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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Moderatour Teil 2



Anja&Thomas
31.December.2007, 11:15
Hallo zusammen,

bedingt durch die Kalenderaktion sind unsere Reiseberichte etwas ins Hintertreffen geraten.
Im alten Jahr nun noch der 2. Teil der Tour mit Martin :biggthump .

Moderatour Teil 2

Nach der Moderatortur am Vortage steht heute ein wenig kretische Kultur und Geschichte auf dem Programm,
mit der Einschränkung, dass Martin seinen Mittagsschlaf, auf den er gestern mehr oder weniger unfreiwillig verzichten durfte, heute unbedingt zelebrieren möchte.
Wir sind natürlich wieder viel zu früh am Treffpunkt in Maroulas, es hält uns eben auch im Urlaub nicht lange in den Federn.
So finden wir Zeit, eine Runde durch das Dorf zu drehen,
Veränderungen an bekannten Ecken zu begutachten und noch unbekannte Ecken zu entdecken.
Martin steht zur vereinbarten Zeit am Treffpunkt, wir beratschlagen aber erst einmal,
wie wir den selbstgesteckten Zeitrahmen interessant ausfüllen.
Uns war am Tag der Anreise von Agia Galini an die Nordküste, die wir logisch auch für Sightseeing,
wie es so schön neudeutsch heißt, nutzten, bei Margarites ein Wegweiser zu einem spätminoischen Tholosgrab aufgefallen.
Martin kennt die Ecke durchaus, hatte aber eine frühere Suche nach dem Grab erfolglos abgebrochen.
Heute wäre eine gute Gelegenheit, dieser Sache auf den Grund zu gehen und das Grab gemeinsam zu suchen.
Wir setzen uns also Richtung Margarites in Bewegung und folgen brav den braunen Schildern,
die uns zum Grab geleiten sollen.
Das letzte Schild weist mit einer Entfernungsangabe von 200 Metern auf einen Schotterweg direkt in den Olivenhain.
Zu faul zum Laufen, die Schlucht gestern steckt uns doch noch ein wenig in den Beinen,
lassen wir die Suzi unserem Ziel entgegenhoppeln.
Nach zweihundert Metern um uns herum nichts als Olivenbäume.
Nach einigen und hundert Metern mehr stehen wir an einer Weggabelung
und mir kommt die Werbung der Brüder Klitschko in den Sinn.
Pause? Pause! Martin erinnert sich, dass er den Weg nach rechts nahm und nichts fand, also nehmen wir den linken Weg.
Plötzlich schimmert ein Flachdach durch die Bäume, wie sich herausstellt, sind wir tatsächlich am Ziel.
Tholosgräber präsentieren sich meist als vom Zahn der Zeit zernagte,
dem Laien mehr oder weniger nichtssagende runde Steinhaufen.
Nicht so dieses. Aus irgend einem unerfindlichen Grund überdauerte dieses Grab die Jahrtausende mitten im Olivenhain,
unbeeindruckt von der Zeit, von Naturkatastrophen oder den Folgen der Zivilisation.
Es präsentiert sich nahezu vollständig erhalten, nur der Eingangsbereich ist mit massiven Stützen gegen Einsturz gesichert.
Die gemauerte Kuppel ist unversehrt und vor allem begehbar! Man gewinnt durchaus einen Eindruck vom Aufwand,
mit dem die Minoer ihre Verblichenen auf die letzte Reise schickten.
Nach eingehender Besichtigung und entsprechender fotografischer Dokumentation setzen wir unsere Kultour fort.
Als nächste Station haben wir das Kloster Chalepa auserkoren.
Zunächst aber gilt es, das Verkehrschaos in Perama zu bewältigen.
Wir passieren den Ortseingang, den Blick geschärft, die Nerven zum Zerreissen gespannt,
aber das einschlägig bekannte Chaos auf der Hauptstraße bleibt aus.
Es breitet sich sogar ein wenig Flair über der Schlagader des Ortes. Was ist geschehen?
Da hat doch tatsächlich jemand auf der Straßenmitte Blumenkästen installiert!
In beiden Richtungen rechts des Weges gepflasterte Parkbuchten, eine an der anderen! Man soll es nicht glauben.
Selbst die lieben Kreter sind von der umgebauten Straße so angetan, dass sie sich artig an die neue Verkehrsführung halten.
Solcher Art positiv schockiert, diskutieren wir die neue Verkehrssituation in Perama auf der Weiterfahrt gründlich aus
und biegen prompt bei Agios Silas erst mal falsch nach Axos ab.
Es dauert aber nicht lange, bis wir den Fehler bemerken und umdrehen. Zeitplan gerettet!
Am Kloster Chalepa angekommen, drehen wir eine Runde durchs Objekt.
Das Kloster liegt so exponiert auf einem Hügel, dass man bei gutem Wetter
bis über Rethymnon hinaus in die Ferne sehen kann.
Von den Türken zerstört, wird es seit dem Jahre 2002 wieder instandgesetzt.
Der marode Charme der Ruinen zieht uns wieder und wieder an, es gibt immer neue Ecken zu erkunden.
Während Anja zwischen den Mauerresten spurlos verschwindet, um auch den letzten alten Stein auszukundschaften,
begeistert sich Martin kretisch praktisch mehr für das herumliegende Baumaterial,
als für die Reste mittelalterlicher Sakralarchitektur.
Während die Suche nach Anja erfolglos verläuft, beginnt Martin dann doch, sich für den Gebäudekomplex zu interessieren.
Jedenfalls steht er plötzlich auf dem Dach und genießt die Aussicht.
Stunden später taucht Anja genau so plötzlich wieder auf, wie sie verschwand, wir können nunmehr unsere Tour fortsetzen.
In einem Tal des Kouloukonas-Massivs liegt das Kloster Vosakos, der letzte Punkt auf unserer Vormittagesordnung.
Wir erinnern uns, Martin möchte heute nicht auf seinen Schönheitsschlaf verzichten müssen.
Auf einer schmalen, in den Berg gehauenen, inzwischen asphaltierten Straße, vorbei an Marmorsteinbrüchen,
streben wir dem Kloster entgegen. Das Kloster Vosakos, auch mehrfach von den Türken zerstört,
präsentiert sich dennoch gut erhalten, aber auch hier zeugt rege Bautätigkeit
von Religiosität und Traditionsbewahrung der Kreter.
Zum Inventar des Klosters gehört auch eine wuschelige Hundedame,
die jeden Besucher in despektierlichem Abstand lautstark ankündigt.
Offensichtlich hat sie Nachwuchs bekommen,
denn ein kleines Fellknäuel freut sich über jeden Spielkameraden, der das Kloster betritt.
Wir erkunden den Bau also in Begleitung eines winzigen Hundes.
Nach der Besichtigung genehmigen wir uns noch ein kurze Pause im Klosterhof,
die unser Wauzi nutzt, sich ausgiebig Streicheleinheiten zu verschaffen, dann ist Rückfahrt angesagt.
Hundchen dachte aber anders. Er verbeißt sich in mein Hosenbein und versucht, uns mit aller Macht zurückzuhalten.
Erst auf Martins energisches Händeklatschen lässt er von mir ab und uns des Weges ziehen.
Auf der Rückfahrt haben wir dann doch noch ein Aha-Erlebnis in Perama. Stau.
Jemandem ist es zu aufwändig, ein paar Meter zur nächsten Querstraße zu fahren und dort zu wenden,
nein, er jongliert seinen Fiat zwischen den Blumenkästen hindurch auf die Gegenfahrbahn.
Das nimmt eine gewisse Zeit in Anspruch, es geht auch nicht ganz ohne Blessuren ab,
was dann natürlich in einem kretischen Palaver gipfelt. Die Welt ist wieder in Ordnung!
Die weitere Rückfahrt verläuft zwischenfallsfrei, wir liefern Martin pünktlich in Maroulas an,
und wie wir den Nachmittag verbracht haben, wird Gegenstand des dritten Teiles.

VG Thomas

Sabinara
31.December.2007, 11:44
Schön geschrieben, ihr beiden.

Ließ unsere Erinnerungen an unseren letzten Besuch im Kloster Chalepa in 2003 wach werden, was hat sich nicht alles verändert. In 2008 ist ein Abstecher fällig.

Guten Rutsch euch 2

LG
Sabinara und Hübi

stephan mausbach
31.December.2007, 15:24
Stimmt, da war ja noch was...und genau in den alljährlichen Forums-Winterschlaf überraschst du uns mit Teil 2!
Sehr nett und interessant!!!

Gruß,Stephan:nuts:

spotty
12.January.2008, 09:26
Die Bilderchen sind ebenso mitteilsam wie sich das Ganze liest ... besonders die Durchblicke schaffen Raumtiefe und -gefühl, und da ich ohnehin auf alte Sachen stehe (was die Bauhinterlassenschaften betrifft), habt Ihr mir ein wenig Vorfreude auf Kreta 2008 gemacht.

Gruss
Spottyhttp://www.smileygarden.de/smilie/Nahrung/99.gif (http://www.smileygarden.de)

Muss ich doch gleich einmal nachzählen ... pima: 126 Absoluttage oder in TomTom Betrachtungsweise: 86 Arbeitstage bis AG!