Hallo Freunde der Insel
Meine folgende Erzählung ist kein Urlaubsbericht. Aber in einem Jahr Kretaaufenthalt erlebt man natürlich so Einiges.
Im Herbst 1979 war ich im 3. Lehrjahr als Kirchenmaler in einem Museum als Azubi. Zu der Zeit hatten wir gerade eine Praktikantin, die uns von ihren Kretaerlebnissen vorschwärmte und wie einfach es gewesen war, dort mit Arbeit als Erntehelferin ihr Urlaubsbudget aufzubessern.
Nur kurz: Ich hatte zu der Zeit massive Depressionen wegen Alkohol und Drogen, welche ich durch Antidepressiva und eben den vorher genannten zu bekämpfen versuchte. Kurz nach Sylvester hatte ich einen fast tödlichen Cocktail intus. Nach 2 Tagen Koma stand für mich fest, um den Teufelskreis zu entkommen, mußte ich Alles hinter mir zurücklassen.
Ohne groß zu überlegen packte ich den Schlafsack und ein paar Sachen, ging auf die Bank, hob meine ersparten 800 Mark ab und trampte in Erinnerung unserer Praktikantin Richtung Kreta. In München hielt dann ein mit 2 Persern (Iranern) besetzter Mercedes an. Meine Freude war riesig, als sie mir eröffneten, daß sie mich bis Saloniki mitnehmen würden. Aber die beiden rasten wie Verrückte auf der schneebedeckten Autobahn. Schweissgebadet stieg ich dann in Salzburg unter dem Vorwand, mich anders entschieden zu haben wieder aus.
Den weiteren Weg bis Athen absolvierte ich zumeist mit Bus oder Bahn, denn ich wollte möglichst schnell in wärmere Gefielde gelangen. In Piräus angekommen war genauso mieses und stürmisches Wetter wie bei meinem Start in Deutschland, nur, daß es statt schneite regnete. Ich kaufte mir ein Fährticket und dachte in meiner Ahnungslosigkeit, ein paar hundert Km südlicher wird´s dann endlich warm.
Es war eine äusserst wackelige Überfahrt auf stürmischer See. Als ich dann die Shiloulette Kretas am Horizont auftauchen sah und keine Spur von Wetterbesserung zu erkennen war, machte ich mir zum erstenmal Vorwürfe wegen meiner Naivität. Ich glaube in diesem Moment war ich erst so richtig wieder im realen Leben angelangt.
Die Ernüchterung wurde noch größer, als ich mein Budget betrachtete, welches bereits auf die Hälfte geschrumpft war. Beim Verlassen des Schiffes in Chania hatte ich nun überhaupt keinen Plan mehr. Was sollte ich jetzt hier?
Auf dem Schiff nahm ich mir noch eine nichtssagende Broschüre über Kreta mit, welche mir als "Landkarte" diente. Außer den Umrissen der Insel und deren 4 Bezirke mit ihren jeweiligen Verwaltungsstädten war nichts drauf, außer ein paar Orangen bei Chania, Tomaten bei Timbaki, Weintrauben bei Archanes etc.
Da ich keine Ahnung hatte wo was zur Zeit geerntet wird um Arbeit zu bekommen, beschloß ich, erstmal nach Heraklion mit dem Bus zu fahren, in der Hoffnung, dort die Erleuchtung zu bekommen.
In Iraklion am Busbahnhof trank ich zuerst einmal ein Hellas Fix (so hieß das Bier damals noch). Meine Stimmungslage war auf dem Tiefpunkt angelangt. Ich dachte, daß es ein Fehler war, hierher zu fahren, denn wie sollte ich in dieser Stadt Arbeit finden, zusätzlich war es sehr kalt und es regnete in Strömen.
Um den Busbahnhof herrschte ein reges Treiben von Rucksack Touristen, welche damals noch in großer Anzahl unterwegs waren. Irgendwann setzten sich 2 Australier zu mir an den Tisch und wir kamen ins Gespräch. Es stellte sich heraus, daß die beiden seit 2 Jahren auf Weltreise waren. Sie erzählten mir, daß sie nach Fournes zur Orangenernte fahren wollten, dort wäre bereits ein Freund von ihnen. Offensichtlich erahnten sie meine Verzweiflung, denn sie schlugen mir vor, mitzukommen. Ich nahm freudig dieses Angebot an und ich hegte wieder Hoffnung auf bessere Zeiten.
Mit dem nächsten Bus fuhren wir also nach Chania. Von dort stiegen wir in den Bus Richtung Omalos und dann in Fournes aus. Es war bereits dunkel und zu allem Überfluß fing es auch noch zu schneien an. Wir gingen sofort in das Kafenion zu Eleftheria(wie ich natürlich erst später erfuhr). Darin wimmelte es nur so von Kretern, Hippies, Freaks und Rucksacktouristen aus allen möglichen Richtungen dieser Erde.
Irgendwie schafften es wir bis zum einzigen Ofen der Kneipe, und es roch aromatisch nach brennendem Olivenholz. Schön langsam stieg ein Wohlbehagen in mir auf.

Fürs Erste möchte ich meinen Bericht beenden. Wenn ihr wollt erzähle ich später wie es weiterging.

Kali nichta