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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Entscheidung im Feta-Streit



erakikos
25.October.2005, 16:06
EuGH stützt geschützte Ursprungsbezeichnung für „Feta“
EU-weit bleibt „Feta“ aus Griechenland stammender Weisskäse in Salzlösung.

Der Europäische Gerichtshof (EuGH) lehnte am Dienstag Klagen gegen die geschützte Ursprungsbezeichnung (AOC) ab.
„Feta“ wird nicht nur in Griechenland sondern in verschiedenen Ländern der Region und seit Jahrzehnten auch in mehreren EU-Staaten hergestellt. Allerdings sind diese Käse aus der Region aber unter anderen Bezeichnungen als „Feta“ bekannt, wie der EuGH erinnerte.
Zudem werde bei der Feta-Vermarktung in der Europäischen Union regelmässig auf Griechenland hingewiesen. 85 Prozent des EU-weiten Feta-Verbrauchs pro Person und Jahr erfolgten überdies in Griechenland.
Aus all diesen Gründen kommt der EuGH zum Schluss, dass „Feta“ nicht zu einer Gattungsbezeichnung geworden ist, sondern eine geografische Zuordnung hat. Die EU-Kommission habe „Feta“ richtigerweise als AOC zugelassen. Gegen den Kommissionsentscheid geklagt hatten Deutschland und Dänemark, unterstützt von Frankreich und Grossbritannien.

Marga
10.November.2005, 09:23
Dazu noch eine aktuelle Ergaenzung aus der taz vom 7.11.2005:
Neues von der Feta-Front
>>Die Daenen sind schwer empoert nach einem Kaese-Urteil des obersten EU-Gerichts
Wo "Feta" draufsteht, muss nach einem Urteil des obersten EU-Gerichts auch griechischer Kaese drin sein. Am 25. Oktober wies der Europaeische Gerichtshof in Luxemburg eine Klage Deutschlands und Daenemarks gegen den Schutz der Bezeichnung "Feta" fuer aus Griechenland stammenden Kaese ab. Nach Auffassung des Gerichts kann eine traditionelle Bezeichnung wie "Feta", die nicht der Name einer Gegend, eines Ortes oder eines Landes ist, geschuetzt werden, wenn sie ein Agrarerzeugnis oder Lebensmittel bezeichnet, das aus begrenzten geografischen Verhaeltnissen einschliesslich der besonderen natuerlichen und menschlichen Einfluesse stammt, die dem Erzeugnis oder dem Lebensmittel seine spezifischen Merkmale verleihen koennen. Ausserdem darf die Bezeichnung nicht zu einer Gattungsbezeichnung geworden sein. Damit bleibt die Bezeichnung "Feta" allein aus Griechenland stammendem Kaese vorbehalten.

Gegen dieses eklatante Fehlurteil laufen vor allem die Daenen Sturm. Sie wollen den Richterspruch nicht klaglos hinnehmen, schliesslich wird der beliebte Weisskaese in Salzlake seit Jahrhunderten in Daenemark hergestellt. Unsere Nachbarn im Norden werden also gegen das Urteil Berufung einlegen und holen jetzt schon mal zum propagandistischen Gegenschlag aus. Wie Sprachforscher der Universitaet Alborg herausgefunden haben, leitet sich der Begriff "Feta" naemlich vom mittelhochdaenischen Wort "faetta" her, das "fette Scheibe" bedeutet und erst im 17. Jahrhundert in die griechische Sprache aufgenommen worden ist!
Doch viel wichtiger als linguistische Spitzfindigkeiten sind die althergebrachten Essensgewohnheiten der Daenen. Lange bevor Feta mit griechischem Bauernsalat assoziiert wurde, holten sich die Bewohner des sympathischen Landes zwischen Skagerrak und Kattegat mit einem daenischen Bauernfruehstueck, zu dem traditionell eine schoene Scheibe vollfetten Fetas gehoerte, ihren taeglichen Frischekick. Mit dem puren Feta-Genuss gehen die Daenen seit Jahrhunderten jeden Tag ganz locker an.

Im Lichte dieser Erkenntnisse scheint das griechische Feta-Monopol als dreiste Okkupation eines urdaenischen Lebensmittels. Die daenischen Forscher raeumen zwar ein, dass auch die griechische Feta-Erzeugung relativ bedeutend ist, betonen aber, dass die Erzeugung von Feta doch auf Daenemark konzentriert geblieben ist, wo auch 85 Prozent des europaeischen Feta-Verbrauchs pro Person und Jahr erfolgen.

Ortstermin in Juetland zwischen Kjellerup und Kragelund bei der Landwirtin Katrin Adamsson. Die Feta-Produzentin und begeisterte Heimatkundlerin ist empoert ueber das Luxemburger Schandurteil und erklaert die historischen Wurzeln der beliebten daenischen Kaesespezialitaet: "Die extensive Beweidung und die Wandertierhaltung bilden in Juetland seit alters her die Schluesselelemente fuer die Haltung der Schafe und Ziegen, die das Ausgangserzeugnis fuer die Herstellung des daenischen Feta-Kaeses liefern." Mit grossen Schritten fuehrt sie uns zu ihrer Herde, die sich hinter dem Elektrozaun bloekend um den Wassertrog schart.

"All das geht auf eine jahrhundertealte Tradition zurueck, die es ermoeglicht, sich den Klimaschwankungen und ihren Auswirkungen auf die vorhandene Pflanzendecke anzupassen. Dies hat dann zur Entwicklung kleiner einheimischer Schaf- und Ziegenrassen gefuehrt, die sehr genuegsam und resistent sind und im rauhen daenischen Klima ueberleben koennen. Hier steht Futter nur in begrenzten Mengen zur Verfuegung, das dem Enderzeugnis aber aufgrund der besonderen, aeusserst diversen daenischen Flora einen besonderen Geschmack und Geruch verleiht. Probieren Sie!" Tatsaechlich, der broeselige Kaese, den sie dem Reporter reicht, schmeckt genauso lecker wie der beim Griechen ums Eck.

Fuer die Mehrheit der Daenen ist klar wie der Himmel ueber Holstebro, welches Produkt geschuetzt werden muss - einzig daenischer Feta. Deshalb moechten die Wikinger darauf hinwirken, dass Feta in Zukunft europaweit nur noch mit Etiketten vermarktet wird, die auf die daenischen kulturellen Traditionen und auf die daenische Zivilisation hinweisen, damit die europaeischen Verbraucher Feta endlich als typisch daenische Marke wahrnehmen, genauso wie Tuborg, Linie Aquavit oder Bang & Olufsen.

In eine ganz andere Kerbe haut der Kopenhagener Soziologe Soeren Broekkerup. Er haelt den Kaesekrieg zwischen Griechenland und Daenemark schlichtweg fuer ueberholt. "Gehen Sie einmal in den hitzedurchflirrten Gassen Silkeborgs spazieren, dann verstehen Sie, warum man Daenemark ,Griechenland des Nordens' nennt. Setzen Sie sich in eine Strandtaverne und lauschen Sie Lale Andersens Welthit ,Ich bin ein Maedchen aus Arhus', waehrend der rote Ball der Sonne in der ,daenischen AEgaeis' versinkt. Ja, man nennt uns Daenen nicht umsonst die ,Griechen Skandinaviens'. Und deshalb machen beide sich so ueberaus aehnlichen Voelker auch den gleichen Kaese." Dieser schluessigen Argumentation sollten sich die Luxemburger Richter dringend anschliessen.
Ruediger Kind/taz Nr. 7813 vom 7.11.2005, Seite 20 <<

;-) Marga

Wolfgang
10.November.2005, 19:47
Die Dänen mögen ja solchen Käse tatsächlich seit Jahrhunderten hergestellt haben, der entscheidende Punkt, der schön vernebelt wird, ist aber:

Nennen die Dänen ihren Käse schon seit Jahrhunderten "Feta" oder erst, seit er (vor wenigen Jahrzehnten) durch Griechenland ein Begriff geworden ist?

Im letzteren Fall würden sie sich, um Profits willen, mit griechischen Federn schmücken.

deja
10.November.2005, 21:20
Kleiner Hinweis, zur Rehabilitation von Dänen einerseits, taz andererseits:
der zitierte Artikel ist von der letzten taz-Seite, die 'Wahrheit' heißt, weil sie es mit selbiger nicht so genau nimmt.
Hab dort aber schon bessere Satiren gelesen :smiley55:

Petros
10.November.2005, 21:27
Yassas.



Im letzteren Fall würden sie sich, um Profits willen, mit griechischen Federn schmücken.
Zumindest wird für dänischen "Feta / Fetarsen" wohl ausschliesslich heimische Milch vewendet.
Zur Herstellung des wohlbekannten Feta ( übrigens auch des Yiaurti ) aus der Produktion des griechischen Milchproduktgiganten FAGE wir die Milch u.a. von Süddeutschland aus über die Alpen gen Griechenland gekarrt. Übrigens Kuhmilch.
Aber das mit den geschützten Bezeichnungen für Erzeugnisse bestimmter Regionen oder Länder der EU ist m.E. nichts weiter, als das Ergebnis professioneller Lobbyarbeit.

Beispiele: Thüringer Bratwurst muss aus Thüringen sein, und die Schweine müssen in Thüringen ... geschlachtet!! worden sein. Also werden sie irgendwo billig eingekauft und dann nach Thüringen gekarrt.
Ebenso ist es vollkommen egal woher die Schweine für den ebenfalls "geschüzten" Tiroler Speck herkommen. usw.,usw.

Geschützt wird auf jeden Fall der Grossproduzent und seine Umsätze, weniger der Kleinbetrieb, der noch wirklich versucht ein gutes Produkt mit regionalem oder lokalen Ursprung zu erzeugen. Und bestraft wir er durch uns Konsumenten, da er leider, leider zu teuer ist, wo es doch bei LIDLALDIPENNY auch "geschütze" Ware gibt...und viel,viel billiger.

Kallinichta sas
PETROS

martin_ffm
10.November.2005, 21:55
ich habe es zwar schon einmal an anderer stelle gesagt: 1980(!)war ich in plakias. plakias touristen bestand fast ausschließlich aus rucksacktouristen. es ging dort damals recht locker zu. wenn gerade mal keiner da war (bei sofia; die gute lebt immer noch und sieht so aus wie vor 25 jahren) habe sich die leute in dem restaurant/taverne(!) selbst bedient. ich war dann in der küche und habe mir aus so einem 10 liter blecheimer ein stück "feta" rausgenommen und das geld auf die theke gelegt. naiv und romantisierend wie man damals (nachhut der 68er)drauf war, war ich vollkommen platt, dass der feta bzw. die blecheimer eine gravour einer molkerei aus oberammergau hatte.
ich find´s ja ok, wenn die griechen auf ihren namen bestehen. aber ich gehe davon aus, das der feta von deutschland, dänemark oder sonstwo nach griechenland transportiert und verpackt wird und dann wieder ab in die eg.
der kunde kriegt, was er wünscht und sei´s auch nur der glaube.

gruß
martin_ffm

franjo
10.November.2005, 22:10
Es geht beim Feta ja wohl - neben der Herkunft aus einem Land - auch um die Produktion aus Ziegen- und Schafmilch anstatt aus Kuhmilch (gibt's ja auch als "Petros"-Feta) :icon_lol:

joe
10.November.2005, 22:24
ich find´s ja ok, wenn die griechen auf ihren namen bestehen. aber ich gehe davon aus, das der feta von deutschland, dänemark oder sonstwo nach griechenland transportiert und verpackt wird und dann wieder ab in die eg.

Eine wirklich gut gelungene Provokation, die uns "Verschwörungsspezialist" Martin hier serviert. Ignorieren oder Richtigstellen oder beides in umgekehrter Reihenfolge? Alles Quark, den Du hier rüberbringst ...

martin_ffm
10.November.2005, 22:39
Alles Quark, den Du hier rüberbringst ...

joe,
das mag durchaus zutreffen. aber eine provokation in "diesem" fall wahrlich nicht beabsichtigt. also ich bitte um aufklärung.

gruß
martin_ffm

joe
11.November.2005, 07:58
@ ffm_M: In Sachen Fetaproduktion könntest Du Dich doch recht bald mal um eine Besichtigung entspr. griech. Herstellungsbetriebe bemühen, um die Sache definitiv zu klären, damit nicht am Ende noch Unterlassungsklagen anhängig werden. Bei der Suche nach Adressen wird das griech. Landwirtschaftsministerium oder die Handelskammer gerne weiterhelfen. Angenehmer Nebeneffekt wäre, dass Du für eine Weile einer sinnvolleren Beschäftigung nachgingest und hier weniger rumtrollen würdest. Gruß J.

erakikos
11.November.2005, 10:58
ich find&#180;s ja ok, wenn die griechen auf ihren namen bestehen. aber ich gehe davon aus, das der feta von deutschland, d&#228;nemark oder sonstwo nach griechenland transportiert und verpackt wird und dann wieder ab in die eg.
der kunde kriegt, was er w&#252;nscht und sei&#180;s auch nur der glaube.

Man sollte dann nur beim Etikettieren etwas ehrlicher sein. Wie w&#228;re es z. B. mit:

Original griechischer Schafsk&#228;se aus deutscher Kuhmilch:D:

martin_ffm
11.November.2005, 12:21
hi joe,

offengestanden, ich bin leicht irritiert.warum? tja, argumentiere ich einmal in ruhe und sachlich, ohne polemischen schnick-schnack, flippst du aus. tz, tz,tz. ich habe nichts dagegen. aber ist etwas ungewohnt.

um noch einmal zur "sache" zu kommen: ich werde mich informieren.fakten, fakten, fakten...

bis denne...

gruß
martin_ffm

Petros
11.November.2005, 15:55
Es geht beim Feta ja wohl - neben der Herkunft aus einem Land - auch um die Produktion aus Ziegen- und Schafmilch anstatt aus Kuhmilch (gibt's ja auch als "Petros"-Feta) :icon_lol:

..dann wird eben Schafs-oder Ziegenmilch aus Bulgarien oder sonst woher nach Griechenland in die Fabrik gekarrt. Das haben die Grossproduzenten, ob FAGE oder Petros :icon_lol: , bestimmt schon längst geregelt.
Es geht hier nicht um Liebe zur Heimat und dem heimischen Milchvieh, sondern um Profit.

ya

Petros