Die Ankunft und das erste "Erwachen"
ich werde es wie nie vergessen, wie ich damals im Dezember 2000 bepackt mit einem großen Rucksack und einer Sporttasche in Heraklion am Flughafen ankam.....Busse sind keine mehr gefahren, es war schon recht spät...Kosta konnte mich nicht abholen....mir blieb nur das Taxi....zu dieser Zeit ein Taxi nach Chora Sfakion zu bekommen stellte sich als echtes Abenteuer heraus....mehrere Taxen hatte ich gefragt..."Sfakia? Ochi Sfakia!" nein, mein Mädel nach Sfakia fahre ich Dich nicht...für mich war es ein echtes Rätsel....ich war schon am verzweifeln....ich dachte mir Kosta anzurufen....aber wie, noch keine 2 Stunen auf der Insel und schon mit Problemen ....ne ne, ich wollte wenigsten alleine nach Sfakia finden....und siehe da, ich fand auch einen sehr netten Herrn mit Taxi, der bereit war mich ins abgelegene Chora Sfakion zu bringen.
Ich war antürlich schon neugierig, was denn nu los sei mit der Sfakia...warum so viele die Fahrt verweigerten....der gute Mann erklärte mir dann, es hätte mehrer Gründe...zum einen fuhren sie ungern in der Nacht, in der Einsamkeit über die Berge (na toll...dachte ich mir so)...zum anderen, ist die Wahrscheinlichkeit, daß in Sfakia jemand zurück will gleich null....also lohnt es sich geschäftsmäßig nicht....na und dann sei da noch die schlechte Straße wegen des Unwetters....Unwetter??? ja es gab wohl unmittelber vorher ein sehr sehr stakes Unwetter und hat u.a. die Straße auch sehr strak beschädigt.....und das stellte sich dann auch nicht als Lüge heraus....nach Imbros war die Straße an mehreren Stellen komplett weggerissen....der Taxifahrer war schon so um Sorge um seinen tollen Mercedes....man konnte es ihm ansehen, das er am liebsten umgedreht wäre....aber er tat es nicht...er brachte mich tatsächlich heil nach Sfakia..
..es war furchbar....Chora Sfakion war total im Matsch und Schlamm versunken....mit viel Mühe fuhren wir bis in den Ort, bis zur Taverna Levka Ori....Kosta wartete mit seinem Cousin in der letzten Cafeteria....mein Gott ich war so nervös....in mir drehte sich alles...ich zitterte und bebte...vergaß beinahe den Taxifahrer zu bezahlen....(dies geschah nur auf Aufforderung seiner seits...) dann stand ich da...bis zu den Knöcheln im Schlamm....schlürfte in Richtung Cafeteria....und zur Begrüßung wurde erst mal einer gebechert!!!!
Kosta und ich gingen spät und überaus heiter nach hause...wir wohnten in einem der Apartments der Familie.....Kosta hatte vorher nur in einem kleinen Zimmer gewohnt....im alten Teil des Gebäudes....naja, Zimmer wäre fast schon zuviel gesagt...ich hätte es wohl eher Rümpelkammer genannt....aber was solls...wir waren ja im schönen Apartment....
Aber es war so bitter kalt....was heißt eigentlich ich friere auf griechisch...das war das was mich in diesem Moment am meisten beschäftigte....keine Heizung....kein Öfchen...kein warm Wasser...nichts......aber geschlafen habe ich die ertse nacht in meinem neuen Leben trotzdem wie ein Murmeltier....
....am nächsten morgen...und zwar schon recht früh...hat mich Kosta geweckt....."ella.... pame....Chania....." ne ne er hatte nicht nur diese drei Worte gesagt....aber das war eigentlich alles was ich verstanden hatte....und wie sich noch rausstellen sollte habe ich entschieden zu wenig verstanden....!!!!! Ich packte kurz meine "Handtasche..Telefon, Geldbeutel, nen zweiten Pulli, weil ich echt frohr wie blöd....und meinen Kittel....Kosta murmelte noch mal irgendwas...aber wieder nichts verstanden....
Mit seinem Bruder ging es dann in einem echt alten "abgefahrenen" und damit meine ich abgefahren im Sinne von verbrauchten Golf nach Chania....die Straße war natürlich immer noch kaputt...und da wo ich am vorabend mit dem Taxi eine Stunde brauchte....brauchten wir jetzt nur knapp eine viertelstunde....mir hat es ein zwei male beinahe die Innereien zerschlagen.....aber irgendwo ging es mit trotzdem einfach nur gut....ich saß da im Auto....mit Kosta und seinem Bruder, die die ganze Zeit redeten, ich kein Wort verstand...und einfach nur glücklich und zufrieden war....
Wir fuhren in Chania zu Kostas Kaiki, das er gerade da baute....in einer uralten Schiffswerft...bei Fodoras (eigentlich Theodoros).....ich war sprachlos....als ich da in die Kuppelhalle ging...so viele Eindrücke...es roch nach Feuer...nach gerösteten Kastanien und ellinikos Kaffes....es gibt dort zwei Hallen....in der einen Halle, es war die in die wir zuerst reinkamen....saß ein eher zierlich aussehender älterer Mann...."KOSTI" rief er....und naja, mehr verstand ich dann mal wieder nicht, es war Fodoras.....er saß vor einem alten Ölfaß, das er zu einem Kachelofen umgebaut hatte, genoß seinen Kaffe, und aß geröstete Kastanien.....
Fodoras schaute Kosta an....zwinkerte ihm zu und machte eine nickende Kopfbewegung zu mir..... "jeneka mou!" ...sagte Kosta....und das Wort kannte ich....das hieß "meine Frau"..."alles klarrr" fragte mich Forodas...ganz stolz antwortete ich sogar auf griechisch...kala!
Die Männer machten sich recht bald an die Arbeit...und als ich zum ersten mal das Kaiki, bzw das Skelett des Kaikis sah....es erschien mir so riesen groß....es stad in mitten der zweiten Halle...vorne oben war ein großes hölzernes Kreuz und eine Knoblauchknolle angebracht....ich war ganz hin und weg...es war so beeindruckend...kam aber schnell zu mir.....durch einen recht rubusten Schlag auf den Rücken....Fodoras.... "kaikia ee?"....dann ging das geklopfe gesäge und gewerke los....ich wußte gar nicht wo ich zuerst hinschauen sollte....ich war echt überfordert....mitten im griechischen Alltagsleben zu sein...in dieser Schiffswerft...all die Gerüche und Geräusche....die fremde Sprache...die so schön zu hören war.....Gefühle, die ich jederzeit wieder aufrufen kann und wieder spühren kann, aber nicht beschreiben kann....
Mittags wurde auf dem umgebauten Ölfaß Hühnchen gegrillt....ich brauche nicht zu erwähnen wie lecker es war!!
Der Tag neigte sich so langsam dem Ende zu...draußen war es schon dunkel....und bald sollte ich das erfahren, was ich besser schon in Sfakia erfahren hätte sollen.....von der Werft gingen wir nicht etwa zum Auto...das war nämlich gar nicht mehr da....Kostas Bruder war schon vor mittags weggefahren.....nein, es ging nicht weit von der Werft in einer hinteren Gasse zu eienem Rooms to Rent ....klasse....wir fuhren gar nicht mehr nach Sfakia....wir blieben in Chania.....und nicht nur diese eine Nacht....wir blieben 4 Tage in Chania.....die erste Nacht war mir egal....ich war von den ganzen neuen Eindrücken eh so fix und alle....wir gingen abends nur noch zu Stelio in eine kleine Taverna am Hafen und dann fiel ich auch schon in den Tiefschlaf....Kosta weckte mich am nächsten morgen auf und wir gingen wieder in die Werft....ellinikos Kaffes gab es von Fodoras....und wie ich dann so meinen Kaffe schlürfte, wachte ich dann wohl erst so richtig auf....innerlich lachte ich mir schier den Ast ab....was war eigentlich in den ersten beiden Tagen geschehen......ich war wohl wie in Trance, daß ich einfach alles über mich ergehen ließ, ohne mich zu informieren...wohin wann wo wie lange....das mußte sich ändern.....ich nahm mir Kosta bei Seite ...und stotterte mit einen auf griechisch ab....aber immerhin, ich bekam dann doch raus, daß wir ein paar Tage in Chania blieben und dann erst nach Sfakia fahren....für mich hieß das nur eins....ab zum Einkauf....was man halt so alles notdürftige braucht....zweite dritte Garnitur Klamotten Waschzeug....war gar nicht so leicht, wenn man Chania nur vom Sommer und den Touristenläden kennt....aber ich habs geschafft.....die 4 Tage vergingen wie im Fluge.....und es war einfach nur schön....und jeden Tag lernte ich ein paar Worte griechisch dazu....
Rückblickend kann ich gar nicht mehr nachvollzeihen, wie wir uns verständigt haben....ich hatte mir in Deutschland ein Handy gekauft und Kosta täglich griechische SMS geschickt.....aber irgendwie war das bloße Schreiben mit dem Reden und Hören absolut nicht zu vergleichen....Kosta sprach (und spricht auch heute) kein Wort Englisch....es ging alles nur übers Griechische....naja und dann kommt noch hinzu, das er auch eigentlich eher sfakiotisch als griechisch spricht. Und es war zeitweise wirklich sehr schwer....aber dafür war ich bei jedem Erfolg um so stolzer auf mich selber und das spornte mich an und machte unwahrscheinlich viel Spaß....man hatte immer das gelernt was man gerade brauchte....und alles konnte mit bestimmten Gefühlen und Erlebnissen "gespeichert" werden und blieb so auch in der Erinnerung.....
Das waren meine ersten Tage meines aufregend neuen Lebens auf Kreta........es gibt noch viel zu erzählen....von meinem Leben auf Kreta....viele Geschehnisse des Alltags....in mitten einer kretischen-sfakiotischen Familie und Gesellschaft......