Wir hatten Rumänien, Italien, die Niederlande, Spanien, die Dominikanische Republik, Ghana, Tunesien ...
Nur, nach dem letzten Flug um die halbe Welt (mit den entsprechenden Nebenwirkungen) ging's auf die Suche nach einem neuen Urlaubsort. Meine Frau wollte schon immer mal nach Griechenland, daher Flugs im Sommer 2006 das Internet durchwühlt und fündig geworden, ein pauschales "Hotel" in Matala für den Herbst gebucht.
Ein paar Wochen später hatten wir Besuch von meinem Cousin, zu dem der Kontakt seit Jahren mehr oder weniger abgerissen war und ... Überraschung ... Matala ... "Ja, da war ich in den Siebzigern, drei Sommer lang lebte ich dort in den Höhlen" ... Zufall? Nun muß gesagt werden, dass die Hippiezeit an mir auch nicht spurlos vorrübergegangen ist, obwohl ich aufgrund meines Baujahrs (1955) nur noch die Nachbeben des Summer of Love mitbekommen habe. Aber gespannt auf den Ort war ich nun um so mehr.
Im September war's dann soweit, nach einstündiger Verspätung abends in Heraklion gelandet, ziemlich ratlos zwischen den Gepäckbändern hin und her gelaufen und auf unsere Koffer gewartet, dann rein in den Bus zwecks Transfer zum Ziel. Die Hinfahrt verlief schnell, ehrlich gesagt wurde uns teilweise Angst und Bange ob der Geschwindigkeit mit der der Busfahrer durchs Gebirge heizte. Aber schließlich war's soweit, wir wurden in Matala entladen. Nachdem sich die Desorientierung in Orientierung verwandelt hatte, erreichten wir unser "Hotel" in der Pensionsgasse - alles stockfinster - ein einsamer Schlüssel sowie ein Zettel mit unserem Namen und der Zimmernummer lag an der Rezeption. Flugs die Koffer auf's Zimmer gebracht und auf ins Epizentrum, denn der Magen verlangte sein Recht.
Dann geschah etwas, was uns so noch in keinem unserer bisherigen Urlaubsziele passiert ist, wir fühlten uns sofort Zuhause. Etliche werden das Gefühl kennen, wenn man im Urlaubsort ankommt und sich erstmal einleben muss, doch für uns gab's nur ein wohliges Gefühl des Geborgenseins.
Dieses Gefühl wurde nach fünf Minuten noch verstärkt. Da es mittlerweile schon recht spät war (ca. 23:Uhr), etliche Läden bereits verriegelt und verrammelt, sah es für uns in Hinsicht auf ein gepflegtes Abendmahl auf den ersten Blick recht duster aus. Aber es erhellte sich, auf die Nachfrage bei der Taverna Antonis, ob wir ... bekamen wir von Anna die Antwort "selbstverständlich", kurze Zeit später unseren ersten Raki und nach einer kleinen Wartezeit unser Essen. Dieses konnten wir dann, obwohl die Stunde schon reichlich fortgeschritten war, in Ruhe geniessen und mit einer weiteren Karaffe Raki beschliessen.
Die weiteren Tage verliefen bis auf die Party recht unspektakulär . Wir besuchten die alte Hippiehöhle meines Cousins. Sorry - bis heute hat sie leider keine Hausnummer, sie befindet sich auf jeden Fall auf der Hochebene zwischen Matala und der Red Beach, vorne an den Klippen linke Seite. Zwischendurch ging's dann mal für einige Tage mit einem Mietwagen nach links bis Lentas und rechts bis Agia Galini, ein paar mal nach Pitsidia aber ansonsten reichte uns Matala vollkommen. Morgens im Kafenion sitzen und lesen, Leute begucken und das Leben geniessen, das hat schon was.
Ein kleiner Tipp für alle Späthippies (oder die, die es vielleicht noch werden wollen): Nehmt euch einen MP3-Player mit, packt Echoes von Pink Floyd drauf und setzt euch abends damit beim Sonnenuntergang an den Strand, der innere Seismograf wird wesentlich empfindlicher und die Nachbeben der Hippieära kommen wieder hoch - garantiert.
Was soll ich sagen, kaum waren wir wieder in deutschen Landen, war klar, wir müssen zurück nach Matala, aber im Frühjahr? Der europäische Frühling ist ja nun mal eine wettertechnische Wundertüte, man weiß nie was man bekommt. Wir haben's trotzdem getan, diesmal aber unpauschal, d.h. Flug, Pension und Taxitransfer per I-net separat zusammen geklaubt (kostet im Großen und Ganzen übrigens das Gleiche).
Dann im April - Flug o.k. - Taxitransfer in jedem Fall ruhiger - Ankunft in der Pension "Matala View" wieder im Dunkeln ... Alles andere hatten wir schon, nur die Begrüßung durch Anna und Alexis in der Taverna Antonis verlief freudiger - man kannte uns, wir kannten sie. Diese freudige Begrüßung war übrigens nicht die einzige, im Laufe der nächsten Tage trafen wir noch etliche "alte" Bekannte.
Dann kam der Morgen und das erste Frühstück in der Pension! Das war schon ein Unterschied zu dem pauschalen Frühstück, das wir im Herbst "geniessen" durften. In unserem Beisein wurde von Manolis echter griechischer Kaffee gekocht (nicht der Neskaffee der hier und da kredenzt wird). Orangen frisch ausgepresst und ein Omelette nach Wahl gebacken. Abgerundet wurde dieses Mahl durch Wurst, Käse, Marmelade ... Mit anderen Worten ein perfektes Frühstück für einen perfekten Tag. Alles weitere fand erstmal im Kafenion statt (ja, auch dort wurden wir wiedererkannt) ...
Um nicht allzu weit auszuschweifen, hier nur noch zwei von etlichen Erlebnissen die wir im Frühjahr hatten:
Auf der ersten Mietwagenfahrt ging's in ein Kloster (an der Hauptstraße zwischen Faistos und Mires ), als wir dort so rumschlenderten wurden wir von einer Griechin mit "Kaffee", "Kaffee" angesprochen. Erst lehnten wir ab, denn zuerst war uns nicht danach. Aber beim zweiten mal ließen wir uns doch "erweichen" und folgten ihr. Wir bekamen Kaffee und Osterküchlein kredenzt, saßen einige Zeit, aßen (lecker), tranken (auch lecker) und wollten schließlich bezahlen. Das stieß auf einiges Unverständnis, wurde dankend abgelehnt und mit weiteren Osterküchlein bedacht, die uns als Wegzehrung eingepackt wurden.
Dann eines Nachmittags in Pitsidia, leider kenne ich den Namen des Kafenions? nicht, es ist auf jeden Fall am "Marktplatz", das in dem man etwas erhöht auf einer kleinen Terrasse unter den Rundbögen sitzen kann (siehe Bild im Anhang). Wir hatten Kaffee, wir hatten Mythos, nur einen 50 Euro Schein und der Wirt (der alte) kein Wechselgeld: "Zahlst du Morgen". Er kannte uns nicht, er wußte nicht, daß wir in Matala (also quasi um die Ecke) wohnten, trotzdem gewährte er uns Kredit! Wir kamen wieder (zum bezahlen) und werden auf jeden Fall wieder kommen (im Herbst). Da ich bei einem weiteren Besuch im innern eine Boutsouki und eine Laute entdeckte, diese mal ausprobieren durfte (der Sohn scheint Musiker zu sein, ich bin Gitarrist) werde ich seiner Aufforderung nachkommen und im Herbst meine Gitarre mitnehmen. Bleibt zu hoffen, dass ich mich nicht zu sehr blamiere, denn die griechische Musik, die dort im Hintergrund von einer CD zu hören war ... 1A.
Das soll's für's Erste gewesen sein, es gab noch etliche Erlebnisse, neue Bekanntschaften (inkl. Einladung zum privaten griechischen Essen) und im Herbst geht's weiter (eine Einladung zu einer Taufe ist bereits ausgesprochen worden). Schaun' , 'mer 'mal.
Gruß Volker
P.S. bevor es untergeht: "Unser" Restaurant ist die Taverna Antonis (siehe Bild im Anhang), auf der linken Seite bevor sich Matala's Broadway teilt. Wenn ihr nicht unbedingt beim Essen auf das Meer blicken müsst - fällt unter Umständen denjenigen leicht, die den ganzen Tag am Strand waren - schaut mal rein. Anna war zwanzig Jahre in Lübeck spricht daher sehr gut Deutsch (evtl. für Griechisch und Englisch Abstinenzler ideal), Alexis ihr Ehemann ist ein genialer Koch. Mittlerweile haben wir die ganze Speisekarte rauf und runter gegessen - alles Klasse. Da die Taverne nicht direkt am Strand ist, sitzt man dort preislich in der zweiten Reihe, aber in der ersten Reihe in Bezug aufs Essen und um Leute zu begucken, denn wer durch Matala geht, kommt dort garantiert vorbei. Versucht's vielleicht zuerst mal mit dem Bifteki, meiner Meinung nach absolute Spitze, nach Meinung eines anderen Gastes (Rundreisender) das Beste auf Kreta.
Natürlich sind wir im September auch wieder im "Matala View", da wir beim letzten Mal schon fast Familienanschluß hatten und uns dort sehr wohl gefühlt haben. Wir zählen uns allerdings auch nicht zu den 5 Sterne Kingsize-Betten-Touristen.
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Zu den Bildern (von links nach rechts):
Kafenion - Pitsidia, Taverna Antonis - Matala, Matala Sunset, Hochebene zwischen Matala und Red Beach (links liegt die Höhle), Red Beach, Matala Beach, Faistos, Blick auf Kali Limenes, Lentas, Komos Beach, Matala Sunset, Pitsidia, Blick auf Komos Beach beim privaten Essen und weil's so schön ist wieder ein Matala Sunset, Matala Broadway, Matala am Abend im September - wie man sieht nicht überlaufen.