Der erste Tag in Albanien
15.07.
Wieder früh raus aus dem Zelt, beim Campingwart die Rechnung bezahlt und los ging es Richtung albanischer Grenze. Da wir heute noch in die albanischen Alpen wollten, sind wir über die Stadt Podgorica (Hauptstadt Montenegros) zum Grenzübergang bei Hani Hotit. Der Papierkram hat eine gute halbe Stunde gedauert, man wird registriert, das Auto wird eingetragen usw...Die Grenzer, Polizisten und Zöllner waren alle sehr freundlich, haben uns einen schönen Aufenthalt in Albanien gewünscht...unser erster Eindruck war, die Menschen hier freuen sich über jeden Ausländer, der als Tourist ins Land kommt. Gewundert haben wir uns nur über die vielen "Angestellten" an diesem Grenzübergang, reisen doch nicht viele über diesen Ort ein. Das wir jetzt endlich in Albanien waren, merkten wir daran, das eigentlich nur noch Mercedes-PKW und LKW auf der Straße unterwegs waren. Im nächstbesten Restaurant fragten wir nach eine Geldwechselmöglichkeit und tauschten dann direkt bei dem Besitzer, der ein wenig deutsch und italienisch sprach. Wie sich später herausstellte, war der Wechselkurs vollkommen in Ordnung, wir wurden nicht übers Ohr gehauen. Mit, auf voller Pulle laufender Klimaanlage (bei 40° im Schatten) ging es dann von Hani Hotit aus in die Berge, Richtung Vermosh, einem der abgelegensten Dörfer Albaniens. Nach 13 Kilometern schlechtem Asphalt ging die "Straße" in eine üble Schotterpiste über, auf der es an steilen Anstiegen nur im ersten Gang weiterging. Bei der Bodenfreiheit unseres Autos war höchste Konzentration von Nöten. Auf halber Strecke lag das Örtchen Tamara mit einigen Cafes und sogar Restaurants. Das war zwar in unserem Reiseführer auch so beschrieben, aber in dieser Abgeschiedenheit dann doch unerwartet. Wir haben eine Kaffeestop in einer klimatisierten!! Bar gemacht und uns etwa von der holprigen Fahrt erholt. Knapp 2 Stunden waren wir jetzt schon auf dieser Straße in den Bergen unterwegs und bis zu unseren Tagesziel Vermosh waren es immer noch knapp 40 Kilometer Schotterpiste.....ojeoje. Autos kamen uns bis jetzt noch nicht entgegen. Während einer Pause hat uns ein alter, vollbesetzter Benz überholt, die Scheibe ging runter und ein Mann fragte uns, ob alles OK wäre....hier ist jeder, der eine Panne hat, auf die Hilfe des nächsten Autofahrers angewiesen und es hält auch JEDER. Diese Hilfsbereitschaft ist bei jedem Einheimischen in dieser abgelegen Welt spürbar. Nach 4 Stunden und 68 km sind wir im langezogenen Tal von Vermosh angekommen. Es ging insgesamt über 3 Pässe, der höchste lag auf 1350m. Zwischendurch immer wieder unglaubliche, atemberaubende Ausblicke in die unberührte Natur. Berge, Felsen, Wälder, Wasserfälle, Flüße und, und, und, alles was das Herz eines Naturliebhabers höher schlagen läßt. Wir waren schwer beeindruckt.....
In Vermosh sind wir direkt in die einzige Bar, haben ein eiskaltes Amstel getrunken und nach einem Zimmer gefragt. An der Reaktion der anwesenden Dörfler haben wir sofort gemerkt, viele Touristen kommen hier nicht hoch. Ein junger Mann winkte uns, wir sollten ihm hinterherfahren, es ging durch einen Fluß (war schon spannend), einen Feldweg entlang und ein paar Minuten später sassen wir in der Wohnstube einer albanischen Bergbauernfamilie. Zur Begrüßung gabe es erstmal Raki und Kaffee. Mit unserem Albanisch-Kauderwelsch-Wörterbuch wagten wir erste Gespräche und es stellte sich heraus, daß die Familie im Garten ein Gästehaus mit 4 Zimmern und einem Bad stehen hatte, perfekt! Wir sagten für zwei Nächte zu und wurden für ca. 20:00 Uhr zum Essen bestellt....
Jetzt ging es erstmal in die Dusche und wir ordneten unser Gepäck ein wenig, waren wir doch die letzten drei Nächte auf diversen Campingplätzen. Unsere müden Knochen freuten sich schon auf das schöne Bettchen in einem der gemütlichen Zimmer. Nach einem anschließenden Spaziergang in dieser traumhaften Landschaft in 1000m Höhe (es war trotzdem noch sehr warm dort oben) wurden wir in die Wohnstube der Familie geholt, der ganze Tisch war mit Essen gedeckt , Fleisch, Käse, Joghurt, gebackene Kartoffeln, Brot, Obst, und als Getränke, Bier und selbstgebrannten Raki (obermegalecker), Limo und Wasser....es war so reichlich, daß es unmöglich war, alles zu verspeisen, und wir hatten wirklich ordentlichen Hunger. Das Essen war alles aus eigener Produktion, frisch, deftig und lecker....
Während des Essens waren die Männer der Familie anwesend. Sie waren neugierig, aber nicht aufdringlich, im Gegenteil, sehr, sehr höflich und respektvoll...einfach außergewöhnlich gastfreundschaftlich. Um 22:30 Uhr sind wir dann müde und satt in unser Zimmer, eine Wohltat nach drei Nächten auf der Luftmatratze im Zelt. Unser erster Tag in Albanien ging zu Ende.....mit vielen, tollen Eindrücken von Mensch und Natur....