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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : K.r.e.t.a. (2008) Spotty ...Einsamstrand Ligres



spotty
16.June.2008, 18:45
23.05.2008 Der Schnegge Geheimtipp: Ligres

Kurz vor unserer Abreise erreichte uns noch Post aus dem Westen, und nachdem wir die Bildpräsente wunschgemäß den Empfängern übergeben und dabei den vitalen Janni kennen gelernt haben, wollen wir uns heute mal auf die Suche nach einem eher unberührten Strandflecken machen.

Ligres heißt das Ziel, und es ist in der Realität schwieriger zu finden als sich das auf der Karte darstellt. Aber wir haben ja die ausführliche Wegbeschreibung unserer Heinsberger Freunde! Ein wenig sind wir auch gespannt, ob es denn einen Konkurrenzstrand zu Triopetra gibt.

Die Freiplätze auf der Frühstücksterrasse werden übrigens tagtäglich begehrter, so dass bereits ein ganzes Stück vor acht Uhr Bewegung in diesem Bereich ist. Zeitiges kommen sichert auch auf Kreta hervorragende Plätze ...Schnell sind alle Tische von den Frühaufstehern belegt, und während die Katze professionell um die Urlauber streicht und hier und da auch fündig wird, bemerken wir an der Kraft der Sonnenstrahlen, dass es zweifelsohne in Richtung Sommer geht. Mit sonnigen Schritten.

Während Spottyfrau eine Ortsrunde dreht – da ist es am Morgen ja wirklich himmlisch still, wenn nicht gerade ein Linienbus oder die Müllabfuhr die Idylle stören (das Tiergeschrei muss nicht extra erwähnt werden, oder man hat sich dran gewöhnt) – tippe ich mal wieder unsere gestrigen Erlebnisse in den Laptop und beschäftige mich damit, die notwendigen technischen Ausrüstungen (also Akkus für die kleine und Akkus für die größere Digi, Akkus für die Kamera, Akkus für den Laptop) einsatzbereit tzu halten.

Dann geht es aber auch schon Richtung Spili los, und wie immer ist die Straße am für kretisches Verständnis „frühen Morgen“ nahezu jungfräulich. Also unbenutzt. Heute biegen wir also nicht bei Akoumia in Richtung Bergrückenüberfahrt ab, sondern rollen noch ein paar Kilometer weiter.
Erst in Kissou Kambos ist der Wegweiser Richtung Kerames, und da ist auch die preiswerte *Agean* Tankstelle. Die hat aber leider zu, weil dort mit großem Aufwand an Mensch und Baufahrzeugen irgendetwas am Dach gebaut wird, also wird mit dem Restsprit weiter gefahren.

Nach dem Wenden begegnen wir auch noch einem Tramper. Nicht das Ebenbild von dem, was sich der gewöhnliche männliche Mietwagenfahrer so erträumt: nicht blond, nicht blauäugig, auch nicht langbeinig und eine Traumfigur sieht zweifelsohne anders aus … Trotzdem vollbringen wir eine gute Tat und fahren einen betagten Herrn die paar Kilometer nach Akoumia zurück.

Auch in den paar Minuten zeigt sich wieder einmal, dass man sich auch fast ohne jegliche erwähnenswerte Sprachkenntnisse unterhalten kann. Der Opa freut sich, dass wir bereits Triopetra für uns entdeckt haben und will erst gar nicht glauben, dass wir extra dieses Stück zurück fahren.
Er protestiert energisch, als wir auch noch bergan abbiegen und will uns keine weitere Mühe bereiten. Die Dankesworte sind reichlich und wir drehen schnell, um der Gefahr zu entrinnen, vielleicht noch dem Familienclan vorgestellt zu werden.
Ein schönes Erlebnis am Rande des täglichen Urlaubsgeschehens.

Nun aber machen wir ernst: es geht zügig hinauf in die Berge des Assideroto.
Die Intensität der Farben blühender Ginsterbüsche und tiefroter unbekannter Blumen im Kontrast zum Blaugrün der umgebenden Berge verleitet immer wieder zu Zwischenstopps, obwohl ich ziemlich sicher bin, dieses Erleben nicht wirklich auf Film und Chip bannen zu können.
Wir bewegen und wohl wieder einmal im Bereich jener Inselecken, die augenscheinlich noch im touristischen Dornröschenschlaf verharren. Und das hoffentlich noch lange so tun werden.

Die Straße ist bis Kerambes von ausgezeichneter Qualität - und man fragt sich schon, wie viel Aufwand an Zeit und Geld das gebraucht hat. Und dann trifft man, außer ein paar meckernden Ziegen, keine weiteren Straßennutzer ...
Die Zeiten, wo Kreta wegen der bescheidenen Qualität der Straßen einen bis in die Jetztzeit erhaltenen schlechten Ruf hatte, dürften längst der Vergangenheit angehören.
Und dass nun nicht jedes einzelne Berggehöft oder abgelegene Kloster über eine breite Bitumenpiste erreicht werden, müsste man eigentlich verstehen können … und nicht über Schottenpisten meckern!
Aber leider ist es ein Nebenprodukt des weltweiten Reisebooms, dass sich auch die Nörgler von diesem erfassen lassen. Weil sie sich vielleicht Zuhause schon ausgenörgelt haben? Aber so ist das eben: überall wird man auf die unterschiedlichsten Charaktere treffen, und so ist es im Kretaurlaub nicht anders. Aber man muss denen ja kein Gehör geben, oder?

In Kerames wird es spannend, denn der Ort klebt, durch ein Schmalstraßennetz leidlich verbunden, am Berg - und die Hinweisschilder könnten zahlreicher sein.
Vorsichtshalber wenden wir, um sicher zu sein, keinen Hinweis übersehen zu haben und fahren auch mal in die andere Richtung. Keine besonders gute Idee.
Als wir dann Gefangene einer schmaler und schmaler werdenden Straße sind, die plötzlich aufhört, erklärt uns ein gut deutsch sprechender Grieche den Weg. Wir hätten einfach nur weiter fahren müssen ... mangels Wendemöglichkeit bedeutet das rückwärts bergauf fahren, bis wieder die richtige Straße erreicht ist .
Drei Biegungen weiter sind wir aus dem Ort heraus und in scheinbar unberührter Natur.

Weil das so ist, wird die Straße hier vielleicht als nicht besonders wichtig eingestuft. Zahlreichen Auf- und Abbrüchen und Bodenwellen (Zitat Schnegge. „etwas holprig“) kann man nicht immer ausweichen und bekommt eine Ahnung, warum die geländegängigen Fahrzeuge in der kretischen Fahrzeugbeliebtheitsskala ganz oben rangieren ...
Es empfiehlt sich daher besonders für den Fahrer, die Augen auf das Geschehen unmittelbar vor dem Auto und nicht auf die phantastischen Panoramen, die sich nach jeder Kurve auftun, zu heften.
Das Beste an diesem Streckenstück ist eine weiße breite Trennlinie auf der höchstens 3,80m breiten Piste ... vielleicht soll sie informieren, dass durchaus auch mit Gegenverkehr zu rechnen ist. da wird es dann schon ein wenig eng ...
Der fahrerische Instinkt verrät dem geschulten KretaBergStraßenPiloten, dass auch eine gelbe Trennlinie keinen sicheren Schutz vor dem möglichen unkontrollierten Absturz in geschätzte hundert Meter Tiefe bietet.
Ich vermisse die Passstrassen der Alpen nicht, und Spottyfrau atmet hörbar auf, als dann das Meer zunehmend näher kommt.

Strandeinsamkeit lässt sich wohl gut mit *Ligres* übersetzen, denn nach einer letzten Kehre geht es schon um einen Parkplatz – entweder vor der Taverne direkt oder aber auf einem etwas breiteren Stück Straße. Da passen allerdings kaum mehr als sechs Autos hin, und wir sind das sechste. Das stelle ich mir lustig vor. wenn bei schönem Wetter und am Wochenende hier mal mehr Fahrzeuge um nicht vorhandene Plätze rangeln!

Wir testen zunächst erst einmal die Gastronomie des „Ortes“. Der langhaarige bärtige junge Grieche am Laptop signalisiert, dass trotz aller Abgeschiedenheit die Neuzeit hier schon angekommen ist.
Eine Sammlung von Sonnenuntergangfotos verbreitet Südseeromantik.

Das Tzatsiki wird hier etwas mit Paprika oder Möhre verrotet (will sagen: es kommt in Orangetönen daher), aber es schmeckt trotzdem lecker. Und Mythos ist auch auf der Karte.
Man kann hier auch bleiben und bekommt in der zweiten Etage Balkone mit einfach sensationellem Mehrblick. Da oben am Laptop sitzen und in die Sonne sehen …

Nach dem alltäglichen Mittagsmahl laufen wir ein paar Stufen hinab zum sandigen Strand, und wahrlich: die paar Leute verlaufen sich auf weit über 200Meter Sandangebot! Kaum vorstellbar, dass eine Autostunde von hier richtiges Leben pulsiert, denn beim gleichmäßigen Rauschen der sanft gegen den Strand schlagenden Wellen ist man schon der Welt ein Stückchen entrückt.

Klar, Bars und Disko gibt es hier natürlich nicht – und vergnügenswillige junge Leute laufen hier schon Gefahr, deshalb depressive Momente überstehen zu müssen. Wer aber dem Alltag die Zunge so weit es geht heraus strecken möchte, wer ohne Handy leben und erleben kann und wer dem Flanieren an einladenden Tavernen und überladenen Schmuckläden entfliehen möchte: hier ist er richtig.

Mehr unbewusst fällt uns auf, dass das Areal von einer beispiellosen Sauberkeit ist und damit wohl alles bisher Gesehene damit in den Schatten stellt.
Ich riskiere ein wenig Wasserkontakt – nein, zum Ganzkörperbaden ist das nicht die Idealtemperatur und ich registriere unterschwellig, dass also nicht nur die heutige Jugend ein wenig verweichlicht ist.
Es ist ein herrliches Gefühl, barfuss über den Strand zu laufen und die staubigen Füße vom Mittelmeerwasser umspülen zu lassen und die silbrigen Lichtbrechungen der strahlenden Sonne auf den Wellen zu beobachten.

Spottyfrau ist es zu einsam hier (sie ist ja auch noch ein paar Tage jünger), und so stehen die Chancen, mal hier zu landen, eher schlecht. Aber kommt Zeit, kommt manchmal auch Ligres. Sicherheitshalber lassen wir uns mal eine Visitenkarte der Tavernenpension mitgeben, weil man für den *kommt Zeit Fall* ja auch gerüstet sein sollte. Ein Argument kann ich auch nicht entkräften, und das hat schon Gewicht: man müsste dann allabendlich mit dem Auto in die Zivilisation zurück. Und das ist dann schon mal ein ganzes Stück Weg, weil ja in den winzigen Bergdörfern an der schmalen kurvenreichen Strecke sicher keine Tavernenschwemme zu erwarten ist. Wo sie Recht hat ...

Auf dem Nachhauseweg – ab und an nur bringt mal Gegenverkehr ein wenig Abwechslung in das unspektakuläre Geschehen - geht mir durch den Kopf, dass ja heute bereits Kretabergfest ist. Schade. Und kein Grund zum Feiern.
Die Zeit ist schnelllebig, das ist keine neue Erkenntnis. Insbesondere aber der Kretaaufenthalt ist – so scheint es auch in diesem Jahr – von gefühlter Kurzdauer und trotz oder gerade wegen des *siga siga* Gefühls scheinen die Stunden besonders zügig zu vergehen. Aber das ist wohl nicht nur auf Kreta so, sondern immer, wenn Urlaub ist.
Ich bemühe mich, diese unpassenden Gedanken ein wenig zu verdrängen - aber es bleibt beim gescheiterten Versuch.

Am Abend schauen wir an der Strandpromenade (langsam zieht Normalität ein: Biker und Cycler haben klar das Sagen und wir die grenzenlose Toleranz) mal bei Kostas vorbei. Es gibt am Essen nichts zu meckern. Schmackhaft und großzügige Portionen, und die kultige Flasche Raki am Schluss gehört auch in dieser Saison zum Standardprogramm.
Immerhin vier Gläschen pro Nase, das reicht dann schon, um sich ziemlich bettfertig zu fühlen … und nicht ganz nebenbei: das Mythos wird in vorgekühlten, folglich mit diesem reizvollen Kondensatfilm überzogenen Gläsern kredenzt. Klasse. Und tatsächlich anders und besser als die Flaschenware!

Wir schlendern noch ein wenig durch die hereinbrechenden Nacht – nun, für die Kreter ist es eher der beginnende Abend - und lassen das einzigartige Flair der Fressgasse auf uns wirken. Da ist noch viel Platz in den Tavernen ... sicher sieht das in einem Monat anders aus.

Angenehm, dass unser Hotel einen Aufzug hat. So muss man keine Stufen-Steig-Neurose pflegen (da denke ich an die 120 letztjährigen Steigungen!) und kann Muskelkraft und nicht vorhandene Kondition sparen.
Beispielsweise für den morgigen Trip nach Rethymno, der im vergangenen Jahr ja mehr oder weniger der Hitze zum Opfer gefallen war ....

Kreta-Klaus
16.June.2008, 19:13
Ach, Spotty mou,
wie immer schön geschrieben, aber den Weg nach Ligres-Beach zu finden, wäre Dir leichter gefallen, hättest Du mal den Online-Guide bemüht. Denn hier steht es:

Ein weiterer schöner Strand ist "Lígres-Beach". Um dorthin zu kommen, fährt man durch Keramés komplett durch und folgt der Straße immer weiter durch das Dorf Agalianós bis zum ausgeschilderten Strand (etwa 5 KM von Keramés, des allerletzte Stück derzeit noch nicht asphaltiert). Auch dieser Strand ist leider schattenlos, wildes Zelten wird toleriert, so haben die dortige Taverne und der Mini-Market Kundschaft. Hier kann man es gut einige Tage aushalten. Und am westlichen Ende des Strandes gibt es sogar "wildes" Süßwasser.
Nicht wahr, aber ich lese bei Dir nun, der Asphalt geht durch und man kann Zimmer mieten. Also ist auch bei mir ein Update fällig! Danke ...
Gruß Klaus

Kretagegge
16.June.2008, 19:19
Hallo Spotty,

auf Bild fünf ist ein großer Felsblock zu sehen, genau da werden wir ab Mittwoch ins Meer steigen.
Rast machen wir aber immer ein paar Meter weiter in Agia Fotini.

Gruß Kretagegge