Sommertraum auf zwei Rädern - Der Osten der Peloponnes
Ein (fast schon historischer) Reisebericht aus dem Jahr 1998.
Vorwort: Den Bericht habe ich im Jahr 1998 geschrieben, einiges ist inzwischen überholt, das meiste immer noch so aktuell wie damals. Vielleicht gibt es ja unter uns einige Motorradfahrer und/oder Peloponnes-Liebhaber, die die ein oder andere Strecke vor, oder nach einem Kretaurlaub einmal nach(er)fahren möchten.
Und los geht’s.
Auf einsamen Straßen das gleißende Meer begleiten, auf abenteuerlichen Wegen urige Bergdörfer erkunden, welcher verkehrsgestresster und regengeplagter mitteleuropäischer Motorradfahrer träumt nicht davon.
Der Osten der Peloponnes im Süden des griechischen Festlands rund um die Küstenregion der Argolis bietet dies alles. Küstenstraßen am tiefblauen Meer und Pässe, die genauso gut in den Alpen liegen könnten. Als kostenlose Beigabe beschert der Sonnengott Helios dem Griechenlandfahrer fast 300 Tage Sonne, kurz gesagt, die Peloponnes verspricht ihrem Besucher Motorradvergnügen pur.
Wenn nur nicht das Problem bestünde, eine geeignete und vor allem verkehrstaugliche Leihmaschine aufzutreiben. Obwohl die Argolis touristisch voll erschlossen ist, immerhin sind hier auf kleinstem Raum gleich mehrere Höhepunkte einer jeden Griechenlandrundfahrt zu bestaunen, ist es um das Angebot an Leihmotorrädern nicht eben gut bestellt.
Rund um die Bezirkshauptstadt Nafplio gibt es gerade mal zwei Anbieter, deren Auswahl an Maschinen eher als bescheiden zu bezeichnen ist. Nummer Eins scheidet von vorne herein aus, dessen Fuhrpark beschränkt sich auf die, bei den Flugzeugtouristen sehr beliebten Mopeds und Roller, mit denen sie die nahegelegenen Strände und Sehenswürdigkeiten erkunden.
Anbieter Nummer Zwei, der mit Zweigstellen in Nafplio und meinem, rund elf Kilometer entfernten Urlaubsort Tolo vertreten ist, hält von der Fünfziger bis zur Vierhunderter ein auf den ersten Blick breit gefächertes Angebot parat.
Doch leider präsentieren sich die 250er Enduros zum Großteil in einem erbärmlichen Zustand. Abgefahrene Reifen, durchgebrannte Kopfdichtungen, verölte Gabeln, abgebrochene Brems- und Kupplungshebel, dem deutschen TÜV-Ingenieur würde der Angstschweiß auf der Stirn stehen und die Betriebserlaubnis wäre futsch.
Zu meinem Pech kommt noch dazu, daß die nagelneue 250er Rebell und die schon sehr betagte Suzuki GSX 400 E gerade im Einsatz sind. Schließlich werde ich doch noch fündig und verlasse den Laden nach einer kurzen Probefahrt mit einer 200er Enduro der Marke Honda, die von den vorhandenen "Feuerstühlen" noch den besten Eindruck hinterläßt. Sie hat zwar nur drei Blinker, aber in Griechenland ist Perfektion ein Fremdwort. Sie fährt, und das ist das Wesentliche.
Also, Helm aufsetzen, Jacke anziehen, die durchaus vorhandenen Bedenken, ob des technischen Zustandes meines Gefährtes unterdrücken und auf Gott vertrauen, meine Devise für den heutigen Tag. Zur Not habe ich immer noch das Telefon dabei, um meinen Freund Dimitris jederzeit um Hilfe bitten zu können, egal, wo ich stehenbleibe.