Sodele, jetzt folgt der letzte Teil unseres Urlaubs-Tagebuchs. Da mein Männe noch selig schlummert, hatte ich Zeit, Musse und vor allem Lust, den Bericht zu Ende zu bringen. Ich hoffe inständig, dass ich Euch nicht gelangweilt habe..., denn wenn ich einmal dran bin, dann kullern die Worte nur so aus mir raus!
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Zwölfter Tag-05.05.2009
Die Nacht war zwar ruhig, dennoch wachten wir relativ kaputt heute Morgen auf, denn der Nachbarshund fing so gegen 08:00 Uhr an zu bellen und hörte nicht wieder auf. Trotzdem hielten wir an unserem Plan für heute fest und fuhren nach dem Frühstück runter nach Chora Sfakion. Da Tom bis auf kleinere Fahrten in unseren Ort ständig am Steuer saß, bat er mich, heute doch mal das Steuer zu übernehmen. Okay dachte ich, dass wirst Du ja wohl schaffen. Zum Glück erinnerte mich die Schaltung des C3 doch sehr stark an das Getriebe meines ersten Autos, einem 19-Jahre alten Renault 5, so dass ich das Auto mit nur einem Abwürgen auf die New Road bekam.
Allerdings ließ ich mich nur dazu herab, das Auto bis zur Abzweigung nach Vrysses zu bewegen, denn ich hatte kurz vor der Abfahrt noch mal den Fohrer studiert und der sagte mir etwas, dass mich frösteln ließ: „Achtung, das letzte Straßenstück, das sich bisher in schier unglaublichen Haarnadelkurven […] hinunterzog…“ – mehr braucht ich nicht zu lesen. Da fahre ich ganz bestimmt nicht runter!!!!
Also dann übergab ich in Vrysses das Steuer an Tom und wir durchfuhren zunächst die wunderbare Askifou-Ebene. An einer schönen Kapelle machten wir einen kurzen Stopp, weil ich dieses Kirchlein unbedingt fotografieren wollte. Bald darauf erreichten wir den Eingang zur Imbros-Schlucht, wo wir natürlich auch einen Foto-Stopp einlegten. Zuvor hatten wir noch einen kurzen gefährlichen Moment zu überstehen, denn hinter einer unübersichtlichen Kurve wären wir beinahe in eine Herde Schafe hineingerast (na ja, gerast ist jetzt übertrieben, Tom hatte schon ein angemessenes Tempo gewählt) und es hätte fast eine „nette“ Kollision gegeben. Auch das haben wir unbeschadet überstanden – die Schafe im Übrigen auch – und ich wartete auf die angekündigten Haarnadelkurven.
Zu meiner Freude begann nach Imbros ein neu ausgebauter Streckenteil mit diversen Tunneln, die mir das Leben leichter machten. Aber danach ging es los: zunächst war die Strecke schön breit und meine Anspannung wollte schon weichen, aber dann folgte ein Teilstück im ursprünglichen Zustand. Eng, ohne Leitplanken und neben mir ging es steil bergab. Zudem sah ich hier und da am Hang diverse Automobile liegen, wo wohl der Fahrer gedacht hatte, er käme geradeaus auch zum Ziel. Meine Nerven lagen blank – das ist ja gar nichts für mich. Tom wunderte sich, aber er hatte ja gut reden. Da er ja als Fahrer quasi in der Mitte der Strasse saß und sich konzentrieren musste, bekam er ja gar nicht mit, wie steil es war.
Irgendwann war auch dieses Stück geschafft und es wurde wieder breiter und so konnte ich dann auch die Fahrt genießen, denn der Ausblick über die Bucht war herrlich. An einer Tankstelle machten wir einen kurzen Stopp und dann ging es auch bald schon in den kleinen Ort hinein. Es war eine Menge los, so dass wir kaum einen Parkplatz fanden.
Nachdem wir ein wenig entlang der kleinen Mole gegangen waren, bekam ich auf einmal Hunger (Angst macht mich immer hungrig) und wir ließen uns in einer Taverna nieder. Das Omelette war sensationell lecker und auch von Tom’s Tzatziki konnte ich nicht die Finger lassen. Auf der Speisekarte entdeckte ich, dass man hier auch Paulaner bekäme und so bestellte ich es mir umgehend. Tom grinste mich nur an und meinte, dass ich mir mal besser ein Mythos bestellt hätte – das würde ja wohl eher passen. Aber dann erinnerte ich ihn daran, dass er in unserem Urlaub in Südafrika vor drei Jahren auch als erstes im Hafen das Paulaner-Brauhaus angesteuert hätte und sich ein zünftiges Weißbier gezischt hätte…darauf fiel ihm dann nichts mehr ein…!
Nach einiger Zeit zogen leider Wolken auf und es wurde merklich kühler, so dass wir davon absahen, noch den kleinen Hügel neben dem Parkplatz zu erklimmen und wir machten uns wieder auf den Heimweg.
Da ich ja nun wusste, was streckentechnisch auf mich zukommen würde, hatte ich meine Kamera auf Videomodus umgeschaltet und einfach mal wild drauf los gefilmt. Später, als Tom sich das Filmchen anschaute, konnte er mein Verhalten dann nachvollziehen.
Als wir irgendwann wieder auf der New Road waren, fühlte ich auf einmal etwas Seltsames an bzw. in meinem linken Ellenbogen. Ich saß, die Ellenbogen auf meine Oberschenkel gestützt, mit der Landkarte in der Hand und es fühlte sich so an, als würde der Arm auf einem wassergefüllten Ballon liegen. Tom schaute kurz rüber und fuhr sofort rechts ran, denn mein Ellenbogen war fast auf das dreifache seiner eigentlichen Größe angeschwollen. Komischerweise tat es überhaupt nicht weh. Er suchte dann nach einer Einstichstelle, weil wir vermuteten, dass mich irgendwas gestochen hätte, aber Fehlanzeige – es juckte auch gar nicht. Instinktiv benetzte ich ein Tempo mit Wasser, um die Stelle zu kühlen und als wir wieder zu Hause waren schmierte ich Mobilat drauf, was wir immer mit uns führen, wenn wir in Urlaub sind. Da es der vorletzte Tag auf Kreta war, hatte ich keine Lust hier noch einen Arzt aufzusuchen, zumal die Schwellung durch das Kühlen und Einschmieren leicht zurückging. Später bei meinem Hausarzt stellte sich heraus, dass ich mir eine Schleimbeutel-Entzündung zugezogen hatte, wohl durch einen Schlag gegen die Bettkante im Schlaf. Und unsere Notfallbehandlung war auch genau richtig; trotzdem „durfte“ ich meinen Urlaub unfreiwillig um eine Woche verlängern, weil ich den Arm ruhig stellen sollte. Leider ist die Schwellung jetzt nach zwei Wochen immer noch nicht ganz weg, so dass ich wohl nicht um eine Punktion herumkommen werde.
Das war dann das unrühmliche Ende eines ansonsten tollen Tages.
Dreizehnter Tag-06.05.2009
Beim frühstücken blätterte ich gedankenverloren durch den Fohrer und da fiel mir siedendheiß ein, dass es ja noch etwas gab, was wir uns unbedingt anschauen wollten. Da fahren wir viele Kilometer, um uns irgendwelche Klöster anzuschauen und vergessen dabei, dass direkt vor unserer Haustür auch ein berühmtes Kloster liegt, nämlich das Kloster Gonia. Also schnell angezogen und die paar Meter rüber gefahren.
Wir hatten Glück, denn eigentlich wollte der Pope gerade die Pforte schließen, da es mittlerweile kurz vor 12:00 Uhr war, aber netterweise ließ er uns noch rein und wir konnten in aller Ruhe herumschlendern. Von einem Balkon aus hatten wir einen fantastischen Blick über Kolimbari und konnten so noch ein paar schöne Fotos machen. Beim Hinausgehen stießen wir dann noch auf den größten Gummibaum, den wir je gesehen hatten. Wir schossen noch schnell ein Beweisfoto, denn Tom’s Vater hatte immer behauptet, dass sein Gummibaum daheim schon eine beachtliche Größe erreicht hätte – na der wird sich wundern!
Den restlichen Tag nutzten wir noch mal für ein ausgedehntes Sonnenbad. Leider werde ich ganz selten mal braun und normalerweise komme ich über den Status „rot“ nicht hinaus, aber oh Wunder – selbst ich erhielt ein wenig Farbe und zum ersten Mal bekam ich keinen Sonnenbrand…sollte die kretische Sonne etwa mein Ding sein?
Am späten Nachmittag begaben uns noch mal in den Ort runter, um die obligatorischen Souvenirs zu erstehen. Für meine Eltern und selbstverständlich auch für uns, erstanden wir Olivenöl aus Kolimbari. Wir holten aber nur kleine Kanister, da wir die Gepäckfreigrenze nicht überschreiten wollten (im Nachhinein stellte sich natürlich heraus, dass wir noch ca. 4 kg übrig gehabt hätten – typischer Fall von „Dumm gelaufen“). Da wir wussten, dass mein Schwiegervater das Öl nicht würde würdigen können, suchten wir für ihn eine kleine Ikone aus, über die er sich auch riesig gefreut hatte. Für uns erstanden wir auch eine, denn sie würde sich gut zu meinem überdimensionierten Rosenkranz aus Olivenholz machen, den ich vor Jahren von einer Tante geschenkt bekam, die über 40 Jahre bis zu Ihrem Tod als Nonne in Jerusalem lebte. Zu guter Letzt wollten wir auch noch eine Flasche Raki mitnehmen und da der Laden diverse Arten im Angebot hatte, kamen wir nicht über das Probieren herum. Da auch der Inhaber mit dem Probieren nicht zurückstehen wollte, wurde ein mittleres Saufgelage daraus, denn die Pegelstände in den Gläsern wurden immer größer. Am Ende hatte wir alle leicht glasige Augen und dem Herrn fiel das zusammenrechnen unserer Einkäufe recht schwer. Aber ich denke nicht, dass wir übervorteilt wurden…und wenn doch – Schwamm drüber – lustig war’s allemal und ich bin zum ersten Mal alkoholisiert Auto gefahren.
Nach einem erfrischenden Nickerchen begaben wir uns noch mal auf unsere Terrasse, wo mittlerweile auch die anderen Nachbarn saßen und der Abend klang bei nettem Geplauder aus.
Vierzehnter Tag- 07.05.2009
Der letzte richtige Tag auf Kreta brach an und es wollte irgendwie keine richtige Stimmung aufkommen. Und so haben wir den Tag einfach nur vertrödelt mit Lesen, Spielen, Sonnen und Kofferpacken. Wir hatten schon leichte Probleme die Koffer zu schließen, aber letzten Endes gelang uns auch das.
Bis auf die Kosmetika, Schlafklamotten und jene, die wir morgen anzuziehen gedachten, war irgendwann alles in den Koffern verstaut und wir schleppten sie dann schon mal hoch ins Auto.
Aus den letzten Lebensmitteln zauberte ich dann noch ein paar Sandwichs für die Fahrt zum Flughafen und da ich nicht die ganze Wurst verwenden konnte, entschlossen wir uns, unsere Prinzipien über Bord zu werfen und die Katzen damit zu füttern. Ein Festschmaus, welchen ich natürlich fotografisch und filmisch festhalten musste. Alle anderen noch verpackten Reste, wie Nudeln etc. vererbten wir noch den neuen Nachbarn, die vor etwa einer Stunde ankamen.
Als es dämmerte, machten wir uns ein endgültig letztes Mal auf ins Dyktina, um unsere „Henkersmahlzeit“ einzunehmen. Es war wie immer ein himmlisches Mal, welches wir richtig genossen.
Ja und dann legten wir uns zeitig ins Bett, da wir ja am nächsten Morgen früh aus den Federn mussten. Wir brauchten allerdings lange, um einzuschlafen. Wir ließen den ganzen Urlaub noch einmal Revue passieren und waren uns einig, dass es garantiert nicht das erste und letzte Mal sein sollte, dass wir hier waren.
Fünfzehnter Tag-08.05.2009
Heute war es dann leider soweit – der Abflug nahte. Nachdem wir zu menschenunwürdiger Zeit aufgestanden waren (04:00 Uhr), duschten wir uns kurz und tranken noch einen schnellen Kaffee. Wir packten die letzten Kleinigkeiten in unsere Rucksäcke und nach einem letzten Rundgang durchs Haus –wir mussten uns ja vergewissern, nichts vergessen zu haben- fiel dann auch endgültig die Tür hinter uns ins Schloss. Netterweise saß unsere Adoptiv-Mieze vor der Tür, so dass wir uns von ihr verabschieden konnten. Sie war auch die erste der kleinen Tiger, die uns bei der Ankunft begrüßte, so dass wir sie besonders in Herz geschlossen hatten.
Da wir ausgemacht hatten, dass ich die komplette Tour bis nach Heraklio fahren sollte, musste ich mir noch den Autositz zurechtrücken und die Spiegel einrichten. Dies tat ich aber sehr langsam, denn ich wollte den Moment des Abschied-Nehmens irgendwie noch herauszögern. Aber es half ja alles nichts, wir mussten los. Es herrschte totale Stille im Auto und erst, nachdem wir an Chania vorbei waren, fielen die ersten Worte. Ich hatte den sprichwörtlichen Kloß im Hals, mal ganz abgesehen von den Tränen in den Augen und selbst Tom musste zugeben, dass ihm selten ein Abschied so schwer gefallen ist. Dies ist ja wohl ein eindeutiges Zeichen, dass wir, wie so viele andere im Forum, mittlerweile vom Kreta-Virus befallen waren. Aber so eine schwere „Virus-Erkrankung“ lassen wir uns gerne gefallen.
Da wir viel zu früh losgefahren waren und dementsprechend wenig auf der New Road los war, erreichten wir nach zwei Stunden den Flughafen. In aller Ruhe konnten wir den Mietwagen abstellen und gemächlich mit unserem Gepäck in die Schalterhalle gehen. Allerdings mussten wir noch fast eine Stunde warten, bis wir endlich unser Gepäck aufgeben konnten, also ließen wir uns auf einer Bank vor dem Gebäude nieder und frönten ein letztes Mal unserer Vorliebe „Menschen-gucken“.
Ja und irgendwann saßen wir dann in unserem Flieger gen Heimat. Da wir diesmal so schlau waren, unser Kartenspiel mit an Bord zu nehmen, verging die Zeit wortwörtlich wie im Flug.
Pünktlich landeten wir wieder in Düsseldorf und Tom’s Vater sammelte uns ein. Boh, war das kalt in Deutschland…und das Wetter? Naja, es war bescheiden.
Leider wurde ich auch schnell wieder ins Alltagsleben zurückgeholt, denn als ich mein Auto starten wollte, um einkaufen zu fahren, tat sich, außer ein paar seltsamen Geräuschen, nicht wirklich viel. Also riefen wir den ADAC und der nette Mensch machte mir keine große Hoffnung auf eine billige Reparatur. Er schleppte mich dann zum Autohaus und auch dort erntete ich nur mitleidige Blicke. Aber alles im allem bin ich dann doch mit einem blauen Auge davon gekommen – aber da ist eine andere Geschichte…!
Fazit: es war ein wundervoller, erlebnisreicher Urlaub, den wir so im Vorfeld nicht erwartet hatten. Obwohl wir soviel unternommen hatten, war ich doch wunderbar erholt – was auch das Ziel der Übung war, hatte ich doch die Monate vorher Stress en masse. Das war garantiert nicht das letzte Mal, dass wir auf dieser tollen Insel waren. Nur haben wir uns vorgenommen, im nächsten Urlaub nicht an einem Ort zu verweilen, sondern eine Woche in Kolimbari zu verbringen und eine zweite Woche irgendwo im Süden…
Finito!!!!