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Thema: Endlich ist das Ding gepackt! Nach 35 Jahren nochmal ein Solo mit Rucksack

  1. #1
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    Standard Endlich ist das Ding gepackt! Nach 35 Jahren nochmal ein Solo mit Rucksack

    Den Bericht gibt's jetzt "an einem Stück" auch unter: belgofritz.wordpress.com

    Und morgen geht's dann los. Zufuß nach Kreta (na ja, nicht ganz), wie ich mir schon lange vorgenommen hatte. Diese Nacht 2.30 geht die Haustür in Aachen hinter mir zu, 8 Min. zum Bahnhof (mit leichtem Gepäck), zum Flughafen und 7.50 Uhr mit Eurowings nach Heraklion. Dann mal schauen, wo es mich hinverschlägt. One Way gebucht - kein richtiges Programm.
    Wenn ich die Zeit und Lust dazu habe, werde ich hier meinen Reisebericht schreiben (sofern mein zittriges Tablet mir nicht den Nerv raubt). Möglicherweise lasse ich es auch sein, weil das tägliche, stundenlange Gucken auf irgendeinen Bildschirm, sei es Notebook, Smartphone, TV oder sonst was, eigentlich mit ein Grund für meine lang ersehnte "Auszeit" ist. Am liebsten guck ich ja einfach nur rum und genieße das Realitäts-Kino.
    Aufenthalt auf Kreta wird wahrscheinlich bis ca. Ende Oktober sein. Vielleicht gibt es ja ein paar Interessierte, die Ähnliches vorhaben und neugierig sind, wie ein End-Fuffziger nochmal versucht, Trecking zu machen und ein wenig Freiheit zu schnuppern. Meinen High Peak Rucksack Zenit 55+10 (ca. 70 € ) habe ich mit seinen unzähligen Schnallen und Fächern jedenfalls schonmal gebändigt. Mal sehen, wie er sich bewährt, und ob ich damit klarkomme. Den Treck-Test durch die Wohnung hat er jedenfalls schonmal bestanden! Zusätzlich noch ein kleines Daypack gepackt, was mit in den Flieger kommt.

    Ta leme
    Belgofritz
    Geändert von Kithira (30.December.2018 um 00:00 Uhr) Grund: Link repariert

  2. #2
    Peppie Gast

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    Hallo Belgofritz!

    Ich gratuliere Dir zu Deiner Entschlossenheit und hoffe, dass sie Dich stets auf dem Weg nach Heraklion begleiten wird!

    Wahrscheinlich hat jeder von uns schon mal davon geträumt, etwas so Verrücktes zu tun und für eine gewisse Zeit oder sogar für immer alles hinter sich zu lassen. Allerdings trauen sich nur die wenigsten, diesen Traum zu leben. Manchmal fehlt uns auch weniger der Mut, aber die Lebensumstände sind ungünstig und man "verschiebt" die Realisierung seiner Träume auf später. Oft bleibt es dann bei diesem "verschieben".

    Ich nehme mich da nicht heraus und bewundere daher umso mehr die Menschen, die es geschafft haben, ihren Traum Wirklichkeit werden zu lassen und drücke jedem einzelnen die Daumen, dass das Erlebnis mindestens genauso wundervoll wird, wie man es sich vorstellt.

    Ich würde mich sehr freuen, wenn Du uns an Deiner Reise teilhaben lässt, habe aber auch vollstes Verständnis dafür, wenn das Tablet im Rucksack bleibt. Kreta ist einfach zu schön, um die Zeit vor einem Bildschirm zu verbringen!

    Jedenfalls wünsche ich Dir einen wundervollen Aufenthalt, viele positive Erfahrungen und eine beeindruckende Zeit auf Kreta.

    LG
    Peppie

  3. #3
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    Kalo taxidi!

    Und lass das mal mit dem Internet und Schreiben von unterwegs (auch wenn wir natürlich gerne mitlesen würden) und genieße einfach unmittelbar die Zeit vor Ort.
    Hinterher lassen wir uns aber dann schon gerne berichten wie es war.

  4. #4
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    Zitat Zitat von belgofritz Beitrag anzeigen
    One Way gebucht - kein richtiges Programm.
    Ta leme
    Belgofritz
    Kalimera Belgofritz, schönes Ding, lass dich einfach treiben.

    Falls ich auch im Oktober auf Kreta bin, und du mal wieder in einem Bett schlafen möchtest und eine Dusche....... biste bei mir herzlich willkommen.

    Deine gemachten Erfahrungen und Erlebnisse würden mich natürlich interessieren.

    kalo taxidi, kv

  5. #5
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    Sehr schöne Idee, alles Gute auf Deiner Reise.
    Liebe Grüße
    Pezl

  6. #6
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    Wir hatten mal unser total verstaubtes - einst dunkelblaues Auto - mit AC-Kennzeichen auf dem Parkplatz am Anfang der Samaria-Schlucht geparkt für einige Stunden. Als wir zurückkamen war in den Staub gemalt "ein Öcher war hier"!!! Warst Du das vielleicht? Sicher nicht, aber die Aachener wissen eben, wo es schön ist!

    Schöne Erlebnisse auf Kreta wünscht Dir Krassi und ich freue mich auf Deine Berichte

  7. #7
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    Einfach treiben lassen - wunderbar! Du bist dann mal weg!

    Lass es Dir so richtig gut gehen und genieße das Leben.

    Mach Dir keinen Stress mit Reisebericht schreiben - wir zuhause gebliebenen schauen zwar jeden Tag nach, aber - alles gut

    Viel Spaß, Freude, Erholung von den nervigen Medien und, und .......

    Angelika

  8. #8
    Avatar von Inke
    Inke ist offline πάρτε με πάρτε με στην Κρήτη
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    Hallo Belgofriz,
    Ich wünsche Dir eine gute Zeit mit vielen wunderschönen Erlebnissen. Finde es toll, dass Du Deinen Traum lebst. Ich habe das auch mal gemacht. Damals habe ich auch noch in Aachen gelebt.
    Inke


    Lasst uns immer in den großen Traum des Lebens
    kleine bunte Träume weben

  9. #9
    Ramto58 Gast

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    Hallo K. van Aken,

    laß es dir gut gehen Alter und trink einen Ouzo auf mich. Ggf. auch zwei!

    Melde dich mal.

    Ramto
    (wir kennen uns )

  10. #10
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    Alter Ot(t)mar, freut mich....du bist aber auch saugut getarnt

  11. #11
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    auf der schönen ,, Alb ,,
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    Hab viel Freude und Fun auf deinem Abenteuer, wird schon alles gut sein!

    LG Hanni
    " Kretas " Geheimnis ist tief.
    Wer seinen Fuß auf diese Insel setzt, spürt eine seltsame Kraft in die Adern dringen und die Seelen weiten.
    Nikos Kazantakis

  12. #12
    Ramto58 Gast

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    Mein lieber Elvis Takley,
    bist du hier der Forumsclown? Glaub mir, hätte ich mich ernsthaft tarnen wollen, dann hätte ich das so getan, daß so ein lustiger Kerl wie du mich rund um diese Kugel nicht gefunden hättest. Aber ich gebe dir einen Tip, damit du mich leichter ausfindig machen kannst: Ich lebe in Deutschland. Selbst dort wird es wohl einige 1000 Otmar (noch ein Tip: nicht Ottmars) geben. καλή διασκέδαση!

  13. #13
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    Zitat Zitat von Ramto58 Beitrag anzeigen
    Mein lieber Elvis Takley,
    bist du hier der Forumsclown? Glaub mir, hätte ich mich ernsthaft tarnen wollen, dann hätte ich das so getan, daß so ein lustiger Kerl wie du mich rund um diese Kugel nicht gefunden hättest. Aber ich gebe dir einen Tip, damit du mich leichter ausfindig machen kannst: Ich lebe in Deutschland. Selbst dort wird es wohl einige 1000 Otmar (noch ein Tip: nicht Ottmars) geben. καλή διασκέδαση!
    Tja, mein lieber OT, der Ausserkretische, es gibt eben Ottmars wie es auch Tipps gibt. Aber es gibt definitiv nur einen Ramto58... und der ist ne echte Spasskanone.

  14. #14
    Ramto58 Gast

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    @Elvis Takley,

    o h n e W o r t e

  15. #15
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    löscht doch einfach mal die letzten einträge von mir und dem humorlosen Fritzen, dann können die anderen wieder über das eigentliche Thema diskutieren. Danke.

  16. #16
    bitacora Gast

    Standard

    Das hört sich verdammt gut an! Viel Spaß und viele schöne Erlebnisse und Begegnungen! Bin im Oktober auch vier Wochen dort, einfach traumhaft die Insel! Liebe Grüße unbekannterweise, Viola

  17. #17
    Ramto58 Gast

    Standard

    Hallo Elvis Takley,

    due sprichst von Humor. Der fängt bei mir da an, wo er bei dir schon aufhört. Also da, wo er richtig gut ist. Also nicht so naiv!

  18. #18
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    Es geht schon wieder los.
    Könnt ihr eure Privatdinge nicht per PN klären?

    PS: Doppelpostings sind besonders humorvoll!
    Gruß Michael

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    Αν σε κλωτσήσει ένας γάιδαρος, δεν έχει νόημα να τον κλωτσήσεις κι εσύ.

  19. #19
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    Nach den letzten postings glaube ich nicht, dass wir hier nochmal was von belgofritz hören werden.

    Das ist wirklich sehr schade, es hätte mich zumindest sehr interessiert, was er für Erfahrungen macht auf Kreta.

  20. #20
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    Zählst du mein Posting auch dazu?

    Naja, das glaub ich jetzt erst mal nicht, er ist ja schon 2 Wochen unterwegs und kommt erst im Oktober wieder.
    Gruß Michael

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  21. #21
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    Nein, Mino, dich zähle ich nicht dazu, wir sind einer Meinung wie sicher viele andere auch.

  22. #22
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    Also, Mino hat Recht. Bisschen Geduld meine Herren....

    Muss jetzt langsam mal das Ventil öffnen, um den gedanklichen Überdruck abzubauen. Befinde mich jetzt in Lentas und bekomme Lust aufs Schreiben.

    Erstmal Danke an alle für die guten Worte, den Zuspruch und die spontanen Einladungen.
    Der Aachener an der Samaria-Schlucht war ich übrigens nicht.

    Das Schreiben auf meinem widerb(p)orstigen Trekstor-Volkstablet ist übrigens wirklich eine Herausforderung und ich bitte Rechtschreib u. Formfehler zu ignorieren.

    Und noch etwas: Wem das, was ich so von mir gebe, nicht gefällt, bitte einfach nicht mehr lesen und nicht dissen. Möchte nicht in Diskussionszwang kommen oder mich möglicherweise sogar aufregen.

    Lentas am libyschen Meer, 04.09.2016

    Ankunft in Heraklion Teil 1

    Am Mittwoch 17.08. geht 2.40 Uhr die Tür hinter mir zu. 8 Minuten Fußweg zum Bahnhof.
    Sozusagen die Feuertaufe für meinen High Peak Zenit Ein-(Aus) steiger-Modell + Lowe Alpine Daypack. Alles sitzt.
    Mit dem Regio-Express nach Düsseldorf-Flughafen. Gebe aus dem Zug mit der Taschenlampe noch Zeichen an meine Lieben, die mir ebenfalls tapfer Leuchtzeichen geben vom unserem Balkon, an dem vorbei der Zug aus Aachen rausfährt. Gutes Gefühl.
    Fahre nachts durch nie gekannte Bahnhöfe in Richtung Niederrhein, komme über Mönchengladbach und lasse noch einen stillen Gruß an meine Borussia los. Am Flughafen Düsseldorf bin ich erstaunt, dass alles ziemlich übersichtlich ist. Hatten ihn vor Jahren mal in einer Umbauphase erlebt, nur unverständliches Geplärre aus Lautsprechern und ziemliches Chaos. Jetzt schön ruhig, abgetrennter Bereich für Eurowings, Gepäck kann ich schon aufgeben und sehe, dass unsere alte Personenwaage doch nicht so verkehrt geht: Rucksack knappe 11 kg, bis 23kg darf ich haben, pure Verschwendung und denke, dass ich dem nächsten ja jetzt eigentlich 12 kg schenken dürfen müßte.....
    Also zusammen mit meinem Daypack, was als Handgepäck mit in die Kabine kommt, ca. 5,5 kg (wovon der gute „Fohrer“, Reiseführer Michael Müller Verlag einen erheblichen Teil ausmacht), komme ich auf rund 17 kg, die ich mit mir rumschleppe. Wird sich noch zeigen, ob es auf längeren Wegen schwer wird, kann ich nicht beurteilen, war nicht beim Bund, bzw. eigentlich doch, hab da aber Zivildienst gemacht. Hab noch viel Zeit am Flughafen, trinke Kaffee, langweile mich bis zum Boarding und mein 67 € Flieger inkl. Plastik-Snack u. Platzreservierung auf meiner Glückszahl Nr. 7(d) am Mittelgang, wegen Bewegungsfreiheit, bringt mich sicher nach Heraklion.
    Hier die übliche Warterei am Gepäckband-der eigene Koffer ist gefühlt immer der letzte, aber er kommt. Sehe, dass die zugehörige Regenhülle mit Tragegriff, in die ich den Rucksack in Düsseldorf für den Transport noch eingepackt hatte, einen 10 cm Riss hat. Wohl irgendwo hängen geblieben. Gibt Schlimmeres, aber hoffentlich kein schlechtes Omen.
    In Heraklion empfängt mich die gewohnte Hitzewand am Ausgang, setze mich draußen erstmal auf eine Bank, rauche die längst überfällige Zigarette, nein zwei, verstaue die Regenhülle im dafür vorgesehenen Fach im RS und frage die uniformierte Griechin neben mir, die ebenfalls ein Zigarettenpäuschen macht, mutig in meinem Anfängergriechisch nach dem Bus Richtung Heraklion-Stadt. Sie gibt mir wohltuend freundlich in Hochgeschwindigkeits-Griechisch Auskunft und ich verstehe so gerade: Alle Busse fahren nach Heraklion Stadt. Ich bin endlich auf Kreta und mache mich erst mal backgepackt auf den Weg zu meinem geliebten Periptero ( Kiosk), wo die Preise für Getränke etc. entgegen sonstiger Flughafengepflogenheiten noch immer niedrig sind und man im Prinzip doch alle eigentlich lebenswichtigen Dinge bekommt.
    Es folgt die obligatorische Frage nach der filterlosen Zigarette „Santé“, (man achte auf den Namen!), die es wie erwartet nicht mehr gibt, wie auch sonst keine filterlosen Zigaretten mehr. Rauchkultur adé, auch in Griechenland. Ich kaufe 1 Packung Karelia-Filter, 1 Dose Bier (Mythos) ehrenhalber zur Begrüßung und 1 Cola für später. Wasser hab ich noch. Das kalte Bier gezischt (Jammas Kriti!) und auf zur Busstation gegenüber.
    Ein Bus fährt mir gerade vor der Nase weg, aber der nächste rückt schon nach. Ich steige sofort vorne ein und will beim Fahrer ein Ticket lösen. Kretische Busfahrer hätten aufgrund ihrer etwas düsteren äußeren Erscheinung, nicht zuletzt wegen der obligatorischen Sonnenbrille, durchaus gute Chancen beim Casting für Mafia-Filme. Der Pate gibt mir also mit unmissverständlicher Kopfbewegung, genervt von den dämlichen Touristen, zu verstehen, dass ich das Ticket draußen löse müsse. An dem Schalter frage ich den Mann nach dem Ticket, der in gleicher Manier wie der Busfahrer auf den Automaten nebenan verweist. Ich löse einfach irgendwas, 1,40 € wird schon reichen. Habe keine Lust mich mit dem bunten Tarifsystem und Liniengewirr auseinanderzusetzen, was bestimmt von der DB übernommen wurde, angepriesen als das Beste vom Besten.
    Ich hatte zwischendurch entschieden, erst mal ans Meer mehr zu fahren, möglichst auf kurzem Wege, da ich nach jetzt 2 Jahren doch unter einem erheblichen Meer-Schwimm-Entzug litt. Hierzu schien mir eine Bucht Nähe Agia Pelagia namens Ligaria geeignet. Bei meiner Wegeplanung war ich (nicht ganz unbewußt) etwas nachlässig gewesen, da ich der Auffassung war, dass alle Busse in Heraklion von der großen Busstation Chanioporta in alle Richtungen fahren würden. Deshalb fuhr ich nun dorthin. Mitten durch das geschäftige Heraklion über den schönen Kornarou-Platz und die Hauptverkehrsadern. Ich bin nach wie vor der Meinung, dass die Inselhauptstadt mehr zu bieten hat, als es auf den ersten Blick erscheint und ein sehr spannender Ort ist. Wohlgemerkt außer des archäologischen Museums und sonstiger touristischer Sehenswürdigkeiten. Meistens hört man von Urlaubern nur: Hässliche Stadt u.ä.. Aber es gibt sehr schöne Ecken hier, viele versteckte, romantische Tavernen in uralten Gebäuden, gemütliche Kafenions, eine schöne Altstadt und ein weitgehend unverfälschtes, städtisches Leben, was es zu entdecken gilt. Würde auch gerne mal 2-3 Nächte hier verbringen, aber jetzt möchte ich erstmal raus aus dem Gewühl.
    Endstation Chanioporta. Mit Sack und Pack in die Busstation mit dem üblichen, angeschlossenen Kafenion, ran an den Schalter. Habe mir fest vorgenommen, mein Volkshochschul-Griechisch endlich zu praktizieren und zu verbessern und frage nach dem Bus nach Agia Pelagia, scheißegal ob die direkt mit Englisch loslegen, weil sie denken, dass da schon wieder so ein bescheuerter Tourist meint, er müsse sein Rudimentär-Griechisch anbringen. Verstehe das aber vollkommen, weil es an diesen Stellen immer schnell gehen muss, es warten schließlich noch andere Leute in der Schlange, und die Schalterbeamten sind nunmal nicht dazu da, Sprachkurse zu veranstalten. Erst kriege ich auf griechisch die Antwort, dass von hier kein Bus nach Agia Pelagia ginge, sondern nur von der Busstation B am Hafen (Limenos). Leicht geschockt geht’s jetzt auf Englisch weiter und ich beschließe kurzerhand, doch direkt in die Berge ins berühmt, berüchtigte Anogia zu fahren und später an die Nordküste, wo ich noch nie war. Ticket gelöst, 4,10 €, Abfahrt um 14.30 Uhr. Ich setze mich auf die Warteterrasse des Kafenions und habe noch viel Zeit bis der Bus kommt. Diese griechischen Multifunktions-Busstationen haben mich schon immer fasziniert.
    Mir kommt der Gedanke, dass eine Fotoreihe nur mit kretischen Busstations-Kafenions nicht schlecht wäre. Lasse aber das Fotografieren und behalte es lieber im Kopf.
    Es folgt Teil 2 der Ankunft in Heraklion, denn die dauert doch etwas länger als gedacht...
    Geändert von belgofritz (1.March.2018 um 14:16 Uhr)

  23. #23
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    Hi, Öcher!

    Da bin ich aber froh, dass ich mich geirrt habe und Du so viel geschrieben hast, klasse, das war meine Bettlektüre.

    Gute Weiterreise wünscht Krassi

  24. #24
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    Vielen Dank Belgofritz, dass wir teilnehmen dürfen.
    Gut geschrieben, weiter so. Ich freue mich auf mehr!
    Kalo taxidi
    LG Giorgos
    Όποιος ταξιδέψει νωρίς στην Κρήτη, δεν θα δει πολλά άλλα από τον κόσμο
    Τῷ γὰρ καλῶς πράσσοντι πᾶσα γῆ πατρίς.

  25. #25
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    Schliesse mich an!
    Scheint ein etwas "anderer" Reisebericht zu werden als üblich.
    Freu mich auf das Weitere!

    In Jülich ist übrigens wieder schönes Wetter...
    Gruß Michael

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  26. #26
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    Hallo Belgofritz,

    so machen Reiseberichte Spaß, würde mich über eine Fortsetzung freuen.
    Einen schönen Aufenthalt mit vielen neuen Erfahrungen.

    Grüße
    Gerd

  27. #27
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    @belgofritz, auch ich freue mich schon auf die Fortsetzung.
    Liebe Grüße
    Pezl

  28. #28
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    Ich bin auch auf die Fortsetzung gespannt. Mir gefällt Deine " Schreibe"

    Und: ich finde auch, dass Heraklion unterschätzt wird, man muss sich einfach nur treiben lassen

  29. #29
    Frank Gast

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    Hallo Belgofritz,

    vielleicht könntest Du den einen oder anderen Absatz in Deinen Bericht einbauen. Liest sich einfach leichter.
    Ansonsten top. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung.

    Gruß,
    Frank

  30. #30
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    Sehr unterhaltsam zu lesen, Belgofritz!

    Danke, dass du uns mitnimmst!

    Ftou, ftou, ftou.

  31. #31
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    Vielen Dank für Eure Beiträge. Richtig warmgelaufen bin ich noch nicht beim Schreiben-hoffe es wird besser

    Ankunft in Heraklion Teil 2

    Ich warte also (oberflächen)-entspannt auf den Bus. Bisher ist doch alles bestens gelaufen, bis auf den kleinen Faux-Pas mit der Busstation. Der größere folgt allerdings sogleich. Habe die Zeitverschiebung von 1 Stunde total vergessen und richte mich schon die ganze Zeit nach meiner Tchibo-Funkarmbanduhr, die zwar die Sommerzeit automatisch berücksichtigt, aber natürlich nicht die OEZ (osteuropäische Zeit). Schaue auf die Uhr-bald 14.30 - der Bus, der da steht, müßte eigentlich der nach Anogia sein. Keine Lautsprecherdurchsage-also frage ich die Frau am Nebentisch, ob dieser Bus nach Anogia ginge: Ochi, Mires! Genau in diesem Moment fällt mir die Zeitverschiebung ein. *******!!
    Ich merke, dass die Frau den dämlichsten aller möglichen Gesichtsausdrücke in mir erkennt, nämlich den bei der „Ejaculatio Präcox“ (von Tom Robbins, nicht von mir).
    Bei den durchaus lauten Durchsagen hatte ich von Anogia nichts mitbekommen, weiß auch nicht, ob es überhaupt angekündigt wurde. Keine Frage, selber schuld.
    Ich geh zum Schalter, erfahre ordnungsgemäß, dass der Bus längst weg ist und schalte wieder um auf Agia Pelagia, 17.30 ab Busstation-Hafen. Frage irgendeinen Deputy, wie weit es zufuß zum Hafen ist: Halbe Stunde.
    Jetzt heißt es positiv denken. Wozu bin ich denn mim Rucksack unterwegs. Wenn ich, wie früher schon einige Male, nur mit Reisetasche unterwegs wäre, würde ich mir jetzt das Kreuz schief laufen und bräuchte alleine deswegen schon eine Woche Rekonvaleszens am Meer. Die erste Bewährungsprobe für meinen Zenit, den ich für diesen Gewalt-Marsch auch ordnungsgemäß aufsetze und mit Bauch-u. Brustschnalle ordentlich festzurre. Daypack über die linke Schulter. Geht doch! Ich kombiniere scharf, dass die Busstation Hafen am Meer liegt und gehe der Nase nach in diese Richtung, vorbei an der alten Festungsmauer durch 2 Gassen hindurch zum Wasser. Mein Orientierungssinn ist nicht der schlechteste, und ich erinnere mich an frühere Ankünfte Heraklion. Auf halber Strecke an der Kaimauer entlang merke ich, dass mir die Beine doch schwer werden und sich Müdigkeit bemerkbar macht. Das erst Mal melden sich die Dämonen mit der Frage, ob ich nicht vielleicht einfach doch nur total bescheuert bin. Sie verschwinden glücklicherweise schnell wieder.

    An der großen Busstation frage ich die mehr oder weniger freundliche Schalterfrau, ob ich mit dem ursprünglich gelösten Ticket nach Anogia auch nach Agia Pelagia fahren könnte.
    Es folgt ein kleiner Verwaltungsakt in Form eines Handzeichens auf meinem Ticket. Ola Kala!
    Besorge mir an der Bude ein Spanakópita und einen Nesscafe schwarz mit Zucker, der mir nirgendwo so gut schmeckt wie in Griechenland. Setze mich auf die Holzbänke vor der Station und nehme mir fest vor, diesen Bus nicht zu verpassen. Es geht auf 17.30 zu, rechne immer eine Stunde drauf beim Blick auf die Uhr, denn zum Umstellen dieses Hightec-Geräts brauche ich absolute Ruhe und Konzentration. Krieg ich jetzt nicht geregelt. Ich bewege mich langsam zum Abfahrtsbereich der Busse hinter der Station auf Bus 51 zu. Es stehen 5 Busse mit laufendem Motor da, wahrscheinlich um die Klimaanlagen am Laufen zu halten, und die abgasschwangere, heiße Luft sorgt dafür, dass die vielen wartenden Fahrgäste schön ruhig bleiben und keinen Ärger machen, da sie kurz davor sind, zu kollabieren. Gehört einfach dazu.
    Am Bus Nr. 51 nach AP hat sich bereits eine kleinere Menschentraube gebildet und ich stelle mich möglichst nah am Einstieg hin, um bloß nicht die Arschkarte zu ziehen. Innerhalb von 5 Minuten wächst die Zahl der Wartenden auf bestimmt 50 an, was die Ktel-Offiziellen dazu veranlasst, einen Extra-Bus einzusetzen, der direkt nach Rethimnon fährt. Also wird dies von einer Art Managerin mehrmals lauthals auf Griechisch u. Englisch verkündet, und ich merke, dass so gut wie keiner versteht, was geht. Wegen Prä-Kollaps.

    Der Eincheck am Bus beginnt. Die blonde Offizielle fragt jeden potentiellen Fahrgast vor dem Einstieg nach seinem Ziel, und ich höre irgendwelche komischen Hotelnamen. Ich bin dran: „You Athina Palace“? Ich der Esel: Äh, nee, eh, ochi. Sie: Which Hotel?? Ich: I have no hotel, psachno domatio (suche Zimmer) Sie: What?? Where you want to go? Ich: Sto Ligaría, Sie: What? Die Dame ist mit meinem exotischen Sonderwunsch offensichtlich mächtig überfordert. Es gibt anscheinend auch nicht mehr soviel Reisende, die nicht genau wissen, was sie wollen
    Ein Offizieller, der hinter ihr steht und sich später als der Busfahrer entpuppt, fängt zu meiner Freude an, schelmisch zu griemeln. Er übernimmt zur Entlastung der Frau und gibt mir auf Griechsch zu Verstehen, dass er mich oberhalb von Ligaría rauslassen würde, ich müßte dann halt noch ca. 10 – 15 Minuten zufuß gehen. Ich: Perfekt! Er: Put your bagas!
    Mein erster Freund und Held auf Kreta!
    Die Gepäckklappe außen ist offen, ich verstaue den Zenit und steige ohne weitere Fragen ein. Der Bus wird rappelvoll und ich erinnere mich an die alten Klapperkisten, die es früher gab, mit einem Klima ähnlich wie beim alten T2 oder Käfer mit Luftwärmetauscher, wenn der Auspuff kaputt war.
    Dieser hier ist schon ziemlich komfortabel und klimatisiert. Setze mich auf einen Zweiersitz ans Fenster. Ein junges Paar kommt und der Mann vor mir gibt den beiden zu Verstehen, dass er sich gerne neben mich setzen könne, damit die beiden zusammen sitzen könnten. Iss ja nett. Nachdem der Bus gestartet ist, startet der Mensch aus Lille in Frankreich sofort eine massive Kommunikationsoffensive. Ich höre, dass er Franzose ist, und sage ihm fatalerweise auch noch, dass er ruhig Französisch sprechen könne(denn wenn Franzosen Englisch sprechen, krieg ich Ohrenschmerzen). Das freut ihn um so mehr und ich erfahre u.a., dass er mit seiner Frau und Kind, die schräg gegenüber sitzen, 1 Woche pauschal im Athina Palace gebucht hat. Grundsätzlich bin ich ja eher ein kommunikativer Mensch, aber der arme Kerl hat einen wirklich harten und kaum auszuhaltenden Mundgeruch. Ich sage ihm freundlich, dass ich höllisch aufpassen müsse, wo ich auszusteigen hätte u. aus diesem Grund aus dem Fenster schauen müsse. Er labert mich weiter ununterbrochen zu.
    Zwischendurch bemüht er sich wiederholt um die Bestätigung seiner Frau, die, augenscheinlich von ihrem eigenen Mann genervt, nur die Augen verdreht. Und ich denke : Wie kann man nur so wenig merken.
    Nach ca. 15-20 Minuten höre ich aus dem tiefergelegten Führerhaus, indem man von hinten keinen Fahrer erkennen kann, laut den Ruf: Ligaría. Erleichtert rufe ich laut zurück: Améssos! Verabschiede mich kurz von dem Franzmann und steige als Einziger aus. Mein Freund macht die Außenklappe auf und gibt mir mein Bagas. Efcharistó para poli!

    Nächster Teil Ligaría folgt bald

  32. #32
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    Hey Ötzi,
    freut mich, dass du dabei bis und danke für die Wünsche. Hier trinkt man Raki(Tresterschnaps wie Grappa) und ich hab schon ein paar auf dich getrunken.
    Man sieht sich hoffentlich bald nochmal!
    Maach et juut
    KvA

  33. #33
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    Hallo Belgofritz, Deine Erlebnisse habe ich mit Vergnügen gelesen und bin gespannt auf weitere Bus - und andere Erlebnisse in Ligaria und anderswo .
    Kann Deine anfängliche Verwirrung gut nachvollziehen, da ich im Juni auch das erste Mal nur Bus gefahren bin auf Kreta anstatt mit dem Mietwagen

    Gruss Sabine
    Η Κρήτη βρίσκεται στην καρδιά μου

  34. #34
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    Toller Bericht - man spürt Kreta pur! Freue mich auf Fortsetzung - danke!
    lG
    Steffy

  35. #35
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    Ligaría

    Nach überstandener Schreibflaute wieder geschrieben in Lentas

    Die hoffentlich letzte Etappe nach meiner Ankunft am 17.08.16 in Heraklion. Die Serpentine runter nach Ligaría. Der Ort sieht aus der Ferne schonmal nicht schlecht aus, so wie er von Felsen eingerahmt in der Bucht liegt. Und das Meer ist so blau wie es bitte auch sein soll. Den Rucksack wieder ordentlich aufgesetzt und Abmarsch zur Zimmersuche. Komme an einer kleineren Apartmentanlage vorbei, die mir irgendwie zu schick aussieht und nach ca. 20 Minuten sehe ich links am Ortseingang „Apartments Maria“, mit überdachter, schön grün bewachsener Terrasse, etwas höher gelegen und daher von der Straße aus schwer einsehbar. Könnte schon was sein. Ich gehe erstmal weiter, da ich grundsätzlich, wenn ich irgendwo ankomme, nie das Erstbeste nehme und immer das starke Bedürfnis habe, zunächst mal die Gesamtlage zu checken, bzgl. Angebot, Preis und v.a. Lage im Ort.
    Kehre aber dennoch um, um bei Maria mal anzufragen, ob sie überhaupt ein Zimmer frei hat. Komme an dem zweiflügligen Tor an und zwei kläffende Hunde laufen mir sofort entgegen. Vor lauter Müdigkeit völlig angstfrei, gehe ich einfach rein und halte den beiden Nervensägen meinen rechten Handrücken hin, in dem Selbstverständnis, dass die viel gerühmte kretische Gastfreundschaft auch für Hunde gilt. Klappt auch, und die beiden ziehen sich zurück. In diesem Moment kommt auch Maria auf mich zu, Kreterin mittleren Alters, und fragt mich, was ich wünsche. Jetzt versuche ich ihr auf Griechisch meine Geschichte vom armen Wandergesellen zu erzählen, der ganz Kreta auf Schusters Rappen bereist und eine günstige Bleibe braucht, für 2-3 Nächte. Sie zeigt mir ein Zimmer, was tatsächlich heute frei geworden ist, sie muss nur noch sauber machen und Betten beziehen. Es ist sogar ein 2-Zimmer-Apartment, Schlafzimmer mit 2 Einzelbetten, geräumige Küche, Duschbad, kleiner Balkon nach vorne zum großen Garten hin, in dem eine Horde Kinder mit den Hunden spielt. Alles nicht schlecht und alles was man braucht, so wie ich es von Kreta kenne, aber wo ist der Meerblick? Die obligatorische Preisfrage folgt: 30 € die Nacht, mir ist klar, je kürzer die Mietzeit, desto schwieriger die Verhandlungen. Aber ohne Verhandeln hab ich auf Kreta noch nie ein Zimmer gemietet, das muss einfach sein. Wir einigen uns auf 80 € für 3 Nächte. Immerhin ein kleiner Erfolg.
    30 € war o.k., aber Handeln muss sein, sonst fühlt sich der Kreter möglicherweise noch beleidigt.
    Dennoch bin ich unschlüssig und glücklicherweise kommt von ihr das Angebot, dass ich mich ja weiter umschauen könne, und wenn ich nichts besseres finden würde, zurückkommen könne. Ich nehme das Angebot an, in der Gewissheit, dass ich schon mein Zimmer mit Meerblick finden werde. Nebenbei bemerkt war die Konversation mit der guten Frau äußerst holprig, da mir wegen meiner Müdigkeit kaum noch ein griechisches Wort einfiel und ihr Englisch auch nicht vom besten war.
    Schon auf meinem weiteren Weg, die Straße runter, 150 m zum Strand, kommen mir wieder Zweifel an meiner Zurechnungsfähigkeit, warum nehme ich nicht einfach dieses Zimmer für die beschissenen 3 Nächte und gut iss? Nehme aber gleichzeitig mit Freude zur Kenntnis, dass ich mich nur mit mir selber streiten muss, denn mit einer Partnerin oder sonstigen Begleitung wäre der erste Urlaubsstreit schon perfekt, und dieser kann unter dem Einfluss von Ermüdung schon ganz schön heftig ausfallen. Und das nicht erst jetzt, sondern wahrscheinlich schon in Heraklion bei der ersten Busstation. Also weiter mit mir selbst und die letzten Kräfte gesammelt nach gefühlten 100 Stunden ohne Schlaf und 100 Grad Celsius in den Socken.
    Ich stecke erst einmal die geografischen Eckpunkte von Ligaría ab, laufe die Strandpromenade einmal ganz bis zum Ende, kriege schonmal ein Gefühl für die Größe des Orts, Anzahl und Art der Tavernen, sehe, dass es genau einen Mini-Market gibt, der Strand nicht schlecht ist, mit Sonnenschirmen und Liegen ausgestattet, was ich gewöhnlich eher als Negativmerkmal sehe, mir aber für die nächsten 2 Tage ganz gelegen kommt.
    Ich stelle aber auch fest, dass Ligaría mitnichten ein Ort für Rucksacktouristen ist. Im Ort, der eine Ansammlung relativ unschöner und planlos hingebauter, stilloser Häuser in Hanglage ist, sehe ich gerade mal eine Pension (Ligaría Studios). Einige Sträßchen rauf und wieder runter spreche ich das ältere Paar auf der Veranda an und kriege nur die erschreckende Auskunft: „We are full!“
    (Ich war mir sicher, dass es zu dieser Tageszeit bei diesen Leuten nicht am Raki lag).
    Ich solle es doch in Agia Pelagía versuchen. In Ligaría gäbe es nicht so viele Zimmer. Nach AP wäre es ca. 30 Minuten zufuss.
    Ich habe das komische Gefühl, dass der Alte schlicht keine Lust hat, für 3 Nächte an einen Backpacker zu vermieten. Und einen Tipp, z.B. Maria Ap., gibt er mir auch nicht, wahrscheinlich aus Konkurenzdenken, wie sich später noch rausstellen wird.
    Ich bedanke mich trotzdem freundlich und mache mich wieder auf den Weg zum westlichen Dorfende, wo ein steiler Weg über die Felsen nach AP hinaufführt. Nach ca. 150 m merke ich, dass ich wahrscheinlich nur noch auf allen Vieren in AP ankommen werde, wenn überhaupt, und fasse den längst überfälligen Entschluss, zu Maria zurückzukehren und das angebotene Zimmer zu mieten. Als reuiger Hund werde ich von meinen Artgenossen diesmal schon etwas weniger heftig empfangen. Maria steht zu Ihrem Angebot und macht in einem Schnelldurchgang das Zimmer bezugsfertig, während ich auf dem Balkon sitzend warte. Eine unterwegs gekaufte, warme Dose Bier (Alfa) habe ich vorher schonmal schnell ins Kühlfach gelegt. Maria gibt mir zur Begrüßung eine viertel Karpusi (Wassermelone), die von den Vormietern übrig geblieben ist. Frisch, süß, saftig, lecker: Wieder ein Beweis, dass ich auf Kreta angekomen bin.
    Ich bezahle sofort, damit das schonmal erledigt ist, und nehme die ersehnte Dusche im typisch kretischen Duschbad, wo man das Gefühl hat, dass WC, Waschbecken und Dusche eine untrennbare Einheit bilden, und ein deutscher Sanitärfachmann nach Betrachtung der technischen Ausführung den Rest des Urlaubs nur noch kopfschüttelnd durch die Gegend laufen würde.
    Ich kenne es von hier nicht anders und es muss so sein. Frisch geduscht fühle ich mich schon wieder besser, zieh mir was frisches an, checke kurz das Wichtigste und gehe noch zum Essen an die Strandpromenade. Entsprechende Taverne "Anatoli" hatte ich mir schon auf meiner Entdeckungstour ausgeguckt. Ich bevorzuge grundsätzlich die schlicht und einfach eingerichteten Tavernen, bei denen meist die weiß-blauen, typischen Holzstühle dominieren, und die weitgehend traditionell erscheinen. Mit "in die Töpfe gucken" ist hier zwar nicht, dafür frage ich nach frisch Gekochtem von heute und bekomme ein ausgezeichnetes "Tsigariastó"(Lammfleischgericht) mit patátes tiganités, den leckeren Fritten auf griechische Art, die ich als Halbbelgier und inoffiziell vereidigter Frittentester, trotz aller Verstöße gegen die technischen Regeln des Frittenmachens, einfach nur lecker finde. Liegt aber auch an den verdammt leckeren Kartoffeln hier (wohl wegen der Sonne). Halber Liter Weisswein dazu, wie immer Brot, Nachtisch, Karäfchen Raki .....rundum satt für wenig Geld. Nette Bedienung und Wlan-Zugang inbegriffen. Anatoli ist jetzt für die nächsten Tage meine Stammkneipe in Lagaría.
    Geändert von belgofritz (4.February.2017 um 14:00 Uhr)

  36. #36
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    Hallo Belgofritz, wunderbar, habe immer wieder gelacht ob Deiner Beschreibungen.
    Wie gut, das manche Dinge sich nicht immer ändern müssen. Bitte weiterschreiben:-))
    Grüße Insel

  37. #37
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    Zitat Zitat von belgofritz Beitrag anzeigen
    Die obligatorische Preisfrage folgt: 30 € die Nacht, mir ist klar, je kürzer die Mietzeit, desto schwieriger die Verhandlungen. Aber ohne Verhandeln hab ich auf Kreta noch nie ein Zimmer gemietet, das muss einfach sein.
    30 € war o.k., aber Handeln muss sein, sonst fühlt sich der Kreter möglicherweise noch beleidigt.
    Kalimera belgofritz, das kenne ich, mache ich auch immer so.

    Kannst gerne noch ein wenig Ligaria beschreiben, da war ich noch nicht.

    vg, kv

  38. #38
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    Schade, da hätte ich gerne mehr gelesen von belgofritz!

  39. #39
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    Ankommen ist immer schwer. Wenn man allerdings schon etliche Male nach anstrengender Reise irgendwo gelandet ist, weiß man, dass die Welt am nächsten Tag schon wieder in Ordnung ist. Und so ist es auch diesmal wieder. Ausgeschlafen will ich am nächsten Morgen erstmal gut frühstücken gehen, die nötigtsen Sachen im Mini-Market kaufen und dann ist Relaxen am Strand angesagt. Gehe also runter zum Ort und schaue, ob irgendwo Breakfast angeboten wird, so wie ich es von der Südküste kenne. Aber Fehlanzeige. Bei Anatoli bestelle ich meinen Neßcafé und frage nach Frühstück: I am sorry, we don‘t make Breakfast. Ich hatte mich so richtig auf Spiegelei mit Speck (Avgá tiganitá me bacon oder auch avgá mátia..) gefreut. Zu meinem Erstaunen bringt mir eine junge Bedienung ca. 10 Minuten später plötzlich 2 ordentliche Toast mit Käse und Schinken. Wenn man mit garnichts rechnet, ist das dann natürlich um so besser. War wohl ein Missverständnis. Da auch noch gute Musik läuft, bleibe ich eine gute Stunde sitzen, schaue aufs blaue Meer und denke, dass ich es gut angetroffen habe. Als ich bezahlen möchte, sagt mir der junge Mann auch noch, dass das Toast auf ihn ginge, und ich nur den Neßcafe zu zahlen hätte.
    Efkaristó pára polí !
    Gehe danach ins Geschäft nebenan und kaufe Brot, Käse, Wasser, eine Dose Neßcafé-Classic und ein paar Zuckertütchen. Mein Griechisch läßt an diesem Morgen mangels Hirntraining wieder zu wünschen übrig, und ich sage dem Mann an der Kasse einige grammatikalisch voll verunglückte Sachen. Er verbessert mich nicht, aber ich sehe ihm an, dass er an diesem Morgen einfach keinen Bock auf griechisch stammelnde Touristen hat. Ich lass mir aber die Laune nicht verderben, blende das aus und gehe zurück auf mein Zimmer.
    Geändert von belgofritz (12.November.2016 um 12:19 Uhr)

  40. #40
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    Liebe Leute, bin wieder zurück in "Good Old Ooche" und versuche meinen Reisebericht rückblickend weiterzuschreiben. Hatte unterwegs endgültig beschlossen, das Schreiben auf meinem Tablet einzustellen, da es mir einfach zu anstrengend war, und die Kreativität auf der Strecke blieb.
    Mein letzter Beitrag oben sollte so eigentlich auch nicht erscheinen. Ich hatte noch Einiges geändert und noch mehr geschrieben, aber es wurde nicht gespeichert und die Hälfte ist weg...
    Hoffe, ich lerne es noch, damit umzugehen...
    Also wer Lust hat...

    Es geht bald weiter am 2. Tag in Ligaría

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