spotty
3.July.2007, 11:16
18.06.2007 Auf minoischen Spuren und das erste Mal Strand
Die flüssige Konservation in Miros` Cafenion hat uns im Tiefschlaf durch die Nacht gebracht, und es sind wohl die warmen Sonnenstrahlen, die uns in den ersten richtigen Urlaubstag hineinblinzeln lassen. Die Ruhe im Ort ist wohltuend, aber auch nicht erstaunlich, denn Gott sei Dank kommen nur die hierher, die das auch wollen und der Transitverkehr lärmt anderswo ….
Frühstück wird zu unserem Bedauern, denn für Frühaufsteher ist das schon recht spät, erst ab 8.00Uhr kredenzt und natürlich sind wir die ersten im Frühstücksraum – Kaffee und Tee sind ebenso schnell bestellt und gebracht wie ein Glas Saft, und die festen Bestandteile des Morgenmahls werden praktischerweise direkt am Tisch serviert.
Das überrascht uns nicht, und stören tut`s ebenso wenig, denn wir sind in Griechenland … und da hat nun einmal das Frühstück keinerlei Priorität. Ich meine, dass typisch griechische Frühstück sollte wohl aus einem schwarzen Mokka und einer Zigarette bestehen. Mokka ginge ja ganz gut – aber den Glimmstengeln haben wir vor nunmehr zehn Jahren abgeschworen, und dieser Zustand soll anhalten.
Also teilen wir uns friedlich in 2 Scheiben Wurst und mehr Scheiben Käse, und eingedenk unserer bisherigen Erfahrungen im Lande der Götter und Mythen empfinden wir diese Portionierungen als ausreichend – wohl wissend, dass ein Frühstück Zuhause mit deutlich Mehraufwand gestaltet würde.
Ich bemerke, dass Mythos und Raki hätten nicht mehr sein dürfen, denn von geistiger Frische und Vitalität bin ich sicher noch ein gutes Stück entfern ----ein Erkundungsgang bei Tageslicht, so beschließen wir, ist erstens eine gute Idee und ändert zweitens vielleicht die gefühlte Brachlage der Lebensgeister...
Gesagt. Getan.
Agia Galini ist sicher keine Weltmetropole - und genau deshalb sind wir ja auch hier gestrandet und nicht in irgendeiner wuseligen Urlauberhochburg, die wohl bislang konsequent auf der Ostseite der Insel aufgereiht wurden.
Und so sind die paar Schritte Richtung Strandpromenade schnell bewältigt.
Es fällt auf (und ist natürlich ein Widerspruch zur Aussage des hoteleigenen Faltblattes mit dem einleuchtenden, aber doch sicher nicht nur die Touristen ansprechenden Titel „Every drop counts“), dass in und um die zahlreichen Tavernen kräftig geputzt und gesäubert wird, und das geschieht also im Normalfall durch massiven Einsatz des Wasserschlauches ... und ein wenig überlege ich, wie denn nun diese Wassermassenverschwendung (denn es ist ja nicht einmal wirklich Spritzbedarf erkennbar) dieser Sparkampagne entsprechen sollen, während uns empfohlen wird, bei der täglichen Behandlung der reinweißen Zähne ebenso das Wasser abzustellen wie während der Einseifphase beim täglichen Duschen ??? Logisch? Nicht wirklich.
Die Sonne wird spürbar unbarmherziger und nach wenigen Minuten ist das leichte T-Shirt mit den ersten Zeugnissen menschlicher Transpiration gezeichnet, und das Durstgefühl meldet sich … Eine teure Supermarktwasserflasche schafft vorläufige Abhilfe, und dann haben wir auch schon Kostas`Taverne gefunden, die das Ziel unserer abendlichen kulinarischen Begierden sein soll. Hoffentlich mit anderem Resümee als die gestrige Enttäuschung beim hochgepriesenen Horiatis ….
In Anbetracht der mit der Sonne parallel steigenden Temperaturen beschließen wir, dass eine Stranderkundung eine tragfähige Idee darstellt.
Und da nur Baden einerseits etwas öde ist, und andererseits zahlreiche geschichtsträchtige Flecken betreten werden wollen, wird auf dem Weg nach Matala ein Bildungszwischenstopp in Festos eingelegt.
Die Ausgrabungen gefallen uns besser als die von Knossos (aber da gehen die Meinungen ja ohnehin weit auseinander!), und so schreiten wir ehrfürchtig zwischen den fast 4000 Jahre alten Steinen umher und versuchen, mit diesen Eindrücken unsere Phantasie zu beflügeln.
Irgendwie kommt schon der Gedanke daher, was für ein winziges Staubkörnchen in der Erdengeschichte doch ein einzelnes Leben darstellt, und doch ist jeder froh, der eines davon abbekommen hat … Nur sollte man ab und an mal überlegen, ob man manche Dinge nicht viel zu wichtig nimmt, vielleicht gar sich selbst ???
Während mir derartig philosophische Gedanken auch signalisieren, dass nun wohl die letzten Überbleibsel des Abends bei Miros herausgeschwitzt sind, versuche ich gute Perspektiven für die fotografische Aufbereitung unseres Urlaubes zu finden. Und die gibt es reichlich … insbesondere diese wunderbare Blütenpracht in blau, rot und orange hat es mir angetan, und ich glaube, nicht nur mir allein.
Nach einer knappen Stunden haben wir gesehen, was wir erwartet hatten (in Knossos vor Jahren wurden die undefinierten Erwartungen schwer enttäuscht) und schwingen uns mutig in das nun schon Bratofencharakter verströmendes Cockpit des Mietautos – ohne Klimaanlage wäre wohl aller weiterer Elan hitzetechnisch abgewürgt, so aber läuft die künstliche Kühlung auf Maximalleistung (und ich habe spätestens am morgigen Tag den unvermeidlichen Reizhusten) und nach wenigen Kilometern wird es angenehmer.
Aber da ist schon der nächste planmäßige Zwischenstopp: das kleine Bergdorf Pitsidia soll besonders Aussteigern und Künstlern eine neue Heimat gegeben haben. Wir sind für keine der beiden Kategorien gut, aber man kann ja mal gucken … Man weiß ja nie ….
Erstmal übersehe ich glatt den verschämten Hinweis auf das alte Zentrum, aber Katrin ist ja eine perfekte Beifahrerin und so wird der Orientierungsfehler schnell behoben.
Die Fahrt ins „Zentrum“ des Dorfes bekommt infolge der Straßenbreite (ich sollte wohl besser von Straßenenge schreiben) einen gewissen Reiz des Ungewissen – denn wenn da auch nur ein Fahrrad in der Gegenrichtung käme, wäre dann einer zuviel auf der Strasse (ein wenig künstlerische Übertreibung ist mir erlaubt, denke ich).
Es kommt aber keiner, so dass wir völlig unspektakulär den zentralen Platz erreichen und in der Nähe ein schönes sonniges Parkplätzchen finden. Jetzt, da das Auto angenehm temperiert ist, zieht es uns unwiderstehlich in die brütende Mittagshitze …
Dass ich nun komplett fit und auch mental aufgewacht bin, registriere ich beim Bemerken der nach einem Mythos rufenden inneren Stimme – und auf diese körpereigenen Hinweise sollte man ja tunlichst achten!
Wir erleben wieder einmal, wie schön und beeindruckend das Essen weitab jeglicher Touristenpfade sein kann – unsere Wahl fällt auf die Taverne Markos, weil die in nur einer Person identifizierbare Chefin, Kellnerin und Köchin uns bestätigt, Mythos servieren zu können … und weil die Dame mittleren Alters so griechisch und so nett wirkt.
Wir wechseln sehr wenige Worte – einfach, weil wir ebenso „viele“ griechische Wörter kennen wie sie englisch sprechen kann – aber nach dem Motto:“ Der Worte sind genug gewechselt, nun lasst uns endlich Taten sehen“ lassen wir Tsatziki und Bauernsalat die Kommunikation übernehmen.
Das Tsatziki ist mehrere Kategorien höher einzustufen als das am gestrigen Abend – und zur Beschreibung der Genussemotionen bei der Vertilgung des Bauernsalates fehlen mir schlichtweg Worte. Weltklasse. Nicht zu toppen.
Da wird man richtig traurig bei dem Gedanken, in wenigen Tagen eigentlich besser aussehendes Gemüse gleichen Namens vom Discounter unseres Vertrauens zusammenrühren zu müssen, wohl wissend, dass es nicht die Spur einer Chance gibt, auch nur in die Nähe dieser Geschmackseruption zu gelangen …. Sorry liebe Freunde aus Holland und den Bioanbauzentren: da werdet ihr auf Dauer immer nur zweiter Sieger bleiben!
Mit dem untrüglichen Gefühl, hier nicht zum letzten Mal gewesen zu sein, verabschieden wir uns von der freundlichen Wirtin und – na ja, die Autoquälerei muss ich wohl nicht noch einmal verbildlichen.
Das Tagesziel, die ehemalige Hippiemetropole Matala, ist schnell erreicht und der kostenpflichtige Parkplatz in Strandnähe schnell gefunden.
Die hübschen Felslöcher kann man auch aus der Ferne filmen und fotografieren (zumal es hier und da wohl in einigen „zweckentfremdeten“ Löchern streng riechen soll), und so beschränken wir uns auch auf ein das Bild aus der Ferne und sparen uns diesmal den Eintritt.
Am gut besuchten Strand finden wir ein freies Fleckchen unter einem ausladenden Baum, bemerken sicht- und spürbaren Wind und Wellengang und machen einen ersten Wassertest.
Also konkreter: Spottyfrau ist die Testerin und ich der Dokumentarist – denn ich werde erst ein wenig schwimmsüchtig, wenn sich die Wassertemperatur der der heimischen Badewanne nähert. Und das ist auf Kreta wohl auch im Hochsommer nicht zu erwarten.
Der Wind frischt weiter auf, nein, er wird einfach stärker. Denn „Auffrischen“ assoziiert doch Kühle, und genau dieses Kriterium erfüllt er leider nicht. Ein heißer Sturm fegt also über den Strand, und man ist gut beraten, sich selbst und sensible technische Geräte zu sichern … beim späteren Duschen werde ich wohl einiges an Sand aus mir herausspülen!
Ketten und Armbänder herstellende bezopfte junge Leute lassen ein ganz klein wenig so etwas wie Hippieflair aufkommen – aber da bedarf es schon einer sehr regen Phantasie, um dann mal gleich an Scott McKenzie und die Flower-Power-Zeit zu denken ….
Tavernen und Andenkenshops sind zahlreich vorhanden, wie in vielen Orten eher zu zahlreich, als dass ich mir da eine dauerhafte zufrieden stellende Auslastung vorstellen kann – und der Versuch, die ankommenden Besucher zu umgarnen, ist schon anders zu spüren als im beschaulichen Bergdorf.
Zwei Stunden Strand scheinen mir für das erste Mal großzügig geplant zu sein, und außerdem müssen wir ja noch duschen (ich denke, das Wasser wird durchgängig laufen), bevor das nächste kritische und kretische Essabenteuer bei Kostas auf dem Plan steht.
Das müssen wir nun aber erst einmal erleben, bevor ich dazu das Wort führen kann!
*Am nächsten Morgen vor dem Frühstück:
Nach Raki bedingtem Tiefschlaf überlege ich mir nun wohlwollende Formulierungen zum gestrigen Abendessen – also, auch das war nicht der Brüller, zumindest das Essen.
Die Vorspeisenplatte hatte verschiedene Salate und kalte Weinblätter sowie die erwarteten sehr guten inselgereiften Gemüse, die Dolmades waren denen bei Horiatis ähnlich (und meine eigenen sind dann wohl doch unschlagbar???) … dann gab es noch gesalzene Rote Rüben in Scheiben, die ließen sich mit wunderbarem kretischen Öl und Knoblauchcreme annehmbar aufpeppen – und schließlich hatten wir gedämpftes Gemüse, das aber zweifelsohne aus der Mikrowelle die Temperatur erfahren hatte.
Also eine ziemlich matschige Angelegenheit, aber schmackhaft.
Den Brüller gab es dann aber doch noch: zum Magen schließen und zur Versöhnung meiner verwöhnten Geschmacksnerven brachte uns (und der jungen Mutti mit zwei kleinen Buben nebenan auch) die nette Kellnerin aus England in eine riesige Portionen verschiedener Melonen …. Und nach grober Überrechnung an die 200cl Raki ...
Wir haben engagiert vier randvolle Gläser geschluckt. Und der Raki war nicht nur viel, er war auch Extraklasse … fruchtig im Geschmack und sehr weich im Abgang.
Da war es wohl auch richtig, gleich und ohne weiteren Zwischenstopp die Betten anzusteuern ....
Die flüssige Konservation in Miros` Cafenion hat uns im Tiefschlaf durch die Nacht gebracht, und es sind wohl die warmen Sonnenstrahlen, die uns in den ersten richtigen Urlaubstag hineinblinzeln lassen. Die Ruhe im Ort ist wohltuend, aber auch nicht erstaunlich, denn Gott sei Dank kommen nur die hierher, die das auch wollen und der Transitverkehr lärmt anderswo ….
Frühstück wird zu unserem Bedauern, denn für Frühaufsteher ist das schon recht spät, erst ab 8.00Uhr kredenzt und natürlich sind wir die ersten im Frühstücksraum – Kaffee und Tee sind ebenso schnell bestellt und gebracht wie ein Glas Saft, und die festen Bestandteile des Morgenmahls werden praktischerweise direkt am Tisch serviert.
Das überrascht uns nicht, und stören tut`s ebenso wenig, denn wir sind in Griechenland … und da hat nun einmal das Frühstück keinerlei Priorität. Ich meine, dass typisch griechische Frühstück sollte wohl aus einem schwarzen Mokka und einer Zigarette bestehen. Mokka ginge ja ganz gut – aber den Glimmstengeln haben wir vor nunmehr zehn Jahren abgeschworen, und dieser Zustand soll anhalten.
Also teilen wir uns friedlich in 2 Scheiben Wurst und mehr Scheiben Käse, und eingedenk unserer bisherigen Erfahrungen im Lande der Götter und Mythen empfinden wir diese Portionierungen als ausreichend – wohl wissend, dass ein Frühstück Zuhause mit deutlich Mehraufwand gestaltet würde.
Ich bemerke, dass Mythos und Raki hätten nicht mehr sein dürfen, denn von geistiger Frische und Vitalität bin ich sicher noch ein gutes Stück entfern ----ein Erkundungsgang bei Tageslicht, so beschließen wir, ist erstens eine gute Idee und ändert zweitens vielleicht die gefühlte Brachlage der Lebensgeister...
Gesagt. Getan.
Agia Galini ist sicher keine Weltmetropole - und genau deshalb sind wir ja auch hier gestrandet und nicht in irgendeiner wuseligen Urlauberhochburg, die wohl bislang konsequent auf der Ostseite der Insel aufgereiht wurden.
Und so sind die paar Schritte Richtung Strandpromenade schnell bewältigt.
Es fällt auf (und ist natürlich ein Widerspruch zur Aussage des hoteleigenen Faltblattes mit dem einleuchtenden, aber doch sicher nicht nur die Touristen ansprechenden Titel „Every drop counts“), dass in und um die zahlreichen Tavernen kräftig geputzt und gesäubert wird, und das geschieht also im Normalfall durch massiven Einsatz des Wasserschlauches ... und ein wenig überlege ich, wie denn nun diese Wassermassenverschwendung (denn es ist ja nicht einmal wirklich Spritzbedarf erkennbar) dieser Sparkampagne entsprechen sollen, während uns empfohlen wird, bei der täglichen Behandlung der reinweißen Zähne ebenso das Wasser abzustellen wie während der Einseifphase beim täglichen Duschen ??? Logisch? Nicht wirklich.
Die Sonne wird spürbar unbarmherziger und nach wenigen Minuten ist das leichte T-Shirt mit den ersten Zeugnissen menschlicher Transpiration gezeichnet, und das Durstgefühl meldet sich … Eine teure Supermarktwasserflasche schafft vorläufige Abhilfe, und dann haben wir auch schon Kostas`Taverne gefunden, die das Ziel unserer abendlichen kulinarischen Begierden sein soll. Hoffentlich mit anderem Resümee als die gestrige Enttäuschung beim hochgepriesenen Horiatis ….
In Anbetracht der mit der Sonne parallel steigenden Temperaturen beschließen wir, dass eine Stranderkundung eine tragfähige Idee darstellt.
Und da nur Baden einerseits etwas öde ist, und andererseits zahlreiche geschichtsträchtige Flecken betreten werden wollen, wird auf dem Weg nach Matala ein Bildungszwischenstopp in Festos eingelegt.
Die Ausgrabungen gefallen uns besser als die von Knossos (aber da gehen die Meinungen ja ohnehin weit auseinander!), und so schreiten wir ehrfürchtig zwischen den fast 4000 Jahre alten Steinen umher und versuchen, mit diesen Eindrücken unsere Phantasie zu beflügeln.
Irgendwie kommt schon der Gedanke daher, was für ein winziges Staubkörnchen in der Erdengeschichte doch ein einzelnes Leben darstellt, und doch ist jeder froh, der eines davon abbekommen hat … Nur sollte man ab und an mal überlegen, ob man manche Dinge nicht viel zu wichtig nimmt, vielleicht gar sich selbst ???
Während mir derartig philosophische Gedanken auch signalisieren, dass nun wohl die letzten Überbleibsel des Abends bei Miros herausgeschwitzt sind, versuche ich gute Perspektiven für die fotografische Aufbereitung unseres Urlaubes zu finden. Und die gibt es reichlich … insbesondere diese wunderbare Blütenpracht in blau, rot und orange hat es mir angetan, und ich glaube, nicht nur mir allein.
Nach einer knappen Stunden haben wir gesehen, was wir erwartet hatten (in Knossos vor Jahren wurden die undefinierten Erwartungen schwer enttäuscht) und schwingen uns mutig in das nun schon Bratofencharakter verströmendes Cockpit des Mietautos – ohne Klimaanlage wäre wohl aller weiterer Elan hitzetechnisch abgewürgt, so aber läuft die künstliche Kühlung auf Maximalleistung (und ich habe spätestens am morgigen Tag den unvermeidlichen Reizhusten) und nach wenigen Kilometern wird es angenehmer.
Aber da ist schon der nächste planmäßige Zwischenstopp: das kleine Bergdorf Pitsidia soll besonders Aussteigern und Künstlern eine neue Heimat gegeben haben. Wir sind für keine der beiden Kategorien gut, aber man kann ja mal gucken … Man weiß ja nie ….
Erstmal übersehe ich glatt den verschämten Hinweis auf das alte Zentrum, aber Katrin ist ja eine perfekte Beifahrerin und so wird der Orientierungsfehler schnell behoben.
Die Fahrt ins „Zentrum“ des Dorfes bekommt infolge der Straßenbreite (ich sollte wohl besser von Straßenenge schreiben) einen gewissen Reiz des Ungewissen – denn wenn da auch nur ein Fahrrad in der Gegenrichtung käme, wäre dann einer zuviel auf der Strasse (ein wenig künstlerische Übertreibung ist mir erlaubt, denke ich).
Es kommt aber keiner, so dass wir völlig unspektakulär den zentralen Platz erreichen und in der Nähe ein schönes sonniges Parkplätzchen finden. Jetzt, da das Auto angenehm temperiert ist, zieht es uns unwiderstehlich in die brütende Mittagshitze …
Dass ich nun komplett fit und auch mental aufgewacht bin, registriere ich beim Bemerken der nach einem Mythos rufenden inneren Stimme – und auf diese körpereigenen Hinweise sollte man ja tunlichst achten!
Wir erleben wieder einmal, wie schön und beeindruckend das Essen weitab jeglicher Touristenpfade sein kann – unsere Wahl fällt auf die Taverne Markos, weil die in nur einer Person identifizierbare Chefin, Kellnerin und Köchin uns bestätigt, Mythos servieren zu können … und weil die Dame mittleren Alters so griechisch und so nett wirkt.
Wir wechseln sehr wenige Worte – einfach, weil wir ebenso „viele“ griechische Wörter kennen wie sie englisch sprechen kann – aber nach dem Motto:“ Der Worte sind genug gewechselt, nun lasst uns endlich Taten sehen“ lassen wir Tsatziki und Bauernsalat die Kommunikation übernehmen.
Das Tsatziki ist mehrere Kategorien höher einzustufen als das am gestrigen Abend – und zur Beschreibung der Genussemotionen bei der Vertilgung des Bauernsalates fehlen mir schlichtweg Worte. Weltklasse. Nicht zu toppen.
Da wird man richtig traurig bei dem Gedanken, in wenigen Tagen eigentlich besser aussehendes Gemüse gleichen Namens vom Discounter unseres Vertrauens zusammenrühren zu müssen, wohl wissend, dass es nicht die Spur einer Chance gibt, auch nur in die Nähe dieser Geschmackseruption zu gelangen …. Sorry liebe Freunde aus Holland und den Bioanbauzentren: da werdet ihr auf Dauer immer nur zweiter Sieger bleiben!
Mit dem untrüglichen Gefühl, hier nicht zum letzten Mal gewesen zu sein, verabschieden wir uns von der freundlichen Wirtin und – na ja, die Autoquälerei muss ich wohl nicht noch einmal verbildlichen.
Das Tagesziel, die ehemalige Hippiemetropole Matala, ist schnell erreicht und der kostenpflichtige Parkplatz in Strandnähe schnell gefunden.
Die hübschen Felslöcher kann man auch aus der Ferne filmen und fotografieren (zumal es hier und da wohl in einigen „zweckentfremdeten“ Löchern streng riechen soll), und so beschränken wir uns auch auf ein das Bild aus der Ferne und sparen uns diesmal den Eintritt.
Am gut besuchten Strand finden wir ein freies Fleckchen unter einem ausladenden Baum, bemerken sicht- und spürbaren Wind und Wellengang und machen einen ersten Wassertest.
Also konkreter: Spottyfrau ist die Testerin und ich der Dokumentarist – denn ich werde erst ein wenig schwimmsüchtig, wenn sich die Wassertemperatur der der heimischen Badewanne nähert. Und das ist auf Kreta wohl auch im Hochsommer nicht zu erwarten.
Der Wind frischt weiter auf, nein, er wird einfach stärker. Denn „Auffrischen“ assoziiert doch Kühle, und genau dieses Kriterium erfüllt er leider nicht. Ein heißer Sturm fegt also über den Strand, und man ist gut beraten, sich selbst und sensible technische Geräte zu sichern … beim späteren Duschen werde ich wohl einiges an Sand aus mir herausspülen!
Ketten und Armbänder herstellende bezopfte junge Leute lassen ein ganz klein wenig so etwas wie Hippieflair aufkommen – aber da bedarf es schon einer sehr regen Phantasie, um dann mal gleich an Scott McKenzie und die Flower-Power-Zeit zu denken ….
Tavernen und Andenkenshops sind zahlreich vorhanden, wie in vielen Orten eher zu zahlreich, als dass ich mir da eine dauerhafte zufrieden stellende Auslastung vorstellen kann – und der Versuch, die ankommenden Besucher zu umgarnen, ist schon anders zu spüren als im beschaulichen Bergdorf.
Zwei Stunden Strand scheinen mir für das erste Mal großzügig geplant zu sein, und außerdem müssen wir ja noch duschen (ich denke, das Wasser wird durchgängig laufen), bevor das nächste kritische und kretische Essabenteuer bei Kostas auf dem Plan steht.
Das müssen wir nun aber erst einmal erleben, bevor ich dazu das Wort führen kann!
*Am nächsten Morgen vor dem Frühstück:
Nach Raki bedingtem Tiefschlaf überlege ich mir nun wohlwollende Formulierungen zum gestrigen Abendessen – also, auch das war nicht der Brüller, zumindest das Essen.
Die Vorspeisenplatte hatte verschiedene Salate und kalte Weinblätter sowie die erwarteten sehr guten inselgereiften Gemüse, die Dolmades waren denen bei Horiatis ähnlich (und meine eigenen sind dann wohl doch unschlagbar???) … dann gab es noch gesalzene Rote Rüben in Scheiben, die ließen sich mit wunderbarem kretischen Öl und Knoblauchcreme annehmbar aufpeppen – und schließlich hatten wir gedämpftes Gemüse, das aber zweifelsohne aus der Mikrowelle die Temperatur erfahren hatte.
Also eine ziemlich matschige Angelegenheit, aber schmackhaft.
Den Brüller gab es dann aber doch noch: zum Magen schließen und zur Versöhnung meiner verwöhnten Geschmacksnerven brachte uns (und der jungen Mutti mit zwei kleinen Buben nebenan auch) die nette Kellnerin aus England in eine riesige Portionen verschiedener Melonen …. Und nach grober Überrechnung an die 200cl Raki ...
Wir haben engagiert vier randvolle Gläser geschluckt. Und der Raki war nicht nur viel, er war auch Extraklasse … fruchtig im Geschmack und sehr weich im Abgang.
Da war es wohl auch richtig, gleich und ohne weiteren Zwischenstopp die Betten anzusteuern ....