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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : K.r.e.t.a. (2008) Spotty ... Triopetra



spotty
2.July.2008, 07:12
28.05.2008 Nachdenken am Triopetra Strand

Spätestens, wenn man solchen Fragen wie: *Wo war es denn am Schönsten?*, *Wie heißt die Lieblingstaverne?* und ähnlichen unausweichlich auf das kommende Elend, nämlich das viel zu schnelle Ende von zwei Lieblingsinselwochen, hindeutenden Erörterungen auf den Grund geht, gilt es, die geschundene wieso-kann-ich-denn-nicht-hierbleiben-Seele zu trösten.

Beispielsweise mit dem Gedanken, dass ein Jahr meist auch schneller vergeht, als man das in diesem Moment der aufkommenden Kretaurlaubsenddepression glauben mag … oder aber mit einem Trip zum Lieblingsstrand: Triopetra. Dazu passt auch gut die Wettervorhersage, die nun der mächtigen Sonnenkraft knapp 40 Plusgrade zutraut.
Der allmorgendliche Schritt auf den noch schattigen Balkon lässt daran glauben. Die Luft scheint, ohne dass der Hauch eines erfrischenden Windes spürbar ist, zum Schneiden. Und heiß.

Spätestens auf der Frühstücksterrasse werden Erinnerungen an das vergangene MegaHitzeJahr wach - und so sind wir hoch motiviert, schnell in das klimatisierte Auto zu kommen. Andere werden ähnliche Ideen haben, und die Höhle am Triopetra Strand ist vom Fassungsvermögen schon begrenzt. Glücklicherweise auch weit von den Sonnenschirmen gelegen, so dass die Unwissenden dem Charme der blau und grün behüteten Liegen erliegen und damit für eine natürliche Auslese sorgen. Gut so.

Wir sorgen uns auf der engen und deshalb auch ständig verstopften Platia von Akoumia darum, ob und wann es im Laufe des Tages weiter geht. Sicherlich eminent wichtig, der Schwatz zwischen zwei Kreterinnen, die dies der Einfachheit halber gleich mal von Autofenster zu Autofenster tun ... so haben wir Zeit, die im Schatten der Tavernn die Szenerie aufmerksam verfolgende Männer zu zählen. Nach wie vor fällt es auf, dass Tavernen und Kafenions eindeutig eine Männerdomäne sind. Von wenigen Ausnahmen, nämlich weiblichen Touristinnen, mal abgesehen.

Endlich sind allerlei Neuigkeiten ausgetauscht, eins der Autos wird legt zügig und vor uns ebenfalls in Strandrichtung los. Davor haben die Götter bekanntermaßen erst einmal die Überwindung der Berge gesetzt - und ich muss eingestehen: die beiden älteren Damen da vor uns kennen die Strecke wie ihre Schürzentasche und halten sich locker vor unserem staubigen Asiaten. Dem Vierrädrigen, klar.

Heute haben wir fast alle Zeit der Welt und keinen aufregenden Plan. Da reichts`s zu einem kleinen Stopp vor der neu gebauten Villa im Blickbereich der letzten Spitzkehre der Serpentinenfahrt.
Was da aus Sandstein zusammen gebaut wurde, gehört nicht zum kretischen Allgemeinbaugut. Dieses lässt sich mit sparsamen Worten so beschreiben: ein viereckiger weißer Würfel mit einem Balkon vorn dran. Passt immer, sieht nicht immer gut aus. Und strapaziert die Phantasie des Hauserfinders nicht über.
Natürlich ist das dann auch und vor allem eine Geldfrage, und der kretische Standardhauswürfel mit dem *richtigen Blick* (und davon gibt es nicht nur Richtung Meer jede Menge!) ist dann allemal dem all zu häufigen deutschen Neubaustandardgrundstück in einer engen Siedlung auf der Wiese mit Nullblick vorzuziehen.

Nachdem ich ein paar Traumvillaerinnerungsfotos geschossen habe – es könnte ja auch sein, dass der Jackpot zwischenzeitlich von der Spottyfrau geknackt wurde … oder noch wird – rollen wir die letzten paar Bergabmeter und sehen einigermaßen entsetzt: das Wasser liegt tiefblau und wie ein Spiegel vor uns. Nicht einmal die Andeutung einer Welle!
Nun, das ist neu und es ist nicht erfreulich. Gerade die unbändige Kraft der Wellen, die unentwegt gegen die drei vorwitzigen Felsen zu kämpfen scheinen (weil der badende Urlauber natürlich keine echte Herausforderungen darstellt) und warnend ihre Gichtfahnen gegen den Strand schleudern, macht das ganz besondere Flair dieses Strandes aus. Schade.

Apropos Flair: nicht zu vergessen natürlich die steinerne Höhle im gefalteten Fels, die ganztägig wohltuenden Schatten spendet und somit der gleißenden Sonne trotzt.
Das sind bestimmt gut zehn Grad Temperaturunterschied zwischen *drinnen* und *draußen*, und man tut gut daran, trotz der trügerischen Kühle im Inneren der Höhle reichlich Sonnenschutzmittel einzusetzen. Gerade in Wassernähe wird gewöhnlich die Verbrennungsgefahr erst wahr genommen, wenn der Schadensfall bereits augenscheinlich ist. Und der Frühstücksyoghurt dann auf der Haut und nicht im Magen landet.

Gegen die gerade an dieser romantischen Stelle häufig auftretende Spezies der Höhlenmenschen hilft auch das zeitigste Frühstück überhaupt nichts. Klar. Nachdem man das schwarze Häufchen da im dunklen Höhleninneren als Übernachtgäste identifiziert hat (das ist, wenn man aus der flimmernden Sonnenvormittagshitze kommt, gar nicht so einfach), muss man sich halt arrangieren. Unsere Badetücher sind auch nützlich, um das heutige Höhlenareal zu markieren.

Die beiden jungen Leute haben offensichtlich noch gar nicht bemerkt, dass es schon seit einigen Stunden ziemlich heller Vormittag ist.
Meine Gedanken schweifen weit in die Vergangenheit, als die Beatles und Jimi Hendrix unerlaubten Hörgenuss ins Tal der Ahnungslosen und unser Wohnzimmer brachten ... da hätte ich mir das auch gut vorstellen können. Nur leider war da Kreta weiter entfernt als sonst irgendwas. Und jetzt ist man ein paar Jahrzehnte zu alt, um eine Nacht in Klamotten auf dem Kies dieser Höhle nacherleben zu wollen. Den Lauf der Zeit nennt man das wohl.
Mag sein, dass die Naturgeräuschkulisse: Vogelgezwitscher und sehr sachtes Wasserrauschen, im Verein mit der heißen Luft ein wenig und schnell schläfrig machen … jedenfalls zeigt mir ein verstohlenes Grinsen im Gesicht des jungen Mannes (der in jedem Mantel-und-Degen-Film-Remake zumindest für eine Statistenrolle gut ist), dass an der Schnarchinfo der Spottyfrau ein Fünkchen Wahrheitsgehalt kleben könnte. Ich grinse zurück und damit hätten wir uns bekannt gemacht.

Das Wasser in Triopetra - und das ist ein weiterer Grund für diese absolute Favoritenstellung unter den bis dato erlebten Kretastränden - ist von einer beeindruckenden Klarheit. Als würde man Zuhause den Wasserhahn aufgedreht haben.
Allerdings betreffen derartige Gedanken auch die gefühlte Temperatur. Es braucht schon alle verfügbare Selbstüberwindung eines Warmduschers, um nach dem ersten Kälteschock einigermaßen männlich weiter ins Tiefe zu gleiten. Die Betonung liegt auf einigermaßen ... Ein paar schnell geschossene Fotos sollen später den Eindruck suggerieren, dass ich unseren ersten und einzigen reinen kretischen Badetag auch als solchen verbracht habe. Na ja, ohne Wellen ist es halt nicht die richtige Liebe.

Da macht es mehr Spaß, nach besonders gezeichneten Steinen zu suchen. Diese unzähligen Kiesel hier sind in Farbe und Form und Zeichnung mmer wieder anders … und weder umzäunt noch besonders historisch. Ja,ja … der Knossos Schock mit dem garnierenden Fourni Erlebnis sitzt immer noch tief ...
Einige der legalen Sammlerstücke werden also wieder den Weg nach Deutschland finden und mir die Gewissheit vermitteln: ich komme wieder. So hat eben halt jeder seine Macke. Und mit Öl aufpoliert, gefallen mir die Triopetrasteine allemal besser als jedes andere verfügbare Kitschmitbringsel – und das Thema der Relativität des Geschmackes und dass dies jeder nach seiner Fasson ausleben kann, will ich in diesem Zusammenhang nicht weiter thematisieren.

Der Berg ruft! In diesem Falle sind es die faltigen Felsen am Ende des Strandes, die nach dem nicht wirklich beschwerlichen Aufstieg (wenn man den *Weg* zwischen Disteln und Losegestein gefunden hat) Rundumblicke aller erster Güte offerieren.
Heute hat vor der abbrechenden Steilküste Agio Pavlos ein weißes Boot im türkisgrünen Meerwasser Anker geworfen. Fast scheint es im ersten Hinschauen zu schweben - und ich hoffe nur, dass die emsig geschossenen Bilderchen dieses Empfinden auch nur einigermaßen nachvollziehbar machen. Aber das werde ich erst am heimischen PC bewerten können.

Die Klarheit des Wassers lässt auch die unterschiedlichen Tiefen in allen Nuancierungen von Grün und Blau sichtbar werden. Selbst die großen felsbedeckten Grundflächen kann man gut sehen. In solch einem Moment denkt man keine Sekunde lang an die heftigen Sonnenstrahlen und deren hautblasigen Folgen - da ist man nur noch bemüht, all diese Eindrücke auch emotional zu erfassen. Möglichst für die Ewigkeit zu speichern.
Und als hätten die Götter ein Einsehen mit mir (allerdings nicht bezüglich des Sonnenbrandes), kommen nun zur Perfektion der – nennen wir es ruhig so - Kitschkulisse auch noch Wellen auf. Traumhaft. Wie letztes Jahr!

Ich kann mir gut vorstellen, dass dieses Erleben hier an diesem Ort seinerzeit ein wichtiger Grund für Zeus und die Seinen gewesen ist, auf dieser Insel Heimat zu finden. Es bleibt auch Zeit für ein wenig wehmütigere Gedanken ... dass es dieses Kleinod der Natur schon vor Tausenden von Jahren gegeben hat und es auch in Tausenden von Jahren noch da sein wird … dann, wenn die Urururururenkel vielleicht beim Stöbern auf verstaubten Festplatten auf ein paar kretische Digitaldaten als mein letztes Überbleibsel stoßen. Natürlich ist es ein betrüblicher Gedanke, in diesem berauschenden Moment an die Endlichkeit des irdischen Seins zu denken ... und vielleicht sollte ich mich so trösten: wie wenige Menschen auf der Welt haben das Glück, genau diesen Augenblick genießen zu können. Ich gehöre dazu. Und es wird einige Tausend Orte auf der Welt geben, die man nie sehen wird und die andere wieder für das Nonplusultra des Urlaubserlebens halten.

Es fällt gedanklich schwerer als es die körperliche Anforderungen darstellt, den Weg zurück ins ganz normale Strandleben zu nehmen. Jeder Schritt bergab wird erschwert durch den Gedanken, dass man sich das nun wieder lange, viel zu lange Zeit, diese Erinnerung wach halten muss. Und ich hoffe nur, dass die Westküste (wenn es sie das nächste Mal werden sollte) irgendwie adäquate Psychobonbons für uns bereit hält.

Schweren Herzens packen wir am Nachmittag unsere Sachen, stapfen wieder durch den heißen Sand und spüren ein letztes Mal das Kieseldrücken in den Sandalen – es herrscht wieder Normalzustand am Triopetra Strand: der Kampf der Wellen gegen die Felsen, die unbeschreiblichen Farbspiele des Wassers, die einsame Weitläufigkeit des Strandes … und wir müssen in den Hyundai und zurück über die den Strand schützenden Bergrücken. Es ist wie im vergangenen Jahr. Es schmerzt.

Auf der schweigsamen Nachhausefahrt legen wir noch einen kurzen Stopp im Irini Mare Hotel ein: Janni hatte uns ja versprochen, „etwas Raki“ bei seinem Kollegen zu hinterlegen. Er selbst gönnt sich eben mal zwei freie Tage, hat er erzählt, und dass sein Kollege instruiert sei. Stimmt!
Michalis ist sofort im Bilde, als er uns nun zum dritten Mal sieht. Und nicht nur ich schaue verblüfft auf die Plastetüte da auf dem Tresen: sieben Flaschen Raki grinsen mich an, und ich grinse erst einmal zurück. Kein Gedanke in der aufwallenden Freude an irgendwelches Gewichtslimit und unbekannte Zollbestimmungen … von meiner Seite aus – die Spottyfrau sieht da schon dunkle Wolken am Ausfuhrhimmel aufziehen! Nun, wenn wir dieses Problem (wenn es überhaupt eines ist) dann auch noch lösen, dann freuen sich Anke und Horst noch mehr auf ihren bevorstehenden Abenteuerurlaub im wilden Osten … und dann bleibt vielleicht trotzdem noch ein Rest für die kalte Jahreszeit … dann wäre das quasi das Sahnehäubchen auf das Inselurlaubserlebnisdessert, das wir uns bis dato selbst geschaffen haben!

Die Gewichtsbeschränkungen sind eindeutig lesbar in den Reiseinfos. Konkrete Hinweise auf die griechisch tolerierte Schnapsmitnahmemenge finden wir nicht. Die sind doch auch EU, fällt mir ein. Nur kenne ich die EUweiten Beschränkungen ebenso wenig ...
Also versucht die Spottyfrau sich über SMS nach Heinsberg Gewissheit zu verschaffe. Ich überlege schon einmal, was man denn für das Volumen von sieben Literflaschen aus den beiden Koffern hier lassen könnte. In Anlehnung an Apollo 13 bedeutet das hier aber zunächst: Heinsberg, wir haben ein Problem ….

Der Abend wird also im Wesentlichen von Spekulationen darüber beherrscht, wie man dieses hochwichtige Urlaubsmitbringsel über die knapp drei Flugstunden unbeschadet in die Heimat geflogen bekommt … und ob wir uns vielleicht bei der Ausreise sinnlos betrinken müssen ... es soll ja aber als Einreibung gut wofür auch immer sein ...
Und um beim Thema und bei Stochos zu bleiben: Evi hat heute entschieden, mir die Rakiflasche einfach zur eigenverantwortlichen Eigendosierung auf den Tisch zu stellen. Gute Idee!
Übrigens: die Lammkeule aus dem Ofen erfüllt sämtliche kulinarischen Anforderungen, fällt vom Knochen und ist butterzart … und auch mein süffisanter Hinweis auf das Schicksal dieses possierlichen Lämmchens, dass nun nie wieder zwischen Thymian, Salbei und Majoran unbeschwerte Kretatage blökend erleben wird, tut der Essbegeisterung meiner Lieben keinen Abbruch.

Na ja - und auch das Schicksal des Rindviehs, das nun in Fragmenten Basis meines ebenso mit Höchststückzahlen an Kochhauben bedachten Stifados ist, bereitet mir keine Gewissensbisse. Irgendwie ist es doch nur der ganz gewöhnliche Kreislauf: Fressen und gefressen werden. Und während mir ein Grinsen ob dieser Erkenntnis über das Gesicht huscht, hat sich meine Triopetra Wehmut nahezu verflüchtigt. Oder ist die Erinnerung ein wenig Raki betrübt?

Jedenfalls tun die wenigen Schritte über die bereits im Mondlicht liegende Uferpromenade richtig gut. Wir grübeln schnell noch darüber nach, womit wir den letzten vollen Urlaubstag füllen könnten – der Hauswein bleibt im Kühlschrank und der Balkon unbesetzt. Und Hahn und Hund hören wir schon lange nicht mehr. Trotzdem sie noch da und bei bester Gesundheit sind ...

Mikesch
2.July.2008, 16:04
Hallo spotty,

so viele Reiseberichte! Schön.

Viele Erlebnisse kann ich nachvollziehen, da wir ungefähr die gleichen Ausflüge im selben Zeitraum machten. Allerdings nicht so viele. Ein Tag Ausflug, ein Tag Baden. Der Triopetra Strand hatte es uns auch angetan. Mal Wellen, mal spiegelglatt. Die Wassertemperatur fanden wir genau richtig. Ebenso hat so manches Steinchen sein gewohntes Plätzchen gewechselt.

Grüße von Mikesch

Anja&Thomas
2.July.2008, 18:24
Hallo Spotty,

was Du hier betreibst, ist eigentlich schon psychisch grausam zu nennen.
Sollten wir uns jemals treffen, werde ich Dir die Tränen waagerecht aus den Augen treiben!
Übrigens, unser Lieblingsplatz ist auf dem ersten Foto in der dritten Reihe zu sehen.

VG Thomas

Gwg_49
2.July.2008, 18:27
Hallo Spotty,

was Du hier betreibst, ist eigentlich schon psychisch grausam zu nennen.
Sollten wir uns jemals treffen, werde ich Dir die Tränen waagerecht aus den Augen treiben!
Übrigens, unser Lieblingsplatz ist auf dem ersten Foto in der dritten Reihe zu sehen.

VG Thomas

Bei mir sind es nur 2 Reihen. ???

Anja&Thomas
2.July.2008, 18:52
Hallo Günter,

ich meine jenes Foto (http://www.kretaforum.eu/attachment.php?attachmentid=18442&d=1214979098).
Links die Taverne "Apanemia" rechts die Taverne "Pavlos", wobei unser Favorit "Apanemia" ist.

VG Thomas

Gwg_49
2.July.2008, 19:19
Hallo Günter,

ich meine jenes Foto (http://www.kretaforum.eu/attachment.php?attachmentid=18442&d=1214979098).
Links die Taverne "Apanemia" rechts die Taverne "Pavlos", wobei unser Favorit "Apanemia" ist.

VG Thomas

Danke. Bei mir ist es das 4.letzte Foto in der 2.Reihe.