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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : K.R.E.T.A. - Spottys Reisebericht: 25.06.2007 (2.Teil)



spotty
10.July.2007, 17:03
Fortsetzung:

Dann aber nehmen wir endlich Kurs auf Arkadi – die neue und in diesem Fall wirklich eindeutig ausgeschilderte Verbindungsstrasse macht das nun gut möglich und erspart uns im Prinzip eine ursprünglich separat geplante Tour.

Die großzügig dimensionierte Asphaltstrasse ist wunderbar zu fahren, und erstaunlicherweise kaum frequentiert. Ist sie also tatsächlich so neu? Vermutlich.
Allerdings ist trotzdem erhöhte Aufmerksamkeit anzuraten, denn völlig unvermutet gibt es – nein, Frostaufbrüche können das nun wirklich nicht sein – Wellungen und am Kurvenrand Fehlstellen, die wir in weit zurückliegender Kindheit gern zum Versteckspielen genommen hätten.
Ob aber ein erwachsenes Auto aus so einem Loch ohne Weiteres heraus zu bekommen ist, darf mal bezweifelt werden ….

Selbstverständlich gibt es wieder Schluckbeschwerden auslösende wildromantische und einprägsame Landschaftpanoramen en masse!
Insbesondere an zahlreichen Bergdurchbrüchen wird eine den Fotografen zum Spontanhalt zwingende Farborgie aus blühenden Pflanzen, saftigen Grün (wer bewässert hier die Bodendecker???) und dem frisch gebrochenen Stein angeboten … Man muss es vor Ort erleben, weil zu beschreiben ist das nur sehr fragmentartig, leider.

Das Nationalheiligtum Arkadi steht ganz plötzlich einfach so da im Hitzeflimmern der Landschaft, und es ist tatsächlich beeindruckend und das Herkommen wert!

Reiner Zufall, dass wir den frühen Nachmittag für unsere andächtige Aufwartung gewählt haben – damit haben wir jedoch optimale Lichtverhältnisse für die abermillionenfach abgelichtete Fassade, und ein wenig hege ich die Hoffnung, dass ich nun derjenige sein könnte, dem eine ganz besondere neue Perspektive untergekommen ist …

Die Anlage selbst wird wahrscheinlich schrittweise restauriert, und ein Großteil ist auch schon all den mit Bussen, Autos und anderen mobilen Bewegungsmitteln tagtäglich einfallenden Touristen zugänglich. Der Eintrittsobolus ist völlig akzeptabel (zur Kirchbesichtigung kann man sich wieder beliebige Verkleidungsutensilien kostenfrei greifen), und es ist einzig eine laut lärmende griechische Busgruppe, die für den ersten Moment die zu erwartende Ruhe stört und damit unseren ersten Eindruck schmälert.

Die verziehen sich aber laut schnatternd bald und so haben wir Muße, die vielfältigen optischen Reize zu genießen: die Farbenpracht der üppig blühende Sträucher (leider sind meine Allgemeinkenntnisse der hiesigen, aber auch der heimischen Fauna und Flora ,sehr optimistisch eingeschätzt, eher rudimentär einzustufen ... oder auch: nicht vorhanden!), saftiges Grün an den rankenden Pflanzen, dazu der warme Steintöne: das sind nicht alltägliche Angriffe auf die Erinnerungsnerven!

Wahrlich keine göttliche Fügung ist eine ganz pragmatisch im Hof des Klosters aufgebaute Zapfstelle: auch wenn es kein Mythos spendet, bei diesen äußeren Rahmenbedingungen wird auch ein frisches und tatsächlich gekühltes Wasser dankbar angenommen.
Wir sind immer noch heiß (nicht nur hinsichtlich der Momentankörpertemperaturauch) auf weitere Eindrücke vom beeindruckenden Berg- und Grün- und Blühland der wunderschönen Mittelmeerinsel – also sieht die Planung einen Abstecher nach Eleftherna vor.

Die kurvenreiche Strasse wird schmaler und etwas weniger gut, aber immer noch leidlich zu fahren, sofern man sich nicht allzu sehr ablenken lässt.
Tiefe Einschnitte in die Landschaft lassen ahnen, dass es besser ist, die Kurven nicht allzu forsch anzufahren, denn Leitplanken wären in diesem Fall ebenso wenig helfend zur Stelle wie man vergebens nach Warnzeichen sucht. Und wenn manchmal welche da stehen, ist ihre Kennung zerschossen, stelle ich grinsend fest ....

Aber als Fastinsider versucht man sich instinktiv richtig zu verhalten, also immer einen in Straßenmitte Entgegenkommenden vermuten, oder die über die Gesamtstraßenbreite verteilte Schafsherde, oder zwei in beiden Richtungen mal kurzhaltende und ein Schwätzchen machende Kreter – solcherart Möglichkeiten gibt es viele, und das macht wohl auch die Besonderheit des Verkehrsgebarens aus!

Nach dem Gespräch mit Perikles ist unser Wissen noch taufrisch: die scheinbar willkürlich und ohne erkennbarer Systematik am Straßenrand aufgebauten kleinen Schreine mit kleinen Bildchen und für uns nicht zu entziffernden Inschriften erinnern an die dort tödlich Verunglückten.
Und so „schön“ diese im ersten Moment der Begegnung auch erscheinen mögen – wir wollen noch keine Bilder von uns in Kreta öffentlich gemacht sehen …

Warum ich nichts über Eleftherna schreibe?
Nun - auch auf die Gefahr hin, die Toleranzgrenze der archäologisch Interessierteren nun endgültig überschritten zu haben, meine ich: da gibt es nicht so viel zu schreiben...

Wir stolpern über möglicherweise wahnsinnig historisches Gestein, ohne damit wirklich etwas anfangen zu können … und einen zweiten mit dem üblichen braunen Hinweisschild nahegelegten Versuch brechen wir vorzeitig ab: die nun wirklich erste Schotterstrasse führt Kurve um Kurve und bergab scheinbar ins Nichts.

Um so mehr interessieren mich die wollüstig nach unseren neuen Reifen gierenden scharfen Steine, denen man nicht immer ausweichen kann.
Zwei Dinge gehen mir da durch den Kopf: Der Klügere gibt nach. Und diesen Zustand darf ich in Bezug auf des reifenmörderische Steinmaterial zweifelsohne für mich beanspruchen.
Und dann fällt mir ein, dass ich handwerklich nicht gerade ein Naturtalent bin.
Selbst wenn ich das wäre: wer möchte bei 40 Plusgraden in der gleißenden Sommerhitze schon mal einen Reifenwechsel üben?? Haben wir überhaupt einen Wagenheber? Und gar Bordwerkzeug?

Jede Menge unangenehme Gedanken in einer Gegend, wo wir recht vereinsamt daherrollen ...also machen wir schließlich kehrt und haben nicht das Gefühl, etwas Wichtiges verpasst zu haben …

Margarites hingegen, das Töpferdorf in bergiger Umgebung, ist wieder ein geplanter Halt und diesen durchaus auch wert.

Und so schlendern wir ein wenig durch die abschüssige, beidseitig von Töpfereien und deren reich dekorierter Läden gesäumten Hauptstrasse, finden auch wieder die obligatorisch gut gepflegte Kirche und staunen, was da an Nobelvillen im Bau ist.
Da sind ein paar Häuschen dabei (ich bin da als Planer natürlich besonders sensibilisiert dafür, logisch) … alle Achtung! Keine Gehaltsempfänger, kann man unschwer vermuten, aber optisch schön allemal.

Wir erliegen nicht den offerierten Versuchungen in farbenfroher Keramik (auch, weil diese Preise keine positiven Reize auslösen), begnügen uns mit ein paar bunten Bilderchen und Filmsequenzen – und etwas übermütig (weil wir gerade mal in der Gegend sind) entschließen wir uns noch zu einem Kurzbesuch in Rethymno.

Kostenfreies Parken am Hafen ist ebenso möglich wie im Bereich der venezianischen Festung (die vielen baulichen Vererbungen venezianischer Vergangenheit resultieren aus der Tatsache, dass einer der Führer der Kreuzzüge einstmals die Insel für 1000 Goldstücke dem reichen Venedig verhökerte – diese Epoche dauerte 465Jahre bis zur „Ablösung“ durch die nächsten, die türkischen Besatzer).

Wir aber bemerken beim Suchen nach Wasser.mit-Gas-Erfrischung, dass ein Gang durch die gewiss schöne Altstadt mit unserem aktuellen Verschleißzustand nicht richtig in Einklang zu bringen ist.
Da waren wir doch ein wenig zu optimistisch, auch noch diese Biege in das ohnehin schon reichliche voll gepackte Tagesprogramm hineindrücken zu wollen.

Das Motto hat Länder und Kontinente überspringende Gültigkeit: Aufgeschoben bedeutet nie und nimmer aufgehoben.
Die nie endende Rush Our in dieser Urlauberhochburg ist nicht ohne Reiz, und ich habe wahrlich meinen Spaß, mehr gefühlt als geführt (denn dort, wo es überaus dienlich wäre, stehen keine Verkehrszeichen .... dafür aber mal mitten in grüner Idylle ein Hinweis zur Post – da müsste man dann allerdings gleich mal den Abhang hinunter ....) dem Straßenwirre zügig zu entrinnen. Katrin staunt, dass wir trotz allem und mit nur einem unorthodoxen Wendemanöver die Strasse Richtung Spili erreichen. Und ich markiere mal kurz den Souveränen ....

Ein kurzer Abstecher zu minoischen Gräbern unweit der Stadt bringt nur die Erkenntnis, dass diese montags ohnehin geschlossen sind.
Man kann aber durch den Zaun durchaus einen unvollkommenen Blick auf die Ausgrabungen werfen, und das tun wir dann auch. Wenn es am Wege liegt, so meinen wir, eine durchaus ansehenswerte Anlage … aber extra hinfahren muss man sicher nicht. Es sei denn, das Hobby … aber das hatte ich ja nun schon ausreichend thematisiert.

Die fortschreitenden Zeiger der Uhr signalisieren, dass man durchaus auch schon mal an eine größere Auffüllung des persönlichen Nahrungsreservoirs denken könnte.

„Rein zufällig“ hatte ich die Tagesroute so gelegt, dass wir am frühen Abend in der Nähe von Kentrohori rollen würden .... denn da gibt es eine Taverne namens Agamemnon, die mit ausschließlich positiver Kritik bedacht wird. Ergo Essensaufnahme mit keinerlei Restrisiko ....
Und sie ist tatsächlich unbeschreiblich gut!

Wir sind die einzig erkennbaren Gäste in diesem kleinen Örtchen abseits der Hauptstrasse (und als unentgeldliche Zugabe erleben wir auch noch Esel, Ziege und Bauer – in dieser Reihenfolge – bei der Auffüllung der körpereigenen Wasserreserven am örtlichen Brunnen), und genießen erst einmal den herrlichen Ausblick auf die gegenüber aufgehende Berglandschaft, die vom schmalen Asphaltband der kurvigen Straße durchwoben wird.

In einem Kauderwelsch aus Griechischbrocken und mehr oder minder eindeutigen Gesten erklären wir dem freundlichen Wirt (der sofort mit einer Literkaraffe Wasser daher kommt, aber auch das Mythos wird zeitnah nachgestellt), dass wir Vorspeisen besonders mögen ….

Das Ergebnis unserer Absprachen sind (und wir haben Mühe, der ebenso freundlichen Chefköchin weitere Aktivitäten auszureden) folgende reichliche Kostproben:

*Tsatziki
*Gefüllte Weinblätter
*Gefüllte Zucchiniblüten
*Grüne Bohnen mit Tomate
*Bohnenmus
*Würste aus eigener Herstellung
*Rübengemüse
*Chorta Gemüse
*Zucchini
*Käsegefüllte saure Paprikaschoten …

Und wenn ich dazu erkläre, dass der Begriff *Kostprobe* hier im Maximalzynismus zu begreifen ist , will sagen: das waren volle Abendbrotteller (Bilddokumente kommen im Kochthread!).
Damit wir auch gänzlich die Dehnungsfähigkeit unserer Mägen testen konnten, gab es als Bonus noch eine Teller sonnengereifter wohlschmeckender Süßkirschen … und neben dem bestellten Mythos wieder Raki frei Flasche …

Bei all unserem Tun werden wir durch die Fensterscheibe aufmerksam beobachtet, und fast habe ich das Gefühl, dass der Wirt mit am Tisch sitzt. Jeder leere Teller stachelt ihn zu weiteren Wohlgefallensbekundungen an (Daumen hoch, Grinsen, Kopf nicken), und er hat unübersehbar seine Freude daran, dass wir nicht nur aus Höflichkeit die Teller bis aufs Muster leer räumen ....

Den krönenden Abschluss bildet weder ess- noch trinkbare Nahrung:
Nach dem dritten Raki fiel mir gerade noch rechtzeitig sein, dass es ja immer noch 17km bis ans Ende der Tagestour sind – also schnell die Ich-will-jetzt-aber-dringend-bezahlen-Geste gemacht ... diese wird vom über alle verfügbaren Backen strahlenden Tavernenbesitzer mit den Worten „siga,siga“ und einer auf die Serviette gekrakelten *25*gekontert … es war uns ein innerer Drang, dieses kräftig aufzurunden!
Fazit: DER kulinarische Geheimtipp im Umkreis, und wir werden dort auch noch einmal vorfahren …

Als wir dann kurz nach acht Uhr abends „zuhause“ (leider ist diese Bezeichnung ja mehr Wunschdenken denn Realität) einparken, sind wir einhellig der Meinung: Dies war nicht ein toller Tag, nein, dies war DER tolle Urlaubstag in diesem Jahr! Das wird kaum zu überbieten sein, und wir werden einen derartigen, im Grunde genommen zum Scheitern verurteilten Versuch gar nicht erst starten….

Ein Tag, randvoll gefüllt mit Eindrücken und Erlebnissen, wie er besser nicht sein kann! Und diese Meinung entspricht nicht nur meinen Empfindungen!

Alepu
10.July.2007, 18:56
ach spotty immer wieder ... ohne worte:clap::clap:

jörg
10.July.2007, 20:26
Hallo,

auf der Ecke (nördlich von Arkadi) kann ich auch etwas mitreden. Also die
Strassen, wenn man einen Asphaltstreifen automatisch als Strasse bezeichnet,
sind noch gut befahrbar. Ab und zu muss man mit Reisbussen rechnen, die sich
aber laut hupend in den Kurven ankündigen. Viel schlimmer ist es spät abends,
wenn es dunkel ist. Rasende Teenager im Pickup des Papas, besoffene Touris
und Einheimische, die sich nur mit dem Auto( manchmal ist vierrädriger
Untersatz noch übertrieben ..) fortbewegen, weil sie auf zwei Beinen nicht
mehr gehen können. Aber um die Zeit muss man auch nicht mehr mit dem Auto
fahren, wobei es manchmal unumgänglich ist(weil gehen zu schwierig ist ?).
In Elephterna hattet ihr Pech. Im Fohrer ist der Weg zu dem Zysternen recht
'gut' beschrieben. Im dritten Anlauf haben wir den Weg dorthin auch gefunden,
allerdings nur mit Hilfe. Im Dorf geht ein Abzweiger nach Westen, dort an
einer Taverne ist ein grosser Parkplatz. An der Taverne vorbei, über die alten
Pflastersteine, geht ein kleiner Pfad links herunter. Alle anderen Wege zu alten
Steinen in Elephterna sind recht abenteuerlich, entweder zufuss oder mit Allrad
zu erreichen. Die Zysternen sind aber schon sehr beeindruckend !.
Wir werden demnächst die Route andersherum fahren, deswegen bin ich sehr
dankbar für den Reisebericht. Rethymon bei +40 C hätte ich auch ausgelassen.
Mili, Maroulas und die ein oder andere Sehenswürdigkeit werdet ihr dann
nächstes Jahr nachholen.
Bei der guten Reiseberichterstattung könnte man wirklich mal überlegen,
den Urlaubshauptsitz vom Norden der Insel in den Süden zu verlegen.
Ligres und Triopetra sind dieses Jahr Pflicht.

Grüsse,
Jörg

MichaelB
10.July.2007, 20:48
Moin,

wenn ich auch immer rumheule, von wegen >>schade dass es jetzt nicht mehr so warm ist wo wir auf die Insel kommen<< :flenn: diesen Elan, bei wirklich sommerlichen Temperaturen noch derartige Erkundungen zu unternehmen, hätte ich nie und nimmer... meine Aktivitäten würden sich auf Flüssigkeitsausgleich beschränken :)

Mein Lieblingsfoto bei diesem Bericht: das Verkehrsschild :smiley8:
Mir hat vor Jahren mal ein Kreter auf der Fähre nach Piräus erklärt, dass es schon männliche Kaliber braucht, ein Schild einfach so durch zu ballern... und dass ich mich als Touri mit meinem Motorrad im öffentlichen Straßenverkehr tunlichst zurückhalten solle :smoke:

Gruß
Michael

andreanamou
11.July.2007, 08:12
Hochverehrtester Spottymann/frau!

Das wird ja immer besser!!!Eine Steigerung ist da schon nicht mehr möglich;hört nur ja nicht auf zu schreiben.Mir würde echt was fehlen!!!Habt Ihr schon mal über meinen Vorschlag vom 24.Juli (?oder so?) nachgedacht??

Danke,
Andreanamou

Rena
11.July.2007, 08:37
Auch wenn ich mich wiederhole - ich genieße jeden Morgen Deine Berichte. Eure Ausflüge haben wir in ähnlicher Form auch alle unternommen, ich reise bei jedem Bericht wieder mit, sehe die Orte wieder vor mir. Schön.

Rena

spotty
11.July.2007, 09:59
Habt Ihr schon mal über meinen Vorschlag vom 24.Juli (?oder so?) nachgedacht??



Haben wir.http://www.smileygarden.de/smilie/Lachend/42.gif (http://www.smileygarden.de)
Guter Gedanke.http://www.smileygarden.de/smilie/Lachend/37.gif (http://www.smileygarden.de)
Sehr guter Gedanke.http://www.smileygarden.de/smilie/Lachend/10.gif (http://www.smileygarden.de)
Verteufelt guter Gedanke.:wut:

Gruss
Spottyhttp://www.smileygarden.de/smilie/Nahrung/99.gif (http://www.smileygarden.de)