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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : K.R.E.T.A. - Spottys Reisebericht: 23.06.2007



spotty
8.July.2007, 13:45
23.06.2007 Strandtester und in Kalamaki Fremdgehversuche

Der erste Witterungsschwinger trifft uns bereits am frühen Morgen beim Heraustreten aus dem klimatisierten Raum – sind wir noch hier oder ist das schon Sahara – Flair?? Der erstaunte Blick auf das Frühstücksthermometer verrät neuen Startrekord: 34,2° sind`s. Celsius. Und über Null.

Auf der schmalen Balustrade an der Vorderseite des Hotels finden wir ein schattiges Plätzchen, und trotzdem ist die Luft zum Schneiden und selbst die Hauskatzen liegen träge in der Sonnenglut und haben keine Lust ,uns wenigstens pro forma anzubetteln – denn essen wollen die verwöhnten Tierchen nämlich gar nicht. So zumindest unser Testergebnis gestern.

Sehr zu meiner Erbauung variiert der Fleischanteil (Wurst/Schinken/Wurst und Schinken) am Frühstück täglich (diesen habe ich zudem ganz allein für mich), auch Kaffee habe ich als gebürtiger Kaffeesachse schon deutlich dünner schlürfen müssen (das war u.a. auch pikanterweise in Wien!), und bei einem Stückchen Mürbekuchen schmieden wir Pläne für die kommenden Stunden.

Badetag? Wäre die einfachste und naheliegendste, möglicherweise auch vernünftigste Lösung.
Wenn wir aber mal den worst case annehmen, dass der Wettergott keinen Grund sieht, in den nächsten Tagen Linderung zu organisieren, dann würde das plötzlich ein reiner Badeurlaub – und so schön ich auch mittlerweile Meer und Strand finde, das ist mir ein wenig simpel.

Rundfahrt durch eine der so zahlreichen Ebenen? Bei diesen schon eine gewisse innere Unruhe auslösenden Temperaturen und all den unumgänglichen Stopps wegen zahlreicher Kirchen, unzähliger Ausgrabungen, unbeschreiblich tollen Blicken und immer wieder einladenden Tavernen in Anbetracht der zunehmenden Sonnenglut auch keine prickelnde Idee.

Versuchen wir halt einen Mix von allen Dingen: Kultur, Landschaft und Strand.

Die an solch Tagen überlebenswichtigen Wasservorräte werden frisch aus der Kühltruhe gekauft, und schon sind wir auf dem Weg Richtung Messara – Ebene.

Die Tymbaki Durchfahrt (dieses Foliezeltpanaroma bei der Anfahrt von der Bergseite ist immer noch befremdlich – ähnlich Amsterdam im Landeflug) stellt keine erhöhten Anforderungen an Mensch und Material.

Ähnliches lässt sich von Mires so nicht behaupten: da ist Markttag, und da wird die Durchfahrtsstrasse gesperrt. Der - natürlich auch wegen der zahlreichen Stände, die von Trödel über Töpferwaren und frischem Obst und Gemüse alles anbieten, was wir momentan leider nicht kaufen können - stärker gewordene Verkehr wird halt über eine schmalere Parallelstrasse geführt.
Das heißt: von Führung kann im Prinzip keine Rede sein, denn mutig und mit der typischen kretischen Gelassenheit fährt man in beiden Richtung erst einmal aufeinander zu, um dann – immer noch ohne erkennbarem Mienenspiel – zu bemerken, dass es irgendwie nicht richtig passt … Aber so lange noch eine Papierseite Luft zwischen den Karossen liegt, geht es.

So erleben wir also eine Art Abenteuer des kretischen Straßenstranges, und ich schäme mich nicht zu gestehen, dass dieses so spezielle und inseltypische Verkehrsgeschehen mir ein Freudenquell ist.
Es bedarf keines Übermaßes an Menschenkenntnis zur Feststellung, dass ich diese Meinung exklusiv habe, denn das Zischen und Stöhnen neben mir lässt erahnen, dass die Spottyfrau diese Art der motorisierten Fortbewegung gänzlich anders erleidet ….

Wie dem auch so, irgendwann haben wir Mires hinter uns gelassen und das Auto ist immer noch ohne jegliche Schramme (das kann man vom normalen kretischen Mobil so nicht behaupten), und bald schon passieren wir nochmals Gortys, um uns in Agia Deka die steinalte Kirche zu beschauen.

Wir sind weit und breit die einzig erkennbaren Ausländer (ist auch nicht ganz einfach zu finden), begrüßen stolz mit unseren fragmentartigen Griechischkenntnisse zwei alte Frauen und werden freundlich und neugierig geduldet.
Das Fotografieren sind infolge der Beengtheit der umliegenden Gassen und ungünstigem Sonnenstand (auch da ärgert sie uns also, als wenn die Hitze nicht schon genug wäre …) etwas schwierig, aber die Motive, noch in Hörweite der Hauptstrasse und doch so herrlich ruhig entfernt davon, lohnen den Aufwand allemal.

Natürlich gönnen wir uns, da wir schon mal da sind, auch einem Blick in das Innere des betagten Gotteshauses (unter einer Ikone befindet sich eine Steinplatte mit den angeblichen Knieabdrücken von zehn kretischen Christen, die hier 250 n.Chr. hingerichtet worden sein sollen – wenn ich mich auf einen Stein niederlasse, entsteht da bestenfalls ein schweißgetränktes Rund ?!? Muss ich noch mal nachgooglen ...) gehen wir noch ein paar Schritte durch die schmalen Gassen hin zu einem der unzähligen Olivenhaine.

Innerhalb dieses großflächigen Areals könnte man, wenn man archäologisch geprägt ist, die Überreste eines Stadions und Amphitheaters aus der Zeit der römischen Besatzer für sich erschließen – der weniger Interessierte schaltet im Auto mal kurz einen Gang runter und sieht : Steine ….
(Anmerkung: ein paar Tage später stellt sich heraus, dass wir an der falschen Stelle nach diesen Zeitzeugen der römischen Besatzer gesucht haben!)

Wir gehören heute der letzteren Gruppierung an, so dass aus den Augenwinkeln das scheinbar reichlich unkoordiniert herumliegende Ausgrabungsmaterial registriert wird und dann die gespannte Aufmerksamkeit dem Weg nach Lentas gilt.

Die Strasse ist gut asphaltiert und überwiegend breiter als sonst derartige Gebirgsquerungen angelegt werden, dazu ergeben sich auf dem Weg in und über die Asterousia Berge reichlich atemberaubende Blicke auf die Messara Ebene.
Grund genug also für manchen kurzen Zwischenstopp, der neben der fotografischen Ausbeute auch noch etwas Erfrischung bereit hält - denn trotz der Gluthitze weht in den Bergen ein teilweise starker Wind.
Das bedeutet dreifach Aufmerksamkeit beim Halt: auf nachfolgenden Verkehr (der spärlich ist), auf den Windstoß gegen die Fahrertür, und auf die auf mich gerichteten Luftattacken ...

Das winzige Bergdorf Miamou ist die einzig erkennbar besiedelte Behausung auf dem Weg an die Küste.
Wieder einmal blicken wir inmitten der beschaulichen Ruhe einer bergumschlossenen Siedlung auf einen kleinen Friedhof, sauber und liebevoll gepflegt und in bester Südhanglage. Respekt und Achtung für die Davongegangen sind spürbar und beeindruckend.

Knapp 30 Kilometer haben wir seit dem Verlassen der Hauptstrasse in Gortys kurvenreich und erwartet bergig bewältigt, als wir in dem sehr beschaulichen (dies ist reichlich diplomatisch formuliert) Örtchen Lentas am Straßenwand ein sonnengeschütztes Parkplätzchen sehen.
Das dahinter liegende Feld ist voller großer und reifer Melonen, und der Schluck aus der nicht mehr sehr kühlen Wasserpulle stellt nur einen äußerst bescheidenen Ersatz gegenüber der Vorstellung von einem saftigen Stück dieser Früchte dar…

Wenn man für seine Digitalkamera zwei Akkus angeschafft sein, sollte es kein Ding der Unmöglichkeit darstellen, einen immer aufgeladen in Hinterhand bzw. dem Fotobeutel zu haben.
Soweit die Theorie.
Ich habe, wie ich beim Melonenfeldfotoversuch bemerken muss, zwei leere Akkus dabei. Einen in der Kamera, und der schnell getauschte zeigt mir ebenfalls keinerlei Ladezustand an.

Entweder ist es die Hitze, oder ich habe mir schon kretische Gelassenheit angelernt: erstaunt bemerke ich, dass ich diese Tatsache zwar registriere – diese aber weder in Überlaunigkeit oder nicht druckfähigen (obwohl da heute manches auch gleich mal als Kunst verkauft wird) Kraftausdrücken profiliere. Nein, ich akzeptiere diese Tatsache und damit gut.

Lentas ist also bestimmt nicht DER Badeort, wie man Reiseführer Glauben machen will (manchmal frage ich, ob die Verfasser derartiger Berichte finanziell gedopt wurden???) – hier sagen sich abends höchstwahrscheinlich nicht einmal die Füchse *Gute Nacht!*.
Der uns nächstliegende Strand ist extrem steinig (also eigentlich nicht nutzbar), der 10 Fußminuten weiter gelegene erscheint äußerlich angeschnuddelt, so dass wir unsere Badesachen gar nicht erst aus dem Kofferraum holen.
Bleiben noch weitere steinerne Zeugen der minoischen Zeit, die eingezäunt besichtigt werden können, und damit wären die Highlights dieses Fleckchen wohl auch schon ausführlich beschrieben.

Fazit: wir mögen es ja mit zunehmenden Alter (auch wenn die Jungfühlphase permanent andauert – so reden wir uns das jedenfalls ein) auch etwas ruhiger ... aber das ist dann doch ein wenig sehr einsam.

Okay, die Fahrt hierher ist landschaftlich reizvoll und verlangt nun keinen Bergspezialisten am Lenkrad, aber ich meine schon, dass sich das Benzin auch sinnvoller verbrennen lässt.
Wir haben aber Urlaub, und wir haben es nun gesehen, und es ist nicht sehr wahrscheinlich, dass es uns ein weiteres Mal hierher zieht!(Es sei denn, wir mögen es eines Tages gaaaaanz ruhig ...)

Die Rückroute wird „zufällig“ so gelegt, dass wir unsere verdiente Mittagsrast wieder in Pitsidia haben, und bei 38° Schattentemperatur muss ich nicht weiter darlegen, wie ein gut gekühltes Mythos Leib und Seele erfreut.
In der Taverne Markos bietet man zudem das bislang schmackhafteste Öl, und so nehmen wir reichlich davon. Eine der Töchter der netten Wirtin vergisst beim Bauernsalat die Gurken und entschuldigt sich wort- und gestenreich – auch sie ist ein Wetteropfer, wie sie uns sympathisch zu erklären versucht.

Das nächste Ziel in unmittelbarer Wassernähe heißt *Kommos*, und da werden die Insider bereits jetzt mit der Zunge schnalzen.

Wunderbar schmiegt sich der sehr sandige und mit deutlich weniger Kieseln belegte Strand in die Bucht, gleich nebenan gibt es noch ein paar durchaus sehenswerte historische Ausgrabungsfunde und der Gesamteindruck ist: toll!
Das Wasser erscheint bei unserem ersten schüchternen Kontakt regelrecht warm, und wir sind begeistert, wie unendlich lang sich der sonnenbeschirmte Bereich, und auch der schirmfreie Bereich in der von den mal sanft, mal steil aufragenden Bergen geschützten Bucht erstreckt.
Hier sind wir nicht zum letzten Mal gewesen!

Schlusspunkt der Tages(tor)tour soll ein Abstecher nach Kalamaki sein, denn darüber gibt es ja auch eine ganze Menge euphorischer Meinungen.

Und ja, auch uns gefällt es auf Anhieb gut. Auffällig, wie wenig Hotels es hier gibt, und ebenso unübersehbar die große Menge der Zimmer-, Wohnungs- und Appartementsanbieter, die uns auch gleich zielgerichtet zur Konversation animieren … Liegen und Schirm werden als Bonus mit offeriert, und bei einem Wohnungspreis (inklusive Klimatisierung und Küche) von 30€ wäre es schon fast schofelig, da noch was zu verhandeln.

Wir nehmen uns Prospekte und die Gedanken mit, dass dies nach Agia Galini der zweitschönste Südküstenflecken gewesen ist, dem wir bisher unsere Aufwartung gemacht haben.

Vor dem Abendessen (es wird noch einmal Stochos wiederholt) gönnen wir uns ein größeres Melonenstück und frisches Wasser und machen den zum Scheitern verurteilten Versuch, mit kaltem Wasser zu duschen …Nun kennen wir ja aber schon das Prozedere: einige kretische Minuten (also Überlänge) laufen lassen (nicht an die „Every drop counts Kampagne denken), und schon ist man Warmduscher aus „kalten“ Rohren.

Die freudige Erwartung ist nicht gänzlich ungetrübt, denn am Abend gilt es auch Abschied zu nehmen von den neuen Freunden – schade, gerade wo wir bemerkt haben, wie gut wir miteinander harmonieren, aber so ist halt das Urlaubsleben ....

Ein ständiges Kommen und Gehen, und Trost finden wir in der Überlegung, dass die Zeit nach dem Urlaib ja auch die Zeit vor dem Urlaub ist. Welch schöner Gedanke.

Und ganz besonderen Trost sollten wir wohl auch bei Miros finden ... So überwiegt dann doch die Freude!

W.W.7640
8.July.2007, 15:10
Hallo Spotty,

wieder ein gelungener Bericht! Ich kann Dich ja nicht jeden Tag loben,
aber es freut ein jedes mal Deine Zeilen zu lesen!:smiley71:
Heute Abend werde ich noch grillen und den einen Tag Sommer nutzen.
Wenn es dann an`s verzehren geht, werde ich bestimmt an Dich denken. :):)

Kreta-Klaus
8.July.2007, 15:41
Hallo Spotty,

und auf die auf mich gerichteten Luftattacken ...
Ich glaube eigentlich, das selbst der kretische Wind Deine figurbedingte Standfestigkeit nicht beeinträchtigen kann :laugh::laugh::laugh: Wer gut isst, bleibt auch gut stehen, ich bin da eher ein "Rohr im Wind".


Wir nehmen uns Prospekte und die Gedanken mit, dass dies nach Agia Galini der zweitschönste Südküstenflecken gewesen ist, dem wir bisher unsere Aufwartung gemacht haben.
Mit dieser Meinung stehst Du sicherlich nicht allein.

Gestatte mir noch einen ganz kleinen freundlichen Hinweis: Es heißt nicht Agía Déka, sondern Ágii (Ágioi) Déka. Denn "Deka" ist keine Dame, sondern der Plural "Zehn". Falls Du das jetzt als "oberlehrerhaft" empfinden solltest, bitte ich um Vergebung. Es ist eben mein Beruf, mein bisschen Wissen weiterzugeben. :)
Erwähnte ich schon, dass mir Dein Stil auch gefällt?
Gruß Klaus

Dorli
8.July.2007, 16:12
Mit dieser Meinung stehst Du sicherlich nicht allein.


:biggthump:biggthump:biggthump

spotty
8.July.2007, 16:28
....das selbst der kretische Wind Deine figurbedingte Standfestigkeit nicht beeinträchtigen kann...
So schnell bin ich nicht umzupusten, das stimmt!http://www.smileygarden.de/smilie/Wetter/57.gif (http://www.smileygarden.de)

Gestatte mir noch einen ganz kleinen freundlichen Hinweis....
Jeder Hinweis ist willkommen...http://www.smileygarden.de/smilie/Lachend/20.gif (http://www.smileygarden.de)

... Falls Du das jetzt als "oberlehrerhaft" empfinden solltest ...
meist sind die etwas Beleibteren nicht nur körperlich schwerer, sondern auch "feinfühliger" als die Normalgewichte (Ausnahmen bestätigen die Regel) - auf mich trifft das eher nicht zu ...http://www.smileygarden.de/smilie/Dicke/10.gif (http://www.smileygarden.de)

Erwähnte ich schon, dass mir Dein Stil auch gefällt?
Mmh, so mehr zwischen den Zeilen ...:biggthump


Nein, ist also wirklich kein Problem, denn ich sehe mich durchaus als Kretagreenhorn und damit wird es immer Wissensnachholbedarf geben ...so versuche ich halt, gewisse Emotionen vermitteln. Und freue mich sogar über konstruktive Hinweise, denn dann werde das nächste Mal wissensgestärkt an die schreiberische Aufarbeitung neuer Erlebnisse gehen - heißt also: Kritik ist ebenso willkommen wie Detailverbesserungen. Und über Lob freue ich mich auch ein wenig ....:nuts:

Gruss
Spotty http://www.smileygarden.de/smilie/Nahrung/99.gif (http://www.smileygarden.de)

Kreta-Klaus
8.July.2007, 16:38
Spotty,
es war keine Kritik und keine Belehrung, sondern nur ein kleiner Hinweis :Knuddel:
Ich mag feinfühlige "Kräftigere"! :jo:
Gruß Klaus

spotty
8.July.2007, 18:34
Ich mag feinfühlige "Kräftigere"! :jo:
Und ich feinfühlige "Rohre im Wind" (Zitat Ende)


Hallo Klaus,
nachdem ich erstmal die ganz alltäglichen Dinge abarbeiten musste (wie beispielsweise den Aushilfshobbygärtner bei den urlaubenden Schwiegereltern geben), fröne ich nun wieder den wirklichen Interessen - nein, nicht dem Essen (momentan), sondern besetze einen meiner Lieblingsplätze, nämlich den vor dem PC mit fiktiver Aussicht ins Kretische ...

Und ich glaube zu spüren: wir passen nicht nur altersmäßig ... und nach dem spontanen kretischen "Haar ab" sehen wir uns frisurmäßig (zählt das noch in die Kategorie "Frisur" ????) zudem auch noch recht ähnlich ....

Schönen Abend noch!
Gruss

Spottyhttp://www.smileygarden.de/smilie/Nahrung/99.gif (http://www.smileygarden.de)

MichaelB
8.July.2007, 20:01
Moin,

wir sehen uns wahrscheinlich nicht so ähnlich :) aber so wie Du Lentas beschreibst, habe ich es bei einem Tagesausflug auch mal empfunden.
Damals trafen wir allerdings noch auf ein paar "sich vorsätzlich langweilende Leute", sie wirkten zuminnigens so.

Morgen dann den 24ten? :biggthump

Gruß
Michael