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Thema: ein Jahr Kreta 1980

  1. #1
    charalambos Gast

    Standard ein Jahr Kreta 1980

    Hallo Freunde der Insel
    Meine folgende Erzählung ist kein Urlaubsbericht. Aber in einem Jahr Kretaaufenthalt erlebt man natürlich so Einiges.
    Im Herbst 1979 war ich im 3. Lehrjahr als Kirchenmaler in einem Museum als Azubi. Zu der Zeit hatten wir gerade eine Praktikantin, die uns von ihren Kretaerlebnissen vorschwärmte und wie einfach es gewesen war, dort mit Arbeit als Erntehelferin ihr Urlaubsbudget aufzubessern.
    Nur kurz: Ich hatte zu der Zeit massive Depressionen wegen Alkohol und Drogen, welche ich durch Antidepressiva und eben den vorher genannten zu bekämpfen versuchte. Kurz nach Sylvester hatte ich einen fast tödlichen Cocktail intus. Nach 2 Tagen Koma stand für mich fest, um den Teufelskreis zu entkommen, mußte ich Alles hinter mir zurücklassen.
    Ohne groß zu überlegen packte ich den Schlafsack und ein paar Sachen, ging auf die Bank, hob meine ersparten 800 Mark ab und trampte in Erinnerung unserer Praktikantin Richtung Kreta. In München hielt dann ein mit 2 Persern (Iranern) besetzter Mercedes an. Meine Freude war riesig, als sie mir eröffneten, daß sie mich bis Saloniki mitnehmen würden. Aber die beiden rasten wie Verrückte auf der schneebedeckten Autobahn. Schweissgebadet stieg ich dann in Salzburg unter dem Vorwand, mich anders entschieden zu haben wieder aus.
    Den weiteren Weg bis Athen absolvierte ich zumeist mit Bus oder Bahn, denn ich wollte möglichst schnell in wärmere Gefielde gelangen. In Piräus angekommen war genauso mieses und stürmisches Wetter wie bei meinem Start in Deutschland, nur, daß es statt schneite regnete. Ich kaufte mir ein Fährticket und dachte in meiner Ahnungslosigkeit, ein paar hundert Km südlicher wird´s dann endlich warm.
    Es war eine äusserst wackelige Überfahrt auf stürmischer See. Als ich dann die Shiloulette Kretas am Horizont auftauchen sah und keine Spur von Wetterbesserung zu erkennen war, machte ich mir zum erstenmal Vorwürfe wegen meiner Naivität. Ich glaube in diesem Moment war ich erst so richtig wieder im realen Leben angelangt.
    Die Ernüchterung wurde noch größer, als ich mein Budget betrachtete, welches bereits auf die Hälfte geschrumpft war. Beim Verlassen des Schiffes in Chania hatte ich nun überhaupt keinen Plan mehr. Was sollte ich jetzt hier?
    Auf dem Schiff nahm ich mir noch eine nichtssagende Broschüre über Kreta mit, welche mir als "Landkarte" diente. Außer den Umrissen der Insel und deren 4 Bezirke mit ihren jeweiligen Verwaltungsstädten war nichts drauf, außer ein paar Orangen bei Chania, Tomaten bei Timbaki, Weintrauben bei Archanes etc.
    Da ich keine Ahnung hatte wo was zur Zeit geerntet wird um Arbeit zu bekommen, beschloß ich, erstmal nach Heraklion mit dem Bus zu fahren, in der Hoffnung, dort die Erleuchtung zu bekommen.
    In Iraklion am Busbahnhof trank ich zuerst einmal ein Hellas Fix (so hieß das Bier damals noch). Meine Stimmungslage war auf dem Tiefpunkt angelangt. Ich dachte, daß es ein Fehler war, hierher zu fahren, denn wie sollte ich in dieser Stadt Arbeit finden, zusätzlich war es sehr kalt und es regnete in Strömen.
    Um den Busbahnhof herrschte ein reges Treiben von Rucksack Touristen, welche damals noch in großer Anzahl unterwegs waren. Irgendwann setzten sich 2 Australier zu mir an den Tisch und wir kamen ins Gespräch. Es stellte sich heraus, daß die beiden seit 2 Jahren auf Weltreise waren. Sie erzählten mir, daß sie nach Fournes zur Orangenernte fahren wollten, dort wäre bereits ein Freund von ihnen. Offensichtlich erahnten sie meine Verzweiflung, denn sie schlugen mir vor, mitzukommen. Ich nahm freudig dieses Angebot an und ich hegte wieder Hoffnung auf bessere Zeiten.
    Mit dem nächsten Bus fuhren wir also nach Chania. Von dort stiegen wir in den Bus Richtung Omalos und dann in Fournes aus. Es war bereits dunkel und zu allem Überfluß fing es auch noch zu schneien an. Wir gingen sofort in das Kafenion zu Eleftheria(wie ich natürlich erst später erfuhr). Darin wimmelte es nur so von Kretern, Hippies, Freaks und Rucksacktouristen aus allen möglichen Richtungen dieser Erde.
    Irgendwie schafften es wir bis zum einzigen Ofen der Kneipe, und es roch aromatisch nach brennendem Olivenholz. Schön langsam stieg ein Wohlbehagen in mir auf.

    Fürs Erste möchte ich meinen Bericht beenden. Wenn ihr wollt erzähle ich später wie es weiterging.

    Kali nichta

  2. #2
    spotty Gast

    Standard AW: ein Jahr Kreta 1980

    Und wie wir das wollen ... welch tolle Idee, dieses Unterforum ins Leben zu rufen! Ich denke, ich spreche für viele Leute (die jetzt noch schlafen:biggthump), wenn ich mir schnell Fortsetzungen wünsche.
    Ungeduldig wartend

    Spotty

  3. #3
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    Standard AW: ein Jahr Kreta 1980

    Hallo charalambos,

    aber sicher wollen wir wissen wie es weiter geht, jetzt wo Du uns neugierig gemacht hast :Knuddel:

    Grüßchen Ilona

  4. #4
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    Standard AW: ein Jahr Kreta 1980

    mach mal ruhig weiter!
    Gruß Michael

    Zum Arbeiten zu alt, zum Sterben zu jung...
    aber für Kreta topfit!



    Αν σε κλωτσήσει ένας γάιδαρος, δεν έχει νόημα να τον κλωτσήσεις κι εσύ.

  5. #5
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    Standard AW: ein Jahr Kreta 1980

    ...jetzt aber mal weiter im Text. Freue mich schon auf die Fortsetzung.

    Gruß
    TomTom

  6. #6
    Kreta-Klaus Gast

    Standard AW: ein Jahr Kreta 1980

    Na klar, Charalambe,
    mach weiter ... es stellt sich ja wirklich immer mehr raus, dass es hier sehr viele gibt, die an den Erinnerungen der "alten Säcke" (sorry!) interessiert sind ...
    Und mich interessiert es mindestens genauso, wie andere damals unser Kreta kennen gelernt und erlebt haben. Also, immer nur ran an die Tastatur ... und ich bin ja bald schon bei 1973 ... :)
    Gruß Klaus

  7. #7
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    Standard AW: ein Jahr Kreta 1980

    Hallo Charalambos,

    ....auch mir hat Dein Bericht gefallen und ich bin ebenfalls an einer Fortsetzung sehr interessiert !!
    Viele Grüße von
    Britta

    Kreta, meine zweite "Heimat".

  8. #8
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    Standard AW: ein Jahr Kreta 1980

    He Robert, schlägst dich auch unter die Autoren? Sehr schön geschrieben und den Mut hätt ich auch mal gerne gehabt, alles hinter sich zu lassen und wech. Bin gespannt, wie´s weitergeht und ob dir´s dort besser ging.

    DOrli
    Und gingest Du bis ans Ende der Welt, Du findest keine Insel wie diese!

    N.Kazantzakis

  9. #9
    charalambos Gast

    Standard AW: ein Jahr Kreta 1980

    Na dann werde ich mal weitererzählen. Leider kann ich nicht so viel an einem Stück schreiben, wegen Schulterverletzung und Einfingersystem. Aber es presiert ja nichts, siga siga

    Nun stellte sich natürlich die Frage wo ich die Nacht verbringen sollte. Meine beiden australischen Freunde waren mit einem 2 Mann Zelt ausgerüstet.Nett wie sie waren boten sie mir fürs Erste an, bei ihnen im Zelt zu schlafen, das würde schon gehen versicherten sie mir. Da es im Freien nur im Schlafsack und ohne Dach übern Kopf definitiv zu kalt war nahm ich wiederum dankend an.
    Natürlich blieben wir möglichst lange mit Raki und Tee am Ofen sitzen, damit die Nacht nicht zu lange werden würde.
    So langsam kamen wir dann auch mit den übrigen Ausländern ins Gespräch. Am brennendsten interessierte mich natürlich wie`s denn mit Arbeit aussehe. Ich erfuhr, daß einige von den ca. 20 Leuten teilweise schon ein paar Wochen in Fournes wegen der Orangenernte hier lebten. Man sagte mir, ich sollte morgens zwischen 6 und 7 Uhr in Eleftherias Kafenion kommen und einfach abwarten. Die Bauern würden dann schon auf mich zukommen und "dulia?" fragen. Somit lernte ich mein erstes griechisches Wort: Dulia- Arbeit
    Nach Mitternacht gingen wir dann schlafen. Nicht nur wegen der Enge und Kälte konnte ich nicht besonders gut schlafen, ich war auch richtig gespannt auf den nächsten Tag, was er alles für mich Neues bringen würde!
    So war es kein Problem, daß wir alle 3 bereits um 6 Uhr morgens im Kafenion einliefen.
    An dieser Stelle möchte ich noch erwähnen, daß der Freund der Australier, wie wir von den anderen hörten,bereits weiter gereist war. Dies war auch der Grund weshalb die beiden auch schon nach 2 Tagen das Dorf wieder verließen.
    Ich bestellte mir einen Tzai. Es waren bereits einige Kreter und auch Freaks in der Kneipe. (Das Wort Freak werde ich jetzt weiter benutzen, da wir uns alle so bezeichneten).
    Irgendwie war ich total angespannt, denn die einheimischen Bauern fixierten mich genau. Im Laufe der nächsten halben Stunde verließen nach und nach wortlos immer ein Kreter und ein Freak das Kafenion, stiegen in einen Pickup und fuhren los. Als ich nun fast alleine im Kafenion saß, kam ein statthafter Kreter zu mir an den Tisch und fragte: Dulia?
    Sein stolzes Auftreten sehe ich noch Heute vor meinen Augen. Zu dem Zeit punkt wußten wir beide noch nicht, welch aufrichtige Freundschaft zwischen Manolis und mir (er nannte mich immer nur Bob, da er Robert einfach nicht aussprechen konnte) entstand.
    Ich nickte nur, ohne zu wissen was mich nun erwartete. So ging ich hinter ihm noch ganz beeindruckt von seinem stolzen Auftreten, zu seinem Nissan und stieg mit ein. Auf der 10minütigen Fahrt zu seinem Orangenhain wurde kein Wort gesprochen. Irgendwie hatte ich richtig Bammel vor dem was jetzt kommen würde. Bald bogen wir in einen Feldweg ein und hielten an. Dort warteten 5 Frauen auf uns und eine Karotzi (Schubkarre) im speziellen auf mich.

    Manche werden sich fragen, wieso weiß ich das noch so genau? Diese ersten Tage und Wochen auf Kreta waren so einschneidend in meinem Leben, sowas vergißt man nie!
    Werde mich bald wieder zu Wort melden
    Gruß Bob

  10. #10
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    Standard AW: ein Jahr Kreta 1980

    Hallo charalambos,

    das klingt ja sehr vielversprechend. Ich bin neugierig auf mehr. Lass nicht solange darauf warten :Knuddel:

    Grüßchen Ilona

  11. #11
    MaNischma Gast

    Standard AW: ein Jahr Kreta 1980

    Schön, dass Du aus einer ganz anderen Perspektive über die Insel schreibst.

  12. #12
    theo48 Gast

    Standard AW: ein Jahr Kreta 1980

    Bin gespannt auf Folge 3. Ich war erst 1986 auf Kreta, zwar auch mit Rucksack, aber ohne arbeiten zu müssen ... :-) Theo

  13. #13
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    Standard AW: ein Jahr Kreta 1980

    Toll! Und :respekt: fuer Deine Offenheit!
    Das macht die Geschichte wirklich besonders und auch ich bin gespannt, wie es weitergeht!

  14. #14
    renagigi Gast

    Standard AW: ein Jahr Kreta 1980

    Hallo Robert,

    ich verfolge deinen Bericht mit großem Interesse
    und bin gespannt auf weiteres.

  15. #15
    charalambos Gast

    Standard AW: ein Jahr Kreta 1980

    Im Teil 3 versuche ich meinen ersten Arbeitstag zu beschreiben, und ich kann Euch versichern, daß ich mächtig stolz auf meine ersten sauer verdienten Drachmen war!
    Also, wie schon gesagt wurden wir von 5 liebreizenden Frauen erwartet, alles Familienmitglieder der nicht kleinen Manolisippe, wie ich natürlich erst später erfuhr. Aber ich durfte nach ein paar Tagen am Familienleben teilhaben und lernte sie alle noch genauer kennen, aber davon später mehr.
    Die Ladies gingen also zum anderen Ende der Plantage und begannen die reifen Orangen zu Pflücken und in große Plastikkisten zu legen. Manoli bedeutete mir die Schubkarre zu nehmen und wir folgten ihnen. Diese Karotsi muß man sich eher wie eine Leiter mit 2 Griffen und 2 Holzrädern vorstellen. Dann belud ich das Gefährt mit den vollen Kisten, wobei eine Kiste ca. 15-20 Kilo wog. Es passten 3 Kisten hintereinander darauf, und darüber schlichtete ich nochmals je eine Box.
    Die Ladung schien mir nun genug zu sein, aber Manoli stellte mir nochmals eine Reihe darauf und blickte ganz verschmitzt zu den Frauen, die diese Aktion mit einem Schmunzeln beobachteten. Später wußte ich, daß 6 Kisten üblicherweise genug gewesen wären.
    Kurz gesagt, mein lieber Manoli wollte mich testen. Da ich aber schon seit meiner Jugend schwere körperliche Arbeit gewohnt war, fuhr ich los. Es war schon eine große Strapaze durch das matschige und vom Regen und Schnee aufgeweichte Gelände zurück zum Pickup zu gelangen. Aber ich biß die Zähne zusammen und ließ mir den ganzen Tag nichts anmerken, was mir bewundernde Blicke der Damen einbrachte. Dabei lernte ich ein neues Wort -grigora- kennen, denn die Frauen machten sich einen Spaß daraus meine Bemühungen mit den Anfeuerungsruf "schnell" zu kommentieren. Zwischendurch fuhren wir immer wieder mal zu Manolis Haus um die Ernte dort abzuliefern, was eine gewisse Erholungspause für mich bedeutete. Schätze so 5 mal, und jedesmal gab`s ein Stamperl Raki zum wärmen.
    Zur Mittagspause setzten wir uns alle auf leere Kisten und die Frauen zauberten ein leckeres Mahl auf die ausgebreitete Decke. Zum trinken gab`s Tsai und Krasi, wie ich später noch feststellen konnte, ein Grundnahrungsmittel von Manoli. Natürlich war meine Anwesenheit ein willkommener Gesprächsstoff für die Ladies, ein Getuschel und freundliches Lachen. Wie ich später erfuhr ging es hauptsächlich um meine lange, blonde Haarpracht. Speziell Manolis Schwester hatte sich in meine langen Locken verguckt. Später flocht sie mir immer ein Zöpfchen und bezeichnete mich immer als Mädchen.
    So verging ein langer und arbeitsintensiver Tag. Am späten Nachmittag ließ mich Manoli dann bei Eleftheria aussteigen und drückte mir einige Drachmenscheine in die Hand. In Geldangelegenheiten ließ er sich nie lumpen und bezahlte mich immer "Übertariflich". Es waren umgerechnet ca. 25 Mark, die anderen bekamen den Ortsüblichen Tarif der bei ca. 20 Mark lag.
    Für die damalige Zeit ein hübsches Sümmchen, und ich empfand ein unheimliches Glücksgefühl als er mich mit der Frage tomorrow dulia? entließ, was ich mit nicken beantwortete. Daraufhin genehmigte ich mir ein Hellas Fix bei der schrulligen alten Eleftheria.
    Seitdem hatte ich immer bei Manoli gearbeitet. Im Laufe der Zeit wurden er und seine Familie für mich sowas wie ein neues Zuhause, aber davon später, wenn`s Euch interessiert.
    Schönen Sonntag Bob

  16. #16
    Funny Gast

    Standard AW: ein Jahr Kreta 1980

    Hab den 3. Teil auch gleich "verschlungen"

    Danke, ist echt interessant zu lesen.

    Liebe Grüsse
    Funny

  17. #17
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    Standard AW: ein Jahr Kreta 1980

    Hallo Robert,

    toll geschrieben, ich bin baff was hier alles für Kreta- Erinnerungen auftauchen.
    Da ich früher in anderen Ländern Urlaub gemacht habe, kann ich leider von Kreta nicht allzu viel berichten.
    Ich freue mich schon auf die Fortsetzungen!
    Gruß, Wolfgang.

    Wer den Blick nur in die Ferne richtet, übersieht leicht die Blumen, die zu seinen Füßen wachsen.

  18. #18
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    Standard AW: ein Jahr Kreta 1980

    Hallo Robert,

    super schön geschrieben. Mach weiter so, ich bin gespannt auf die Fortsetzung.

    Grüßchen Ilona

  19. #19
    pale-norbert Gast

    Standard AW: ein Jahr Kreta 1980

    Diese Geschichte kommt mir doch mächtig bekannt vor. Um 1980 gab es wohl viele Leute mit ähnlich gelagerten Problemen.....:rolly:

    Gruß Norbert

  20. #20
    charalambos Gast

    Standard AW: ein Jahr Kreta 1980

    Hallo Norbert
    Habe Deine Geschichten alle genüsslich gelesen. Durch Deine Seiten bin ich ja erst aufs Forum gestossen.
    Schreibst Du auch mal wieder?
    Gruss Charalampos

  21. #21
    charalambos Gast

    Standard AW: ein Jahr Kreta 1980

    ^Durch die nächtlichen Aufwärmaufenthalte bei Eleftheria kamen wir Freaks uns natürlich näher. Es waren, wie gesagt, zu der Zeit ca. 20 Ausländer in Fournes. Aber es war ein fast ständiges Kommen und Gehen. Die Stammbesetzung, die sich bis Mai oder länger dort aufhielt, umfasste mit mir 5 Personen.
    Zuerst möchte ich meinen Freund Dave nennen, der ein bißchen später eintraf. Ihn verlor ich erst 1982 aus den Augen, er lebte über ein Jahr noch in der Nähe von Regensburg, da er mit mir zurückkehrte und sich in ein Mädchen verliebte.
    Aber irgendwann zog es ihn dann nach Indien.
    Übrigens war er einer der wenigen Engländer der sich zu benehmen wußte.
    Dann war da noch Helmut aus München, ein sehr angenehmer und gebildeter Zeitgenosse, der aber aus persönlichen Gründen in Deutschland bis zum Berber abgerutscht war, aber seit 1976 auf dem Peloponnes und Kreta seine neue Heimat bekam. Er lernte mir Alles was man zum Überleben brauchte, er war auf diesem Gebiet ein wirkliches Ass.
    Der verrückteste von allen war Werner, wie kann es anders sein ein Österreicher.
    Wie sich herausstellte waren alle Ösis, welche mir auf der Insel begegneten charmant crazy.
    Er war aus einem Gefängnis in Linz ausgebrochen und versteckte sich sozusagen auf Kreta, und er war unser Dolmetscher, denn er konnte sehr gut griechisch sprechen.
    Marc, ein Kanadier aus Quebec, habe ich im nachhinein nur schlecht in Erinnerung, denn er hatte uns bei seiner Abreise bestohlen.

    Wir saßen praktisch jeden Abendim Kafenion, denn es war für uns der einzige warme Ort. Viele der Leute wohnten in alten Vorratshäuschen, welche ausserhalb des Dorfes lagen und meist von den Bauern für seine jeweilige Arbeitskraft zur Verfügung gestellt wurden. Einige hatten nämlich so wie ich ihren festen Arbeitgeber. Die anderen mußten jeden Morgen im Kafenion wieder warten, um nach Arbeit angesprochen zu werden.
    Ich hatte das Privileg morgens mit dem Pickup abgeholt zu werden.
    Nachdem ich also 2 Nächte im engen Zelt verbracht hatte lud mich Werner ein zu ihm zu ziehen. Er war derjenige, der außer Helmut schon am längsten in Fournes lebte. So konnte er sich ein relativ komfortables Häuschen aussuchen, was den Vorteil hatte, daß wir sogar 4 Wände unser eigen nennen konnten. Die meisten anderen besassen nur 3 Wände, ähnlich einem Bushäuschen.
    Irgendwie hatte sich Werner im Laufe der Zeit so einiges an ausrangierten Möbelstücken angeschafft, so daß es fast schon gemütlich, aber kalt war. Vor der Hütte war eine Feuerstelle, die uns zum Kochen und Wärmen diente.
    Er besaß auch einen kleinen Zoo. Ein alter, ausgedienter Esel, den er vor dem elenden Hungertod bewahrte, eine Ziege und ein paar Hühner. Später kam dann auch mein Hector hinzu, ein herrenloser, streunender Hund, den ich umsorgte und ein lieber Begleiter wurde.
    So verbrachten wir also alle Abende bei Eleftheria mit Tavli spielen, unterhalten und natürlich Fix Bier trinken. Anfang März, als endlich der Frühling einzog änderte sich das.
    Bis demnächst Bob

  22. #22
    Registriert seit
    3.October.2006
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    315

    Standard AW: ein Jahr Kreta 1980

    Wann gehts denn wieder weiter....:hack:

  23. #23
    charalambos Gast

    Standard AW: ein Jahr Kreta 1980

    Hallo Tom, ich hoffe mal Du bist nicht der Einzige hier

    Der Januar und der Februar vergingen ohne besondere Highlights, wenn man so sagen kann, denn eigentlich war jeder Tag einer.
    Gearbeitet wurde jeden Tag außer sonntags und ich mußte sogar in Chania von dem erarbeiteten Geld aus Sicherheitsgründen ein Konto anlegen.
    Die beiden Monate waren, glaube ich, selbst für kretische Verhältnisse zu kalt und regnerisch. Aber dafür meinte es der Wettergott ab März bis Oktober fast schon zu gut, es wurde ein heisser Frühling und Sommer. Ich kann mich noch gut erinnern, daß der deutsche Sommer total verregnet gewesen sein muß, wie uns die Touristen berichteten.
    Eine große Herausforderung an Körper und Geist war die Hygiene. Jeden Abend nach der Arbeit war Baden angesagt. Das Flüsschen, welches Fournes streift und direkt an unserem Domizil vorbei plätscherte, wurde mit seinem eiskalten Gebirgswasser als Badewanne benutzt, sonntag war allgemeiner Waschtag. Ich muß zugeben,manchmal reichte es nur zur Katzenwäsche.
    Im Laufe der Zeit wurde mein Bart immer länger, was mir bei den Einheimischen( außer Manoli, er blieb bei Bob) den Namen Christos einbrachte.
    Ich hatte mich schnell an das neue Leben gewöhnt und war über die neu gewonnene Freiheit glücklich. Es war ein schönes Gefühl vom krähenden Hahn direkt vor der Türe inmitten der Natur geweckt zu werden.
    Von Helmut lernte ich alles was man zum überleben in freier Natur wissen muß. Die Palette reichte vom Feuermachen ohne Streichhölzer bis zum Bootsbau aus Geäst und Sträuchern (Hätte nie gedacht, daß unser Kanu funktionieren würde, es tat`s). Er zeigte mir auch sämtliche Kräuter und Pflanzen. Ich war ganz erstaunt, welch "Unkraut" man alles essen konnte. So gab es täglich leckere Salate, frisch von der Wiese vorm Haus. Übrigens war unser Standartessen, wie könnte es anders sein, Feta, Ladi, Kremidi, Domades und Psomi.
    Auch wurden wir Profis im Umgang mit Engländern. Immer wieder mal waren auch englische Freaks in unserem Dorf, die sich nicht besonders in der Arbeit hervortaten, dafür abends beim Saufen umso mehr. Ständig gab es Probleme mit ihnen durch ihr agressives Verhalten, das bis zum Klauen im Supermarkt reichte. So gab es mal eine zeitlang ein schlechtes Verhältnis zu den Kretern, welches auch wir zu spüren bekamen. Erst als wir die letzten von ihnen aus Fournes rausgeschmissen hatten verbesserte sich das Klima wieder.
    Fournes liegt direkt an der Strecke nach Omalos. Immer wieder stiegen mal Engländer aus und fragten "are there many english people here?". Wir wußten, daß sie sich ständig suchten und auch immer wieder fanden, und das war ja das Schlimme. Ein Engländer alleine war ja harmlos, zwei waren schon eine Horde und schon ging`s los.
    Also war die lapidare Antwort "No English here". Das reichte und sie fuhren weiter.
    Die Sonntage verbrachten wir oft mit langen Erkundungen der Gegend bis Meskla, Lakki und Zourva am Fuße der weißen Berge. Oder wir besuchten die anderen Freaks in Alikianos oder Skines, welche dort ihr Quartier aufgeschlagen hatten. Man lernte soviele neue Leute kennen und es entstanden viele Freundschaften. Mich zog es besonders oft nach Alikianos, dort arbeitete eine äußerst liebreizende Person aus Straßburg. Das muß genügen.

    Gruss Bob

  24. #24
    Thomas Gast

    Standard AW: ein Jahr Kreta 1980

    Nein nicht nur Tom liest begeistert mit, gruß von Nero, wir habe Dich in Plakias im letzten Herbst nur knapp verpasst.

    Vielleicht trinken wir im März mal wieder einen mit unserem Kapitän.

    Gruß Thomas/Nero

  25. #25
    renagigi Gast

    Standard AW: ein Jahr Kreta 1980

    Ich lese natürlich auch noch mit,

    also schreib weiter.

  26. #26
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    Standard AW: ein Jahr Kreta 1980

    Nein Bob ich bin auch noch hier und lese fleißig mit und warte gespannt auf die Fortsetzung.

    Grüßchen Ilona

  27. #27
    charalambos Gast

    Standard AW: ein Jahr Kreta 1980

    Naja dann iss ja gut, dachte schon ich könnte eine PN an Tom schicken.
    Hallo Nero, März ist leider nicht, aber September/Oktober?

  28. #28
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    Standard AW: ein Jahr Kreta 1980

    Charalampos,
    wir sollten das wirklich auf einer gemeinsamen Fahrt im Herbst vertiefen!
    Gruß Michael

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    aber für Kreta topfit!



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  29. #29
    charalambos Gast

    Standard AW: ein Jahr Kreta 1980

    Ja Michael, wär nicht schlecht, aber diesmal habe ich einen engeren Zeitrahmen, werde so wie es aussieht ziemlich genau so um den 15. September starten

  30. #30
    Registriert seit
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    Standard AW: ein Jahr Kreta 1980

    Okay, das merk ich mal vor...:)
    Gruß Michael

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  31. #31
    Registriert seit
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    Standard AW: ein Jahr Kreta 1980

    Zitat Zitat von charalambos Beitrag anzeigen
    Naja dann iss ja gut, dachte schon ich könnte eine PN an Tom schicken.
    Hey! Wie kommst Du denn darauf? Hast Du mal gesehen, wieviele hits der thread hat? Ich finde es nach wie vor total spannend, mach bitte weiter!
    Viele Gruesse,
    Ulli

  32. #32
    Manniki Gast

    Standard AW: ein Jahr Kreta 1980

    Ich lese auch mit wenn auch spät aber ich lese und staune!!

  33. #33
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    Lächeln AW: ein Jahr Kreta 1980

    Hallo Bob, auch ich bin ständig am Lesen hier und komm kaum nach...
    Bitte mehr!
    Grüße Insel

  34. #34
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    Standard AW: ein Jahr Kreta 1980

    Hallo charalambos,
    bitte mehr davon !!! Deine Geschichte liest sich gut und interessiert uns alle !

    Viele Grüße, Andreas
    In jedem Manne steckt ein Kind.
    ... und das will
    SPIELEN !!!

  35. #35
    spotty Gast

    Standard AW: ein Jahr Kreta 1980

    Zitat Zitat von charalambos Beitrag anzeigen
    Das muß genügen.

    Gruss Bob
    Alte Volksweisheit: der Mensch hat eine immer eine Chance zu irren, wenn er etwas denkt ...oder so.
    Und Du, mein lieber Robert, hast Dich gerade mächtig geirrt, wie auch meine Vorposter und die *schweigende Masse* empfinden.
    Konsequenz? Weitermachen!
    Danke für kurzweilige Unterhaltung sagt

    Spotty

  36. #36
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    Standard AW: ein Jahr Kreta 1980

    Robert, ich bin natürlich auch noch da :smiley5:

    Mach bitte weiter, sehr interessant und macht neugierig auf mehr!

    Dorli
    Und gingest Du bis ans Ende der Welt, Du findest keine Insel wie diese!

    N.Kazantzakis

  37. #37
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    Standard AW: ein Jahr Kreta 1980

    Hallo Charalambos,

    ....auch ich finde Deine Geschichten sehr spannend.
    Bin schon gespannt auch Deine Fortsetzung.
    Viele Grüße von
    Britta

    Kreta, meine zweite "Heimat".

  38. #38
    charalambos Gast

    Standard AW: ein Jahr Kreta 1980

    Dann schreib ich noch ein bißchen weiter
    Das Dorf Fournes hatte nichts Besonderes zu bieten, außer die schöne Landschaft der Nordausläufer der Lefka Ori. Ich glaube bis Heute gibt es dort keine Übernachtungsmöglichkeit. Den kleinen Dorfplatz umgaben 2 Kafenions, ein Supermarkt, eine Bäckerei und das kleine Postoffice. Die Bewohner leben allesamt von der Orangenernte, welche sich von Dezember bis in den späten Mai hinzieht. Olivenanbau spielt eher eine untergeordnete Rolle.
    Täglich kam am Spätnachmittag ein großer Sattelschlepper die 15 km aus Chania und holte die Tagesernte der Bauern ab, welche diese in den Kisten vor ihren Häusern abstellten. Dies brachte Helmut und mir einen lukrativen Zusatzverdienst. Jeden Tag beluden wir beide die LKWs, wofür jeder von uns ca. 10 Mark für die 2 Stunden Arbeit erhielt.
    Eigentlich konnte ich gar nicht viel Geld ausgeben, denn die Übernachtung war ja umsonst und nach ein paar Tagen Arbeit bei Manoli wurde ich von seiner Sippe mit Essen versorgt. Inzwischen wurde ich in seinen Familienkreis aufgenommen.
    Abends saß ich längere Zeit bei ihm zu Hause bei einem ausgedehnten Abendessen und ich konnte die kretische Küche kennenlernen.
    Seine Frau stammte aus dem winzigen Bergdorf Zourva und sie hatte schon einmal 2 Jahre in Nürnberg in einer Fabrik gearbeitet. So konnte ich mich sogar mit ein wenig Deutsch verständigen.
    Im Laufe der Monate wurden mir die Familienmitglieder ganz vertraut und auch umgekehrt. Bald durfte ich sogar ganz vorne am Tisch neben Manolis Vater sitzen, was eine große Ehre darstellte.
    Später erlaubte er mir in sein altes, leerstehendes Haus einzuziehen. Somit hatte ich im Haus eine Feuerstelle und davor einen kleinen Garten.
    Ein kleines Erlebnis blieb mir besonders im Gedächtnis. Es zeigt seine Einstellung -und vermutlich vieler Kreter.
    Es war schon Sommer und sehr heiß. Manoli hatte gerade einen neuen Pickup gekauft. Am frühen Vormittag hatte das Thermometer schon die 30 Gradmarke überschritten. Um der Mittagshitze zu entgehen fuhren wir zu seinem Haus und blieben bis zum Spätnachmittag in der relativ kühlen Stube. Die Zeit vertrieben wir uns mit Essen und Weintrinken. (Wie schon gesagt, er war kein Kostverächter). Wir fuhren wieder zum Feld zurück. Irgendwie hatte er ein bißchen viel vom Krasi erwischt und er kam vom Weg ab und wir rutschten eine Böschung runter. Wir blieben auf der Beifahrerseite liegen.
    Als wir mit Hilfe von anderen den Wagen wieder auf die Räder stellten und die verbeulte Karosserie betrachteten, meinte er nur lachend "denbirasi" (macht nichts). Wir fuhren gleich wieder zurück und tranken noch ein paar Gläschen Wein.
    Dieser Spruch ist zu meinem Lieblingsausdruck geworden. Ich verwende ihn bei jeder passenden Gelegenheit.

    Für heute reichts erst mal
    Kali nichta Bob

  39. #39
    spotty Gast

    Standard AW: ein Jahr Kreta 1980

    Jetzt. wo so viele bekundet haben, wie spannend Deine Geschichte ist, wirst Du uns bestimmt nicht lange *hängen* lassen, oder?

    Es ist nun mal so: die spannendsten Geschichten schreibt am Ende doch das Leben und glücklich, wer solche Erlebnisse in seinem höchst persönlichen Datenspeicher hat ...

    Warte ungeduldig auf weitere Fortsetzungen - und nicht nur ich, klar!

    Gruss

    Spotty

  40. #40
    Manniki Gast

    Standard AW: ein Jahr Kreta 1980

    Hab mal einen leichten Unfall bei stelios mitbekommen, da wurde nicht gestritten ,Sie kammen aus den Autos sagten "denbirasi " und gingen zu stellios tranken Wein und raki und gingen nach 3 Std.arm in arm an ihre Autos und fuhren weg, Super so müsste es bei uns auch sein.
    Hast du kein Bild von dem kleinen Häuschen?

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