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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Kreta - All Inclusive



Kretamum
10.October.2005, 19:03
Besser kann ich die letzten beiden Wochen nicht bezeichnen. Aufregung, Hektik gegen Ruhe, Beschaulichkeit, Hotel und Tourismus pur gegen Kreta authentisch.

Aufregend gestaltete sich schon der Abend vor dem Abflug nach Kreta. Aus mir nach wie vor nicht erklärlichen Gründen war mein Reisepass, den ich tags zuvor schon zu den Unterlagen gegeben hatte, ganz einfach verschwunden. Was nun? Kreta ade? Ein Notpass? Panik? So schnell war mein Koffer noch nie gepackt, um noch rechtzeitig vor 23 Uhr zum Amt zu kommen (diese Notpässe werden übrigens von der Feuerwache (!) im Wiener Rathaus ausgestellt). Im allerletzten Moment, als ich die dafür erforderlichen Dokumente in der Handtasche verstauen wollte, war auch der Pass wieder da - aus der Unterlagenhülle herausgerutscht in eine Handtasche mit weinrotem Innenfutter, wo er sich wohl unsichtbar gemacht hatte. Das Vaterland war also gerettet! Kreta, ich komme.

Ein wirklich kamikaze-artiger Landeanflug, bei über 30 Landungen in Iraklio in dieser Art noch nie erlebt, weckte rechtzeitig jeden noch so tief schlafenden oder dösenden Passagier. Bekannte Berge, Buchten und Straßen im schon hellen Sonnenschein, steigerten die Vorfreude noch einmal ins Unermessliche. Ein erstes tiefes Atemholen beim Verlassen des Flugzeuges – das Kreta-Feeling war sofort wieder da.

Erstaunlich schnell war unser aller Gepäck zur Stelle, nach Übernahme der Leihautos konnte es also gleich losgehen – auf zum gemeinsamen Frühstück in der Strandtaverne des Malia Beach. Wohl gesättigt und nach einem Rundgang durch das Hotel trennten sich unsere Wege vorerst und Marianna samt ihrem Fritz sowie deren Freunde Erni und Ronny fuhren weiter nach Keratokambos. Zwei so richtig faule Hoteltage beseitigten meine aus Wien mitgebrachten „Altlasten“ restlos, sodass ich erholt ein mehrstündiges, launiges Gespräch mit Annemarie (Agapi007), die überraschend aus Santorin „angeschwommen“ kam, locker „durchstehen“ konnte. Jannis, der Kellner der Taverne, verfolgte allerdings mit wachsender Ungläubigkeit unsere Ausdauer und war bemüht, unsere Stimmbänder nicht eintrocknen zu lassen. Einige Treffen mit Annemarie folgten noch, die dann mit viel Glück nach einer Woche Kreta einen relativ günstigen Heimflug ergattern konnte.

Am Sonntag, zeitig am Morgen, ging es dann los zu einem ersten Ausflug, bei dem ich einige mir noch unbekannte Orte besuchen konnte. Wohin genau es ging, das wird wegen einiger bevorstehender Rätselbilder noch nicht verraten. Am Abend landeten wir schlussendlich in Ano Asites, wo wir von Onkel Nikos und Manolis Familie bereits sehnsüchtig erwartet wurden. Ein netter, sehr langer und sehr gemütlicher Abend mit all unseren Freunden im Kafenio machte den Ausflug perfekt. Bei dieser Gelegenheit wurde ich auch auf „Maria“ umgetauft, da Onkel Niko schon seit Jahren so seine Problemchen mit meinem Namen hatte. Sehr zu seiner Freude fühlte ich mich relativ schnell auch mit diesem Namen „persönlich“ angesprochen.

Die Rückkehr ins Hotel nach Malia fiel mir zwei Tage später dann sehr schwer. Malia war zwar schon ziemlich ruhig, das Hotel selbst jedoch bis auf das letzte Bett belegt. AI hat heuer leider auch dort Einzug gehalten – mit dem Ergebnis, dass die Mischung der NF-, HP- und AI-Leute ständig für unnötigen Trubel sorgte. Solcherart genervt erfolgte mein frühzeitiger Aufbruch auf die Höhen der Lassithi. Interessante Begegnungen und Gespräche mit Archäologen, die gerade am Karfi ein unversehrtes minoisches Grab geöffnet hatten, mit einem Hirten, der mir das Geheimnis der Käserei näher bringen wollte, fanden statt. Einen ausgesprochen netten, anregenden Nachmittag verbrachten wir dann mit In-Crete und seiner Julia, die wir ins Homo-Sapiens-Museum zum Essen eingeladen hatten. Julias wunderschöne Pflanzen- und Blumenbilder betrachteten wir mit großem Interesse und wirklicher Bewunderung, sozusagen als köstliches künstlerisches „Dessert“.

Das zweite Wochenende war wiederum Ano Asites gewidmet. An zwei Abenden durfte ich im Kafenio das Kartenspiel „Xeri“ lernen – das war eine ziemlich lustige Angelegenheit, wenngleich ich ganz sicher bin, dass ich von meinen beiden Lehrmeistern vorne und hinten bei der Punktezählung ordentlich gelinkt wurde. Dank Kallia :Knuddel: konnte ich mich dann am Asites-Abschiedsabend bereits erfolgreich wehren und werde bei meinem nächsten Besuch sicherlich schon einigermaßen „xeri-fit“ sein und es diesen „Halunken“ zeigen können.

Am Sonntag erwarteten wir dann Marianna samt Gefolge zu unserem schon lange geplanten Ausflug nach Zaros. Zuerst ging es aber einmal ins neu eröffnete Volkskundemuseum in Asites (man hat mir übrigens die Eintrittskarte mit der Nummer „1“ aufgehoben, darüber habe ich mich riesig gefreut). Bei der Besichtigung der Agios Antonios Kapelle hat mich das heuer offensichtlich weit verbreitete Kreta-Schicksal ereilt. Auf den vom Dauerregen der vergangenen Nacht noch rutschigen Stufen habe ich mich ganz ordentlich „verknöchelt“ und musste solcherart die nächsten paar Tage durch die Landschaft humpeln. Einreibungen mit Raki (leider nur von außen) und ein gelegentliches Eispaket brachten mir immer wieder Linderung.

Aber zurück auf die Plateia von Ano Asites. Dort erblickte Ronny unseren lieben Onkel Niko und fragte mich ganz leise und unsicher, ob er diesen stolzen alten Kreter wohl fotografieren dürfe. Als ich ihm in Aussicht stellte, dass dies Onkel Niko sei, der mit uns nach Zaros fahren würde, war er richtiggehend überwältigt. Mit drei Autos in Kolonne, Onkel Niko „natürlich“ als Beifahrer bei Ronny, ging es auf nach Zaros – mit einigen kleineren Fotostopps. Die Forellen waren köstlich wie immer. Der gesamte Nachmittag verlief unter viel Gelächter in entspannter Atmosphäre. Ein kleines Highlight war auch unser Zusammentreffen mit dem Lyra-Bauer aus Zaros, der gerade im Limni anwesend war. Manolis und er sind alte Freunde. Im Anschluss an das Essen durften wir ihm dann einen Besuch im Geschäft abstatten, bei dem er uns seine Prunkstücke vorführte und wir wunderschöne Melodien zu hören bekamen. Marianna und Freunde mussten allerdings wegen fortgeschrittener Stunde schon vorher den Weg zurück nach Keratokambos antreten.

Der Abend stand wieder unter dem Motto „Xeri“ und dauerte ewig und noch ein bisschen länger. Am nächsten Tag hieß es zu noch nachtschlafener Zeit aus den Federn zu kriechen. Georgios und ich nahmen Onkel Niko (86), der noch nie in seinem Leben auf der Lassithi war, genau dorthin mit. Eine Museumsführung machte den Anfang, bei der wir allerdings ständig gestört wurden, da sich alle Besucher mit ihm fotografieren lassen wollten. So flüchteten wir dann zu einer Rundfahrt um die Lassithi-Hochebene und landeten letztlich in Agios Haralambos, wo ich wieder einmal viele alte Geschichten erzählt bekam. Onkel Niko hat den Tag jedenfalls sichtlich genossen – auch das vielgeknipste Mittagessen im Museum. Als wir ihn am Abend nach Asites zurück fuhren, wollte er gar nicht gleich zu seinem Haus gebracht werden, sondern eilte zielstrebig ins Kafenio zur Berichterstattung.

Der Rest der zweiten Urlaubswoche verlief eher beschaulich – allerdings nur bis zum Freitag. Da erreichte mich frühmorgens ein Anruf meines Internet-Betreibers, dass diesem leider ein Fehler bei der Domain-Verlängerung unterlaufen sei. Anders als geplant, verbrachte ich also meinen letzten Tag auf Kreta in allergrößter Hektik und Anspannung. Wieder einmal Kofferpacken in Windeseile, das Gepäck zum Flughafen transportiert und dann endlose Stunden im Büro von Forthnet in Iraklio. Endergebnis nach unzähligen Versuchen, noch zu retten, was zu retten war, ich habe eine neue Domain beantragt, um nicht auf Kreta gegen einen Domain-Händler prozessieren zu müssen. Meine Homepage wird daher erst in einigen Tagen, dann unter www.homo-sapiens-village.gr „laufen“. Aber: Ende gut – alles gut!

In der Marina von Iraklio genoss ich dann im Kreise meiner kretischen Freunde noch den Sonnenuntergang und die letzten Stunden vor dem Abflug. Mit schwerem Herzen und Tränen in den Augen nahmen Marianna und ich von Kreta Abschied.

Nun noch ein paar Fotos:
1. Ausblick vom Homo-Sapiens-Museum
2. Treffen mit in-crete und Julia
3. Asites - Psiloritis in Wolken
4. Asites - Idylle
5. Zaros
6. Zaros - Fritz, Onkel Nikos und Ronny
7. Onkel Nikos auf der Lassithi
8. Onkel Nikos mit Georgios in der Höhle
9. Ich musste mich klein machen für dieses Bild
10. Für in-crete ... die Strandlilien neben dem Malia Beach

Kreta-Klaus
10.October.2005, 20:24
Na Reinhilde,
nach einem "ruhigen" Urlaub hört sich nur bedingt an. Na ja, wer rastet der rostet. Spannend zu lesen :D:
Gruß Klaus

Kretamum
10.October.2005, 20:50
Hallo Klaus,

es gab schon auch ruhige Tage zwischendurch :jo:

Da habe ich noch ein Foto für Dich, ich denke den rechten Herrn kennst Du ganz gut, links versucht sich Freund Manolis.

LG
Reinhilde

Ulrich
11.October.2005, 07:43
Hallo Reinhilde,

danke für den detaillierten und eindrucksvollen Reisebericht.
Ich kann mich da so richtig "eingraben" und bin dann für 5 Minuten wieder in Kreta.

Grüße Ulrich

PS: Nur noch 10 Monate und 20 Tage, dann gehts wieder auf die Insel :jo:

marianna
11.October.2005, 10:00
:icon_lol:
Ulrich, das nenne ich Optimismus, aber das ist die richtige Einstellung :biggthump:. Wirklich sehr schade, dass wir uns an jenem Sonntag in Zaros nicht getroffen haben, ich glaube, da hätten wir sicher noch einmal irgendwo übernachten müssen, anstatt "heim" nach Keratókampos zu fahren. Aber vielleicht klappt's ja beim nächsten Mal!
Jaja, das Reinhildchen kann schon schön schreiben und be-schreiben, es war wirklich soooooo schön, wie sie das schildert!
Vielleicht reiss' ich mich mal zusammen und schreib' auch einen Reisebericht mit Bilderln - haben wir nämlich auch schöne gemacht!
Herzliche Grüße an alle Kreta-Verrückten von Eurer
Marianna :Knuddel:

Henry
11.October.2005, 10:20
Hallo Reinhilde,
deine Reisebeschreibung ist kurzweilig und aufschlussreich zu lesen. Dankeschön.:jo:

Onkel Niko muss wohl ein sehr interessanter kretischer Mann sein; übrigens, ich kenne auch solche Menschen auf Kreta (selbstverständlich auch Frauen darunter), doch leider werden sie immer weniger, was mich schon traurig macht.:smiley8:

Kreta-Klaus
11.October.2005, 14:48
Jau Reinhilde,
das ist Antonis Stefanakis aus Zarós.
Gruß Klaus