Schritte durch den Ort und auf das Kirchgelände. Das Erstaunen ist groß: man kann nur außen umherlaufen. Alles verriegelt und verrammelt, oder auch einfach nur abgeschlossen.
Das ist die erste Kirche, die einbruchgesichert ist. So verraten es uns zumindest die Aufkleber auf den Türen.
Fotomotive finden sich natürlich auch außerhalb des Kirchgeländes schon einige, aber im Hinterkopf tickt da immer der Gedanke: das sind dann noch mindestens 90 Minuten zurück. Anderthalb Stunden in der Hitze, und – was mehr zählt – mit Iraklio im Berufsverkehr als Bonusprogramm. Wer den kennt, weiß diese Gedanken zu teilen. Ich erspare mir Details dazu … es würde wohl die ängstlicheren Typen eher davon abhalten, über die Ausleihe eines Mietwagens nachzudenken. Aber *Spaß* ist es schon, und diesen Begriff wird recht unterschiedlich definiert ... man steht kurz vor Krämpfen im Kupplungsfuß ... wenn es ein Zentimeterschritten zügig voran geht, steht man ziemlich oft auf dem Pedal. Und hat Spaß.

Wir bemühen uns mit einigen anderen aus allen Himmelrichtungen in die nicht vorhandene Lücke drängenden Interessenten der äußerst dicken Verkehrssuppe von Iraklio zu entkommen. Es wird wohl gerade an der kreuzungsfreien Querung der New Road gearbeitet – und es gehören schon einiges Geschick und gute Augen dazu, um die sehr sparsam und zudem auch noch winzig gehaltenen Hinweisschilder zu entdecken und zu entziffern ... Endlich gibt es dann wieder so etwas wie normalen Verkehrsfluss, und wir können dann doch noch die landschaftlichen und inselspezifischen Eindrücke registrieren.

Insbesondere bei den Ortsdurchfahrten sollte man sehr aufmerksam sein! Nicht zum ersten Mal erleben wir, dass eine schwarz gekleidete Oma völlig unbeeindruckt vom motorisierten Geschehen einfach mal die Straße quert. Oder eine Art Motorrad (es muss früher mal eins gewesen sein) als Nutzfahrzeug missbraucht wird ... da hat dann der Fahrer mehrere Einkaufsbeutel an den Armen und ich frage mich, wie der Gas gibt ... Man bevorzugt das Laufen auf der Straße, weil da mehr Platz als auf dem Gehweg ist und keine Kafeniontische den Weg versperren ... Und gerade zweirädrig gibt es auch öfters mal Gegenverkehr. Auf der falschen Seite natürlich ... Also: immer ein wenig aufmerksamer sein, sobald man sich im Ort wähnt ... weil Ortsschilder nicht zwingend darauf verweisen. Insbesondere dann, wenn sie fehlen!

Wenn wir abends über die zunehmend stärker frequentierte Strandpromenade schlendern – hier müssen sich motorisierte Einheimische irgendwie mit den nach der Lieblingstaverne Ausschau haltenden Touristen arrangieren (ohne Aufregung natürlich!) – dann gibt es in unserem Fall nur ein Ziel. Weil unsere Lieblingstaverne Stochos heißt.
Die höher gelegenen Plätze an der stark frequentierten Ich-such-mir-dann-mal-eine-Taverne-Meile sind begehrt, und bieten zudem noch Aussicht in die Farbschattierungen des Sonnenunterganges, wenn der Dunst das nicht verhindert. Leider ist es so, dass brauchbare Eindrücke nicht festzuhalten sind. Schade.

Das Stifado hatte mich bereits im letzten Jahr ziemlich beeindruckt, und es ist tatsächlich nicht schlechter geworden. Na ja, und auch das optische Drumherum ist lecker ... nicht nur das auf dem Teller meine ich. Und während ich noch das momentane Dasein in vollen Zügen genieße, erfahren wir unerwartet eine besondere Wertschätzung:
der weißhaarige Hausherr bemüht sich höchstpersönlich an unseren Tisch, um uns die Hände zu schütteln und ein paar nette Worte zu sagen. Vermute ich zumindest, denn natürlich verstehe ich keine Wort. Aber seine Augen blicken warm und freundlich, und seine Stimme ist tief und voluminös – da kann ich nicht mithalten. Ein paar Nuschelworte sollen kaschieren, dass ich in der Landessprache nicht wirklich was zu sagen habe ... und wieder ärgere ich mich, dass die schweren Abendstunden in der Volkshochschule noch nicht angeschlagen haben.
Nächstes Jahr aber, da wird es besser. Und hoffentlich bleibt nicht nur der Wunsch der Vater des Gedanken ...

Reichlich verwöhnt, und das nicht nur mit fester Nahrung, schlendern wir mal wieder durch die Fressgassen und registrieren, dass man nicht mehr ganz so sehnsüchtig nach hungrigen Kunden Ausschau hält. Die Frequenz der Ferienflieger ist wohl am Zunehmen ... oder haben sich einige verstörte Knossosausflügler verfahren und genießen diesen besinnlichen Ort?
Wir denken darüber noch ein wenig beim Abendausklingen im Balkonland nach, weil wir ja selbst noch irgendwie in der KretaWiederfindungsPhase sind ...

Guennie
28.June.2008, 20:36
Hallo Spotty,

als du das vorletzte Bild gemacht hast, vermutlich auf dem Weg zum Stochos, waren wir noch hinten in Kostas Taverne oder gerade auf dem Rückweg. Da hätten wir uns um ein Haar begegnen müssen. Essen waren wir dann früh Abends im Tatzo Mondo, uns war nach Pizza, und danach spät Abends bei Manolis im Ilios.

GG

Ilona
29.June.2008, 12:02
Hallo Spotty,

danke für Deinen wie immer sehr eindrucksvollen Bericht.

Dieses "Gewühle" in Knossos hat mich bisher davon abgehalten, auch nur einen Fuß in die Nähe dieser Steine zu setzen und werde es wohl auch so schnell nicht tun.

Noch 8 Tage, dann werden wir uns auch endlich in Richtung Insel bewegen. Mal sehen was uns so alles erwartet.

Liebe Grüße auch an Spottyfrau.

Grüßchen Ilona

Guennie
29.June.2008, 15:00
.....
Dieses "Gewühle" in Knossos hat mich bisher davon abgehalten, auch nur einen Fuß in die Nähe dieser Steine zu setzen und werde es wohl auch so schnell nicht tun.

Noch 8 Tage, dann werden wir uns auch endlich in Richtung Insel bewegen......

Hallo Illona,

"Gewühle hin Gewühle her", die Steine in Knossos sind viel viel älter als das "Gewühle" selbst und ein Besuch mit anschließendem Besuch im Archäologischen Museum in Heraklion lohnt sich auf jeden Fall. Man muss sich dabei ja G.s.D. keiner Führung anschließen sondern kann sich seine Freiräume in der ANlage selbst aussuchen.

Wir müssen noch 19 Tage warten und vertrösten und derweil mit Frankus YOUTUBE-Videos "Landeanflug auf Heraklion" und "Musikszenen aus Miros Kafenion" und diversen Tzuganakis und Zorbas Videos ( Empfehlenswert sind übrigens auch die deutschen Wochenschauen der Jahre 194x in YOUTUBE wenn man heute weiß wie groß und wo der Friedhof in Maleme liegt. Die betroffenen Strassen in Chania werden wohl auch die meisten sofort wiedererkennen)

GG

Ilona
29.June.2008, 18:37
Wir müssen noch 19 Tage warten .......
GG


Hallo Guennie,

dann seid Ihr ja ab 18.07. auf der Insel?? Wo???

Grüßchen Ilona

mino
30.June.2008, 13:17
Zu Fourni:
Wenn man die Absätze des Zaunes nutzt, geht es ganz einfach (Bild)

Zu Knossos:
Man geht dort erst gegen 16 Uhr hin, dann sind die Busse weg und du hast es für dich allein.

robinson
6.July.2008, 14:15
jeder weiß doch eigentlich was in Knossos abläuft und du ja auch. Also ist es doch freie Entscheidung da hinzugehen. Ich war auch schon da, riesen Rummel und alles nachgebaut, trotzdem ist es ein geschichtsträchtiger interessanter Ort. Die Kunst ist aber sich mal in eine Ecke zu setzen, sich den ganzen Rummel wegzudenken und sich fühlen wie ein damaliger Bewohner.

Kretamum
6.July.2008, 14:47
Noch schöner ist es zeitig am Morgen, weil es dann (zumeist) von der Temperatur her noch erträglich ist. Knossos liegt ja den ganzen Tag über prall in der Sonne. Wer allerdings von weiter weg zufahren muss, der kommt halt unweigerlich in den Trubel und muss sich oftmals "durchkämpfen".

Ilona, das sollte Euch aber wirklich von einem Besuch nicht abhalten. Der Ort atmet so viel kretische Geschichte und diesem Gefühl sollte man sich schon einmal hingeben. Und am Prozessionsweg bzw. auf der nordöstlichen Seite finden sich gute Platzerl zum verinnerlichen der Eindrücke. Und danach dann erst ins Archäologische Museum gehen, da hat man mehr davon. Ist das AMI eigentlich schon wieder eröffnet? Weiß man da etwas Genaueres?

robinson
7.July.2008, 10:07
das archäologische Museum wird noch kräftig umgebaut und ist noch zu. Um die Ecke, hinter dem eigentlichen Museum ist notdürftig ein Raum eingerichtet mit einigen wenigen Sammelstücken. Eintritt frei

Bekkoula
7.July.2008, 10:58
Was für ein lauschiges ruhiges Plätzchen... irgendwie verstehe ich meine Mutter, daß sie sich 10 Jahr standhaft geweigert hat mir die archeologischen Kulturgüter Kretas zu zeigen - ach nein, einmal mußte ich ins Museeum (statt Strand oder so) und da war es tatsächlich leer und still.... sie wusste was sie tat...

papaouzo
7.July.2008, 13:28
Hallo *begnadeter Schriftsteller*,
es war wieder eine Freude Deinen Reisebericht zu lesen. Da ich im Mai/Juni d. J. in dieser Mitte Kretas meine Spuren hinterlassen habe (Spuren nur im Sinne - da bin ich gewesen), kamen bei mir beim Lesen Deines Berichtes wieder viele schöne Erinnerungen hoch. Vieleicht willst Du das auch damit erreichen. Dann ist es Dir gelungen, mir nochmals eine Freude zu machen.
Im Geiste und mit geschlossenen Augen konnte ich genau Deine Fahrtroute
verfolgen, zumal Du ja auch einen bestechenden Schreibstil besitzt.
Nach einem Teil 1 müsste logischerweise ein Teil 2 folgen. Kann man damit bald rechnen ? Jetzt schon viel Erfolg - und herzlichen Dank.

Klaus2

akrotiri
7.July.2008, 21:02
Hallo Spotty,
ich habe mir jetzt Deine bisherigen Berichte ausgedruckt und bin dabei, sie zu lesen. Jetzt möchte ich mich bei Dir beschwerden. Kannst Du es verantworten, dass wir alle hier vor Fernweh vergehen?????? Ist schon echt heftig :flenn:

Danke für Deine tollen Berichte. Ich werde sie nächstes Jahr als Anregung für einige Touren mitnehmen :biggthump

LG Elke

spotty
8.July.2008, 04:38
Allgemein an dieser Stelle und an alle freundlichen Kommentarablieferer ein herzliches Dankeschön ... für mich ist das ganz nebenbei ein Trick, um aus viel zu kurzen zwei Wochen Urlaub etwas mehr zu machen. Als *Arbeit* und *Aufwand* empfinde ich das nicht, auch wenn die Bildauswahl und Bearbeitung ein paar Momente brauchen.

(*Teil 1* habe ich das übrigens irreführenderweise genannt, weil das System nach nur 20.000 Zeichen pro Posting bockt. Also hängt der Rest des Tagesbeitrages als erstes Posting dran ... vielleicht können die Moderatoren helfen?)

Heute wird es dann wohl den letzten Teil, also den letzten Urlaubstag, geben. Schade. Jetzt bleibt auch mir nur der Appetit auf das nächste Mal, und der ist schon wieder recht deftig!

Gruss
Spottyhttp://www.smilies-and-more.de/pics/smilies/various/009.gif

Kreta-Klaus
8.July.2008, 07:56
... vielleicht können die Moderatoren helfen?)
Hallo Spotty,
könnten sie wohl, aber das wäre ein unverhältnismäßig großer Aufwand.
Man kann zwar das Thema ganz oben umbenennen, aber dadurch ändert sich der Thementitel über allen Folgebeiträgen eben nicht automatisch!
Ist doch auch gar nicht so schlimm, jetzt wissen es ja alle, wie es gemeint war.
Gruß Klaus