AW: 1971 Ungarn - Ein Hauch vom Westen
Spotty - ein sehr interessanter Bericht ... Du solltest dieser Deiner Berufung zum Schreiben ernsthaft folgen
Ungarn war für mich vordergründig immer durch den Film "Piroska" verkörpert, bis ich 1981 das erste Mal am Plattensee in Kesthely bzw. Vonjarcvashegy ein paar Tage verbringen durfte. Für mich sozusagen der erste Blick hinter den "Eisernen Vorhang". Ich habe mich also Ungarn von der anderen Seite her genähert, nicht ein Schritt in die Freiheit und Moderne, sondern ein Schritt in die Gegenrichtung, zurück. Um ein paar absolut lächerliche Schillinge lebten wir eigentlich in Saus und Braus.
Auch wir haben damals den Baustein zu einer sehr schönen und wohl immerwährenden Freundschaft zu drei Brüdern, die mit ihren Familien nebeneinander drei Häuser mit Fremdenzimmern gebaut hatten, gelegt. In den Jahren danach waren wir jedes Mal Helfer bei der Weinlese (bzw. viel mehr noch beim nachfolgenden Fest am Lagerfeuer mit originial ungarischem Kesselgulyas). Durch meinen Mann kamen wir dann in Kontakt mit der Polizeistation in Kesthely - seither finden ziemlich regelmäßig zwei Mal jährlich (in Wien und in Kesthely) österreichisch-ungarische Polizei-Fußball-Freundschaftsmatches statt und ganz gegen den Trend unserer Nationalmannschaften :grin: sind auch die Österreicher regelmäßig siegreich.
Auch die Paprika-Episode gibts zu vermelden - unsere Kinder haben diese kleinen, *gefährlichen* Teile "nur" angegriffen ... man macht sich keinen Begriff, wie das ist, wenn man sich plötzlich fünf verzweifelt schreienden Kindern mit rotem Mund und noch mehr geröteten Augen gegenüber sieht, wie unsere Helden das geschafft haben, sich Mund und Augen zu verbrennen, wird wohl ewig ein Rätsel bleiben. Unsere Männer haben natürlich tapfer die Kostprobe absolviert und so manch eine Schmerzensträne zerdrückt.
Gefürchtet waren von uns die ungarischen Zöllner, ehrfurchtsvoll schweigsam ließen wir immer die Formalitäten über uns ergehen und auch die Kinder - sonst ja nicht unbedingt so immer folgsam - spürten wohl den "eisigen Hauch des Ostens" und benahmen sich immer mustergültig. Wrigleys Kaugummi war bei unserem kleinen Grenzübergang von den ungarischen Zöllnern übrigens heiß begehrt ... da war die Kontrolle meist schnell vorüber, was ja beim Zurückfahren wegen des gefüllten Kofferraumes absolut nicht unangenehm war.
Der Fogasch heißt bei uns in Österreich "Fogosch" und tummelt sich auch im Neusiedlersee :)
Und um - eh klar, ist ja ein Beitrag von Spotty - auch kurz zum Thema Kochen zu kommen, ich krieg in Ungarn noch immer die besten Holzkochlöffel .. in jeder gewünschten Größe.
LG Reinhilde
Wenn du nicht kämpfst, dich nicht bemühst, hast du nicht das Recht zu hoffen.