Juno
18.May.2006, 11:27
Wie angekündigt, nun ein kleiner Erfahrungsbericht meiner E4-Wanderung in der ersten Mai-Hälfte 2006. Mein ursprünglicher Plan, von unterwegs eine Art Online-Tagebuch zu schreiben, ließ sich nicht so recht verwirklichen. Es gibt einfach zu wenige Internetcafés und/oder ich war nach den Touren zu kaputt.
Ich will nun keine Wegebeschreibung und/oder die Schilderung von Orten, Landschaften, Stränden oder Sehenswürdigkeiten abliefern (da kennen sich Andere aus dem Forum viel besser aus), sondern nur ein paar allgemeine Erfahrungen wiedergeben.
Vorrede
Zunächst ein Dankeschön an alle UserInnen des Kretaforums, die mir direkt auf meine Fragen geantwortet haben bzw. von deren Postings ich indirekt profitieren konnte.
Vor über 30 Jahren war ich das letzte Mal in Griechenland. Kreta kannte ich bislang überhaupt nicht. Daraus seht ihr, dass ich kein junger Hüpfer mehr bin. Ich war allein unterwegs und schleppte einen Rucksack, der – je nach Stand der Wasser- und Essensvorräte – zwischen 9 und 11 Kilo wog. Auf Zelt und Schlafsack habe ich verzichtet.
Strecke (Ü heißt Übernachtung, Schreibweise der Orte nach Harms, Fehler in der Schreibweise von mir)
Start in Kastelli Kissamos. Auf dem E4 nach Poyrinia, auf dem F1 nach Kambos (Ü). Über Afrotolakos und Livadia nach Hrisokalitissa (Ü). Über Elafonisi nach Agia Kiriaki, Autostopp nach Paleochora (Ü). Entlang der Küste über Lissos nach Sougia (Ü). Durch die Irinis-Schlucht hoch nach Agia Irinis und weiter nach Omalos (Ü). Durch die Samaria-Schlucht wieder runter nach Agia Roumeli (Ü). Entlang der Küste nach Loutro (Ü). Schlussetappe nach Hora Sfakion (Ü). 2 ½ Resttage dann in Iraklion.
Karten und Literatur
Dabei hatte ich die Karten von Harms und Road Edition (jeweils die West-Blätter). Wie bereits mehrfach im Forum geschrieben, ist die Qualität beider Kartenwerke nicht berauschend. Sie sind fehlerhaft und widersprechen sich auch gegenseitig. Die Kartographie von Harms ist gefälliger (dafür ist aber die Papierqualität mehr als mies). In der Road Edition ist das Straßennetz bei weitem besser dargestellt, aber die Karte gleicht auch eher einer Straßen- und keiner Wanderkarte. Trotz dieser Einschränkungen waren die Karten für meine Wanderung völlig ausreichend.
Als Wanderführer diente mir das Büchlein „Trans Kreta – E4“ aus dem Conrad Stein Verlag. Es ist brauchbar, aber nicht mehr. Das Buch weist einige Fahler auf und ist bereits wieder teilweise inaktuell, obwohl es 2005 herauskam und der Recherchestand von 2004 stammen soll. Besonders negativ fand ich, dass die Autoren zu wenig auf die Schwierigkeiten und den Charakter der Etappen eingehen. Die Beschreibungen bleiben blass und vermitteln nicht wirklich das, was dem Wanderer auf den Streckenabschnitten erwartet. Unverantwortlich finde ich, wie wenig auf die objektiven Schwierigkeiten einzelner Passagen eingegangen wird. Nicht jeder Leser/Wanderer ist ein so erfahrener Bergwanderer, wie es offenbar die Autoren sind. Ich selbst bin nicht völlig schwindelfrei und auch nicht sonderlich trittsicher. Zwei Mal während der Tour musste ich arg schlucken und kam an die Grenze meiner bescheidenen Möglichkeiten (Abstieg hinter der Marmara-Bucht sowie der Felsenweg zwischen Glikanera-Strand und der Teerstraße nach Hora Sfakion).
Zur „Erbauung“ hatte ich „Freiheit oder Tod“ von Kazantzakis im Rucksack. Für unterwegs genau die richtige Lektüre, finde ich. Es hat meinen Wunsch, mich mit der Vergangenheit und Gegenwart Kretas auseinander zu setzen, weiter gestärkt. Wenn ich jetzt zuhause die letzten Seiten lese, stören mich der Pathos und die Geisteshaltung doch arg.
Markierungen
Das kretische Markierungssystem ist mehr als gewöhnungsbedürftig. Ich habe einige Zeit gebraucht, um mich hineinzuversetzen, das System zu kapieren und den Markierungen zu vertrauen. Bislang war ich an die nahezu perfekten Systeme in Tschechien, der Schweiz und in anderen Alpenländern gewöhnt. Diese Erwartungen sollte man für Kreta tunlichst zuhause lassen. Stangen mit und ohne E4-Täfelchen, Farbmarkierungen,„Steinmännchen“, ab und an eine Schrifttafel oder ein Schriftzug auf Felsen wechseln munter miteinander ab. Mal gibt es alle 10 Meter einen Hinweis, mal auf Kilometern keinen einzigen. Aber nach einer gewissen Eingewöhnungszeit hatte ich den Dreh heraus und habe das kretische System schätzen und verstehen gelernt. Ich habe mich nur 3 x verlaufen, wobei ich bei zwei Malen selbst schuld war, da ich geträumt hatte.
Wegequalität
Es war alles dabei: Nette Spazierwege in deutscher Mittelgebirgsqualität (aber eher selten), lange Passagen über Sand und/oder Kieselsteine an den Stränden und Buchten, alte gepflasterte Maultierwege, schmale ausgesetzte Küstenwege, Mordsan- und Abstiege durch die diversen Schluchten, aber auch endlose Strecken auf Asphaltstraßen und Schotterpisten.
Insgesamt fand ich meine Tour anstrengend (denkt an mein “Alter“) und herrlich schön.
Die Sonne, die so weit im Süden doch bereits eine beträchtliche Kraft hat, machte mir manchmal arg zu schaffen. Und Schatten ist an der Südküste Mangelware. In den ersten Tagen blies dann noch ein starker Nordwind, der mich zusätzlich auszehrte. Trotzdem hat es viel Spaß gemacht. Ich habe mich teilweise richtig ausgepowert. Die längste Etappe dauerte nahezu 10 Stunden mit knapp 1200 Höhenmetern im Anstieg.
Unterkünfte und Essen
In der Vorsaison natürlich kein Problem. Als Einzelwanderer zahlte ich für die Übernachtung entweder 20 oder 25 Euro (um den Preis habe ich nicht gefeilscht). „Rent a Room“ und „richtiges“ Hotel habe ich abgewechselt. Wie es so halt ist, mal war das Zimmer besser, mal schlechter. Bis auf Kambos und Omalos (da geht’s nun mal nicht) bestand ich immer auf ein Zimmer in der ersten Reihe mit Meerblick und Balkon für das Absackerbier am Abend.
Da ich die griechische Küche mag, gab es hier null Probleme. Das beste Essen hatte ich im bereits von euch gerühmten Restaurant in Kastelli und dann im unscheinbaren Kambos. Der Rest war Durchschnitt. Nescafé am Morgen ist zwar sonst nicht meine Art, hab mich aber daran gewöhnt. Frappè kannte ich bislang noch nicht und bin jetzt begeistert davon.
Fazit
Es war eine tolle Tour. Die Landschaften waren traumhaft. Wie ich sie vorher aufgrund von Filmen und Bildern vage in meinem Hinterkopf hatte. Die Klischeebilder mit türkisfarbenen Buchten, Tavernen in Blau-Weiß, einsamen Stränden, engen Schluchten und lichtgrünen Nadelwäldern gibt es wirklich in der Realität. Ich war überrascht. Aber nach einer Weile war ich „satt“, konnte die schönsten Stellen überhaupt nicht mehr aufnehmen. Aber das passiert mir auch woanders.
Die Mentalität der Kreter hat mir gut gefallen. Freundlich, zurückhaltend. Ich hatte nie das Gefühl, beschissen zu werden. Ganz im Gegenteil. Es wurde beim Bezahlen eher ab- als aufgerundet. Wenn ich da an andere Reiseländer denke...Auch Vorbehalte aufgrund der Vergangenheit mir gegenüber als Deutschen (habe ich woanders doch schon einige Male erlebt) konnte ich nie bemerken. Kreta ist ein gutes, entspanntes Reiseland.
Am Besten hat es mir im Nordwesten gefallen. Da ist noch am ehesten die Ursprünglichkeit zu finden, die wir Touristen suchen und erwarten. Gern denke ich an das Restaurant/Wohnzimmer/Büro im Kambos zurück, wo ich nach alter Sitte an den Herd gebeten wurde, es nur ein Gericht gab (wahrscheinlich Ziege, das beste Essen der ganzen Reise) und mir die Nähe und Intimität fast zu viel war.
„Echte“ Fernwanderer mit dicken Rucksäcken gab es 6, die auch meine Richtung von West nach Ost gingen. 4 Fernwanderer kamen mir entgegen. Nicht gerade viel. Hinzu kamen doch eine große Zahl von Tageswanderern. Ein Highlight war das überraschende Treffen mit Alex hier aus dem Forum. Wir hatten nur ein Zeitfenster von einer Zigarettenlänge (meiner natürlich), um uns überhaupt real zu begegnen. Er war mit seiner Freundin auf der letzten Etappe von Ost nach West und ich auf meiner „Einlaufetappe“. Ich wollte vor dem Rückweg nach Kastelli in Polyrinia nur noch eine Zigarette rauchen, da kam dieses Paar des Weges. Es war fast wie bei Stanley und Livingston: „Bist du Alex?“.
Unten an der Südküste war es mir fast schon zu hektisch. Paleochora fand ich ja noch ganz nett, aber das vielgerühmte Sougia ging mir schnell auf den Keks (jetzt verderbe ich es mir mit allen Sougia-Fans). Auf den ersten Blick hübsch anzuschauen, aber rasch merkt man, dass es ein Kulissendorf ist, das zu 95 % für den Tourismus besteht. Genauso gut hätte man auch „echte“ Kulissen hinstellen können. Toll war dagegen Heraklion. Was für ein Leben, was für eine Bar-Szene!!! Da können sich Berlin und Hamburg ne dicke Scheibe abschneiden.
Noch ein Wort zur Samaria-Schlucht. Da bin ich auch „natürlich“ durchgedackelt. Bis auf den Schlussteil, der „Eisernen Pforte“, fand ich sie ziemlich mittelprächtig. In der Schlucht haben sich die Massen aber gut verteilt. Die Busfahrer müssen wohl eine Absprache haben, die Busladungen nur schubweise abzuliefern, so dass ich fast immer eine Lücke nutzen konnte. In Hora Sfakion habe ich am nächsten Tag mal die Urlauber pi mal Daumen gezählt, die von den beiden Nachmittagsfähren zu ihren Bussen strömten: Ich kam auf 2000 bis 2500 Personen. Und das in der Vorsaison!
Wer Fragen hat: ich beantworte sie gern, soweit ich es kann.
Juno
PS
Tippfehler und Fehleinschätzungen sind zwar nicht gewollt, aber unvermeidlich.
Ich will nun keine Wegebeschreibung und/oder die Schilderung von Orten, Landschaften, Stränden oder Sehenswürdigkeiten abliefern (da kennen sich Andere aus dem Forum viel besser aus), sondern nur ein paar allgemeine Erfahrungen wiedergeben.
Vorrede
Zunächst ein Dankeschön an alle UserInnen des Kretaforums, die mir direkt auf meine Fragen geantwortet haben bzw. von deren Postings ich indirekt profitieren konnte.
Vor über 30 Jahren war ich das letzte Mal in Griechenland. Kreta kannte ich bislang überhaupt nicht. Daraus seht ihr, dass ich kein junger Hüpfer mehr bin. Ich war allein unterwegs und schleppte einen Rucksack, der – je nach Stand der Wasser- und Essensvorräte – zwischen 9 und 11 Kilo wog. Auf Zelt und Schlafsack habe ich verzichtet.
Strecke (Ü heißt Übernachtung, Schreibweise der Orte nach Harms, Fehler in der Schreibweise von mir)
Start in Kastelli Kissamos. Auf dem E4 nach Poyrinia, auf dem F1 nach Kambos (Ü). Über Afrotolakos und Livadia nach Hrisokalitissa (Ü). Über Elafonisi nach Agia Kiriaki, Autostopp nach Paleochora (Ü). Entlang der Küste über Lissos nach Sougia (Ü). Durch die Irinis-Schlucht hoch nach Agia Irinis und weiter nach Omalos (Ü). Durch die Samaria-Schlucht wieder runter nach Agia Roumeli (Ü). Entlang der Küste nach Loutro (Ü). Schlussetappe nach Hora Sfakion (Ü). 2 ½ Resttage dann in Iraklion.
Karten und Literatur
Dabei hatte ich die Karten von Harms und Road Edition (jeweils die West-Blätter). Wie bereits mehrfach im Forum geschrieben, ist die Qualität beider Kartenwerke nicht berauschend. Sie sind fehlerhaft und widersprechen sich auch gegenseitig. Die Kartographie von Harms ist gefälliger (dafür ist aber die Papierqualität mehr als mies). In der Road Edition ist das Straßennetz bei weitem besser dargestellt, aber die Karte gleicht auch eher einer Straßen- und keiner Wanderkarte. Trotz dieser Einschränkungen waren die Karten für meine Wanderung völlig ausreichend.
Als Wanderführer diente mir das Büchlein „Trans Kreta – E4“ aus dem Conrad Stein Verlag. Es ist brauchbar, aber nicht mehr. Das Buch weist einige Fahler auf und ist bereits wieder teilweise inaktuell, obwohl es 2005 herauskam und der Recherchestand von 2004 stammen soll. Besonders negativ fand ich, dass die Autoren zu wenig auf die Schwierigkeiten und den Charakter der Etappen eingehen. Die Beschreibungen bleiben blass und vermitteln nicht wirklich das, was dem Wanderer auf den Streckenabschnitten erwartet. Unverantwortlich finde ich, wie wenig auf die objektiven Schwierigkeiten einzelner Passagen eingegangen wird. Nicht jeder Leser/Wanderer ist ein so erfahrener Bergwanderer, wie es offenbar die Autoren sind. Ich selbst bin nicht völlig schwindelfrei und auch nicht sonderlich trittsicher. Zwei Mal während der Tour musste ich arg schlucken und kam an die Grenze meiner bescheidenen Möglichkeiten (Abstieg hinter der Marmara-Bucht sowie der Felsenweg zwischen Glikanera-Strand und der Teerstraße nach Hora Sfakion).
Zur „Erbauung“ hatte ich „Freiheit oder Tod“ von Kazantzakis im Rucksack. Für unterwegs genau die richtige Lektüre, finde ich. Es hat meinen Wunsch, mich mit der Vergangenheit und Gegenwart Kretas auseinander zu setzen, weiter gestärkt. Wenn ich jetzt zuhause die letzten Seiten lese, stören mich der Pathos und die Geisteshaltung doch arg.
Markierungen
Das kretische Markierungssystem ist mehr als gewöhnungsbedürftig. Ich habe einige Zeit gebraucht, um mich hineinzuversetzen, das System zu kapieren und den Markierungen zu vertrauen. Bislang war ich an die nahezu perfekten Systeme in Tschechien, der Schweiz und in anderen Alpenländern gewöhnt. Diese Erwartungen sollte man für Kreta tunlichst zuhause lassen. Stangen mit und ohne E4-Täfelchen, Farbmarkierungen,„Steinmännchen“, ab und an eine Schrifttafel oder ein Schriftzug auf Felsen wechseln munter miteinander ab. Mal gibt es alle 10 Meter einen Hinweis, mal auf Kilometern keinen einzigen. Aber nach einer gewissen Eingewöhnungszeit hatte ich den Dreh heraus und habe das kretische System schätzen und verstehen gelernt. Ich habe mich nur 3 x verlaufen, wobei ich bei zwei Malen selbst schuld war, da ich geträumt hatte.
Wegequalität
Es war alles dabei: Nette Spazierwege in deutscher Mittelgebirgsqualität (aber eher selten), lange Passagen über Sand und/oder Kieselsteine an den Stränden und Buchten, alte gepflasterte Maultierwege, schmale ausgesetzte Küstenwege, Mordsan- und Abstiege durch die diversen Schluchten, aber auch endlose Strecken auf Asphaltstraßen und Schotterpisten.
Insgesamt fand ich meine Tour anstrengend (denkt an mein “Alter“) und herrlich schön.
Die Sonne, die so weit im Süden doch bereits eine beträchtliche Kraft hat, machte mir manchmal arg zu schaffen. Und Schatten ist an der Südküste Mangelware. In den ersten Tagen blies dann noch ein starker Nordwind, der mich zusätzlich auszehrte. Trotzdem hat es viel Spaß gemacht. Ich habe mich teilweise richtig ausgepowert. Die längste Etappe dauerte nahezu 10 Stunden mit knapp 1200 Höhenmetern im Anstieg.
Unterkünfte und Essen
In der Vorsaison natürlich kein Problem. Als Einzelwanderer zahlte ich für die Übernachtung entweder 20 oder 25 Euro (um den Preis habe ich nicht gefeilscht). „Rent a Room“ und „richtiges“ Hotel habe ich abgewechselt. Wie es so halt ist, mal war das Zimmer besser, mal schlechter. Bis auf Kambos und Omalos (da geht’s nun mal nicht) bestand ich immer auf ein Zimmer in der ersten Reihe mit Meerblick und Balkon für das Absackerbier am Abend.
Da ich die griechische Küche mag, gab es hier null Probleme. Das beste Essen hatte ich im bereits von euch gerühmten Restaurant in Kastelli und dann im unscheinbaren Kambos. Der Rest war Durchschnitt. Nescafé am Morgen ist zwar sonst nicht meine Art, hab mich aber daran gewöhnt. Frappè kannte ich bislang noch nicht und bin jetzt begeistert davon.
Fazit
Es war eine tolle Tour. Die Landschaften waren traumhaft. Wie ich sie vorher aufgrund von Filmen und Bildern vage in meinem Hinterkopf hatte. Die Klischeebilder mit türkisfarbenen Buchten, Tavernen in Blau-Weiß, einsamen Stränden, engen Schluchten und lichtgrünen Nadelwäldern gibt es wirklich in der Realität. Ich war überrascht. Aber nach einer Weile war ich „satt“, konnte die schönsten Stellen überhaupt nicht mehr aufnehmen. Aber das passiert mir auch woanders.
Die Mentalität der Kreter hat mir gut gefallen. Freundlich, zurückhaltend. Ich hatte nie das Gefühl, beschissen zu werden. Ganz im Gegenteil. Es wurde beim Bezahlen eher ab- als aufgerundet. Wenn ich da an andere Reiseländer denke...Auch Vorbehalte aufgrund der Vergangenheit mir gegenüber als Deutschen (habe ich woanders doch schon einige Male erlebt) konnte ich nie bemerken. Kreta ist ein gutes, entspanntes Reiseland.
Am Besten hat es mir im Nordwesten gefallen. Da ist noch am ehesten die Ursprünglichkeit zu finden, die wir Touristen suchen und erwarten. Gern denke ich an das Restaurant/Wohnzimmer/Büro im Kambos zurück, wo ich nach alter Sitte an den Herd gebeten wurde, es nur ein Gericht gab (wahrscheinlich Ziege, das beste Essen der ganzen Reise) und mir die Nähe und Intimität fast zu viel war.
„Echte“ Fernwanderer mit dicken Rucksäcken gab es 6, die auch meine Richtung von West nach Ost gingen. 4 Fernwanderer kamen mir entgegen. Nicht gerade viel. Hinzu kamen doch eine große Zahl von Tageswanderern. Ein Highlight war das überraschende Treffen mit Alex hier aus dem Forum. Wir hatten nur ein Zeitfenster von einer Zigarettenlänge (meiner natürlich), um uns überhaupt real zu begegnen. Er war mit seiner Freundin auf der letzten Etappe von Ost nach West und ich auf meiner „Einlaufetappe“. Ich wollte vor dem Rückweg nach Kastelli in Polyrinia nur noch eine Zigarette rauchen, da kam dieses Paar des Weges. Es war fast wie bei Stanley und Livingston: „Bist du Alex?“.
Unten an der Südküste war es mir fast schon zu hektisch. Paleochora fand ich ja noch ganz nett, aber das vielgerühmte Sougia ging mir schnell auf den Keks (jetzt verderbe ich es mir mit allen Sougia-Fans). Auf den ersten Blick hübsch anzuschauen, aber rasch merkt man, dass es ein Kulissendorf ist, das zu 95 % für den Tourismus besteht. Genauso gut hätte man auch „echte“ Kulissen hinstellen können. Toll war dagegen Heraklion. Was für ein Leben, was für eine Bar-Szene!!! Da können sich Berlin und Hamburg ne dicke Scheibe abschneiden.
Noch ein Wort zur Samaria-Schlucht. Da bin ich auch „natürlich“ durchgedackelt. Bis auf den Schlussteil, der „Eisernen Pforte“, fand ich sie ziemlich mittelprächtig. In der Schlucht haben sich die Massen aber gut verteilt. Die Busfahrer müssen wohl eine Absprache haben, die Busladungen nur schubweise abzuliefern, so dass ich fast immer eine Lücke nutzen konnte. In Hora Sfakion habe ich am nächsten Tag mal die Urlauber pi mal Daumen gezählt, die von den beiden Nachmittagsfähren zu ihren Bussen strömten: Ich kam auf 2000 bis 2500 Personen. Und das in der Vorsaison!
Wer Fragen hat: ich beantworte sie gern, soweit ich es kann.
Juno
PS
Tippfehler und Fehleinschätzungen sind zwar nicht gewollt, aber unvermeidlich.