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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Erinnerungen eines alten Freundes



Rainer aus Ierapetra
30.January.2008, 15:10
Hier veröffentliche ich den Anfang einer kleinen Kretageschichte eines alten Freundes. Er hat sie nie zu Ende geschrieben. Vielleicht liest er es jetzt und schreibt weiter.

Einen Traum verwirklichen....


Vorwort : " Das Jahr des Aufbruchs " In meinem Herzen und in meiner Fantasie bin ich schon immer ein leidenschaftlicher Reisender gewesen. Nicht jeden zieht es in die Ferne, doch ich hoffte immer, irgend etwas Neues zu finden, was ich noch nicht kannte. Es ist die Neugier. Wer nicht neugierig bleibt, der versagt viel früher und wird dann auch keine Lust mehr am Leben haben. Neugier muß man bis zum Schluß haben. Dies ist ein kleiner, wenn man so will, Bericht einer Reise und doch kein üblicher Reisebericht - ich werde in der zeitlichen Reihenfolge der Geschehnisse einige Unordnung verursachen, eine chronologische Ordnung einzuhalten fällt mir schwer. Wenn ich von einer Begebenheit berichte, fallen mir so viele andere Geschichten ein. Hinzu kommt, dass mir die Gegenwart immer wichtiger erschien, als die Vergangenheit. Es handelt sich hierbei also nicht um einen wehmütigen Rückblick sondern vielmehr um eine Liebeserklärung an eine Insel. Die Idee schlug ein wie die oft zitierte Bombe: "Wollen wir nach KRETA auswandern?" Es war Anfang der für uns im positiven Sinne wüsten Achtziger, wir hörten Bowies " Heroes", AC/DC, The clash und "New years day" von den erwachenden U2. Motorradtouren, nächtliche Diskoexesse, die üblichen Saufgelage bei nie endenwollenen Feten- das ganze Leben war eine einzige, gigantische Party. Wir waren zu sechst. Wir waren drei Paare. Wir waren befreundet und verstanden uns prächtig. Wir waren Handwerker, Beamtin, Geschäftsführer, Arbeiter, Kosmetikerin und vorallem waren wir NEUGIERIG !! Nach einem Kretaurlaub infizierten Nello u. Claudette uns anderen Vier so nachhaltig durch ihre schwärmerischen Kreta-Reiseberichte mit dem Fernwehvirus, daß der Schritt zur "historischen" Idee ein kleiner war. Schnell wurde aus dem Einfall ein Plan, aus visionären Vorstellungen ein reales Konzept. Die Zeitschrift "Die zweite Hand" avancierte zum meistgelesenen Blatt in unser aus Kostengründen eilig inzenierten WG. Alles, was für einen wahrscheinlich dauerhaften Aufenthalt auf dem noch so weit enfernten Kreta sinnvoll erschien, wurde gesucht: gebrauchter Aussenbordmotor nebst dazugehörendem Schlauchboot, Surfbretter, Harpunen - schließlich hieß unser auserwähltes TRAUMZIEL nicht Kärnten, sondern Kreta...Paralell zu unseren umfangreichen Planungen ging das gewohnte, alltägliche (Arbeits)leben weiter. Priorität hatte jetzt natürlich, so viel Geld wie möglich bis zu unserer geplanten Abreise zusammen zubekommen. Jeder von uns besaß neben Auto oder Krad einen kompletten Hausstand den es nun rasch mehr oder weniger komplett zu veräussern galt.

Man kann nur desillusioniert werden, wenn man sich überhaupt Illusionen gemacht hat. Natürlich hat man viele Vorstellungen von der Zukunft, besonders wenn diese trotz Planungen eigentlich recht ungewiß ist. Doch erstens waren wir ja nicht "aus der Welt", zweitens alle jung und kinderlos und drittens war da neben der schon erwähnten allgemeinen Neugier diese geile Illusion eines anderen Lebens. Was würde sich verändern in unserem Leben? Spontan fällt einem zuerst das ungleich bessere Wetter ein und damit zwangsläufig eine entscheidende Verbesserung der Lebensqualität. Punkt - das sitzt, das ist es, genau - endlich fast ganzjährig Sommer, Sonne satt - Kreta hat ca. 325 Sonnentage im Jahr, was brauchts da andere, weniger naive Gründe?? Wir waren Anfang zwanzig, etwas crazy, eigentlich glücklich und das Leben in der Krake Berlin war aufregend und ziemlich in Ordnung und alles war o.k. Plötzlich aber war alles anders, innen, in meinem Bewusstsein entstanden die neuen Bilder, sie waren unscharf noch, kein ZOOM available, noch nicht Feinabstimmung später. Doch die Illusion nährte fortan meine Fantasie, nicht mehr zu stoppen... Die Vorbereitungen liefen gut an, ich durchlebte eine Phase mit tollen Tagträumen, der Job wurde verrichtet wie das zwar etwas nervende, aber notwendige zwanzigsekündlich zuwiederholende Drücken des Brauseknopfes in einer öffentlichen Badeanstalt- man musste die, wie das wohlig niederprasselnde, warme Wasser, träumerischen Zukunftsvionen unterbrechen, den Knopf drücken, die Arbeit machen. Kreta - wir kommen!


Gruß Rainer und schreib weiter.....

Britula
30.January.2008, 22:04
Hallo Rainer,

....einen schönen Bericht hast Du da geschrieben.

Drücke Dir bzw. auch Claudia die Daumen, dass ihr euren alten Freund von damals wieder findet.
Ihr und eure 4 Kinder habt euch wirklich "Etwas Schönes" in Ierapetra aufgebaut.
Gern denke ich an die zahlreichen schönen Abende im "ehemaliegen" Chez Victor zurück........

Alles, alles Gute

Rainer aus Ierapetra
31.January.2008, 00:20
Hallo Britta,
leider kann ich nicht so schön schreiben und möchte mich auch nicht mit fremden Federn schmücken.
Ich habe das nur kopiert und es folgen noch 3 Teile und sollte mein Freund es wirklich lesen, geht es vielleicht noch weiter.....
Rainer

spotty
31.January.2008, 07:11
Das könnte noch ganz spannend werden ... und es gibt ja auch Berichte ohne Ende, also stell`mal bitte rein, was geht !

Gruss
Spottyhttp://www.smileygarden.de/smilie/Nahrung/99.gif (http://www.smileygarden.de)

Manniki
31.January.2008, 08:20
Ob von dir oder nicht ,wird bestimmt eine schöne Geschichte Fängt ja schon gut an.Und wenn dir beim schreiben noch was einfällt mach dir Stichwörter ,was glaubst du, dann kannst auch du eine schöne Geschichte erzählen.Es wird dir keiner böse sein wenns nicht so formuliert ist wie bei Klaus.Wir wollen nur Lesen und schwellgen.Also spitz den Bleistift und los.

plakias pihl
31.January.2008, 11:56
moin rainer , ein toller bericht , schreib bitte weiter .
wir warten schon auf teil zwei , meine frau und ich .
gruß jens

Rainer aus Ierapetra
1.February.2008, 08:22
2. Teil der Erinnerungen

Kreta ist unter allen Inseln der Ägäis die Wiege der ältesten Zivilisation; ihre Lage ist herrlich, das Klima mild, abwechslungsreich die Natur: es gibt neben Wäldern und Weideflächen auch gut geschützte und landwirtschaftlich genutzte Täler, wie die fruchtbare Ebene von Messara. Also landwirtschaftlich eine äußerst attraktive Insel, die darüber hinaus ausreichend groß und reich ist an eigenen Rohstoffen, um sich selbst zu erhalten, selbstbewußt und autark, um eine individuelle Kultur und Lebensweise auszubilden, die eigene Originalität zu bewahren. Neben dem Kicker, dem Rolling Stone und der Zweiten Hand wurde nun gelegentlich in Reiseführern oder diesen bebilderten Merian-Heftchen geschmöckert. Würden wir als Bauern im Zitronen~Hain arbeiten? In meinen Gedanken sah ich mich auf einem Esel sitzend einen schmalen Pfad einen Hang hinauf wackeln. Der Schotterweg führt durch einen schattigen Pinienwald und endet an der Pforte eines Κlosters. Nach kurzem Klopfen öffnen mir 3 Mönche, bitten mich herein und führen mich auf die steinerne Kloster - Terasse, von der aus ein sagenhafter Blick runter auf einen kleinen, verschlafenen Ort mich betört. Aus einem Brunnen gibt es für den Esel und mich glasklares, kühles Wasser. Ein anderes Mal sah ich unsere Frauen an einem Ortsausgang auf einer Steinmauer sitzen, im Schatten einer kleinen, weißen Kapelle. Sie trugen weite, weiße Sommerkleider und verkauften selbergewebte Wandteppiche und feingehäkelte Tischdecken.Da der Tourismus eine wichtige Einnahmequelle auf Kreta ist, lag es nahe, auch in dieser Richtung "Tag-zuträumen": Eine romantische Bucht mit Eukalyptus-Bäumen und Schilf. Eine Taverne dazwischen mit schattigen Plätzchen, nicht weit entfernt von dem nettesten Ort der Insel. Wir würden im Schichtdienst arbeiten, Arne und Jenny, Nello und Claudette, Svende und ich,der Infizierte...

Die Vorbereitungen liefen auf Hochtouren. Es gab im Vorfeld einer solch komplexen Unternehmung eine Menge zu beachten und zu erledigen, denn immerhin wollten wir "für immer" nach Kreta und keinen Wochenendausflug realisieren. Es erschien uns sinnvoll, uns ein Grundwissen der griechischen Sprache anzueignen. Wir engagierten über unser Lieblingsblatt eine Studentin, die zweimal wöchentlich zu uns kam und uns unterrichtete. Nie werde ich den ersten kompletten, gelernten Satz vergessen: " Signomi, pu ine i toiletta? Entschuldigung, wo ist die Toilette? Wir hatten beim Lernen unseren Spaß und kamen voran, zumindest würde jeder von uns in der Lage sein, sich in der Landessprache nach dem " stillen Örtchen" zu erkundigen... Regelmässig fanden nun griechische Abende in unserer Wohngemeinschaft statt, schließlich mussten wir sparen. Deshalb wurden Freizeitaktivitäten wie Kneipenbesuche gestrichen, stattdessen karrten wir 2-Literflaschen köstlichen MAVRODAPHNE und SAMOS sowie Unmengen an schwarzen, grünen und braunen Oliven, leckeren Feta sowie Tsatziki vom griechischem Feinkosthändler heran.Was die Aufnahme von Nahrungsmittelprodukten betraf, egal ob flüssig oder fest, waren wir schon halbe Griechen. Mein kulturelles Leben beschränkte sich damals auf das gelegentliche Besuchen eines Punkkonzertes im Kreuzberger-Kiez SO 36. Nun erfuhr ich, dass die Ursprünge der europäischen Kultur dem legendären König Minos zugewiesen werden, der sein Zentrum auf Kreta hatte. Ich fand dies sehr bemerkenswert und beschloß, die Ausgrabungsstätten von Knossos auf jeden Fall einmal zu besuchen.War es ein Zufall, daß mein damaliges Lieblings-After-shave "Minotaurus" hieß?

Obwohl alles konkreter wurde, erschien mir in manch ruhigen Momenten unser Projekt wunderschön unscharf, verschwommen wie ein impressionistisches Gemälde. Aber es war ja auch ein Riesenbrocken, den wir uns da vorgenommen hatten. "Aufbruch" war unser Motto. Wo man nur hinschaute, war Krieg, von den Falklands über den Mittleren Osten bis nach Südafrika. Die Deutschen verloren bei der WM in Spanien erst im Finale 1-3 gegen Italien und wir waren heißblütig, leidenschaftlich, cool oder wie immer man es nennen möchte. Die einzigsten Zugeständnisse, die wir machten, waren solche an uns selbst. Cocktailpartymentalität lag uns nicht, wir hatten kein spirituelles Anliegen, die Politik war nur ärgerlich. Und jeden Morgen sind wir aufgewacht und wollten sofort loslegen. Nun war es an der Zeit, unsere Arbeitgeber zu informieren. Ein alter, aber rustikaler VW-Bus sollte den angeschafften Anhänger mit unseren streng limitierten Utensilien ziehen. Ein Crossmotorrad vervollständigte unseren etwas abenteuerlich anmutenden Fuhrpark. Auf dem Dachgepäckträger sollten die Surfbretter befestigt werden. Arne war unser handwerklich versierter Mann für alle Fummelleien während Nello ein grosser Organisator war. Sein Tempo beim organisieren war atemberaubend. Er vermochte ständig mindestens drei Termine fast gleichzeitig einzuhalten. Er sprudelte fast über vor tollen Ideen und mit seiner geistigen Kreativität zog er uns anderen immer wieder mit. Das Wichtigste war, dass wir nicht im Kreis gingen, vielmehr befanden wir uns im Anfang einer Spirale. Wir bauten unsere Vorbereitungen aus. Wir kletterten, die Spirale drehte sich und damit uns nach oben. Oben war für uns unten - auf der Europakarte, ganz weit unten im Süden, da wo die Sonne (fast) immer oben steht...

Britula
1.February.2008, 14:42
Hallo Rainer,

....auch Dein weiterer Bericht liest sich sehr interessant !!
Und das "Träumen" nimmt kein Ende.........

Bin schon ganz gespannt, auf die nächste Fortsetzung.
Wünsche euch ein schöne WE

Rainer aus Ierapetra
4.February.2008, 21:11
Teil 3

Nachdem die letzten Vorbereitungen abgeschlossen waren, konzentrierte sich alles auf die bevorstehende Abreise. Wir hatten notwendige Dokumente besorgt, wie internationale Führerscheine, Reisepässe für die Durchreise durchs damalige Jugoslawien, sowie polizeiliche Führungszeugnisse. Wir wussten, dass in Griechenland für die ersten 3 Monate unseres Aufenhaltes der Personalausweis genügen würde. Danach würden Verlängerungen bei der nächsten Polizeistation möglich sein. Natürlich war es nur möglich, eine begrenzte Menge an Gepäck mitzunehmen. Wir errechneten ein Maß von 20kg pro Person. So wanderte zwangsläufig die eine oder andere Umzugskiste mit persönlichen Erinnerungsstücken in die Keller unserer Eltern. Geliebte Haustiere waren in gute Hände gegeben worden und der Tag der Abreise war endlich gekommen. Es war ein grauer Aprilvormittag. Der Dauerregen passte großartig zur Szenerie des Abschiednehmens. Ich spürte, dass die Aufbruchstimmung auch mir ein wenig in den Magen fuhr, doch gleichzeitig fühlte ich Aggressivität, einen treibenden Herzschlag. Zu viele Leute versteckten sich hinter ihrer Frisur. Es musste losgehen! Der ausdrucksvollste Abschied entsteht auf natürliche Art. Er wirkt kein bißchen erzwungen,.Er kommt einfach aus dir raus. Freunde waren da und wünschten uns viel Glück. Mütter weinten wie der Himmel und ich dachte, je mehr Widersprüche, desto besser. Es war so, als wenn man die eine Hand auf dem positiven Pol und die andere auf dem negativen zu liegen hatte. Dort die geliebten Menschen, die Heimat, dort das gelobte Land. Das war die Energie,davon konnte einem schwindelig werden. Aus Kostengründen wählten wir die Anreise über den berühmt-berüchtigten Jugo-Autoput. Die "Rallystrecke für Gastarbeiter" galt als eine der gefährlichsten Straßen Europas. Zerknitterte Autowracks und Kreuze mit Kränzen am Straßenrand alle paar Kilometer.

Eigentlich traf die Bezeichnung "Autobahn" nur auf kurze Teilstücke zu. Wir fuhren gemächlich über München, Passau ohne besondere Vorkommnisse, durch ein Stück Österreich nach Jugoslawien hinein. Wirklich spannend wurde es erst jetzt. Nello war der erfahrendste Fahrer. Er hatte schon einige Tausend Kilometer mit 24-Gang-40-Tonnern "gefressen" und fuhr unseren "Zug" sicher und gekonnt über die bis dahin guten Strassen. Damals war nur ein rund 80 km langes Stück bei Zagreb fertig gestellt, sowie ca. 100 km in Teilstrecken um Belgrad und zwischen Skopje und Nis. Im allgemeinen handelte es sich aber um eine gewöhnlich breite Landstraße mit relativ geradem Verlauf. Arne fuhr bis jetzt die kleine Honda. Ich hatte erst kurz zuvor die Fahrerlaubniss der Kl.1 erhalten und verfügte über keinerlei Motorraderfahrung. Ab Ljubljana führte die Straße ungefähr 900 km durch eintönig flaches Tiefland: Felder, die sich bis zum Horizont erstrecken, ab und zu Waldstücke. Hier kam ich zu meiner ersten längeren Fahrt. Der Straßenzustand verschlechterte sich, streckenweise verkam der Asphalt zu einer desaströsen Holperpiste und ich war viel zu aufgeregt um mich vom monotonem Schaukeln in den Schlaf schunkeln zu lassen. Merkwürdig dürre Hühner kauerten am Strassenrand, ganz nah an der Autobahn und unter meinem Helm kamen mir blöde Sprüche in den Sinn: "Aus faulen Eiern werden keine Küken" - ich wusste, es war Zeit für eine Rast...

Wir fuhren auf den nächsten Parkplatz. Dort bemerkten wir einen regelrechten Menschenauflauf. Wie wir etwas später bei einem Kaffee von einem jugoslawischem Gastarbeiter,der auf der Reise in den Heimaturlaub war, erfuhren, hatte die Autobahnpolizei einen tiefhängenden Ford-Transit gestoppt. Bei der Kontrolle holten sie 15 Türken aus dem Auto, der 16te war aus Platzmangel auf dem Dach festgeschnallt! Dazu kamen Unmengen von Gepäck. Diese erlesene Reisegesellschaft hatte offenbar die Abfahrt der Nah-und Fernostroute kurz hinter Belgrad nach Istanbul verpasst... Ein anderer Reisender erzählte, ein Fahrer wurde bei der gleichen Kontrolle nach 30 Stunden Non-Stop-Fahrt erwischt und schlief bei seiner Festnahme bzw. der Überprüfung seiner Personalien im Polizeiwagen sofort ein. Wäre es doch ratsam gewesen, die zwar teurere aber ungleich sichere Route durch Italien, hin zu einem Hafen mit Fährverbindung nach Piräus, zu wählen?! Immer mehr "Horrorgeschichten" von redseligen Reisenden wurden erzählt. Langsam ging die Sonne unter und tauchte die staubige Fahrstrecke in ein seichtes, samtenes Licht. Ich stand etwas abseits, der schwarze Kaffee in meinem Becher war nicht schlecht und ich hörte Claudettes Vorschlag wie durch eine Nebelwand: Wir sollten besser seitlich abfahren in einen der kleineren Orte und ein Gasthaus suchen. So wurde es beschlossen. Es war klar, daß wir nicht Nachts fahren würden. Besonders die Zeit bis ca.1 Stunde nach Mitternacht galt als besonders gefährlich. In dieser Zeit wird besonders rigoros überholt-vermutlich da alle vor dem Schlafen noch recht viele Kilometer herausholen wollen.

spotty
5.February.2008, 06:44
Spannende Lektüre zum Morgenkaffee - besser kann der Tag doch nicht beginnen? Hoffentlich kommt noch reichlich in diesem Thread ... hofft

Spottyhttp://www.smileygarden.de/smilie/Nahrung/99.gif (http://www.smileygarden.de)

renagigi
5.February.2008, 22:25
Im Moment brauche ich keine Bücher. :)

Ich lese die Berichte im Forum...

Rainer wie geht es weiter? Bin ganz gespannt.

Britula
6.February.2008, 18:12
Hallo Rainer,

....lese Deine Geschichte mit grossem Interesse !!
In welchem Jahr seid ihr nach Kreta aufgebrochen ?
Danke jetzt schon für Deine Fortsetzung der Geschichte.

Rainer aus Ierapetra
14.February.2008, 08:16
Noch ein Teil

Wir übernachteten in einem günstigem "Gastonika" einige Kilometer von der Hauptstrasse entfernt, in einer kleinen Ortschaft. Da die Zimmer nicht sonderlich einladend waren, fiel es mir nicht schwer, mich freiwillig als Wachposten zu melden und die Nacht in unserem Bus zu verbringen. Mit einem Lächeln quittierte ich die Berichte am nächsten Morgen: durchgelegene Matratzen, Flöhe, eiskaltes Wasser. Eine nichtfunktionierende Klospülung und das die halbe Nacht über keifende und zankende Vermieterpaar komplettierten die Erfahrungen einer offenbar erholsamen Nacht. Ich hatte von alldem nichts mitbekommen und gut geschlafen. Wir hatten es relativ eilig, denn in den frühen Morgenstunden gab es wenig Verkehr, so dachten wir zumindest. Doch weit gefehlt, auf der Autobahn ging es zu wie beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans. Haarsträubende Verkehrssituationen ergaben sich fast ständig. Überholt wurde nach dem Amok-Prinzip. Häufig scherten ganze Konvois zum Überholen auf die Gegenspur aus, ohne grosse Rücksicht auf den Gegenverkehr. Ich dachte bei mir oft, wie kann der letzte in dieser Schlange überhaupt sehen, was da vorne passiert? Und trotzdem waren diese waghalsigen Konvois oft 15 Autos lang... Ich erinnere mich gut an einen Rast-stop der besonderen Art. Irgend jemand hatte plötzlich das dringende Bedürfniss, eine Toilette aufzusuchen. Natürlich war gerade, wenn man danach Ausschau hält, weit und breit kein Parkplatz in Sicht. Notgedrungen lenkte Nello den Bus auf einen holprigen Feldweg und nach ca. 800 Metern stoppten wir. Auf der rechten Seite lag ein dichtes Maisfeld, worin eine unserer Damen eilig verschwand. Während die anderen damit beschäftigt waren Karten zu studieren, nutzte ich die Gelegenheit um mir ein wenig die Füsse zu vertreten. Linkerhands des sandigen Weges wucherte mächtiges Unkraut. Ich entdeckte einen schmalen Trampelpfad, der sich, scheinbar kaum genutzt, in einen recht dunklen Laubwald hinein wand. Ein altes hölzernes Fuhrwerk wurde vom Wald "gefressen". Die Deichsel lag zerbrochen am Boden und war fast vollständig von feuchtem Moos bewachsen. Die morschen Speichen der Holzräder wurden von Wurzeln umschlungen. Fast schien es, als würden sie dieses landwirtschaftliche Gerät in den dunklen Boden ziehen wollen. Plötzlich vernahm ich aus nächster Nähe das Plätschern von Wasser, ausserdem Gelächter und Gekreische. Nach wenigen Schritten durchs Unterholz sah ich einen kleinen Wasserfall, der kristallklares Wasser führte und aus 6 Metern in einen winzigen See stürzte. Einige einheimische weibliche Schönheiten vergnügten sich darin und ich wünschte mir für einen kurzen Augenblick, der Erfinder der durchsichtigen Bademoden zu sein.

rebe
15.February.2008, 15:06
Hallo Rainer,
Du spannst uns arg auf die Folter! Bitte berichte weiter, liest sich gut!
VG Renate

Rainer aus Ierapetra
18.February.2008, 07:50
Bemerkung :
diese Texte schrieb mein Freund vor einigen Jahren auf seinem Handy.
Rainer aus Ierapetra bei 1 Grad und Schneeregen

Manniki
18.February.2008, 09:20
Bin froh das es mit den Themaraturen aufwärts geht,Rainer wir warten auf die Fortsetzung deiner Erzählung.

plakias pihl
18.February.2008, 09:20
rainer hau in die tasten , dann wird dir warm und ich kann endlich deinen spannenden bericht lesen.
gruß aus dem süden vom norden , bei vier grad.
jens olof